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»Wie lange noch, bis da alles hochgeht?«, wollte Desjani wissen.

»Unmöglich zu sagen, Captain. Es könnte halten, bis sie die Abschaltung vorgenommen haben, es kann aber auch schon längst passiert sein, und wir haben nur noch nicht das Licht davon gesehen.«

Desjani sah Geary ernst an. Er nickte, weil er wusste, was zu tun war. Jedes Schiff, das sich der Warrior näherte, um die dort festsitzenden Crewmitglieder zu retten, riskierte, von der Explosion erfasst zu werden. »Wen wollten Sie für die Bergung der Crew empfehlen?«

»Die Schiffe des Zwanzigsten Zerstörergeschwaders«, antwortete sie prompt. »Die sind noch dicht beieinander, und sie befinden sich in einer guten Position. Aber die Warrior ist vom Kampfgeschehen abgedriftet, nachdem sie getroffen wurde.

Oder besser gesagt: Das Kampfgeschehen hat sich von ihr fort verlagert, und sie hat sich nicht mehr von der Stelle gerührt.

Unsere Zerstörer werden gut eine halbe Stunde benötigen, um dorthin zu gelangen und sich an die Geschwindigkeit des Wracks anzupassen.«

»Okay.« Geary tippte auf seine Kontrollen und überlegte, was er am besten sagen sollte. »An das Zwanzigste Zerstörergeschwader: Crewmitglieder der Warrior sitzen an Bord ihres Schiffs fest. Der Antrieb des Schiffs fluktuiert unkontrolliert und kann jeden Moment hochgehen. Ich bitte um Mitteilung, welche Ihrer Zerstörer sich freiwillig melden, um sich der Warrior zu nähern und eine Rettung der Uberlebenden zu versuchen.«

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, auch wenn ihm die Zeit bis dahin wie eine Ewigkeit vorkam. »Sir, hier spricht Lieutenant Commander Pastak von der Gavelock. Freiwillig melden sich Arabas, Balta, Dao, Gavelock, Kururi, Sabar und Wairbi. Alle Schiffe begeben sich mit maximaler Beschleunigung zur Warrior.«

Geary überprüfte die Anzeige auf dem Display und stellte fest, dass jeder überlebende Zerstörer des Geschwaders sich freiwillig gemeldet hatte. »Sorgen Sie dafür, dass ich das nicht vergesse«, raunte er Desjani zu.

»Das werde ich machen«, versicherte sie ihm. »Hatten Sie irgendetwas anderes erwartet?«

»Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich verdammt stolz bin, diese Flotte befehligen zu dürfen.«

»Geschätzte Zeit bis zum Eintreffen der Zerstörer bei der Warrior beträgt dreiundzwanzig Minuten«, meldete der Steuer-Wachhabende.«

»Versuchen Sie, den Überlebenden der Warrior eine Nachricht zukommen zu lassen, dass die Zerstörer auf dem Weg zu ihnen sind.«

»Jawohl, Sir. Wir stehen jetzt mit den Rettungskapseln in Verbindung, die von der Warrior gestartet wurden, und werden versuchen, über sie mit dem Schiff in Kontakt zu treten.«

Geary nickte fast gedankenverloren, da er sich unwillkürlich vorstellte, was sich in diesen Sekunden an Bord der Warrior abspielen musste. Die wenigen Matrosen, die an der An-Iriebseinheit arbeiten konnten, versuchten alles, um sie unter Kontrolle zu bekommen, während die anderen in den Ruinen des Schiffs auf die Rettung oder auf den Tod warteten. »Befindet sich Commander Suram in einer der Rettungskapseln?«, fragte er, ahnte aber längst die Antwort darauf.

»Nein, Sir. Der ranghöchste Offizier in den Kapseln ist ein Lieutenant Rana, der schwere Verletzungen davongetragen hat.«

Während er die Symbole auf seinem Display betrachtete, welche die Rettungskapseln darstellten, die mit hoher Geschwindigkeit die Warrior verließen, kam es ihm mit einem Mal vor, als würde er das alles wie aus weiter Ferne miterleben.

Er fühlte sich wie betäubt, weil dieser Tag so viele Opfer gefordert hatte. Rettungskapseln waren so konstruiert, dass sie von ihrem Schiff förmlich weggeschossen wurden, da man davon ausging, dass es von entscheidender Bedeutung war, möglichst schnell das Schiff hinter sich zu lassen und in eine sichere Entfernung zu gelangen. In diesem Fall war die Annahme besonders zutreffend. »Wie lange noch, bis die Rettungskapseln die Gefahrenzone verlassen haben?«

»Fünf Minuten, Sir. Die Schätzung basiert auf dem mitge-teilten Zustand des Antriebs und auf den Werten, die wir empfangen.«

Sieben Minuten später — die Zerstörer des Zwanzigsten Geschwaders waren noch immer sechzehn Minuten von ihrem Ziel entfernt — beobachtete Geary, wie das Bild der Warrior sich zu einer unregelmäßigen Form aus Licht und Trümmern veränderte. Er bestätigte, dass die Rettungskapseln weit genug entfernt waren, um die Schockwelle der Explosion un-beschadet zu überstehen. Dann kniff er die Augen zu, atmete tief durch und rief die Gavelock. »Lieutenant Commander Pastak, ändern Sie bitte den Kurs, um die Rettungskapseln der Warrior zu bergen. Die waren noch nicht weit von ihrem Schiff entfernt, und die Druckwelle des explodierenden Antriebs könnte etliche von ihnen beschädigt haben. Ich danke Ihnen allen für Ihre Bemühungen.«

Pastaks ernste Bestätigung traf wenige Minuten später ein, dann lehnte Geary sich zurück und schloss abermals die Augen.

»Sir?«, flüsterte Desjani ihm zu.

Er schüttelte den Kopf, um ihr klarzumachen, dass er sich nicht unterhalten wollte. Einen Moment später spürte er, wie sie die Hand um sein Handgelenk legte und ihn eine Sekunde lang fest drückte, um ihm wortlos Trost zu spenden. Dann nahm sie ihre Hand wieder weg. Sie wusste, wie er sich fühlte, und aus irgendeinem Grund machte das das Ganze ein wenig erträglicher.

Fünf

Geary seufzte, als die Anspannung durch die Sorgen um die anstehende Schlacht den Schmerzen wich, die die Nachwirkungen der Konfrontation verursachten. Er fühlte sich tod-müde, als hätte er eine ganze Woche lang ununterbrochen auf der Brücke der Dauntless zugebracht, nicht bloß knapp einen Tag.

»Der Syndik-Wachposten ist immer noch gut dreißig Lichtminuten vom Hypernet-Portal entfernt«, meldete eine erschöpfte Captain Desjani. »Wenn sie ihre Geschwindigkeit beibehalten, dann werden sie es in rund viereinhalb Stunden erreicht haben.«

»Gut.« Geary rieb sich die Augen und schaute wieder auf sein Display. Diese Syndik-Schiffe waren inzwischen fast zwei Lichtstunden von der Allianz-Flotte entfernt. Wären sie deutlich näher gewesen, hätte er sich wohl Sorgen machen müssen, sie könnten einen Selbstmordangriff gegen die Dauntless oder gegen die Hilfsschiffe unternehmen. Doch bei dieser Entfernung dauerte es fast einen Tag, ehe sie in die Nähe der Flotte zu gelangen vermochten. »Ich würde sagen, wir können uns später immer noch überlegen, was wir mit ihnen machen werden.«

Für den Augenblick mussten sie sich um diese Syndiks keine Gedanken machen, da sie eindeutig in der Nähe des Hypernet-Portals bleiben würden — wie schon beim letzten Mal, als die Allianz-Flotte sich hier aufgehalten hatte. Das Portal lag gut zweieinhalb Lichtstunden an Backbord, während die bewohnte Welt des Systems auf der anderen Seite der Sonne ihre Bahnen zog und gut zweieinviertel Lichtstunden entfernt war. Die dortigen militärischen Einrichtungen stellten für die Allianz-Flotte keine Bedrohung dar, es sei denn, sie kamen dieser Welt zu nahe. Aber diese Absicht hegte Geary ganz, sicher nicht.

Von diesen beiden Faktoren abgesehen, nahm die Syndik-Präsenz rapide ab, während das Licht der jüngsten Konfrontation die verschiedenen Regionen des Lakota-System erreichte: Handelsschiffe suchten Zuflucht, wo sie nur konnten, Kolonien und Bergbauminen auf den äußeren Planeten wurden geschlossen, als die Bevölkerung in die Bunker geschickt wurde. Da die Menschen daran gewöhnt waren, dass Allianz-Streitkräfte die Welten der Syndiks bombardierten, erwarteten sie von der siegreichen Flotte in ihrem System automatisch das Schlechteste. Dazu würde es zwar nicht kommen, aber Geary stand jetzt nicht der Sinn danach, das diesen Leuten zu erklären.