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»Damit wäre meine Frage wohl beantwortet«, verkündete Geary mit Grabesstimme. »Wir müssen das Geheimnis weiter wahren und trotzdem einen Weg finden, wie wir den Aliens einen Strich durch die Rechnung machen können, ohne dabei einen noch schlimmeren Krieg auszulösen.«

Duellos schürzte die Lippen, während er intensiv nachdachte. Mit einem Finger tippte er auf die Tischplatte. »Ein Feind nach dem anderen. Das würde ich empfehlen. Wir müssen erst einmal mit den Syndiks fertigwerden, bevor wir auch nur hülfen können, uns den Aliens zu widmen.«

»Aber wie sollen wir die Syndiks schlagen, wenn die Aliens ihnen tatkräftig unter die Arme greifen?«, wollte Cresida wissen.

Die Frage veranlasste Duellos zu einer noch ernsteren Miene. »Wenn ich darauf nur eine Antwort wüsste.«

Aus einem unerfindlichen Grund drehten sich die anderen zu Geary um, woraufhin er entgegnete: »Was ist? Glauben Sie etwa, ich wüsste, was zu tun ist?«

Zu seiner Überraschung entgegnete Cresida: »Sir, Sie haben Ihre Fähigkeit wiederholt unter Beweis gestellt, Lösungen zu finden und Dinge zu sehen, die wir für selbstverständlich halten oder die uns nicht auffallen. Vielleicht liegt es daran, dass Sie in vieler Hinsicht den Blickwinkel eines Außenstehenden haben, oder aber weil Sie… na ja, weil Sie die…

Inspiration besitzen, etwas zu sehen, wofür wir alle blind sind.«

Inspiration? Was sollte denn das heißen? Als Geary seinen Blick schweifen ließ, bekam er die Antwort auf seine Frage — von Cresidas leicht verlegener Miene über Desjanis festen Glauben an ihn bis hin zu Riones abschätzendem Blick. »Sie glauben, die Lebenden Sterne erzählen mir etwas? Glauben Sie mir — ich müsste es ja wohl wissen, wenn sie das wirklich täten.«

Wieder machte Duellos eine ernste Miene. »Nein, das wäre nicht der Fall«, korrigierte er ihn. »So läuft das nicht bei ihnen, jedenfalls sollte es nicht so laufen.«

»Niemand weiß, wie die Lebenden Sterne handeln! Und wieso glauben Sie nach allem, was wir durchgemacht haben, Ich könnte göttliche Inspiration erhalten?«

»Sie betonen immer wieder«, antwortete Desjani, »dass Sie nur ein ganz normaler Mann sind, aber kein außergewöhnlicher. Doch Sie leisten Außergewöhnliches. Also sind Sie entweder ein außergewöhnlicher Mann, oder aber Sie bekommen außergewöhnliche Unterstützung. Und ich bin wirklich nicht eitel genug, um zu glauben, dass das mein Beitrag sein könnte.«

Das war ein netter kleiner Logikfallstrick. »Captain Desjani, Sie alle hier — lassen Sie es sich gesagt sein, dass jeder von Ihnen seinen außergewöhnlichen Beitrag leistet, der mir zu-gute kommt.« Keiner von ihnen schien ihm zustimmen zu wollen. »Sie können nicht das Wohl dieser Flotte oder sogar der ganzen Allianz von einem vagen Glauben abhängig machen, ich würde schon eine göttliche Inspiration bekommen, wenn ich sie benötige.«

»Das machen wir auch nicht«, erklärte Tulev. »Unser Glaube basiert auf dem, was Sie bislang geleistet haben. Machen Sie einfach nur so weiter.« Ein selten zu beobachtendes Lächeln huschte über Tulevs Gesicht, als der erkennen ließ, dass er die halb scherzhafte, halb grundlose Natur seiner Äußerung sehr wohl verstanden hatte.

Machen Sie einfach nur so weiter. Retten Sie die Flotte.

Gewinnen Sie den Krieg. Stellen Sie sich einem nichtmensch-lichen Gegner, über dessen Fähigkeiten Sie absolut nichts wissen. Unwillkürlich musste Geary lachen. »Ich werde es versuchen, aber im Augenblick ereilt mich keinerlei Inspiration.

Sie alle müssen auch weiterhin das machen, was Sie bislang gemacht haben, indem Sie mir Ihren unschätzbaren Rückhalt geben und mich Ihre Ratschläge wissen lassen.«

Cresida schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich wüsste einen Ratschlag, wie Sie mit den Aliens verfahren sollten. Aber wenigstens haben wir jetzt etwas, worüber wir nachdenken können, während die Flotte nach Branwyn springt.«

Damit beendete Geary diese Konferenz im kleinen Rahmen. Drei Tage später gab er den Sprungbefehl, und die Allianz-Flotte verließ zum zweiten und hoffentlich letzten Mal das Lakota-System.

Nach dem Stress der letzten Wochen und den Kämpfen im Lakota-System erwiesen sich die Tage im Sprungraum auf dem Weg nach Branwyn als eine zwar kurze, aber willkommene Zeit der Erholung. Alle führten mit Hochdruck Reparaturen aus, um die Spuren der Schlacht zu beseitigen, und auch wenn keine Gelegenheit blieb, sich einfach nur eine Weile irgendwo hinzusetzen, konnte doch jeder geistig eine Zeit lang abschalten. So unheimlich der Sprungraum auch war, be-dauerte Geary den Sprung zurück in den Normalraum, als sie ihr Ziel erreichten.

Das Statusdisplay, das mit den Daten aus den erbeuteten Syndik-Verzeichnissen über die diversen Sternensysteme ge-füttert worden war, aktualisierte die vorhandenen Fakten um die tatsächlichen Beobachtungen, als die Sensoren der Allianz-Flotte damit begannen, die Anwesenheit von Menschen im Branwyn-System zu erfassen und die Erkenntnisse auszuwer-ten. Überraschenderweise hielten sich hier deutlich mehr Syndiks auf als erwartet, denn die meisten Sternensysteme, denen ein Anschluss an das Hypernet-Portal versagt geblieben war, wurden mehr oder weniger aufgegeben. Hatten sie zuvor noch eine Funktion erfüllt, da der Reiseverkehr sie durch-querte, um von einem Sprungpunkt zum nächsten zu gelangen, wurden sie inzwischen links liegen gelassen, weil das Hypernet die Reise vom Start- zum Zielpunkt in einem Zug erlaubte.

Aber hier in Branwyn entpuppten sich die Bergbaueinrichtungen, die die Anwesenheit von so vielen Menschen erforderlich machten, als erheblich größer als der Bestand, der in den jahrzehntealten Sternenführern der Syndikatwelten genannt wurde, die der Allianz-Flotte bei Sancere in die Finger gefallen waren. »Warum?«, rätselte Geary laut.

Desjani schüttelte den Kopf und war offenbar genauso verblüfft. »Das Syndik-Militär ist hier überhaupt nicht präsent.

Keine Spähschiffe, keine Streitmacht, die vor uns schützen soll. Ich kenne kein anderes bewohntes Syndik-System, das nicht wenigstens über eine interne Sicherheitseinheit verfügt.«

Die Informationen über das System wurden weiter aktualisiert, und nun wurden einige Frachtschiffe angezeigt, die zu einem der anderen Sprungpunkte unterwegs waren oder von dort kamen. »Wohin führt dieser Sprungpunkt?«

Noch während ein Wachhabender ihm »Ins Sortes-System, Sir« zurief, sah er die Antwort auf seinem Display.

Ein vom Hypernet abgeschnittenes Sternensystem mit einer starken Syndik-Präsenz, von dem offenbar regelmäßig Schiffe in ein benachbartes System reisten, das seinerseits über ein Hypernet-Portal verfügte. Aber es machte nicht den Eindruck, als würde hier irgendetwas abgebaut, was es nicht auch in Sortes gab. »Was soll das bloß?«, murmelte Geary.

Victoria Rione begann zu lachen und lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich. »Keiner von Ihnen hat eine Ahnung davon, was das hier ist, wie? Ist Ihnen nicht klar, was Sie hier sehen?

Das ist eine nicht genehmigte Einrichtung, sozusagen eine Piratenmine, angelegt von Syndik-Konzernen, die sich damit der zentralen Kontrolle und der Besteuerung entziehen wollen. Was sie hier abbauen, ist nirgendwo registriert, und es wird auch nicht versteuert. Das macht den Aufwand und die zusätzlichen Kosten mehr als wett, die dadurch entstehen, dass das Material in ans Hypernet angeschlossene System ge-schmuggelt und seine Herkunft vertuscht werden muss.«

»Und woher wissen Sie das?«, fragte Geary nach.

»Weil solche Operationen auch immer wieder im Allianz-Gebiet zu finden sind. So was ist illegal, aber profitabel. Einer der Zeitvertreibe des Senats besteht darin, Gesetze zu erlassen, mit denen verhindert werden soll, dass die Betreiber solcher Anlagen ungeschoren davonkommen. Aber die Leute finden immer wieder neue Schlupflöcher.«