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Die Syndiks besitzen diese Technologie nicht, deshalb verfügt das System über eine Selbstzerstörungsautomatik. Im Grunde genommen so wie bei den Hypernet-Schlüsseln der Allianz.

Bei denen wollen wir auch nicht, dass sie dem Feind in die Hände fallen.«

»Ist es schon mal zu einer Selbstzerstörung gekommen, wenn die gar nicht stattfinden sollte?«

»Nicht dass ich wiisste. Die Waffenabteilung hat uns versichert, dass das nicht passieren kann, deshalb machen wir uns da auch keine Sorgen.« Desjani sagte das mit todernster Stimme, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen, weil sie wusste, wie absurd ihre Aussage war. Zwar sollten Angaben der Waffenabteilung die Realität wiedergeben, aber jeder Matrose wusste aus Erfahrung, dass er sie besser als Fantastereien behandelte, solange der praktische Umgang mit den Waffen nicht einen Beweis für die Behauptung erbrachte.

Geary konnte nur mit Mühe verhindern, nicht laut zu lachen. »Natürlich nicht.« Auf seinem Display leuchtete die Mitteilung auf, dass Colonel Carabalis Plan eingegangen war.

Er überflog ihn und warf zwischendurch immer wieder einen kurzen prüfenden Blick auf sein Display, damit er nicht irgendetwas Unerwartetes übersah.

Der Plan für die Marines war denkbar einfach gehalten und griff auf Teams von allen vier Schlachtschiffen zurück, die die Hilfsschiffe begleiteten, die wiederum auf direktem Weg zur Verlustflotte waren, in deren Mitte sich die Audacious befand.

Die meisten dieser Marines hatten das Allianz-Schiff zum Ziel und benutzten für ihren Einsatz alle Shuttles, die auf den Schlachtschiffen und auf Captain Cresidas Schlachtkreuzern zur Verfügung standen. Außerdem sollte jedes Enterteam der Hilfsschiffe von einem kleinen Trupp Marines begleitet werden, der nach Sprengfallen suchte und Ausschau hielt, ob sich nicht doch ein fanatischer Syndik an Bord befand, der für seine Überzeugung sterben und möglichst viele Gegner mit in den Tod nehmen wollte.

Plötzlich hielt er inne. »Mir war gar nicht aufgefallen, dass die Syndiks die Audacious evakuiert haben«, sagte er zu Desjani.

Sie überprüfte ihr eigenes Display, um zurückliegende Informationen aufzurufen, dann nickte sie. »Sie haben das Schiff verlassen, als die anderen Syndiks die Reparaturschiffe aufgaben. Darum ist das nicht aufgefallen. Aber wenn Sie sich die Aufzeichnungen ansehen, können Sie es deutlich erkennen. Die Anzeigen der Audacious haben sich aber nicht verändert, also haben sie zumindest nicht die Atmosphäre entweichen lassen.«

»Wollen wir hoffen, dass dadurch die ganze Sache einfacher wird.« Er kennzeichnete den Plan als genehmigt und schickte ihn zurück. Auch wenn er den Marines gesagt hatte, sie müssten seine ausdrückliche Zustimmung nicht abwarten, waren die Soldaten prinzipiell glücklicher, wenn Entscheidungen Schwarz auf Weiß ergingen.

Zehn Minuten später — Geary hielt nach wie vor Ausschau nach der sie verfolgenden Streitmacht und spürte, wie sich durch die wachsende Anspannung Druck in seinem Kopf auf-baute — ging eine andere Warnung ein, diesmal eine Mitteilung von höchster Priorität. Nur mit Mühe unterdrückte er ein Aufstöhnen, als er die Ident-Markierung des Absenders sah. Captain Casia von der Conqueror, eine der größten Nerven-sägen unter den Senioroffizieren, und ausgerechnet mit ihm sollte er sich jetzt abgeben. Andererseits konnte es sich ja tatsächlich um etwas Wichtiges handeln. Da die Meldung von Casia kam, war das zwar äußerst unwahrscheinlich, dennoch konnte er den Mann nicht einfach ignorieren. Er nahm die Meldung an, und prompt tauchte ein Fenster auf, das Casias irritierte Miene zeigte. »Captain Geary«, begann er mit bedeu-tungsschwangerer Stimme, »ich wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass Marines, die meinem Schiff zugeteilt sind, bei einer Rettungsaktion mutmaßlicher Allianz-Gefangener mitmachen sollen, die von den Syndiks auf dem Wrack der Audacious festgehalten werden.«

Geary warf einen Blick auf die Position der Conqueror. Zehn Lichtsekunden entfernt. Keine allzu lästige Verzögerung, auch wenn die Unterhaltung selbst vermutlich dafür umso entnervender sein würde. »Das ist korrekt, Captain Casia«, gab er formal zurück und wartete ab, mit welchem Problem der Mann ihn diesmal behelligen wollte.

»Mir wurde auch mitgeteilt, dass die beteiligten Marines nicht unter Aufsicht des Flottenkommandos aktiv werden«, knurrte Casia.

Er sah den Captain verdutzt an. »Das trifft nicht zu, Captain Casia. Ich habe das Kommando über Colonel Carabali, die wiederum die Marines meinen Befehlen entsprechend ein-setzt.«

Zwanzig Sekunden später wirkte Casias Miene noch irritierter. »Vielleicht wurde die Aufsicht über die Marines vor dem Krieg lascher gehandhabt, aber ich rede von dem routinemäßigen Vorgehen, dass Flottenoffiziere die jeweiligen Marines beaufsichtigen, die einen Entervorgang durchführen.«

»Was?« Die Kommando- und Kontrollsysteme erlaubten hochrangigen Offizieren, alles mitverfolgen zu können, was jeder einzelne Marine bei einem Einsatz tat — eine Möglichkeit, die Geary je nach Gelegenheit als durchaus nützlich empfand, die aber üblicherweise nur ablenkte und damit zu ge-fährlich war. Er schaltete die Komm-Leitung stumm und drehte sich leicht, um Desjani anzusehen. »Captain Desjani, stimmt es, dass Flottenoffiziere routinemäßig den Marines über die Schulter schauen, wenn die ein Schiff entern?«

Sie verdrehte ungläubig die Augen. »Wer hat denn das jetzt zum Thema gemacht?«

»Captain Casia.«

»Ja, das passt zu ihm, Sir«, fügte sie hastig an, als sei ihr gerade erst wieder eingefallen, dass sie mit ihrem Floltenkom-mandanten redete. Sie seufzte, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und antwortete dann mit monotoner Stimme:

»Diese Routine, Marines beim Entern eines Kriegsschiffs zu überwachen, existierte schon, als ich zur Flotte kam.«

»Zu welchem Zweck?«

»Man fürchtet, dass Marines auf einem fremden Schiff auf irgendeinen fälschen Knopf drücken und das ganze Schiff oder zumindest irgendwelche wichtigen Systeme hochgehen lassen.«

»Gehe ich recht in der Annahme, dass die Marines den ausdrücklichen Befehl haben, irgendwelche Knöpfe nur dann zu drücken, wenn sie genau wissen, was sie da tun?«, fragte er.

Sie reagierte mit einem Schulterzucken. »Natürlich haben sie den ausdrücklichen Bef ehl, nichts anzufassen, was sie nicht kennen, Sir. Aber es ändert nichts daran, dass sie nun mal Marines sind.«

In dem Punkt musste er ihr zustimmen. Tausende von Jahren technologischer Entwicklung hatten noch keinen Ausrüs-tungsgegenstand hervorgebracht, der so narrensicher war, dass ein Marine oder ein Matrose nichts falsch machen oder ihn nicht kleinkriegen konnte. Das war auch einer der Haupt-gründe, warum kein Chief Petty Officer der Flotte und kein Marines-Sergeant um seinen Job fürchten musste, da die wesentliche Aufgabe dieser Dienstgrade darin bestand, die Untergebenen bei jeder sich passenden Gelegenheit anzu-brüllen: »Fasst nichts an, solange ich euch das nicht ausdrücklich gesagt habe!« Da aber die Marines ihre Sergeants hatten, war Geary nicht klar, welchen Zweck ein Flottenoffizier er-füllen sollte, wenn man die Marines über die mitgeführten Kameras überwachen konnte. »Über welchen Dienstgrad reden wir hier? Für diejenigen, die die Marines beaufsichtigen sollen?«

»Die Befehlshaber der Schiffe«, gab sie im gleichen Tonfall zurück.

»Sie machen Witze.«

»Nein, Sir.«

»Und wer soll das Schiff befehligen, während der Commander den Marines hinterherläuft?«

Desjani verzog den Mund zu einem verbitterten Lächeln.

»Die Frage hatte ich Admiral Bloch auch gestellt, als ich das letzte Mal den Befehl erhielt, einem Marine über die Schulter zu schauen, als der mit seinem Trupp ein Syndik-Kriegsschiff enterte. Admiral Bloch erwiderte, er sei fest davon überzeugt, dass ein Offizier mit meinen Fähigkeiten und meiner Erfahrung mühelos in der Lage ist, beides gleichzeitig zu erledigen.«