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Es ist ihr verboten, in dieser Schlacht zu kämpfen, erklärte Huan ihm.

Selbst wenn wir verlieren?, fragte Teel.

Selbst dann. Dies soll eine Warnung für die Pentadrianer sein, dass es jedes Mal, wenn sie zum Schlag gegen Zirkler ausholen, eine Vergeltung geben wird. Die Botschaft muss von zirklischen Kämpfern kommen. Wenn Auraya kämpft, wird es den Anschein haben, als stecke sie dahinter.

Aber sie ist ebenfalls eine Zirklerin.

Sie ist nicht die von uns gewählte Waffe der Vergeltung. Wie sollen die Pentadrianer lernen, gewöhnliche Zirkler zu respektieren, wenn sich keine gewöhnlichen Zirkler gegen sie erheben und kämpfen?

Ich verstehe.

Du bist ein gutes Vorbild für dein Volk, Teel. Du bist ergeben und gehorsam.

Auraya spürte Teels Stolz.

Ich werde tun, was immer du von mir verlangst.

Das weiß ich, Teel. Dein Herz ist wahrhaftig. Von allen Siyee-Priestern bist du der vielversprechendste. Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen wirst.

Auraya verdrehte die Augen. Der junge Mann war ohnehin schon allzu überzeugt von seiner eigenen Wichtigkeit. Es war nicht nötig, dass Huan sein Selbstbewusstsein und seinen Stolz noch weiter aufblähte. Während die beiden weitere Schmeicheleien und Treuebekundungen austauschten, stieg in Auraya eine schwache Übelkeit auf.

Dies ist einer der Götter, die ich früher einmal vorbehaltlos geliebt habe?, überlegte sie. Es war schrecklich zu entdecken, dass Huan mich hasst und mich tot sehen will, aber das hier ist widerwärtig. Sie verwandelt ihn in einen blinden Fanatiker. Er wird sich wahrscheinlich so sicher sein, dass sie ihren kleinen Favoriten beschützt, dass er sich Hals über Kopf in die Schlacht stürzen und dabei den Tod finden wird.

Seufzend drehte sie sich auf die Seite. Ich liebe die Götter nicht mehr in gleicher Weise. Wenn ich sterbe, sollte Chaia besser derjenige sein, der meine Seele annimmt. Ich denke, wenn ich die Wahl hätte, von Huan angenommen zu werden oder meine Seele für alle Zeit zu verlieren, würde ich mich für Letzteres entscheiden.

Das war eine schreckliche Gotteslästerung, das wusste sie, aber diesmal lief ihr dabei kein Angstschauer über den Rücken.

19

Ellas Zirk lag säuberlich gefaltet neben ihr. Über ihrem weißen Kleid trug sie den Reisemantel, den die einheimischen Frauen bevorzugten. Sie trug ihn, wie die Mode es vorschrieb: lose um die Schultern geschlungen. Außerdem konnte man das Kleidungsstück anheben, um bei Regen den Kopf zu bedecken oder um es sich um den Oberkörper zu wickeln, wenn man fror, aber Danjin hatte weder das eine noch das andere bisher bei ihr gesehen. Seit ihrer Abreise aus Chon hatten sie nur trockene Sommertage erlebt. Während der Fahrt im Plattan saß Ella Yem gegenüber, dem ältesten Sohn des Anführers des Dreggerclans. Der junge Mann war hager und muskulös wie die meisten Krieger, und er war intelligent und besaß großen politischen Scharfblick. Außerdem war Danjin aufgefallen, dass sich Yem Dienern gegenüber ungewöhnlich mitfühlend benahm, und aus diesem Grund war es eigenartig, dass man ihn zu ihrem Führer bestellt hatte.

Dunwegische Krieger erwarteten Ergebenheit von ihren Dienern. Es gab kein Gesetz, das einen Diener daran hinderte, ein Haus zu verlassen; er oder sie konnte sogar versuchen, andernorts eine Anstellung zu finden, obwohl das schwierig war, da die meisten Clans reichlich Diener hatten und nur wenige Krieger jemanden einstellen würden, der sich zuvor als treulos erwiesen hatte, indem er einem anderen Krieger den Dienst aufgekündigt hatte.

Was die Pentadrianer getan hatten, als sie die »Flucht« von Dienern ermöglichten, könnte eine allgemeine Rebellion der Dienerschaft gegen die Krieger auslösen. Danjin hatte erwartet, dass I-Portak Ella einen Mann an die Seite stellen würde, der sich Dienern gegenüber weniger freundlich zeigte. Jemanden wie Gim, ihren letzten Gastgeber.

Der andere Reisende in dem geschlossenen Plattan war Gillen Schildarm, der hanianische Botschafter. Während der langen Stunden, die Danjin und Ella in Chon gewartet hatten, hatte Gillen sie mindestens einmal am Tag besucht und sie mit Geschichten oder Brettspielen unterhalten. Jetzt tat er das Gleiche, wobei er das kleine Spiel benutzte, das Silava Danjin eingepackt hatte. Manchmal machte es den Anschein, als würden sich in dem Plattan einzig Danjin und Gillen miteinander unterhalten, und in diesen Gesprächen ging es stets um irgendein Spiel.

Danjin vermutete, dass Gillen sich nur deshalb als ihr Begleiter für diesen Ausflug angeboten hatte, weil er sich in Chon langweilte. Ella hatte sein Angebot mit Freuden angenommen, weil er mehr über die dunwegischen Sitten und die jüngere Politik wusste als Danjin. Ella verbrachte den größten Teil ihrer Zeit damit, ins Leere zu schauen und den Gedanken der Männer zu lauschen, die sie suchten. Yem schwieg derweil und sprach nur, wenn jemand das Wort an ihn richtete. Danjin war überzeugt davon, dass Yems Schweigsamkeit nichts mit Überheblichkeit zu tun hatte, sondern eher ein Zeichen für die Unsicherheit des jungen Mannes war. Er war wahrscheinlich eingeschüchtert von Ella oder vielleicht auch einfach die Art Mensch, die lieber zuhörte, als zu reden.

Yem und Gillen wussten nicht so viel über den Grund ihrer Reise wie Danjin. Während des Essens in Gims Haus hatte Ella die ängstlichen Gedanken von Ton aufgefangen, einem Dienstboten, der plante, seinen Herrn zu verlassen. Der Mann traf sich nun seit einiger Zeit mit einem sennonischen Gewürzhändler. Der Händler hatte ihm erklärt, dass dunwegische Diener kaum mehr seien als Sklaven, und er hatte von einem Ort gesprochen, an dem alle Menschen gleich waren und alle Arbeiten untereinander geteilt wurden. Einem Ort im Süden von Dunwegen.

Ein Besuch auf dem Markt hatte Ellas Verdacht bestätigt. Einer der Gewürzhändler war ein sennonischer Pentadrianer, der Anweisung hatte, mögliche dunwegische Konvertiten aus Chon hinauszubringen. Bedauerlicherweise wusste er nicht, wo er sie hinschickte, aber durch ihn hatte Ella den Geist des flüchtigen Dieners, Ton, gefunden.

Wie sie gehofft hatte, hatte Ton soeben die Reise angetreten, die ihn in die Zuflucht für Dienstboten führen sollte. Von diesem Tag an war er zwischen verschiedenen Männern und Frauen herumgereicht worden, die sich um ihn kümmerten - wobei keiner von ihnen wusste, wo diese Zuflucht lag. Es war ein sorgfältig geplantes System mit dem Ziel, das Aufspüren der Pentadrianer zu erschweren.

Es war schwer, aber nicht unmöglich, hatte Ella gesagt. Sie brauchte lediglich dem Diener zu folgen. Obwohl er die meiste Zeit über nicht wusste, wo er war, konnte sie seinen Aufenthaltsort von den Menschen in seiner Nähe erfahren.

Durch die offene Türlasche sah man jetzt nichts als die Wipfel hoher Bäume. Die Straße war aus den steilen Hängen des Berges südlich von Chon gehauen worden. Wenn Danjin sich etwas vorgebeugt und hinabgesehen hätte, was er tunlichst vermied, hätte er unter ihnen einen Hang betrachten können, der einem senkrechten Absturz näher kam, als seinem Wohlbefinden zuträglich sein konnte.

Ella gab einen leisen, unzufriedenen Laut von sich, und er wandte sich zu ihr um. Sie schüttelte den Kopf.

»Was ist los?«, fragte er.

»Sie haben ihn allein weitergeschickt. Er hat keine Ahnung, wo er hingeht.« Sie runzelte die Stirn und sah Yem an. »Lass uns die Karte zu Rate ziehen.«

Der junge Mann zog einen hölzernen Zylinder heraus und öffnete ihn. Aus dem Zylinder entnahm er eine Rolle dünnen Leders, das mit tätowierten Bildern und Linien bedeckt war. Er hatte ihnen erzählt, dass es sich um Menschenhaut handele. Der Krieger, der die Karte geschaffen hatte, war jahrelang durch Dunwegen gereist und hatte seine Karte sorgfältig in den Rücken seines ergebensten Dieners geritzt. Seit Danjin diese Geschichte gehört hatte, hatte er alles in seiner Kraft Stehende getan, um die Karte nicht berühren zu müssen.