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Geary sah irritiert zu Desjani, die entgegen ihrer Gewohnheit nicht aufgesprungen war, um seinen Befehl so schnell wie möglich auszuführen. »Was ist?«, fragte er.

Sie zögerte, dann schaute sie in eine andere Ecke, während sie leise sagte: »Mein Sicherheitsoffizier hat noch etwas anderes entdeckt.«

»Noch ein Wurm?« Es wunderte ihn, dass Desjani das nicht sofort gesagt hatte.

»Nein. Eine nichtautorisierte Veränderung der Sicherheitseinstellungen.« Sie atmete tief durch. »Für die Luke zu meinem Quartier. Die Sicherheitseinstellungen wurden so verändert, dass Co-Präsidentin Victoria Rione Zugang zu meinem Quartier hat.«

Einen Moment lang konnte Geary nur vor sich hin starren, da er zu verstehen versuchte, was das zu bedeuten hatte.

»Warum sollte sie das machen? Sie hat keinen Zugang mehr zu meinem Quartier…«

»Wirklich nicht?«

Nach kurzem Zögern rief er ein Display auf. »Meine Einstellungen sind ebenfalls vor Kurzem wieder verändert worden… um Victoria Rione abermals ungehinderten Zutritt zu meinem Quartier zu erlauben.« Unwillkürlich musste er an Riones Worte denken, an ihr Eingeständnis, dass sie Geary töten würde, wenn es nötig sein sollte, die Allianz zu beschützen. Aber warum jetzt? »Sie hat das gemacht? Sie hat diese Einstellungen verändert?«

»Das können wir nicht beweisen«, räumte Desjani widerwillig ein. »Aber warum sollte es jemand anderes tun?«

»Warum sollte sie Ihr Quartier betreten wollen?«

Desjani biss sich auf die Lippe, ihr Gesicht wurde rot, vielleicht vor Wut, vielleicht vor Verlegenheit, womöglich aber auch aus beiden Gründen zugleich. Mit erzwungener Ruhe entgegnete sie: »Wir wissen beide, dass sie mich als Rivalin ansieht.«

»Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass…«

»Ich habe keine Ahnung, wozu Co-Präsidentin Rione fähig ist, Sir.«

Was sollte er darauf erwidern, wenn Rione erklärt hatte, aus den richtigen Gründen auch zu morden? Aber da war es um sehr gewichtige Dinge gegangen, die das Schicksal der gesamten Allianz betrafen Und wenn sie sich immer noch mit dieser Absicht trug, warum hatte sie dann darauf bestanden, dass er die Sicherheitseinstellungen für sein Quartier veränderte?

Geary dachte angestrengt nach und versuchte, seine Gefühle für Rione von allem zu trennen, was er über sie wusste. »Ich weiß, sie hat unter dem Abkühlen unserer Beziehung gelitten, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Co-Präsidentin Rione plant, Sie als Rivalin aus dem Weg zu räumen. Sie war bereit, mich zu verlassen, Tanya.«

»Wie zuvorkommend von ihr«, murmelte Desjani, die aus ihrer Verärgerung nun keinen Hehl machte.

Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, Gewissheit zu erlangen. Dann fiel ihm ein, dass diese Möglichkeit sehr wohl existierte. »Ich werde sie fragen, ob sie bereit ist, in einem der Verhörräume alle Fragen zu beantworten.«

Desjani schreckte hoch. »Sie wollen einem gewählten Vertreter der Allianz befehlen, sich vom Geheimdienstpersonal des Militärs verhören zu lassen?«

»Nein, ich werde sie darum bitten«, stellte er klar und stand auf, während er einen gallebitteren Geschmack in seiner Kehle verspürte. »Sollte sie verrückt genug sein, einen Mord zu planen, dann wird sie mir bei dieser Bitte an die Gurgel gehen. Erklärt sie sich aber einverstanden, kann sie sich von jedem Verdacht befreien.« Desjani schien von dieser Idee gar nicht angetan zu sein. »Ich glaube nicht, dass sie eine Gefahr für mich darstellt.« Jedenfalls nicht im Moment. »Oder für diese Flotte.«

»Bei allem Respekt, Sir, aber Sie können es sich nicht leisten, sich von unangebrachter Loyalität oder noch verbliebenen persönlichen Gefühlen beeinflussen zu lassen, wenn es darum geht, die Gefahr zu beurteilen, die von einer einzelnen Person für Sie oder für die gesamte Flotte ausgeht.«

Er verspürte jetzt auch eine gewisse Verärgerung, doch dazu hatte er eigentlich gar kein Recht, schließlich hatte er sich aus freien Stücken mit Rione eingelassen. »Meine Loyalität gegenüber Rione ist nicht annähernd so stark wie mein Pflichtgefühl gegenüber dieser Flotte und gegenüber der Allianz.

Und es gibt keine verbliebenen persönlichen Gefühle mehr.«

Auch wenn Desjani kein Wort sagte, schien sie nicht seiner Meinung zu sein. »Sie können mir ruhig glauben, dass ich in der Lage bin, das einzuschätzen.«

»Jawohl, Sir.«

»Ich werde dieser Sache nachgehen. Ich stelle nicht Ihre Feststellung oder Ihre Beurteilung infrage.«

»Jawohl, Sir.«

»Verdammt, Tanya…«

»Jawohl, Sir. Es ist Ihre Entscheidung.«

Er zog verschiedene Antworten in Erwägung, doch die meisten davon wären ungerecht oder schlicht fehl am Platz gewesen. »Danke.«

»Dann werde ich mich jetzt um meine Befehle kümmern, Sir. Ich werde Ihnen sobald wie möglich die erbetene Mitteilung zur Genehmigung vorlegen, Sir.«

Am liebsten hätte er sie angebrüllt, doch sie betrug sich völlig makellos. »Danke«, wiederholte er nur, ließ sich aber seine Verärgerung anmerken. Als Desjani den Raum verließ und dabei den Rücken durchdrückte, musste Geary einen Moment lang darüber nachdenken, wie ungerecht es war, dass er mit einer Frau Beziehungsprobleme hatte, mit der ihn nicht mal eine Beziehung verband.

Victoria Rione ging ihm nicht an die Gurgel, aber sie schien darüber nachzudenken. »Haben Sie eine Ahnung, was Sie da von mir verlangen?« Schon lange hatte er von ihr nicht mehr diesen frostigen Tonfall zu hören bekommen. »Glauben Sie tatsächlich, ich würde diese Flotte in Gefahr bringen, indem ich gemeinsame Sache mit den Leuten mache, die diese Würmer eingeschleust haben?«

»Warum haben Sie uneingeschränkten Zugang zu Captain Desjanis Quartier?«, fragte Geary ohne Umschweife. »Die Einstellungen wurden ohne Captain Desjanis Wissen verändert.«

»Ich habe keine Ahnung!« Rione schien kurz vor einem Wutausbruch zu stehen. »Vielleicht hat sie…«

»Die Einstellungen zu meinem Quartier wurden ebenfalls so verändert, dass Sie freien Zugang haben.«

Ihre nächsten Worte blieben ihr im Hals stecken, und sie konnte ihn einen Moment lang nur anstarren. »Belastend, verdammt belastend. Glauben Sie tatsächlich, ich bin so dumm, etwas so Offensichtliches zu unternehmen, Captain Geary?«

»Nein«, erwiderte er. »Ich habe auch darüber nachgedacht, und wenn Sie die Einstellungen verändert hätten, wären Sie sicher schlau genug gewesen, sich gleichzeitig eine falsche Identität zuzulegen, unter der Sie sich Zutritt verschaffen würden. Sie sind zu intelligent, als dass Sie sich so massiv belasten würden. Aber ich möchte den unwiderlegbaren Beweis liefern, dass Sie damit nichts zu tun haben.«

Eine Weile sah sie ihn an, dann endlich antwortete sie.

»Weil die anderen Flottenoffiziere bereit sind, von mir nur Schlechtes zu denken, einer Politikerin.«

»Ich fürchte ja. Und deshalb wurde das mit Sicherheit auch HO arrangiert, damit Sie als politische Vertreterin der Allianz in Misskredit geraten und ich nicht länger Ihre Ratschläge einholen kann.«

Schließlich entspannte sie sich ein wenig und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Sehr gut. Ich konnte Ihnen ja doch das ein oder andere beibringen. Aber wollen Sie tatsächlich das Geheimdienstpersonal in diese Sache einbe-ziehen?«

»Ja. Diese Leute müssen bestätigen können, dass Sie die Wahrheit sagen, und ich benötige deren Hilfe bei unseren momentanen Problemen. Verräter und Aliens. Beide Gruppen nehmen diese Flotte stärker unter Beschuss, und das heißt, dass einige andere Leute erfahren, womit wir es zu tun haben.«