Выбрать главу

Ich hätte nichts davon gewußt, sagte ich. Pech, sagte er, denn mit Rosette gebe es Eintritt, Rennprogramm und Essen gratis. Sie seien ein Geschenk der Rennbahn. Neil müßte noch eine für mich haben, meinte er.

Ich fragte ihn, wie die Krimiszene diesen Morgen gelaufen sei, da Neil mir ja geschildert hatte, was am Tag zuvor geschehen war.

«Erheblich besser ohne dieses Miststück Sheridan.«

«War er nicht da?«

«Ich bat Neil, seinem Vater zu sagen, wenn Sheridan zum Frühstück käme, würden wir unsere Szene nicht spielen, und das hat gewirkt. Kein Sheridan. «Er grinste.»Überhaupt kein Lorrimore, genau gesagt. «Er blickte sich um.»Aber sie sind alle hier, einschließlich Sheridan. Sie stiegen gerade aus einer überlangen Limousine, als wir mit unserem Privatbus anrollten. Da haben wir auch die Rosetten gekriegt — im Bus. Wie sind Sie denn hergekommen?«

«Mit einem öffentlichen Bus.«

«Wirklich Pech.«

Seine Batterien liefen mit halber Kraft, weder voll aufgeladen noch leer. Ohne das konturenbetonende Make-up, das er im Zug ständig trug, wirkte sein Gesicht unter den Wuschellocken jünger: David Flynn war auf der Rennbahn, nicht Zak.

«Sind alle Schauspieler hier?«fragte ich.

«Aber sicher. Wir müssen doch wissen, was heute hier abgeht. Müssen mit den Besitzern heute abend darüber reden können. Vergessen Sie nicht, es ist schließlich ein Rennsportkrimi.«

Ich nahm an, in gewisser Hinsicht hatte ich das vergessen. Der wahre Krimi, mit dem ich befaßt war, neigte dazu, die Dichtung zu verdrängen.

«Auf wen setzen Sie in unserem Rennen?«fragte er.»Ich glaube, daß Premiere gewinnt. Und Sie?«

«Upper Gumtree«, sagte ich.

«Angeblich schläft der halb«, wandte er ein.

«Er hat ein hübsches Gesicht.«

Er sah mich von der Seite an.»Sie sind verrückt, wissen Sie das?«

«Ich bin nur toll bei Nordnordwest.«

«Wenn der Wind südlich ist«, sagte er prompt,»kann ich einen Kirchturm von einem Leuchtenpfahl unterscheiden. «Er lachte.

«Einen Schauspieler, der nicht hofft, den Hamlet zu spielen, gibt es nicht.«

«Haben Sie schon mal?«

«Nur in der Schule. Aber einmal gelernt, nie vergessen. Soll ich Ihnen mein >Sein oder Nichtsein< aufsagen?«

«Nein.«

«Sie machen mich fertig. Bis heute abend.«

Er entfernte sich mit mittlerem Schwung, und später sah ich ihn noch einmal, wie er Donnas Schultern umfaßt hielt, was (soviel ich wußte) nicht in seinem Manuskript stand.

Die meisten Besitzer kamen vom Vereinshaus herunter, um sich das Aufsatteln der Teilnehmer am Jockey Club Rennexpreß-Sonderrennen anzusehen, und die Leichtherzigeren von ihnen trugen durchweg die Rosetten.

Filmer nicht; es war nichts Heiteres an ihm. Daffodil hingegen hatte sich ihre an den Ausschnitt geheftet, und ab und zu hüpfte das Rot, Weiß und Gold unter den langhaarigen Chinchillas hervor. Mrs. Young trug ihre offen am Revers. Die von Mr. Young war nicht zu sehen.

Die Unwins, rosettengeschmückt, zeigten ungehemmte Freude an Upper Gumtree, der tatsächlich ein hübsches Gesicht hatte und nicht unannehmbar schläfrig war. Upper Gumtrees Trainer war nicht aus Australien angereist und auch nicht sein gewohnter Jockey; man hatte kanadischen Ersatz besorgt. Die Unwins strahlten und tätschelten alles in Reichweite, das Pferd eingeschlossen, und Mr. Unwin mit seinem tollen australischen Akzent konnte man» Sohn «zu seinem Jockey sagen hören, obwohl der Reiter wesentlich älter aussah als der Besitzer.

In der Box nebenan ging es sehr viel ruhiger zu. Mercer Lorrimore, ohne Familienanhang, unterhielt sich freundlich mit seinem von Toronto herübergekommenen Trainer und schüttelte seinem Jockey die Hand, demselben, der in Woodbine für ihn geritten war. Premiere, der Favorit, benahm sich wie ein Pferd, um das man sein Leben lang Theater gemacht hatte; fast schon, sinnierte ich, so arrogant wie Sheridan.

Die Besitzer von Flokati legten ein Mavis-und-Walter-Bricknell-artiges Verhalten an den Tag, flatterten in einer nervösen Unrast umher, die, wenn sie noch lange anhielt, auf das Pferd übergreifen mußte. Ihr inkompetent wirkender Trainer versuchte die Besitzer davon abzuhalten, daß sie die Nummerndecke glattstrichen, die Stirnlocke über dem Kopfband zurechtzupften, am Sattel zerrten und bei jeder unbedachten Bewegung ihre großen Rosetten dem Pferd unter die beleidigten Nüstern stießen. Ein Überfall eigentlich. Armes Ehepaar Flokati; das Pferd zu besitzen schien eine Qual, keine Freude zu sein.

Mr. und Mrs. Young hatten wie Mercer Lorrimore ihre beiden Winnipeg-Starter auf dem Straßenweg bringen lassen. Als — alte Hasen im Besitzerspiel schauten sie mit ruhigem Interesse zu, wie ihr Duo, Soluble und Slipperclub, bereitgemacht wurde, wobei Mrs. Young gewohnt liebenswürdig mit dem einen Jockey sprach und Mr. Young eher sachlich mit dem anderen.

Daffodil Quentins Starter, Pampering, war zusammen mit fünf anderen Pferden, die Passagieren aus dem Zug gehörten, eingeflogen worden, und all diese Leute schlenderten mit Rosetten und fast permanent lächelnden Gesichtern umher. Dies war schließlich einer der Höhepunkte ihrer Reise, der Zweck des Spektakels. Ich erfuhr auch, daß die Rennsportkommission von Manitoba ihnen früher am Tag einen Champagnerempfang bereitet hatte, danach ein vorzügliches Mittagessen, und daß jedem als Andenken ein gerahmtes Gruppenfoto von allen an der Reise beteiligten Besitzern beschert worden war. Hier und jetzt, dachte ich, lebten sie in der Erinnerung daran.

Fernsehkameras in Mengen zeichneten alles für die Abendnachrichten auf und auch für die zweistündige Galasendung zur Unterstützung des kanadischen Rennsports, die, wie auf Plakaten überall zu lesen stand, landesweit ausgestrahlt werden sollte, wenn die dritte Veranstaltung in Vancouver beendet war.

Die Starter von Winnipeg kamen unter Hornfanfaren und Beifall von den Rängen aufs Geläuf und wurden von Ponys zur Startmaschine begleitet.

Mercer Lorrimores Farben, Rot und Weiß wie die Rosette, die er im Interesse des kanadischen Rennsports bereitwillig angesteckt hatte, nahmen die Außenbox ein. Daffodils Hellblau und Dunkelgrün war ganz innen. Upper Gumtree, der Orange und Schwarz trug, startete genau in der Mitte der Elferreihe und ging aus der Box heraus an die Spitze einer pfeilähnlichen Formation.

Ich schaute von einem Platz hoch oben auf der Tribüne zu, noch über der Vereinsetage, in die sich die Besitzer als schnatternde Schar zurückbegeben hatten, um das Rennen zu verfolgen. Durch meine Fernglaskamera konnte ich die Farben auf der Bahn unten im kalten Sonnenlicht klar und deutlich erkennen, so daß das Rennen leicht zu überblicken war.

Die Pfeilformation löste sich bald zu einer Zickzacklinie auf, Premiere außen, Pampering innen, Upper Gumtree immer noch in Front. Das Pärchen der Youngs, durch den Startplatz getrennt, kam dennoch zusammen und lief den ganzen Weg Seite an Seite wie Zwillinge. Flokati, in Pink, hängte sich an die Rails, als brauchte er sie zum Steuern, und vier andere Starter schlossen ihn ein.

Als sie zum erstenmal an der Tribüne vorbeigingen, lag Upper Gumtree von den Unwins immer noch in Führung, Premiere aber fast gleichauf; innen riß Pampering seinem Jockey die Arme aus. Das gesamte Elferfeld tat sein Bestes für die Ehre Kanadas, fegte geschlossen um den Bogen und ging die Gegengerade hinunter wie zusammengeschweißt, und noch im Schlußbogen hatte es den Anschein, daß es so, als ein kompaktes Knäuel, einlaufen könnte.

Sie teilten sich auf der Geraden, eine Gruppe zog zu weit nach außen, das Rot und Weiß von Premiere sprengte nach vorn, dicht gefolgt von dem Pärchen der Youngs, und Upper Gumtree brach dramatisch durch eine Lücke, um weit vor Pampering an die Rails zu gehen.