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Er trug eine braune langärmlige Wildlederjacke mit Fransen an jeder Naht. Darunter ein orangebraunes Hemd mit offenem Kragen, Hosen, deren Schnitt die Männlichkeit hervorhob, und die neuesten Wüstentreter.

Van Horen, am anderen Ende der Skala in einem dunklen Straßenanzug, traf zuletzt ein, übernahm mühelos das Ruder und bugsierte uns alle an Bord. Die Dakota flog eine Stunde und landete hundertsechzig Meilen südlich in einer abgelegenen Bergwerks stadt, deren Name,

«Welkom«, von praktisch allen Wänden und Werbeflächen grüßte.

Die Van-Horen-Mine lag auf der dem Flughafen entgegengesetzten Seite, und ein kleiner Bus kam uns abholen. Die Stadt war sauber, modern, geometrisch, mit geraden hellen Reihen kleiner viereckiger Häuser und Kilometern verglaster Supermärkte. Eine hygienisch verpackte Stadt, deren Lebensnerv tief unter der Erde lag.

Unser Ziel sah auf den ersten Blick wie eine Ansammlung von gewaltigen grauweißen Halden aus, darunter eine, auf die ein Bahngleis hinaufführte. Im Näherkommen sah man das Rad des Förderturms über dem Schacht, eine Menge Verwaltungsgebäude und Wohnheime für die Minenarbeiter sowie Dutzende von dekorativen Dattelpalmen. Die kurzen, gedrungenen Bäume, deren sonnenbeschienene Wedel in der leichten Brise sanft raschelten, machten sich in der öden Umgebung recht gut, wie rosa Schleifen an einer Schaufel.

Van Horen entschuldigte sich lächelnd, daß er nicht mit uns in die Mine hineinfahren konnte; er hatte den ganzen Morgen unaufschiebbare Besprechungen.

«Aber wir treffen uns zum Mittagessen«, versprach er,»und zu dem Drink, den Sie dann alle nötig haben werden!«

Der Führer, den jemand ein paar Sprossen weiter unten in der Hierarchie uns zugeteilt hatte, war ein brummiger junger Afrikaander, der sich als Pieter Losenwoldt, Bergwerksingenieur, vorstellte und uns mehr oder minder deutlich zu verstehen gab, daß seine derzeitige Aufgabe lästig, eine Unterbrechung seiner Arbeit und unter seiner Würde sei.

Er brachte uns in einen Umkleideraum, wo wir alle Unterschiede durch weiße Overalls, schwere Stiefel und hohe Schutzhelme beseitigen sollten.

«Nehmen sie nichts Persönliches mit in die Mine außer Ihrer Unterwäsche und einem Taschentuch«, sagte er dogmatisch.

«Keine Kameras. «Er blickte finster auf die Ausrüstung, die Conrad angeschleppt hatte.»Blitzlicht ist gefährlich. Auch keine Streichhölzer. Keine Feuerzeuge. Wenn ich nichts sage, dann meine ich nichts.«

«Was ist mit Brieftaschen?«fragte Danilo, der sich brüskiert fühlte und es auch zeigte.

Losenwoldt musterte ihn, sah jemanden vor sich, der anziehender, reicher, auf den ersten Blick liebenswerter aussah als er selbst, und reagierte mit noch schlechter verborgenem Unmut.

«Lassen Sie alles hier«, sagte er gereizt.»Der Raum wird abgeschlossen. Hier ist alles in Sicherheit, bis Sie zurückkommen.«

Er ging fort, während wir uns umzogen, und kam in einer ähnlichen Kluft wieder.

«Fertig? Gut. Also, wir gehen jetzt 1300 Meter tief runter. Der Korb macht 900 Meter pro Minute. An manchen Stellen unter Tage ist es sehr heiß. Wenn jemand Platzangst bekommt oder sich sonstwie krank fühlt, soll er sich sofort melden, damit er nach oben gebracht wird. Ist das klar?«

Er erntete fünf Nicker und keine Sympathie.

Plötzlich blickte er mich forschend an, überlegte und verwarf seinen Gedanken dann mit geschürzten Lippen und einem Kopfschütteln. Niemand klärte ihn auf.

«Ihre Grubenlampen sind da auf dem Tisch. Bitte legen Sie sie an.«

Die Grubenlampen bestanden aus einer flachen Batterie, die man über der Lendengegend trug, und einer Lampe, die vorn an den Helm geklemmt wurde. Ein Kabel verband eins mit dem anderen. Die Batterien wurden mit einem Gurt um die Taille geschnallt und waren recht schwer.

Fast wie die sieben Zwerge marschierten wir zur Mine. Der Korb, mit dem wir hinunterfuhren, hatte nur halbhohe Wände, so daß die Wirklichkeit des Untertagebaus sofort auf uns eindrang. Null Komfort. Eine Menge Krach. Der scheußliche Gedanke an all die Leere unter den Stiefelsohlen.

Vermutlich dauerte die Fahrt noch keine zwei Minuten, doch da ich fest eingekeilt war zwischen Evan, dessen glühende Augen ausnahmsweise einmal ängstlich blickten, und einem zwei Meter großen Zweieinhalbzentner-Bergmann, der mit einigen Spezis oben noch zugestiegen war, konnte ich die Zeit nicht gerade mit der Stoppuhr nehmen.

Wir landeten scheppernd am Boden und stiegen aus. Ein anderes Kontingent wollte nach oben, und sobald wir draußen waren, drängten sie sich hinein, betätigten eine Reihe von Summern und glitten klirrend aufwärts.

«Steigen Sie in die Förderwagen«, sagte Losenwoldt herrisch.

«Sie fassen je zwölf Personen.«

Conrad betrachtete die beiden Wagen, die aussahen wie Drahtkörbe auf Rädern, mit Platz für einen großen Hund, wenn der sich zusammenrollte, und meinte zu mir:»Ölsardinen haben’s enger.«

Ich lachte. Aber die Wagen faßten tatsächlich zwölf; gerade so. Der letzte Mann mußte sich in die Öffnung hok-ken, die als Einstieg diente, und sich, so gut es ging, an irgend etwas festhalten, damit er nicht rausfiel. Evan war der letzte Mann. Er hielt sich an Losenwoldts Overall fest. Losenwoldt war davon nicht angetan.

Voll besetzt rollten die Wagen den Stollen entlang, der sich geradeaus vor uns erstreckte, soweit das Auge reichte. Die Wände waren bis in eine Höhe von etwa einszwanzig weiß gestrichen, dann kam eine fünf Zentimeter breite, leuchtend rote Linie und darüber dann das graue Gestein.

Conrad fragte Losenwoldt, wozu die rote Linie da sei; er mußte brüllen, um sich verständlich zu machen, und er mußte zweimal brüllen, da Losenwoldt ihm zunächst keine Antwort gab.

Schließlich brüllte er unwirsch zurück:»Danach richten sich die Driller. Wenn der Stollen so ausgemalt ist, können sie sehen, ob sie ihn gerade und eben vortreiben. Rot ist die Leitlinie.«

Die Unterhaltung schlief ein. Die Wagen legten in schnellem Tempo etwa zwei Meilen zurück und hielten unvermittelt irgendwo. Mit einemmal konnte man sich wieder verstehen, und Losenwoldt sagte:»Wir steigen hier aus und gehen zu Fuß.«

Alles entknäuelte sich und kletterte hinaus. Die Bergleute stiefelten zielbewußt durch den Stollen davon, doch für Besichtigungen gab es offenbar ein festes Schema. Losen-woldt sagte unfreundlich (aber immerhin sagte er es):»An der Decke des Stollens sehen Sie die Kabel, die uns mit Licht versorgen. «Die Lampen hingen in regelmäßigen Abständen über uns, so daß der ganze Stollen gleichmäßig beleuchtet war.»Daneben verläuft eine Stromschiene. «Er zeigte hin.»Sie liefert Strom für die Wagen, die das Gestein wegschaffen. Das Gestein wird in einem besonders schnellen Korb nach oben gebracht, mit über tausend Metern die Minute. Das große runde Rohr dort liefert Luft. Die Mine wird durch an zahlreichen Stellen zugeführte Druckluft bewettert.«

Wir schauten ihn an wie Kinder, die sich um einen Lehrer scharen, doch da er diesen Teil seiner Pflichtübung zu

Ende gebracht hatte, kehrte er uns den Rücken und stapfte tiefer in den Stollen.

Wir hinterher.

Eine große Gruppe von schwarzen Afrikanern kam uns entgegen. Sie waren gekleidet wie wir, außer daß sie Jak-ken über ihren Overalls trugen.

Roderick fragte:»Wozu die Jacken?«

Losenwoldt sagte:»Es ist heiß hier unten. Der Körper gewöhnt sich. Ohne Jacke wird einem kalt, wenn man rauskommt. Man kann sich erkälten.«