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Er dachte noch immer darüber nach, als Captain Duellos auf einmal energisch fragte: »Commander Yin, wenn Sie nicht Captain Gearys Befehle befolgt haben, von wem kamen denn dann Ihre Anweisungen?«

Sie schwankte leicht, schluckte einmal, dann antwortete sie mit zitternder Stimme: »Von Captain Numos.«

»Captain Numos steht unter Arrest«, stellte Duellos klar.

»Er kann keine Befehle erteilen. Das wissen Sie.«

»Ich weiß, dass der Arrest selbst so unrechtmäßig ist wie alle Anweisungen, die den Arrest betreffen!«

Commander Neeson von der Implacable meldete sich in irri-tiertem Tonfall zu Wort: »Kann der Vorwurf der Feigheit vor dem Feind aufrechterhalten bleiben, wenn Commander Yin behauptet, Befehle befolgt zu haben, von denen sie glaubte, sie seien rechtmäßig?«

»Sie wusste, dass diese Befehle nicht rechtmäßig waren«, hielt Captain Badaya von der Illustrious dagegen. »Commander Yin muss das einfach gewusst haben.«

»Aber wenn sie sagt, sie hat sich aus diesem Grund aus den Gefechten herausgehalten, dann ist das ja nicht das Gleiche wie Feigheit vor dem Feind… oder doch?« Neeson schaute frustriert drein.

Geary schlug mit der Faust auf den Tisch, um Commander Yins Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Commander, Sie behaupten, Befehle von Captain Numos befolgt zu haben, als Sie sich aus den Gefechten heraushielten. Widersprechen Sie dem Vorwurf der Feigheit vor dem Feind?«

Yin zitterte am ganzen Leib, brachte aber ein »Ja« heraus.

Tulev schüttelte den Kopf. »Das läuft immer noch auf Be-fehlsverweigerung im Angesicht des Feindes hinaus, und das ist ebenfalls ein Vergehen, auf das die Todesstrafe steht.«

Überall am Tisch wurde in kleinen Gruppen lebhaft disku-tiert. Geary selbst dachte kurz darüber nach. »Commander Yin, offenbar gibt es auf den vorliegenden Tatbestand keine einfachen Antworten. Ich zögere damit, einen Hinrichtungsbefehl für einen Offizier zu erteilen, der der Ansicht gewesen sein könnte, rechtmäßige Befehle befolgt zu haben.« Alle Anwesenden hörten ihm aufmerksam zu. »Dennoch haben Sie zugegeben, meine Befehle missachtet zu haben, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch mit Blick darauf, dass Sie mit dem inhaftierten Captain Numos beratschlagt haben. Das allein ist mehr als Grund genug, Ihnen das Kommando zu entziehen. Dennoch werde ich nicht einen Offizier hinrichten lassen, der behauptet, in dem Glauben gehandelt zu haben, dass seine Pflicht von ihm ein solches Verhalten verlangt hat.

Sie werden unter Arrest gestellt, Commander Yin, bis die Flotte in Allianz-Gebiet zurückgekehrt ist, wo Sie dann eine Anklage vor einem ordentlichen Militärgericht erwartet, in dem Sie Ihr Handeln verteidigen können und die Strafe bekommen, die das Gericht für angemessen hält.«

Niemand wandte etwas dagegen ein. Captain Armus saß stirnrunzelnd da, dann nickte er mit sichtlichem Unwillen, während Commander Yin sich wieder hinsetzte; auch wenn das eher so aussah, als würden ihre Beine unter ihr einknicken und sie auf ihren Platz fallen.

Geary wandte sich wieder Casia zu. »Captain, ist Ihr Handeln als Befehlshaber der Conqueror in der letzten Schlacht ebenfalls auf Befehle zurückzuführen, die Sie von einer anderen Person als dem Flottenkommandanten erhielten?«

Casia zögerte kurz, dann aber schüttelte er energisch den Kopf. »Ich bin für mein Handeln ganz allein verantwortlich.«

Warum legte der Mann jetzt auf einmal so ein ehrbares Verhalten an den Tag? »Na gut. Colonel Carabali, weisen Sie bitte Ihre Marines auf der Conqueror und der Orion an, Captain Casia und Commander Yin festzunehmen und alles vorzube-reiten, damit sie auf die Illustrious gebracht werden können.

Captain Casia, Commander Yin, verlassen Sie bitte diese Konferenz.«

Casia ließ sich noch einen Moment Zeit, um ihm einen trotzigen Blick zuzuwerfen, dann streckte er die Hand nach den Kontrollen auf seinem Schiff aus und verschwand. Commander Yin, deren Hand unübersehbar zitterte, folgte ihm nur Sekunden später.

Nach dieser Episode hatte die anschließende Diskussion über den weiteren Weg der Flotte fast etwas Enttäuschendes an sich.

Geary aktivierte das Sternendisplay, eine dreidimensionale Darstellung des Weltalls in der Umgebung der Flotte. »Wir werden unseren hier errungenen Sieg nutzen, um uns weiter dem Allianz-Territorium zu nähern. Unser nächstes Ziel wird Branwyn sein. Ich erwarte dort keinen Widerstand, aber wir müssen mit Minen am Sprungpunkt und mit einer Nachhut der Syndiks rechnen.« Dann zeigte er auf einen schwachroten Stern, der einige Lichtjahre von Branwyn entfernt lag.

»Danach nehmen wir Kurs aufwendig. Dieses Sternensystem ist angeblich völlig verlassen. Wenn uns bei Wendig keine Überraschung erwartet, reisen wir von dort nach Cavalos.«

»Warum nicht nach Sortes?«, wollte Captain Armus wissen.

»Weil sich dort ein Hypernet-Portal der Syndiks befindet«, erwiderte Geary. »Seit Kaliban haben wir den Syndiks immer wieder empfindliche Verluste zugefügt, aber unsere Vorräte sind geschrumpft, und viele Schiffe wurden beschädigt. Ich möchte jeder größeren Konfrontation aus dem Weg gehen, bis unsere Hilfsschiffe genügend Zeit haben, um aus den erbeuteten Rohstoffen so viele Brennstoffe, Munition und Ersatzteile herzustellen wie möglich.«

»Aber wir können trotzdem versuchen, das Hypernet-Portal zu benutzen, um nach Hause zu gelangen«, beharrte Armus.

Obwohl Geary den Mann eben noch vor allen anderen gelobt hatte, wollte der sich anscheinend nicht widerspruchslos seinem Plan anschließen.

»Ich glaube, Captain Armus«, gab Geary geduldig zurück, »die Syndiks werden alle notwendigen Vorbereitungen treffen, um das Portal zu zerstören, lange bevor wir auch nur in dessen Nähe kommen können.«

»Aber einen Versuch wär's doch wert, oder nicht?« Als niemand etwas erwiderte, sah Armus sich missmutig und ungeduldig um. »Den Zusammenbruch des Portals in diesem System haben wir schließlich auch problemlos überlebt.«

»Wir hatten sehr, sehr großes Glück«, betonte Captain Cresida. »Beim nächsten Mal könnte die ganze Flotte ausgelöscht werden.«

Duellos nickte. »Ganz zu schweigen davon, was der Zusammenbruch diesem Sternensystem angetan hat. Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber mein Gewissen ist damit schon mehr als genug belastet.«

»Werden die Syndiks nach dem, was hier passiert ist, überhaupt den Befehl ausführen, ein Hypernet-Portal zu zerstören?«, fragte sich Commander Neeson.

»Ich würde sagen, das hängt davon ab, ob sie wissen, was hier bei Lakota geschehen ist«, meinte Duellos. »Und ob sie es glauben. Einige zivile Syndik-Schiffe sind bereits auf dem Weg zu den Sprungpunkten, um die Meldung zu verbreiten und um Hilfe anzufordern. Aber wir müssen davon ausgehen, dass die Syndik-Führung die Sache herunterspielt, die Nachrichten zensiert und uns den Vorfall in die Schuhe schiebt.«

»Die haben uns damit eine Waffe präsentiert«, fiel Captain Kila wieder ein. »Wir können das gegen sie verwenden. Wenn wir ein paar Schiffe losschicken, um die Hypernet-Portale in jedem System zu zerstören, an dem wir vorbeikommen, dann könnten wir…«

»Dann könnten wir sterben«, schnitt Captain Tulev ihm das Wort ab. »Sie haben gesehen, was mit den Syndik-Kriegsschiffen passiert ist, die das Portal beschossen haben. Wie viele Selbstmordkommandos sollen wir losschicken, bis uns die Schiffe ausgehen?

»Die Leute sollen sich freiwillig melden«, meinte Kila. »Das ist eine noch nie dagewesene Gelegenheit, den Syndikatwelten unberechenbare Schäden zuzufügen.«

»Schäden?« Commander Landis von der Valiant schüttelte den Kopf. »Ich will so wie jeder andere, dass diese Syndik-Bas-tarde leiden, aber sollen wir deshalb mit einem Schlag gleich ganze Sternensysteme auslöschen?«