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Auf dem Weg zur Luke blieb sie stehen und sah Geary über die Schulter an. »Ich hätte versucht einzuschreiten, wenn ich gewusst hätte, dass jemand das Shuttle sabotieren wollte. Ja, ich war der Meinung, dass Casia und Yin für ihr Handeln den Tod verdient hatten, weil ich die beiden als Bedrohung für die Allianz ansah. Aber ich hätte nicht zugelassen, dass dabei Unschuldige ums Leben kommen.«

Er starrte sie an. »Mir war nie in den Sinn gekommen, du könntest damit etwas zu tun haben.«

»Früher oder später wäre es dir in den Sinn gekommen.«

Nachdem sie gegangen war, sah er noch immer auf die Luke, während ihm bewusst wurde, dass sie recht hatte. Er begann, sich zu fragen, warum ihm seine Verbündeten manchmal mehr Angst machten als seine Feinde.

Die Übertragung von der einst bewohnbaren Welt im Lakota-System wurde von Interferenzen überlagert, statisches Rauschen verzerrte den Ton. Geary tippte auf seine Kontrollen, um die Verstärkerfilter zu aktivieren, und augenblicklich wurden Bild und Ton erheblich besser. Nur kam es hin und wieder zu kurzen Aussetzern, wenn die Software vergeblich zu erraten versuchte, welches Wort wohl als Nächstes folgen würde.

Ein Mann stand im vorderen Bereich des dargestellten Bilds, hinter ihm befand sich ein Tisch, an dem ein halbes Dutzend Männer und Frauen saßen. Alle sahen sie so aus, als hätten sie seit vielen — erkennbar kräftezehrenden — Tagen nicht mehr die Kleidung gewechselt. Sie hielten sich in einem Kaum auf, in dem es keine Fenster zu geben schien und der nach der Art seiner Einrichtung das Gefühl erweckte, dass es sich um einen unterirdischen Schutzraum handelte.

Der Mann sprach mit erschöpfter Stimme, Müdigkeit veranlasste ihn dazu, immer wieder zu blinzeln. »Wir bitten dring-lichst alle Schiffe in diesem Sternensystem, die Nachricht von der über uns gekommenen Katastrophe an jene Behörden weiterzuleiten, die uns Hilfe zukommen lassen können. Lakota III wird von verheerenden Stürmen heimgesucht. Schätzungen zufolge wurden zehn bis zwanzig Prozent der Atmosphäre des Planeten weggerissen. Der Energieausstoß des Sterns Lakota scheint zu fluktuieren, was zu weiteren Verheerungen auf unserer Welt führt. Die meisten elektrischen Systeme wurden durch die Energiewelle zerstört, die uns getroffen hat. Wir können die Zahl der Todesopfer nicht einmal schätzen, aber wir müssen davon ausgehen, dass sie bei etlichen Millionen liegt. Auch können wir mit niemandem Kontakt aufnehmen, der sich in der der Energiewelle zugewandten Seite aufhält.

Die Überlebenden der abgewandten Hemisphäre benötigen dringend Lebensmittel, Obdach und mehr. Bitte benachrichtigen Sie jeden, der uns helfen kann.«

Das Bild ruckelte, dann fing die Übertragung von vorn an.

Geary schaltete sie ab und atmete seufzend aus. »Wir können nichts für sie tun.«

Desjani nickte bedrückt. »Wir können nicht mal Shuttles in diese Atmosphäre schicken, weil wir nicht wissen, ob wir sie womöglich verlieren.«

»Haben Sie Hinweise finden können, dass sich dort unten gefangene Allianz-Angehörige aufhalten könnten?«

Sie schüttelte den Kopf und machte nun eine regelrecht deprimierte Miene. »Ein paar vage Anzeigen, aber selbst wenn sich unsere Leute dort befinden sollten, könnten wir ihnen doch nicht helfen. Solange die Atmosphäre sich nicht stabili-siert hat, herrscht auf dieser Welt die Hölle.«

Nachdem Geary seine Komm-Kontrollen bedient hatte, sprach er: »An die Behörden auf Lakota III. Hier spricht Captain John Geary, der befehlshabende Offizier der Allianz-Flotte. Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihnen nicht helfen können, aber unsere Schiffe sind nicht in der Lage, den Opfern einer Katastrophe beizustehen.« Ihm wurde bewusst, dass die Behörden auf Lakota III angesichts der zahlreichen ausgefallenen elektronischen Systeme womöglich gar keine Ahnung davon hatten, was sich in der Atmosphäre abspielte. »Wir können Ihnen allerdings mitteilen, dass einige zivile Schiffe der Syndikatwelten die Energiewelle überlebt haben und sich momentan zu den Sprungpunkten begeben, die aus diesem System hinausführen. Ich habe meinen Einheiten den Befehl gegeben, diese Schiffe nicht zu behelligen. Außerdem wurden alle Syndikat-Schiffe mit detaillierten Aufzeichnungen über die Katastrophe versorgt, die sich hier abgespielt hat, um sie an die Behörden in anderen Systemen weiterzuleiten, damit die entsprechend reagieren können.

Mögen die Lebenden Sterne Ihnen Kraft geben und Ihre Vorfahren Ihnen allen erdenklichen Trost spenden.«

Damit beendete er seine Übertragung und sah den Komm-Wachhabenden an. »Versuchen Sie, das an den Absender des Notrufs zu schicken, und wiederholen Sie es so oft, bis wir das System verlassen. Und leiten Sie den Notruf an die Syndik-Handelsschiffe weiter, die auf dem Weg aus dem System sind.«

Mit einer Flotte, die auf das Austragen von Schlachten ausgerichtet war, konnte er nun einmal nicht viel anderes anfangen.

»Captain Desjani, ich werde in einer Stunde eine Besprechung im kleinen Kreis abhalten. Sie hätte ich gern dabei.«

»Natürlich, Sir«, bestätigte sie. »Soll ich dafür noch irgendetwas mitbringen?«

»Schalten Sie einfach nur Ihr Gehirn ein und bringen Sie Ihren gesunden Menschenverstand mit.«

Eine Stunde später sah sich Geary im Besprechungsraum um, in dem er, Captain Desjani und Co-Präsidentin Rione körperlich anwesend waren, während Captain Duellos, Captain Cresida und Captain Tulev virtuell teilnahmen. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, dass sich alle tatsächlich in diesem Raum aufhielten, doch die sekundenlangen Verzögerungen bei den Antworten und Reaktionen ließen erkennen, dass ihre Ebenbilder durch die Konferenz-Software erzeugt wurden. »Ich wollte mit Ihnen reden, weil Sie alle von unserer Vermutung wissen, dass jenseits des Syndik-Gebiets eine intelligente, nichtmenschliche Spezies existiert.«

»Vermutung?«, warf Captain Cresida ein. »Nach allem, was ich zu sehen bekommen habe, ist das Ganze weitaus handfester als eine bloße Vermutung.«

»Es existieren weitere Belege, von denen ich Sie bislang nicht habe in Kenntnis setzen können.« Geary ließ eine Pause folgen, da er nicht wusste, wie er am besten formulieren sollte, was er zu sagen hatte. »Sie erinnern sich sicher daran: Wir waren im Begriff, eine Syndik-Flotte im Lakota-System zu besiegen, als auf einmal durch das Hypernet-Portal eine deutlich größere Syndik-Streitmacht ins System gelangte. Unsere Flotte hätte um ein Haar in der Falle gesessen und wäre zerstört worden.« Rione wusste, wovon er redete, die anderen jedoch nicht, und dementsprechend aufmerksam beobachteten sie ihn, während sie angestrengt überlegten, welchen Zusammenhang es wohl zu den Aliens gab. »Der Geheimdienst der Dauntless konnte eine Reihe von Nachrichten abfangen, die zwischen den Schiffen ausgetauscht wurden, die durch das Portal gekommen waren. Aus diesen Nachrichten ging hervor, dass es die Syndiks wie ein Schlag ins Gesicht getroffen hatte, in Lakota einzutreffen. Als sie ins Hypernet-System hineinsprangen, war eigentlich das Andvari-Sternensystem ihr Ziel.«

Einen Moment lang ließ er seine Worte wirken. Cresida, die wohl die fähigste Expertin der Flotte in Sachen Hypernet war, reagierte als Erste. »Denen ist ein solch gewaltiger Fehler unterlaufen? Nein, das kann nicht sein. Es ist nicht möglich, ein Ziel über das Hypernet anzufliegen und dann woanders auszukommen.«

Geary nickte. »Ist mir auch zu Ohren gekommen. Jedenfalls ist es nach unserem Kenntnisstand nicht möglich.«

Desjani begriff als Erste, was geschehen war, wobei ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Das war deren Werk. Was immer die auch sind, die haben die Bestimmung dieser Syndik-Flotte geändert, damit wir mit einer erdrückenden Übermacht konfrontiert werden.«

»Das ist die einzige Schlussfolgerung, die einen Sinn ergibt«, machte Geary deutlich. »Die haben eingegriffen, weil sie unsere Flotte vernichten wollten.«