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Die verängstigten Syndiks machten keinerlei Probleme, und die Besatzung war damit beschäftigt, weiter die erlittenen Schäden zu reparieren, während die Hilfsschiffe eifrig produ-zierten, um die Vorräte der Kriegsschiffe aufzustocken.

Die ganze Zeit über kreisten Gearys Gedanken immer wieder um die Feinde in den eigenen Reihen, die ihm mehr Sorgen bereiteten als das Syndik-Militär. Das war zuvor nicht der Fall gewesen, allerdings war bis dahin von seinen Widersachern auch keine Todesgefahr für ihn und für die Schiffe der Flotte ausgegangen.

Nach fünf Tagen im Sprungraum wurde ihm eine kurze Nachricht übermittelt, die das Einzige war, was in dieser Umgebung von Schiff zu Schiff geschickt werden konnte. Mache Fortschritte. Die Mitteilung stammte von Captain Cresida.

Wenn es ihr gelang, die Gefahr wenigstens zum Teil einzudämmen, die von zusammenbrechenden Hypernet-Portalen für die gesamte Menschheit ausging, würde ihm das eine immense Last von den Schultern nehmen.

Neun Tage, eine Stunde und sechs Minuten, nachdem sie das Wendig-System verlassen hatten, kehrte die Allianz-Flotte im Sternensystem Cavalos in den Normalraum zurück. Die Waffen waren feuerbereit, die Sensoren scannten nach möglichen Zielen. Aber es erwarteten sie hier keine Minen am Sprungpunkt, nicht mal ein paar Schiffe waren als Wachtpos-ten stationiert worden. Offenbar hatte der unerwartete Sieg der Allianz bei Lakota die Syndiks überrumpelt.

Im Cavalos-System fand sich tatsächlich noch eine passable menschliche Präsenz. Eine halbwegs angenehme Welt kreiste in acht Lichtminuten Entfernung um den Stern, der in einem höheren Orbit noch ein halbes Dutzend Planeten aufwies, darunter die typische Zahl von drei Gasriesen. Auf einem von ihnen wurde immer noch Bergbau betrieben, zudem fanden sich in seinem Orbit verschiedene Fabrikanlagen. In der Nähe der bewohnten Welt entdeckten die Sensoren einen veralte-ten Leichten Kreuzer, dazu drei Korvetten, deren Stapellauf noch vor dem des Kreuzers stattgefunden haben musste.

Geary betrachtete das Bild, das sich ihnen bot, dann sah er zu Desjani. »Nur eine standardmäßige Streitmacht zur Selbst-verteidigung, aber keine Bedrohung für uns.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Wir sollten sie unbrauchbar machen, falls sich die Gelegenheit ergibt. Sie stellen legitime Ziele dar.«

»Ich weiß, aber ich rechne nicht damit, dass sie so dumm sind, uns damit anzugreifen. Die sind weder die Zeit noch die Brennstoffzellen wert, die wir verbrauchen, wenn wir sie jagen.«

Diesmal nickte sie. »Stimmt, außerdem sind sie schon jetzt Schrott. Was unsere interne Bedrohung angeht, sind die für die Sicherheitssysteme zuständigen Offiziere überall in der Flotte alarmiert worden, aber bislang hat sich nichts gerührt.«

Keine akute Bedrohung für die Flotte, also Zeit, um sich wieder einmal Gedanken über die Syndiks von Wendig zu machen. »Dieses Sternensystem scheint unter dem Bau des Hypernets nicht gelitten zu haben. Sollen wir unsere Passagiere an dieser Orbitaleinrichtung absetzen? Sie liegt nicht so weit abseits von unserer Route, und wir müssen nicht allzu tief ins System fliegen.« Die Syndik-Einrichtung im Orbit um den Gasriesen war eineinviertel Stunden von der Allianz-Flotte entfernt und befand sich nur ein kleines Stück abseits des Kurses, dem die Flotte folgen müsste, um direkt zu den Sprungpunkten zu gelangen, die zu den beiden nächsten Sternen führten, zwischen denen Geary wählen konnte — Anahalt oder Dilawa. Das Aufwendigste würde es sein, die Flotte abbrem-sen zu lassen, damit die Shuttles die Syndik-Zivilisten abliefern konnten. Der Zeitverlust würde dabei minimal ausfallen, der wahre Preis bestand in den Treibstoffzellen, die dafür verbraucht werden mussten.

Desjani schürzte die Lippen, als sie die Rückmeldungen der Flottensensoren studierte. »Es gibt dort genügend kalte Bereiche, was bedeutet, dass sie sich notfalls bis dorthin ausbreiten können. Entweder das, oder aber sie haben überschüssige Lebenserhaltungskapazitäten in den belegten Bereichen. Auf jeden Fall sollte es für sie ein Leichtes sein, die Zivilisten von Wendig aufzunehmen.«

»Co-Präsidentin Rione?«, fragte Geary.

»In dieser Angelegenheit überlasse ich das Ihrem fach-lichen Urteilsvermögen«, erwiderte Rione.

»Also gut.« Er konzentrierte sich, dann betätigte er die Komm-Taste. »Hier spricht Captain John Geary, befehlshabender Offizier der Allianz-Flotte. Ich wende mich hiermit an alle Bewohner und Behörden des Sternensystems Cavalos. Wir beabsichtigen keine militärischen Aktionen in Ihrem System, es sei denn, wir werden von Ihnen angegriffen. Sollten Sie uns angreifen, werden wir in angemessener Weise zurückschla-gen.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort; »An Bord dieser Flotte befinden sich fünfhundertdreiundsechzig Zivilisten, bei denen es sich um Bürger der Syndikat-Welten handelt. Wir haben sie im Wendig-System angetroffen, wo sie nach dem Ausfall ihrer Lebenserhaltungssysteme einen Notruf abgesetzt hatten. Wir werden diese Zivilisten an der Orbitaleinrichtung nahe dem Gasriesen absetzen, der 5,3 Lichtstunden von Ihrem Stern entfernt ist. Jeder Angriff auf unsere Flotte während dieses Transits könnte Ihren eigenen Bürgern schaden, daher rate ich Ihnen, davon Abstand zu nehmen.« Ehe er weiterredete, atmete er erst einmal tief durch. »Diese Flotte hielt sich im Lakota-System auf, als Kriegsschiffe der Syndikat-Welten das Hypernet-Portal des Systems zerstörten und damit eine zerstörerische Energiewelle entfesselten, die auf der bewohnten Welt und bei allen anderen Standorten menschlicher Präsenz verheerende Schäden angerichtet hat. Wir werden an alle Schiffe und bewohnte Planeten Kopien unsere Aufzeichnungen von diesem Ereignis ebenso übermitteln wie den Hilferuf der Uberlebenden auf Lakota III. Diese Menschen benötigen dringend Hilfe, daher bitten wir Sie, diese Informationen so schnell wie möglich weiterzuleiten. Ich wiederhole: Jeder Angriff auf diese Flotte wird mit überwältigender Schlagkraft beantwortet. Auf die Ehre unserer Vorfahren.« Er lehnte sich zurück und sah zu Desjani. »War das bedrohlich genug?

»Sofern sie klug genug sind.«

Es überraschte niemanden, dass die Syndiks weder auf Gearys Mitteilung noch auf den Hilferuf von Lakota reagierten.

Der Schiffsverkehr im System folgte dem üblichen Muster da-hingehend, dass man die Flucht in Richtung der Sprungpunkte oder der Einrichtungen antrat. Darüber hinaus ließ sich nicht feststellen, dass mit Ausnahme der Zivilschutzaktivi-täten auf der bewohnten Welt irgendwer auf die Anwesenheit der Flotte im System reagierte. Gleichermaßen ließen auch die Saboteure innerhalb der Flotte nichts von sich hören, was aber kein Grund zum Aufatmen war, sondern vielmehr die Angst schürte, man könnte irgendetwas übersehen haben.

Als sich die Allianz-Flotte der Orbitaleinrichtung näherte und nur noch zwei Flugstunden entfernt war, tat sich plötzlich etwas. »Da kommt eine Nachricht von der Syndik-Anlage«, meldete der Komm-Wachhabende der Dauntless.

Geary rief sie auf und bekam das Gesicht einer Frau mit grauen Haaren und nervösen Augen zu sehen. »Nähern Sie sich nicht dieser Einrichtung. Sie können hier keine Shuttles landen lassen«, erklärte sie.

»Das werden wir aber«, gab Geary zurück. »Wir werden Bürger der Syndikat-Welten bei Ihnen absetzen und dann wieder abreisen.«

»Wir werden uns zur Wehr setzen, wenn Sie versuchen, in diese Einrichtung einzudringen.«

»Wir wollen weder in diese noch in eine andere Einrichtung in diesem System eindringen. Unsere Shuttles werden von Sicherheitspersonal aus den Reihen der Marines begleitet werden. Stellen Sie sicher, dass sich kein bewaffnetes Personal in der Nähe aufhält, wenn wir Ihre Bürger absetzen. Sobald das geschehen ist, werden unsere Shuttles und die Marines sich wieder zurückziehen.«

Die Frau schüttelte den Kopf, ihre Wangen nahmen etwas Farbe an. »Ich kann nicht zulassen, dass sich Angehörige der Allianz in der Nähe meiner Einrichtung aufhalten. Wir werden uns verteidigen.«