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»Ja, Sir.« Iger schien zutiefst verblüfft zu sein. Derartige Konferenzen hatten sich im Lauf der letzten hundert Jahre zu politischen Hinterzimmertreffen entwickelt, bei denen Abma-chungen ausgehandelt wurden und ältere Offiziere sich den Rückhalt durch jüngere Offiziere zu sichern versuchten. Ein-fachere Flottenangehörige hatte man davon ausgeschlossen, damit die nicht erführen, welche Art politischen Taktierens sich dort abspielte.

»Sie haben sich angesehen, was ich Ihnen zur Begutach-tung überlassen halte? Über das, was sich auf der anderen Seite des Syndik-Gebiets befindet?«

»Ja, Sir.« Wieder machte Iger einen sorgenvollen Eindruck.

»Wer sind die? Wer hält sich da auf der anderen Seite des Syndik-Territoriums auf, Sir?«

»Ich habe keine Ahnung, Lieutenant. Die höchste Syndik-Führungsebene weiß darüber Bescheid. Sind Sie mit mir einer Meinung, dass diese Aliens aktiv Maßnahmen gegen diese Flotte ergriffen haben?«

»Ja, Sir«, bestätigte Iger. »Sie müssen dafür verantwortlich sein, dass die große Syndik-Flotte nach Lakota umgelenkt wurde. Aber aus welchem Grund?«

»Mit Gewissheit lässt sich das nicht sagen, aber wir können mutmaßen, dass sie die Menschheit mit diesem Krieg auf Trab halten wollen, und vermutlich befürchten sie, wir könnten mit dem Hypernet-Schliissel der Syndiks heimkehren und einen entscheidenden strategischen Vorteil erlangen. Aber das ist letztlich nur geraten.« Iger nickte unzufrieden. »Darüber werden wir bei der Konferenz allerdings nicht reden, und ich möchte auch nicht, dass Sie irgendwen davon in Kenntnis setzen. Aber ich möchte, dass Sie darüber genauso nachdenken wie über alles, was Ihnen auf den Geheimdienstkanälen unterkommt, das uns mit mehr Informationen über diese Bedrohung versorgen könnte.«

»Verstehe, Sir.«

Als Rione zu ihnen zurückkehrte, führte der Lieutenant sie und Geary wieder in den Korridor, wo die gedämpfte Nachtbeleuchtung sie daran erinnerte, dass der offizielle Schiffstag erst in einigen Stunden beginnen würde.

Rione wartete, bis sie beide allein waren, dann fragte sie so leise, dass Geary sie kaum hörte: »Und wer hat mir was anhängen wollen?«

»Wenn wir das wüssten, hätten wir denjenigen, der die Würmer eingeschleust hat.«

»Nicht zwangsläufig. Das können zwei voneinander völlig unabhängige Aktionen sein. Ich weiß, was Sie gedacht haben, aber ich bin auf diesem Schiff nicht die einzige Frau, die aus Eifersucht heraus handeln könnte.«

Er benötigte einen Moment, ehe ihm klar wurde, was Rione meinte. »Captain Desjani würde so etwas nicht tun.«

»Ich bin froh, dass Sie davon so überzeugt sind.«

Geary warf ihr einen wütenden Blick zu. »Tanya Desjani ist ein sehr direkt agierender Mensch. Wenn sie Ihnen wehtun wollte, würde sie Ihnen auflauern und Sie zusammenschlagen.

Sie würde Ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten.

Sie sind lange genug auf diesem Schiff, um das selbst zu wissen.«

Rione erwiderte seinen Blick auf die gleiche wütende Weise, dann sah sie zur Seite. »Ja. Sie ist nicht von der Art, die einen hinterrücks anfällt.«

»Ich habe im Moment wirklich genug andere Probleme, ohne dass Sie beide sich gegenseitig anfeinden.«

»Werden Sie ihr das sagen?«

Zum ersten Mal wurde Geary bewusst, dass Rione schon vor langer Zeit aufgehört hatte, Tanya Desjanis Namen zu benutzen, wenn sie über sie sprach. »Das habe ich gemacht, und ich werde es wieder machen. Ich brauche Sie beide.«

Rione zog eine Augenbraue hoch und meinte in sarkasti-schem Tonfalclass="underline" »Sie brauchen uns beide? Etwa schon heute Nacht? Ich bin schockiert.«

»Sie wissen, was ich meine.«

»Ich weiß, was Sie zu glauben meinen«, konterte sie lässig.

»Meine Loyalität gilt der Allianz, Captain Geary. Ich werde alles tun, was diese Loyalität von mir erfordert. Im Augenblick bedeutet das, Ihnen nach Kräften zur Seite zu stehen. Weder Sie noch sie müssen mich fürchten, solange Sie nicht anfangen, gegen die Interessen der Allianz zu verstoßen. Sie wissen, ich sage die Wahrheit.«

Das wusste er, seit eine leicht abweichende Version dieser Aussage im Verhörraum als wahr eingestuft worden war.

»Danke. Ich weiß, das ist nicht leicht.«

»Ich hoffe, Sie beziehen sich damit auf die Situation der Flotte.«

Er musterte sie und fragte sich, ob er zugeben sollte, dass er damit auch persönliche Themen meinte.

Ihre Augen loderten, als sie ihn wieder ansah. »Wagen Sie es ja nicht, mich zu bemitleiden. Ich habe Sie verlassen.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte davon.

Die Stimmung im Konferenzraum war diesmal anders. Die Anspannung rührte nicht von politischem Taktieren oder von Sorgen wegen der Syndiks her. Diese Anspannung war nach innen gerichtet, wobei jeder virtuell anwesende Commander die anderen mit Argwohn betrachtete, als hätte er die Hoffnung, einen deutlichen Hinweis darauf zu entdecken, wer die Flotte zu sabotieren versuchte. Die Blicke wanderten aber auch zu Lieutenant Iger, der sich sichtlich unbehaglich fühlte, und zu Victoria Rione, die so wortlos und starr dasaß wie eine Statue.

Geary erhob sich, und sofort sahen ihn alle an. »Sie kennen den Grund für diese Konferenz. Ich habe die Berichte von Ihren Schiffen und damit die Bestätigung erhalten, dass jedes von ihnen in den Sprungantriebssystemen einen Wurm auf-weist. Der Großteil dieser Würmer hätte Ihre Schiffe einfach nur daran gehindert, den nächsten Sprung auszuführen, sodass die Systeme für eine Weile hätten abgeschaltet werden müssen, bis die schädliche Software neutralisiert worden wäre. Auf drei Schiffen — den Schlachtkreuzern Dauntless, Furious und Illustrious — allerdings fanden sich Würmer, die den Antrieb erst nach dem Sprung lahmgelegt hätten, womit die Schiffe für alle Zeit im Sprungraum gestrandet wären.«

Er ließ eine kurze Pause folgen, um seine Worte wirken zu lassen.

»Jemand hatte vor, mir das Kommando über diese Flotte zu entziehen, indem er das Flaggschiff vernichten und dessen Crew umbringen wollte. Und dieser Jemand hat auch versucht, die Furious und die Illustrious zu zerstören.« Er sah zu Captain Badaya, dessen Gesicht vor Wut wie versteinert war.

»Der Saboteur kannte die täglich wechselnden Sicherheits-codes für die Systemfilter, und er verfügte über eine Zugriffs-möglichkeit, die ihm erlaubte, die schädliche Software in jedes Schiff dieser Flotte einzuschleusen. Das heißt, es muss das Werk von Personen sein, die die Uniform der Allianz tragen. Hier geht es nicht um Meinungsverschiedenheiten, auch nicht um das Handeln einer Person, die der Allianz gegenüber loyal ist, sondern es geht um Verrat. Wer immer das getan hat, ist ein Verräter und ein Feigling. Ist irgendjemand auf Informationen gestoßen, die uns helfen könnten, diese Verräter zu entlarven?«

Er ließ seinen Blick über den langen virtuellen Tisch wandern und sah jedem der anwesenden Offiziere in die Augen.

Fast wäre er länger bei Commander Gaes hängen geblieben, erinnerte sich aber noch rechtzeitig daran, das nicht zu tun.

Sie hatte sich als eine äußerst wichtige Informantin entpuppt, und er konnte es sich nicht leisten, ihr Leben in Gefahr zu bringen. Die Lorica war eines der Schiffe gewesen, die Captain Falco gefolgt waren, und diejenigen, die hinter dem Sabotageakt steckten, hielten Gaes wohl immer noch für rebellisch genug, um sie in ihren Plan einzubeziehen. Oder aber Gaes hatte nach wie vor ausreichende Kontakte zu den Verschwörern, um ihnen auf die Schliche zu kommen.

Captain Caligo und Captain Kila war nichts anzumerken außer den gleichen Gefühlsregungen, die alle anderen auch zeigten.

Es war schlicht unmöglich zu sagen, ob eines der Gesichter eher Schuldgefühle anstelle von Wut oder Angst erkennen ließ. Geary deutete auf Iger. »Lieutenant Iger ist der hoch-rangigste Geheimdienstoffizier an Bord der Dauntless, er hat einige Informationen für Sie, die Co-Präsidentin Rione betreffen.«