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»Oder«, sagte Desjani mehr zu sich selbst, »weil der Exekutivrat der Syndiks ihren Untergebenen ganz bewusst nicht eingeweiht hat, damit er den Befehl ausführt, ohne von den möglichen Folgen seiner Tat abgeschreckt zu werden.«

Geary hatte das ungute Gefühl, dass Desjani mit ihrer Überlegung richtig lag. Die Syndik-Führung wollte sicherstellen, dass die Allianz-Flotte nicht das Hypernet-Portal benutzen konnte, also dürften sie ihren eigenen Commander im Dun-keln gelassen haben, da er sich sonst vielleicht gegen eine Zerstörung des Portals entschieden hätte, um nicht die eigene Flotte aufs Spiel zu setzen.

»Folglich«, fuhr Rione fort, als hätte Desjani gar nichts gesagt, »geht dieser Commander auf Nummer sicher, da er fürchtet, diese Flotte könnte wieder irgendetwas unternehmen, das eigentlich unmöglich ist.«

Er drehte sich zu ihr um. »Die Syndiks gehen auf Nummer sicher, weil sie glauben, dass diese Flotte Unmögliches voll-bringen kann?«, fragte er.

»Geben Sie nicht mir die Schuld«, erwiderte sie und warf ihm einen kühlen Blick zu. »Sie sind derjenige, der immer wieder aufs Neue Unmögliches leistet.«

Mit Rione diskutieren zu wollen, wäre so sinnlos wie immer, also versuchte er es gar nicht erst. Stattdessen überlegte er kurz und rief dann die Furious. »Captain Cresida, können Sie mir eine Schätzung geben, wie lange die Syndiks benötigen werden, um das Hypernet-Portal zusammenbrechen zu lassen?«

Sekunden später tauchte Cresidas Bild auf dem Display auf.

»Einen Augenblick, Sir«, sagte sie, nickte kurz und studierte irgendwelche Anzeigen. »Vorausgesetzt, sie feuern im gleichen Tempo weiter und zerstören die Portaltrossen im gleichen Rhythmus wie bisher, dann dürfte das Portal in zwanzig bis dreißig Minuten unkontrolliert zusammenbrechen. Leider kann ich Ihnen keine genaueren Zahlen liefern, weil das Ganze reine Theorie ist. Wir haben nicht genug Daten da-rüber, was sich exakt beim Kollaps eines Portals abspielt, daher kann ich nur grob schätzen.«

Zwanzig bis dreißig Minuten. Und das Portal war mehr als zweieinhalb Lichtstunden entfernt. »Dann ist es vermutlich schon vor zwei Stunden zusammengebrochen.«

Wieder verstrichen einige Sekunden, dann nickte Cresida bestätigend. »Ja, Sir.«

»Gibt es eine Möglichkeit, das Ausmaß der Energieentladung zu schätzen, bevor wir davon getroffen werden?«

»Die Energiewelle wird sich mit Lichtgeschwindigkeit nach außen bewegen, Captain Geary.« Cresida schüttelte den Kopf.

»Wir werden es erst wissen, wenn wir getroffen werden. Was in zwanzig Minuten der Fall sein könnte.«

Es blieb ihnen nur sehr wenig Zeit um zu reagieren. Geary wirbelte zu Desjani herum. »Berechnen Sie einen Kurs, der uns so weit wie möglich vom Hypernet-Portal wegbringt!«

Während sie sich an die Arbeit machte, widmete er sich seinem Display und erkannte, dass ihm bei der momentanen Ver-teilung seiner Schiffe keine Zeit mehr blieb, um sie neu zu positionieren.

»Nach Backbord eins vier null Grad, nach unten eins zwei Grad«, meldete sie.

Geary betätigte die Komm-Taste, um sich an die gesamte Flotte zu wenden. »An alle Einheiten der Allianz-Flotte: Sofort Kursänderung vornehmen. Alle Schiffe nach Backbord eins vier null Grad drehen, nach unten eins zwei Grad, und beschleunigen Sie auf 0,1 Licht. Ich wiederhole: Alle Schiffe nach Backbord eins vier null Grad drehen, nach unten eins zwei Grad, und beschleunigen Sie auf 0,1 Licht. Die Syndik-Wachflotte hat das Hypernet-Portal in diesem System kollabieren lassen, was eine Energieentladung von unbekanntem Ausmaß nach sich ziehen wird. Diese Entladung kann theoretisch das Ausmaß einer Nova erreichen. In eins fünf Minuten beenden alle Schiffe ihre Beschleunigung und drehen sich, sodass sie mit dem Bug in Richtung Hypernet-Portal zeigen. Verstärken Sie die Bugschilde auf maximale Leistung, und treffen Sie alle denkbaren Vorbereitungen für die Schadenskontrolle und mögliche Reparaturen.«

Er ließ sich in seinen Sessel sinken, während Desjani ihre Befehle erteilte und die Dauntless auf einen neuen Kurs einschwenkte, wobei die Maschinen so gefordert wurden, dass die Trägheitsdämpfer vor Anstrengung aufheulten. »Captain Desjani«, wollte Geary wissen, »kann dieses Schiff den Energieausstoß einer Nova aushalten, wenn es sich in dieser Entfernung zur Quelle befindet?« Er war sich ziemlich sicher, die Antwort bereits zu kennen und sie nicht zu mögen, dennoch musste er Gewissheit haben.

»Das möchte ich bezweifeln«, meinte sie, sah sich auf der Brücke um und wandte sich dann an einen der Wachhabenden. »Einschätzung?«, fragte sie ihn.

Der Wachhabende tippte hektisch auf eine Datentafel ein, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Ma'am. Je weiter sich die Explosion ausdehnt, umso stärker sinkt zwar die Intensität der Strahlung, aber das geschieht nicht schnell genug. Die Schilde und Panzerung eines Schlachtkreuzers können dem selbst bei maximaler Leistung und umfassendster Vorbereitung nichts entgegenstellen. Zerstörer und Kreuzer wären auf noch hoffnungsloserem Posten. Ein Schlachtschiff könnte bei dieser Entfernung noch eine Chance haben, aber selbst die ist nicht allzu groß. Ein paar Schiffe könnten das überstehen, trotzdem wären die Systeme nicht mehr zu gebrauchen.«

Er unterbrach sich kurz, tippte noch ein paar Daten ein und sagte schließlich: »Allerdings wäre das auch nicht mehr von Bedeutung, da die Besatzung nach dem Ausfall der Schilde ohnehin von der Strahlung getötet würde.«

Desjani atmete gedehnt aus und sah Geary an. »Dann sollten wir besser hoffen, dass es nicht das Ausmaß einer Nova annimmt.«

»Das dachte ich auch gerade«, pflichtete er ihr bei.

Sie schien zu zögern, dann wandte sie sich wieder dem Wachhabenden zu. »Was ist mit der bewohnten Welt?«

Geary sah sie verdutzt an. In seiner Sorge um die Flotte hatte er gar nicht an die Folgen für diesen Planeten gedacht.

Sie hatte daran gedacht, oder zumindest war ihr in den Sinn gekommen, dass es ihn interessieren würde.

Der Wachhabende rieb sich über die Stirn und tippte wieder auf seine Datentafel. »Da gibt es viele Unwägbarkeiten.

Wenn die Energiewelle das Ausmaß einer Nova hat oder sich in der ungefähren Größenordnung bewegt, wird der Planet in einen Haufen Asche zerlegt. Wenn sie deutlich darunter liegt, wird die Seite geschmort, die zum Hypernet-Portal zeigt. Die abgewandte Seite könnte es überleben, würde aber von verheerenden Stürmen heimgesucht. Ob der Planet danach noch bewohnbar wäre, lässt sich nicht sagen.«

»Und was ist mit dem Stern selbst?«, warf Geary ein. »Welche Auswirkungen wird das auf Lakota haben?«

»Auch das lässt sich nicht exakt sagen, solange das Energie-niveau nicht bekannt ist, Sir.« Der Wachhabende zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Beim Ausmaß einer Nova wird das den Stern ziemlich mitnehmen, allerdings ist dann auch niemand mehr im System, den das noch kümmern könnte. Bei allem, was darunter liegt, ist das schwer abzuschätzen. In einem Stern laufen ständig ungeheuer komplexe Reaktionen ab, und sie besitzen eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich selbst zu regulieren. Aber selbst der stabilste Stern weist bei seinem Ausstoß ein paar Variabilitäten auf. Wenn ich eine Einschätzung abgeben soll, dann würde ich sagen, dass eine massive Energiewelle in der Photosphäre von Lakota für genügend Probleme sorgen wird, was mehr Variabilitäten in kürzeren Intervallen nach sich ziehen dürfte.«

»Das heißt, die bewohnte Welt könnte anschließend zwar noch bewohnbar sein, aber Lakota könnte dem in nächster Zukunft ein Ende setzen?«

»Richtig, Sir. Ich kann nicht mit Sicherheit behaupten, dass es so kommen wird, aber ich halte es für wahrscheinlich.«

Desjani überprüfte stirnrunzelnd ihr Display. »Diese Welt ist fast fünf Lichtstunden vom Portal und zweieinviertel Lichtstunden von unserer Flotte entfernt. Wenn wir ihnen eine Warnung zukommen lassen, dann hätten sie noch Zeit, die Bewohner aufzufordern, Schutzräume aufzusuchen, auch wenn das den Leuten auf der Seite, die von der Energiewelle getroffen wird, wenig helfen wird.«