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«Aber man kann auch das Zugtelefon benutzen?«fragte ich.

Er nickte.»Es ist ein Zahltelefon für Kreditkarten, eh? Sehr viel teurer. Die meisten Leute vertreten sich lieber die Beine und gehen auf die Bahnhöfe. Es steht in meinem Dienstraum. «Er kam meiner Frage zuvor.»Mein Dienstraum ist im ersten Schlafwagen hinter dem mittleren Speisewagen.«

«Da ist auch mein Abteil«, sagte ich, als ich es ausgeknobelt hatte.

«Na bitte. Sie finden meinen Namen an der Tür.«

Er trank seinen Kaffee aus, schob seine Papiere in eine Mappe und nahm mich wieder mit nach vorn zum Pferdewaggon. Der Drachen öffnete streitlustig auf sein Klopfen und starrte mich mißbilligend an.

«Das ist Tommy«, sagte George.»Er ist ein Sicherheitsbeamter von Merry & Co, eh? Er hat mit meiner Erlaubnis im ganzen Zug freien Zutritt.«

Sie beugte sich ihrerseits der unwiderstehlichen Gewalt und ließ uns rein, wenn auch mit hochgezogenen Brauen und einem Flair von zurückgestellter, nicht abgetretener Macht. Sie holte ein Klemmbrett mit einem Bogen linierten Papiers hervor.»Unterschreiben Sie hier«, sagte sie.»Jeder, der hier reinkommt, muß unterschreiben. Setzen Sie Datum und Uhrzeit hinzu.«

Ich kritzelte» Tommy Titmouse «hin und setzte die Zeit ein. Filmer, sah ich mit Interesse, hatte vor der Abfahrt nach seinem Pferd geschaut.

Wir gingen in den Pferdewaggon hinein, und George zeigte mir alles.

«Es sind elf Boxen, sehen Sie? Früher hat man vierundzwanzig Pferde in so einem Waggon befördert, aber da gab’s keinen Mittelgang, eh? Man konnte während der Fahrt nicht durchlaufen. Jetzt werden kaum noch Pferde mit der Bahn befördert. Der Wagen hier wurde 1958 gebaut, eh? Einer der letzten, einer der besten.«

Links und rechts vom Eingang stand je eine Box längs an der Wand, dann kam ein Zwischenraum, dann wieder zwei Boxen, dann ein Zwischenraum, wo große Schiebetüren Zugang zur Außenwelt gewährten; hier wurde ein- und ausgeladen. Danach kam ein breiterer Mittelbereich mit nur einer Box auf einer Seite. Anschließend wieder zwei Boxen und noch eine Ladefläche, dann zwei weitere Boxen und ein Zwischenraum, und schließlich noch je eine Box zu beiden Seiten der vorderen Tür. Elf Boxen, wie versprochen, plus ein Mittelgang.

Die Boxen waren aus schweren, grün gestrichenen Metallplatten zusammengesetzt und verschraubt; zerlegbar. In dem breiten Bereich in der Wagenmitte, wo nur vor einer Wand eine Box war, stand ein gemütlicher Sessel für die respekteinflößende Miss Brown, dazu ein Tisch, Geräteschränke, ein Kühlschrank und ein KunststoffWassertank mit einem tief angebrachten Hahn zum Füllen der Eimer. George öffnete den Verschluß des Tanks und zeigte mir ein kleines Brett, das auf der Oberfläche schwamm.

«Damit das Wasser nicht so rumschwappt, eh?«

Eh so was, dachte ich.

Dutzende von Heuballen lagen überall in den Ecken, und ein gefülltes Heunetz schaukelte sanft über dem Kopf jedes Pferdes. Ein paar Pfleger saßen auf Ballen herum, während ihre Schützlinge am schlichten Futter knabberten und geheimnisvollen Pferdegedanken nachhingen.

Jede Box war vorsorglich mit einem maschinegeschriebenen Kärtchen versehen, das in einer Halterung an der Tür steckte und den Namen ihres Insassen angab. Ich schaute mir einige davon an und stellte fest, daß Filmers und Daffodils Laurentide Ice ein hellgrauer Hengst mit zerbrechlich wirkenden Knochen war, Voting Right von den Lorrimores ein unscheinbarer Brauner und Sparrowgrass von den Youngs ein Hellfuchs mit Stern und einer weißen Socke.

«Kommen Sie«, sagte George.»Ich stelle Ihnen die Lokführer vor, eh?«Er selbst war kein Pferdemensch.

«Ja. Danke.«

Er schloß die vordere Tür des Pferdewaggons auf und ließ uns mit einem weiteren Schlüssel in den Gepäckwagen ein.

«Die Türen sind immer abgesperrt, eh?«

Ich nickte. Wir gingen schwankend durch den langen Gepäckwagen, der halbleer und sehr laut war, und nachdem George mir geraten hatte, meine Weste auszuziehen und wegzulegen, damit kein Öl drankam, schloß er die Tür am anderen Ende auf. Hatte ich es dort, wo wir waren, schon für laut gehalten, so wurde jetzt jedes Gespräch unmöglich.

George winkte, und ich folgte ihm in die Hitze des Maschinenwagens, in dem sich unter anderem der Kessel befand, der Dampf für die Beheizung des ganzen Zuges lieferte. George deutete wortlos auf den ungeheuren Wassertank und zeigte mir belustigt das System zum Ablesen des Pegelstands. In Abständen den riesigen Zylinder hinauf waren normale Hähne angebracht, wie man sie über Spülbecken findet. George wies auf die danebenstehenden Zahlen im 100-Gallonen-Maß und machte Hahndrehbewegungen mit seinen Händen. Man drehte die Hähne auf, begriff ich ungläubig, um die Höhe des Inhalts zu ermitteln. Überaus logisch, nahm ich an, wenn man noch nie von Wasserstandsmessern gehört hatte.

Wir gingen weiter nach vorn, durch einen langen, schmalen

Gang an heißen, stampfenden Maschinen vorbei, mehr als mannshoch, quälend schmerzhaft für die Sinne, und traten über eine Kupplung dann in die Lok selbst, noch länger, noch lauter, noch heißer, der reinste Höllenspuk. An ihrem vorderen Ende kamen wir zu einer verglasten Tür, die keinen Schlüssel erforderte, und befanden uns plötzlich im vergleichsweise ruhigen Führerstand, ganz an der Spitze des Zuges.

Die Luft war frisch und kühl hier, da das Fenster auf der rechten Seite, neben dem Führerpult, weit offenstand. Als ich eine Bemerkung darüber machte, sagte George, das Fenster sei immer geöffnet, außer bei Schneesturm, eh?

Durch die breiten, nicht zu öffnenden Vorderfenster bot sich ein fesselnder Blick auf den Schienenstrang vor uns, Signale, die in der Ferne grün leuchteten, Bäume, an denen wir mit zweckmäßigen siebzig Meilen die Stunde vorübersausten. Ich war noch nie im Führerstand eines fahrenden Zuges gewesen, und ich hätte den ganzen Tag dort bleiben können.

Am Führerpult saß ein ziemlich junger Mann, der keinerlei Uniform trug, und neben ihm saß ein älterer Mann in einem ziemlich sauberen Overall, mit Schmierfett an den Fingern.

George übernahm die Vorstellung. Robert, das war der jüngere, und Mike, der ältere. Sie nickten und gaben mir die Hand, als George meine Position erklärte.»Helft ihm, wenn er darum bittet.«

Sie sagten, das würden sie tun. George klopfte Robert auf die Schulter und wies mich auf ein weißes Fähnchen hin, das draußen steif neben dem rechten Vorderfenster wehte.

«Der Wimpel zeigt an, daß dies ein Sonderzug ist. Außerplanmäßig. Sonst könnten die Eisenbahner auf der Strecke ja denken, der Canadian sei dreißig Minuten zu früh dran.«

Das hielten sie alle für einen guten Witz. Nirgends auf der Welt kamen Züge zu früh. Verspätung war die Regel.

Immer noch kichernd führte George mich durch die Glastür zurück in das Inferno. Wir schoben uns erneut an dem donnernden Ungetüm und seinem rückwärtigen Ableger vorbei und gelangten endlich in die klappernde, widerhallende Stille des Gepäckwagens, wo meine Weste auf mich wartete. Mein Koffer, sah ich mit Interesse, stand in einer stummen Reihe von anderen, durchaus erreichbar, wenn ich ihn haben wollte.

George sperrte die Gepäckwagentür hinter uns ab, und wir standen wieder in dem ruhigen Pferdewaggon, der anheimelnd und freundlich wirkte, schon weil die Pferde ihre Köpfe über die Türen vorstreckten. Interessant fand ich, daß die meisten, soweit sie es in ihren vielleicht vier Fuß breiten Boxen konnten, diagonal im Raum standen, um mit der Bewegung besser klarzukommen; und alle schauten wach und aufmerksam drein, sichere Anzeichen von Zufriedenheit.

Ich rieb dem einen oder anderen die Nase, unter dem argwöhnisch finsteren Blick von Miss Brown, der es nicht gefiel, mich hereinlassen zu müssen, wann immer ich darum bat, eh?