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Rione überlegte einen Moment lang, dann nickte sie und machte sich auf den Weg in die Geheimdienstabteilung, während Geary Bescheid gab, um das Personal zu informieren.

Als sie die Hochsicherheitsschleuse erreichten, die in die Abteilung führte, wartete Lieutenant Iger bereits auf sie. Seine Uniform verriet, dass er sich in aller Eile angezogen hatte, und seine Miene ließ Sorge erkennen, da er wusste, es musste etwas Schwerwiegendes vorliegen, wenn seine Dienste so früh am Morgen in Anspruch genommen wurden. Als Geary und Rione sich ihm näherten, kam Desjani mit ihrem Lieutenant Commander aus der anderen Richtung zu ihm geeilt. Sie überreichte Geary eine Datentafel, ihr Gesicht war so ausdruckslos wie das von Rione.

Er las die Meldung durch, dann ergänzte er sie um einen Befehclass="underline" Alles weist daraufhin, dass diese Sabotage von jemandem in dieser Flotte verübt wurde. Sämtliches Personal, das irgendetwas über diese Vorgänge weiß, sollte sich umgehend mit dem Flaggschiff in Verbindung setzen. Es ist von großer Wichtigkeit, diejenigen aufzuspüren, die die Zerstörung von mindestens zwei Schiffen dieser Flotte und den Tod ihrer Besatzungsmitglieder geplant hatten, bevor sie erneut versuchen können, der Allianz und ihren Kameraden Schaden zuzufügen.

Desjani las den Zusatz durch und stimmte ihm mit einem stummen Nicken zu. Geary zögerte kurz, dann ließ er auch Lieutenant Iger die Mitteilung lesen, der mit Entsetzen auf den Inhalt reagierte. Schließlich tippte Geary die Bestätigungstaste, damit wurde die Nachricht gesendet. In wenigen Momenten würden die Befehlshaber aller Schiffe dieser Flotte von einer sehr unangenehmen Neuigkeit aus dem Schlaf gerissen werden. Geary fragte sich, wie viele von ihnen mit Bestürzung reagieren würden, weil ihr Sabotageakt doch noch vereitelt worden war. »Vielen Dank, Captain Desjani.«

»Jawohl, Sir.« Ihr Blick wanderte kurz zu Rione, kehrte dann aber zurück zu Geary. »Gibt es sonst noch etwas, Sir?«

Ja! Hören Sie endlich auf, sich so kühl und förmlich zu verhalten! »Wir werden in wenigen Stunden eine Flottenkonferenz abhalten.«

»Jawohl, Sir.« Sie salutierte knapp und zog sich dann mit ihrem Sicherheitsoffizier zurück.

Geary drehte sich zu Rione um und warf ihr einen finsteren Blick zu, da sie ihre Belustigung über Desjanis stocksteifes Verhalten nicht ganz unterdrücken konnte. »Lieutenant Iger, wir benötigen einen Verhörraum.«

Iger überwand den ersten Schreck und machte eine überraschte Miene. »Sie haben schon einen Verdächtigen, Sir?«

»Wir haben jemanden, den man wahrscheinlich zum Ver-dächtigen stempeln möchte, Lieutenant. Ich glaube nicht, dass sie etwas damit zu tun hat, aber es wurden Beweise platziert, die diesen Schluss zulassen könnten. Deshalb hat sie sich bereit erklärt, in einer kontrollierten Verhöreinrichtung alle Fragen zu beantworten.«

Lieutenant Iger nickte, war aber immer noch erkennbar verwirrt, und als sein Blick dann zu Rione wanderte, überkam ihn völlige Ratlosigkeit. »M-madam Co-Präsidentin?«

»Bringen wir's hinter uns«, befahl sie.

Der von der Situation sichtlich überforderte Iger führte sie in den Geheimdienstbereich; es ging durch weitere Hoch-sicherheitsschleusen, an denen Wachposten standen, die die sonderbare Prozession mit sichtlichem Unbehagen verfolg-ten. Ein Chief Petty Officer kam zu Iger und fragte, ob er Hilfe benötige, wurde aber sofort wieder weggeschickt.

Iger verriegelte hinter der Gruppe die Luke, die in den Verhörraum führte, dann sah er Rione nervös an. »Madam Co-Präsidentin, wenn Sie bitte durch die Schleuse gehen und sich auf den roten Stuhl setzen würden.«

Sie nickte herablassend und stolzierte voran, während Iger Geary in den benachbarten Beobachtungsraum führte. Eine Wand bestand aus einem von dieser Seite transparenten Material, das einen ungehinderten Blick auf Rione erlaubte, die sich hinsetzte und auf die von ihrer Seite kahl aussehende Fläche starrte. Iger betätigte verschiedene Kontrollen und aktivierte damit die Geräte, die nicht nur Riones äußerliche Reaktionen aufzeichneten, sondern unter anderem auch Hirnscans durchführten, um feststellen zu können, ob die Person im Verhörraum die Wahrheit sagte oder eine Lüge erzählte.

Iger sah Geary an. »Ahm… Sir, wer…?«

»Ich stelle die Fragen.«

Der Lieutenant tippte auf eine andere Taste und nickte Geary zu.

Der sammelte sich kurz, dann sprach er mit klarer, deutlicher Stimme, da er wusste, dass seine Worte im Verhörraum wiederholt wurden. »Co-Präsidentin Victoria Rione, war Ihnen zuvor etwas von den Würmern bekannt, die in den Sprung-systemen der Dauntless und anderer Schiffe der Allianz-Flotte gefunden wurden?«

»Nein.« Das eine Wort wurde ihm entgegengeschleudert wie eine ganze Kartätschensalve.

Die Anzeigen vor Geary leuchteten grün auf.

»Ist Ihnen irgendetwas über schädliche Software auf Schiffen der Allianz-Flotte bekannt?«

»Jetzt ja«, gab sie frostig zurück.

Geary verzog den Mund. Er musste seine Fragen sorgfältiger formulieren. »Bevor ich Ihnen davon erzählt habe, war Ihnen da irgendetwas darüber bekannt, dass Veränderungen an den Sicherheitseinstellungen zu meinem Quartier oder Captain Desjanis Quartier vorgenommen worden waren?«

»Nein.«

»Haben Sie irgendetwas mit diesen Veränderungen zu tun?«

»Nein.«

»Haben Sie irgendwelche Maßnahmen ergriffen, durch die einem Schiff der Allianz-Flotte Schaden zugefügt werden kann?«

»Nein.«

»Ist Ihnen bekannt, ob sonst jemand solche Maßnahmen ergriffen hat oder plant?«

»Nicht mit Sicherheit. Ich habe nur gewisse Personen im Verdacht.«

Geary legte eine Pause ein und überlegte, was er noch fragen sollte, schließlich schaute er Lieutenant Iger an. Der nickte, fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen, doch dann fragte er im ruhigen, neutralen Tonfall eines Verhörspezialisten: »Co-Präsidentin Rione, würden Sie die zuständigen Stellen benachrichtigen, wenn Sie den Verdacht hätten, dass jemand der Allianz oder einem Schiff oder einer Person in dieser Flotte Schaden zufügen will?«

»Ja, das würde ich.«

»Würden Sie diesem Schiff Schaden zufügen oder zulassen, dass ihm Schaden zugefügt wird?«

»Nein.«

»Würden Sie jemandem auf diesem Schiff Schaden zufügen oder zulassen, dass ihm Schaden zugefügt wird?«

»Das hängt davon ab, ob ich Grund zu der Annahme hätte, dass deijenige gegen die Interessen der Allianz verstößt.«

Alle Anzeigen leuchteten nach wie vor grün. Wieder tippte Iger auf verschiedene Tasten, dann sagte er zu Geary: »Sir, alle Anzeigen belegen, dass sie in jeder Hinsicht die Wahrheit sagt.

Sie… nun, sie ist nicht glücklich darüber, aber sich selbst gegenüber ist sie ehrlich, und alle ihre Antworten sind kurz und direkt.«

Geary musterte die Auswertungen. Alles bestätigte Igers Worte, auch wenn »nicht glücklich« eine sehr schmeichel-hafte Umschreibung für die Wut war, die die Geräte von ihr empfangen hatten. Er fragte sich, wem diese Wut in erster Linie galt: ihm, Desjani oder dem Feind? Jetzt habe ich Rione dort, wo ich erfahren könnte, was jede ihrer Antworten zu bedeuten hat. Wie sehr hattest du dich gefühlsmäßig auf mich eingelassen? Wie fühlst du dich jetzt? Würdest du eine Attacke auf Tanya Desjani rechtfertigen, indem du erklärst, du hältst sie für eine Gefahr? Aber diese Fragen konnte er nicht stellen. Selbst wenn Lieutenant Iger nicht anwesend gewesen wäre, hätte er damit die unausgesprochene Abmachung gebrochen, die Rione dazu hatte bewegen können, überhaupt erst einen Verhörraum zu betreten. »Danke, Lieutenant. Holen wir Madam Co-Präsidentin da raus. In ein paar Stunden Findet eine Konferenz der befehlshabenden Offiziere dieser Flotte statt. Ich möchte, dass Sie dabei sind.«