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Aber so habe ich schon immer empfunden.«

»Die Dauntless?«, neckte Geary sie. »Ich merke Ihnen an, wie sehr es Ihnen gefällt, auf der Brücke eines Schlachtkreuzers zu stehen.«

Desjani begann zu lachen, was so selten vorkam, dass Geary sich nicht sicher war, ob er sie je zuvor einmal hatte lachen hören. »Das will ich nicht hoffen! Aber so sehr ich die Dauntless auch verehre, sind Schlachtkreuzer doch für jeden Captain eine sehr anspruchsvolle Königin. Und die Beziehung ist sehr einseitig, wie Sie wissen. Ich hatte auf etwas Ausgewoge-neres gehofft.« Sie lächelte immer noch, und gegen seinen Willen begann er zu überlegen, wie eine solche Beziehung zu Desjani wohl sein würde. Aber er konnte sich das nicht leisten, und sie konnte es ebenfalls nicht, also gingen sie weiter durch den Korridor und wechselten zu einem ungefährliche-ren Thema wie den jüngsten Verbesserungen an den Zieler-fassungssystemen der Höllenspeere.

Als er sein Quartier betrat, musste er zu seinem Erstaunen feststellen, dass Rione trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit zu ihm gekommen war. Sie stand vor dem Sternendisplay, als würde sie es schon seit einer Weile betrachten. »Stimmt was nicht?«

»Woher soll ich das wissen?«, gab sie zurück. »Ich bin nur deine ehemalige Geliebte. Du hast mit ihr gesprochen.«

Geary zog die Brauen zusammen. »Du redest von Captain Desjani? Sie ist Captain meines Flaggschiffs und…«

»Ihr habt euch nicht nur über eure geliebte Flotte unterhalten«, fiel Rione ihm ins Wort, klang diesmal aber nicht wütend, sondern niedergeschlagen.

»Zwischen uns wird nie etwas sein, Victoria. Du weißt ganz genau, warum zwischen Tanya Desjani und mir nichts sein kann.«

Eine Weile schaute sie zur Seite, dann sah sie Geary mit ausdrucksloser Miene an. »Zwischen euch ist längst etwas. Nichts Körperliches, nein. Keine unziemlichen Handlungen irgendwelcher Art. Das gebe ich unumwunden zu. Dazu würde sich keiner von euch hinreißen lassen. Aber gefühlsmäßig seid ihr eng miteinander verbunden, und das geht weit über das Dienstliche hinaus. Du weißt, dass das stimmt, John Geary.«

Sie atmete langsam aus und blickte abermals zur Seite. »Ich werde niemals die zweite Wahl für einen Mann sein.«

Er überlegte, was er darauf erwidern sollte. »Ich dachte nicht…«

»Nein, natürlich nicht. Ich habe dir ja auch nie signalisiert, ich könnte an mehr interessiert sein als an der körperlichen Beziehung, die wir hin und wieder genossen haben. Aber eine starke Frau braucht einen starken Mann an ihrer Seite, und ich musste erkennen, dass ich von dir mehr wollte als nur Sex. Aber das bekomme ich nicht, und das kannst du ruhig zugeben. Du liebst mich nicht. Dich interessiert nur mein Körper, aber du liebst mich nicht, und du kannst mich auch nicht lieben.«

»Ich kann nicht ernsthaft behaupten, dass ich dich liebe«, gab Geary zu. »Aber ich wäre nicht an deinem Körper interessiert, wenn ich dich nicht zugleich auch bewundern würde.«

Rione sah gequält lächelnd in eine Ecke des Quartiers. »So etwas wünscht sich jede Frau. Dass sie bewundert wird und man an ihrem Körper interessiert ist.«

»Tut mir leid, aber du hast selbst versichert, dass wir uns gegenseitig keine Versprechungen machen würden.«

»Ich weiß, und ich habe die Abmachung gebrochen. Zum Teil jedenfalls. Du musst dir nichts darauf einbilden, dass ich dich wie verrückt liebe. Aber ich werde nicht deine zweite Wahl sein«, wiederholte sie. »Ich habe meinen Stolz.« Sie ging zur Luke und blieb stehen, um sie zu öffnen, doch dann drehte sie sich zu ihm um. »Wenn ich gegangen bin, ändere deine Sicherheitseinstellungen, damit ich keinen freien Zugang mehr zu deinem Quartier habe.«

Geary nickte. »Wenn es das ist, was du willst.«

»Was ich will, ist unwichtig. Aber du sollst wissen, dass ich ernst meine, was ich sage. Ich werde nicht wieder herkommen, es sei denn, du benötigst meinen Ratschlag.«

Sie verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Die Allianz braucht diese Flotte, und sie braucht dich. Ich werde deine Verbündete und deine Vertraute bleiben, solange du deiner Überzeugung und der Allianz treu bleibst. Aber ich werde nicht wieder zu dir ins Bett kommen, und ich werde dich auch nicht bitten, zu mir ins Bett zu kommen. Denn ich weiß, wenn du mich liebst, dann denkst du in Wahrheit nur an sie, und diesen Gedanken werde ich nicht ertragen.«

Nachdem die Luke sich geschlossen hatte, saß er noch lange Zeit da und dachte über Victoria Riones Worte nach.

Es stimmte, was sie sagte. Die eine Frau in dieser Flotte, die er haben konnte, war nicht die, die er haben wollte, und Rione hatte völlig recht, wenn sie sagte, sie wolle nicht die zweite Wahl sein.

Er stand auf, ging zur Zugangskontrolle für sein Quartier und änderte die Einstellungen, damit Rione nicht mehr nach Belieben eintreten konnte. Irgendwie besiegelte diese Geste, dass Rione höchstens wieder herkommen würde, um mit ihm über die Belange der Flotte zu reden. Unwillkürlich verspürte er Schuldgefühle und zugleich große Erleichterung.

Acht

Nachdem sie zwei Tage im Branwyn-System verbracht hat-len, blieben noch zwei weitere Tage bis zum Erreichen des Sprungpunkts. Währenddessen kümmerten sich die Syndiks weiter in aller Eile um ihren Rückzug. Es hatte keine er-kennbare Reaktion auf die übermittelte Nachricht über die Situation in Lakota gegeben, und Geary konnte somit nur hoffen, dass die Leute in diesem System sich die Hilferufe zu Herzen nehmen würden. »Und was erzählen Ihre Spione Neues?«, fragte Geary, während er sich in seinen Sessel fallen ließ.

Der virtuelle Captain Duellos schien auf diese Frage brüskiert zu reagieren. »Politiker haben Spione, ich habe Quellen, mein lieber Captain Geary.«

»Ich bitte um Entschuldigung.«

»Angenommen. Eigentlich kann ich nicht viel Neues berichten, aber ich dachte, Sie hätten vielleicht Lust auf ein Schwätzchen.«

»Da haben Sie völlig richtig gedacht. Danke. Und über was reden wir?«

»Über Druck.« Duellos vollführte eine Geste Richtung Sternendisplay. »Wenn wir Cavalos hinter uns bringen, dann ist diese Flotte nur noch fünf oder sechs Sprünge von einem Syndik-Grenzsystem entfernt, aus dem wir in Allianz-Gebiet zu-rückkehren können. Ein zufälliger Beobachter könnte zu dem Schluss kommen, dass Sie erleichtert sind, weil wir der Heimat bereits so nahe sind. Ich dagegen neige zu der Ansicht, dass Sie zunehmend nervöser werden, weil Sie jeden Moment mit dem großen Knall rechnen.«

Geary nickte. »Gut getippt. Mit jedem Schritt, den wir der Heimat näher kommen, wird die Frage umso eindringlicher, ob uns im letzten Moment noch eine Katastrophe in die Quere kommt. Ich rechne nach Cavalos übrigens mit sechs Sprüngen, da wir weiterhin Syndik-Systeme mit Hypernet-Portalen meiden müssen.«

»Stimmt.« Duellos betrachtete aus dem Augenwinkel die Darstellung der Sterne. »Die Syndiks müssen so verzweifelt sein wie noch nie zuvor. Sie werden alles mobilisieren, was sie noch aufzubieten haben, um Sie aufzuhalten.«

»Um uns aufzuhalten«, korrigierte Geary ihn.

»Richtig, auch wenn es nur natürlich ist, dass man so etwas Unpersönliches wie eine Flotte auf eine Person fixiert.«

»Das kann schon sein.« Geary verzog das Gesicht, während er das Display musterte. »Die Tatsache, dass die Syndiks ihre verbliebenen Kriegsschiffe zusammenziehen, um uns zu stoppen, dürfte eine Chance für die Allianz-Kriegsschiffe bedeuten, die zurückgelassen wurden, als sich diese Flotte auf den Weg ins Heimatsystem der Syndiks gemacht hat. Zumindest werden sie in der Lage sein, Verstärkung in das Grenzsystem zu schicken, das wir letztlich ansteuern werden. Allerdings haben wir keine Möglichkeit, unsere Leute im Allianz-Gebiet wissen zu lassen, was los ist oder wo wir uns befinden.«