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Ah. Und du bist eine Unsterbliche geworden?

Sie zögerte. Wenn sie Chaia nicht vertraute, konnte sie den Göttern ebenso gut gleich die Gefolgschaft aufkündigen.

Ja. Huan sagte, ich sei in jedem Falle verdammt, nur weil ich wusste, wie man Unsterblichkeit erlangen kann.

Ich bin ein wenig enttäuscht, dass du dich nicht zuerst mit mir beraten hast.

Das hätte ich auch getan, erwiderte sie aufrichtig, wenn du in der Nähe gewesen wärst und ich dich hätte fragen können. Verzeihst du mir?

Dass du eine Unsterbliche geworden bist oder dass du dich nicht mit mir beraten hast?

Beides.

Wir werden sehen. Du hast weder meine Liebe noch meine Unterstützung verloren. Ich weiß, dass ich dich nicht daran hindern kann, in deine Fähigkeiten hineinzuwachsen, ebenso wenig wie ein Vater sein Kind hindern kann zu wachsen. Bleib mir ergeben, und ich werde dir ergeben bleiben.

Eine Woge der Erleichterung schlug über Auraya zusammen.

Das werde ich.

Glaub nicht, dass es leicht sein wird, warnte er sie. Huan mag es zu schätzen wissen, wenn die Welt simpel und berechenbar ist, aber ihre Ränke und Fallen sind es nicht. Je mächtiger du wirst, Auraya, umso mehr wird sie versuchen, dich zu vernichten. Und umso leichter wird es für dich sein, ihre Pläne zu durchkreuzen. Er hielt inne. Eines solltest du jedoch nie vergessen: Es mag nicht leicht für sie sein, dir Schaden zuzufügen, aber sie kann jenen schaden, die du liebst.

Auraya musste unwillkürlich an Mirar denken. Obwohl er ihr nicht das bedeutete, was Leiard ihr bedeutet hatte, wollte sie dennoch nicht, dass ihm etwas zustieß, weil Huan glaubte, dass ihre Gefühle für ihn sehr stark seien. Glücklicherweise war er in Südithania außerhalb von Huans Reichweite.

Wem könnte Huan sonst noch Schaden zufügen? Unfug? Das wäre schäbig und niederträchtig. Danjin? Auraya mochte ihn, aber er war nicht länger ihr Ratgeber. Ihr Vater? Sie hatte ihn seit Jahren nicht mehr gesehen …

Wie kann ich sie beschützen? Huan kann ihre Gedanken lesen. Sie kann sie finden.

Du kannst sie nicht beschützen, sagte Chaia. Du kannst nur versuchen, Huan keinen Grund zu liefern, den sie benutzen kann, um die anderen Götter dazu zu überreden, zu einem Schlag gegen dich auszuholen. Ich werde … Er brach abrupt ab. Geh wieder zurück, Auraya. Und versuche nicht noch einmal, auf diese Weise zu mir zu sprechen. Geradeso wie du uns reden hören kannst, können wir dich reden hören, und es würde nicht viel dazugehören, deine neue Fähigkeit zu bemerken.

Von einem Augenblick auf den anderen war er fort. Sie kehrte wieder in ihren Körper zurück. Als sie die Augen öffnete, sah sie sich in der Laube um und fühlte sich mit einem Mal einsam.

Das ist also der Preis dafür, etwas zu lernen, von dem die Götter nicht wollten, dass ich es lerne - statt mich selbst in Gefahr zu bringen, muss ich jetzt dafür sorgen, dass ich niemanden liebe, aus Furcht, dass Huan zum Schlag gegen ihn ausholen könnte, um mich zu treffen.

Sie stand auf und begann auf und ab zu laufen. Das ist nicht gerecht!, dachte sie. Dann stieß sie ein bitteres Lachen aus. Meine Güte, ich klinge wie ein Kind.

Aber es war tatsächlich nicht gerecht. Und wenn Huan bereit war, unschuldigen Menschen etwas anzutun, nur um Auraya zu verletzen, dann war sie genauso verachtenswert, wie Mirar es behauptet hatte. Und wenn die anderen Götter ihr zustimmten? Auraya stieß einen heftigen Seufzer des Entsetzens aus. Dann bin ich verdammt. Ithania ist verdammt.

Ein leises Wimmern unterbrach Aurayas Gedankengang. Als sie aufblickte, sah sie, dass Unfug sie beobachtete, die Augen groß und dunkel und mit zitternden Schnurrhaaren. Sie spürte Angst und Sorge bei ihm. Ihr ohnmächtiger Zorn verebbte, und sie ging zu dem Veez hinüber, um ihn zu streicheln und tröstende Worte zu murmeln.

Lügen, schoss es ihr durch den Kopf. Ich fürchte, es ist nicht alles in Ordnung, Unfug. Aber eines ist wahr: Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand dir Böses tut.

Das Kreischen der Vögel hallte über die Stadt, und Götterdiener Teroan fluchte leise vor sich hin. Er hatte sich wieder einmal verspätet. Obwohl es möglich war, dass die Vogelausbilder den Zeitpunkt für den Übungsflug ihrer Tiere falsch gewählt hatten, war es doch eher unwahrscheinlich.

So wahrscheinlich wie eine Fehleinschätzung des Zeitpunkts für den Sonnenaufgang, sagte er sich. Der Ergebene Götterdiener Cherinor hat mehr Sonnenuhren als jeder andere in Avven.

Es hieß, der Mann, der das Kommando über die Stadt und die Vögel innehatte, habe seinen Favoriten sogar dazu ausgebildet, zu jeder vollen Stunde zu rufen. Und dass sein Gehilfe einen Zeitplan für Cherinor verwaltete, der auf die Minute durchgeplant war. Und dass Cherinor nicht schlafe.

Ich bezweifle, dass er die Freuden eines langen Bads oder eines ausgiebigen Gesprächs zu schätzen weiß, dachte Teroan säuerlich. Und wenn er es tut, wette ich, dass jede Minute genau organisiert ist, um sicherzustellen, dass keine Zeit verschwendet wird.

Der Pfad zu den Bädern war steil, und als Teroan den Eingang erreichte, keuchte er vor Anstrengung. Er hielt inne, um Atem zu schöpfen. Der Ausblick hier war schön, und es war eine Schande, dass die Bäder so wenige Fenster hatten. Wahrscheinlich musste verhindert werden, dass die warme Luft nach außen abfloss.

Von der Tür aus konnte er den größten Teil der Stadt sehen. Die Häuser von Klaff hatten die gleiche Farbe wie die Klippen. Die Hauptstraße schlängelte sich durch die Stadt und durch das Tal, bevor sie einen geraden Verlauf annahm und in der Ferne immer schmaler wurde. Irgendwo am Ende dieser Straße lagen Glymma und das Sanktuarium.

Als er hierhergeschickt worden war, hatte er sein Pech verflucht. Die Hauptstädte von Mur und Dekkar waren Dörfer im Vergleich zu der avvenschen Hauptstadt, und verglichen mit ihnen war Klaff nur ein erbärmlicher Weiler. Die Schauspieltruppen, deren Aufführungen er sich so gern angesehen hatte, verirrten sich niemals hierher. Wein oder alle anderen Delikatessen und Luxuswaren, die er begehrte, musste er zu hohen Kosten aus Glymma bestellen, und seine Frau beklagte sich ständig über den Lärm der Vögel. Sein einziger Trost waren die Bäder. Sie waren genauso gut wie die im Sanktuarium von Glymma, wenn nicht sogar besser.

Die Hügel rund um die Stadt waren durchsetzt von Höhlen, und manche davon enthielten Quellen. Das Wasser war nicht so rein wie das im Sanktuarium, aber die Einheimischen behaupteten, die rotbraune Färbung komme von einem Mineral, das der Gesundheit zuträglich sei. Das Mineral wurde aus dem Trinkwasser herausgefiltert und in ganz Südithania als verjüngender Schlamm verkauft, mit dem man sich die Haut bemalen konnte.

Nicht allzu weit über ihm kreisten Vögel, deren Kreischen ohrenbetäubend war. Er zuckte zusammen und wandte sich wieder zu der Tür um. Manchmal konnte er nicht umhin, seiner Frau recht zu geben. Es war kein angenehmes Geräusch.

Ein Domestik begrüßte Teroan, machte das Zeichen der Götter über seiner Brust und führte ihn dann einen vertrauten Flur hinunter. Die meisten Türen, an denen sie vorbeikamen, waren mit Vorhängen bedeckt, aber einige waren unverhüllt. In diesen Räumen konnte er fast nackte Sklaven sehen, die die Wände abschrubbten. Ein scharfer Geruch drang an seine Nase und trieb ihm Tränen in die Augen. Er fragte sich, wie die Sklaven das ertrugen.

Der Domestik blieb an einer Tür stehen und bedeutete Teroan einzutreten. Der Raum, in den er jetzt kam, war vor kurzem gesäubert worden. Teroan fand, dass es eine Schande war, da die Muster, die der grüne Moder gebildet hatte, ihm die Illusion vermittelt hatten, irgendwo inmitten eines Waldes in einem natürlichen Teich zu baden.