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Er wischte sich wieder übers Gesicht.»Na ja — Fotos eben.«

Er machte Schlimmes durch, während er erklärte — und noch Schlimmeres, als ich begriff —, daß Worldic Fotos von mir haben wollte, auf denen ich in Badehose mit einer vollbusigen Bikinischönheit unter einem Sonnenschirm lag.

«Gehen Sie bloß schnell heim zu Worldic und sagen denen, daß ihre Werbeideen fünfzig Jahre hinter der Zeit zurück sind, wenn sie glauben, daß sich mit so was 20-Rand-Plätze verkaufen lassen.«

Er schwitzte.

«Und außerdem können Sie Worldic bestellen, noch so ein hirnrissiger Vorschlag, und ich werde nie mehr an einer ihrer Veranstaltungen teilnehmen.«

«A-aber«, stammelte er.»Verstehen Sie, nach den Fotos in der Zeitung — wie Sie Katya zurück ins Leben küssen — also danach wurden wir von Anfragen überschwemmt — richtig überschwemmt… Und die ganzen billigeren Plätze waren im Nu weg — und auch die Karten für den Empfang — allesamt…«

«Aber das«, sagte ich langsam und bestimmt,»war kein Werbetrick.«

«Aber nein. «Er schluckte.»Aber nein. Natürlich nicht. Nein. «Er stand so ruckartig auf, daß er dabei seinen Stuhl umstieß. Der Schweiß lief ihm über die Stirn, und seine Augen blickten wild. Er war dicht, ganz dicht davor, in Panik zu flüchten, als Danilo und Sally laut und munter vom Tennis wiederkamen.

«Hallo, Mr. Wenkins«, sagte Sally auf ihre jugendlichunbekümmerte Art.»He, Sie sehen ja fast so verschwitzt aus wie wir.«

Wenkins warf ihr einen glasigen Blick zu, wie hypnotisiert, und fummelte mit seinem Taschentuch herum. Danilo sah ihn durchdringend und nachdenklich an, ohne etwas zu sagen.

«Also — ich — äh, ich gebe das weiter — aber es wird ihnen — nicht gefallen.«

«Sagen Sie es ihnen«, hakte ich nach.»Keine Werbetricks.«

«Keine Werbetricks«, echote er schwach, aber ich zweifelte, ob er den Mut aufbringen würde, das auszurichten.

Sally schaute seinem unsicher sich zum Club durchfädelnden Rücken nach und ließ sich in einen Sessel fallen.

«Na, der ist aber ganz schön runter mit den Nerven, was? Haben Sie das arme Lämmchen schikaniert, Link?«

«Er ist ein Schaf, kein Lamm.«

«Ein dummes Schaf«, sagte Danilo vage, als wäre er mit den Gedanken irgendwo anders.

«Kriege ich einen Orangensaft?«sagte Sally.

Evan und Conrad trafen vor dem Kellner ein, und die Getränkebestellung wurde erweitert. Evan zeigte sich von seiner fanatischsten Seite, fuchtelte mit den Armen herum und erzählte Conrad in der üblichen dominierenden» Ich-bin-der-Regisseur-und-ihr-anderen-seid-Dreck«-Manier, wo es langging. Conrad wirkte halb geduldig, halb gereizt; ein Chefkameramann war dem Regisseur untergeordnet, aber gefallen mußte ihm das nicht.

«Symbolik«, sagte Evan grimmig.»Symbolik ist das A und O dieses Films. Und Funktürme sind das neue Phallussymbol, das für die Kraft einer Nation steht. Jedes potente Land braucht sein kreisendes Turmrestaurant.«

«Gerade weil jedes Land eins hat, ist das von Johannesburg vielleicht nichts Neues«, murmelte Conrad in einem Ton, aus dem die Streitlust etwas zu sorgfältig getilgt war.

«Der Turm kommt rein«, konstatierte Evan entschieden.

«Selbst wenn sich kein Elefant von entsprechender Statur findet«, sagte ich nickend.

Conrad verschluckte sich, und Evan blickte finster.

Sally sagte:»Was ist denn ein Phallussymbol?«Und Danilo bat sie freundlich, es im Lexikon nachzusehen.

Ich fragte Evan, wo genau wir im Krüger-Park wohnen würden, damit man mich notfalls erreichen konnte.

«Erwarten Sie von mir keine Hilfe«, sagte er ungefällig.»Die Produktionsabteilung hat das vor Monaten gebucht. Mehrere verschiedene Camps, angefangen im Süden und dann rauf nach Norden, soweit ich weiß.«

Conrad fügte beiläufig hinzu:»Wir haben im Hotel eine Liste. Die könnte ich Ihnen kopieren, lieber Junge.«

«So wichtig ist das nicht«, sagte ich.»Worldic wollte nur informiert sein.«

«Nicht so wichtig!«rief Evan aus.»Wenn Worldic informiert sein will, dann müssen sie natürlich eine Liste bekommen. «Evan hatte keine Vorbehalte gegenüber Verleihfirmen, die seine Meisterwerke in die Kinos brachten.»Conrad kann die Adressen kopieren und sie ihnen direkt schicken.«

Ich blickte belustigt zu Conrad.»An Clifford Wenkins dann«, meinte ich.»Er wollte sie haben.«

Conrad nickte kurz. Die Liste aus Gefälligkeit zu kopieren war etwas ganz anderes, als es auf Evans Anweisung hin zu tun; ich wußte genau, was in ihm vorging.

«Sie wollen ja wohl nicht mit dem Chauffeur kommen, den Worldic Ihnen gestellt hat«, sagte Evan barsch zu mir.»Für den haben wir kein Zimmer.«

Ich schüttelte den Kopf.»Nein«, sagte ich mild.»Ich miete einen Wagen und fahre selbst.«

«Na gut.«

Auch an diesem schönen Dienstag morgen, bei einem halb ausgetrunkenen bekömmlichen Gin und frei von jedem Druck, ließ Evan die brennenden Augen noch wie Lanzen blitzen und krümmte seine Finger, daß die Sehnen straff hervortraten. Das ungebändigte Lockenhaar umzüngelte ihn wie Medusas Schlangen, und selbst die Luft um ihn herum schien unter seinem Energieausstoß zu beben.

Sally fand ihn faszinierend.»Es wird Ihnen gefallen im Wildpark«, sagte sie ernst.»Die Tiere sind so lieb.«

Evan wußte mit so jungen Mädchen nur umzugehen, wenn er sie vor einer Kamera tyrannisieren konnte; und der Gedanke, daß Tiere lieb sein könnten statt symbolisch, schien ihn zu verwirren.

«Äh…«sagte er unsicher und hörte sich genau wie Wenkins an.

Conrad wurde gleich sichtlich fröhlicher, strich sich den Schnurrbart und sah Sally gutmütig an. Sie schenkte ihm ein offenes Lächeln und wandte sich Danilo zu.

«Dir würde es da auch gefallen«, sagte sie.»Wenn du nächstes Mal nach Südafrika kommst, müssen wir mit dir hinfahren.«

Danilo versicherte, er könne es kaum erwarten. Conrad fragte ihn, wie lange er diesmal noch bliebe, und Danilo sagte, so etwa acht Tage noch. Sally bestand ängstlich darauf, daß er nur ja bis zu meiner Premiere blieb; sicher wisse er doch noch, daß er mit den van Horens zu dem Empfang gehen wollte. Danilo wußte es noch; na und ob.

Er lächelte sie an. Sie blühte auf. Ich hoffte, der Sonnyboy hatte neben der Mathematik auch noch genügend Mitgefühl zu bieten.

Evan und Conrad blieben zum Mittagessen und besprachen endlos die Drehorte, die sie überall in der Stadt ausgesucht hatten. Sie wollten offenbar eine Menge Cinema verite einbauen, Szenen vom ungeschminkten Leben, die Conrad mit einer Handkamera filmen sollte. Bis der Käse uns den Magen schloß, hatte ich den Eindruck gewonnen, daß der ganze Film — Symbolik, Elefanten und alles — dazu verdammt war, gähnende Langeweile zu verbreiten.

Conrads Interesse war vor allem technischer Natur. Meins war inexistent. Evans wie gewohnt unerschöpflich.

«Also nehmen wir die Arriflex natürlich mit«, sagte er zu Conrad.»Vielleicht sehen wir unwiederbringliche Bilder. Es wäre dumm, nicht gerüstet zu sein.«

Conrad stimmte zu. Sie sprachen auch über die tontechnische Ausrüstung und beschlossen, sie ebenfalls mitzunehmen. Die Produktion hatte einen Wildhüter verpflichtet, der sie mit einem Landrover im Park herumfahren sollte; sie würden also bequem vom Auto aus drehen können.

Alles, was sie für die Hinfahrt nicht in ihren gemieteten Kombi hineinkriegten, sagten sie, könnte ich doch in meinem Wagen mitnehmen, oder? Ich konnte. Ich erklärte mich bereit, am nächsten Morgen als erstes zu ihrem Hotel zu kommen und den Überschuß einzuladen.

Als sie fort waren, bezahlte ich den Wagen mit Chauffeur, den Worldic gestellt hatte, und mietete statt dessen eine Mittelklasse-Limousine zum Selbstfahren. Ein Mann von der Autovermietung brachte sie zum Iguana, zeigte mir die Gangschaltung, sagte, es sei ein neuer, gerade erst eingefahrener Wagen, der mir keine Probleme bereiten werde, und fuhr mit dem Chauffeur davon.