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Emil erwiderte:»Wir wissen, daß Sie kein Kellner sind, und wir wissen, daß Sie kein Schauspieler sind, aber Sie haben dafür gearbeitet. Es gehört Ihnen.«

«Und wir wissen, daß Sie den ganzen Morgen geackert haben, obwohl Ihnen offensichtlich der Arm weh tut«, sagte Cathy.»Ich hab das noch schlimmer gemacht… tut mir wirklich leid.«

«Und ohne Sie wäre alles viel schwerer zu schaffen gewesen«, sagte Oliver.»Deshalb wollen wir Ihnen gern was schenken.«

«Und das ist es«, setzte Cathy auf die Scheine deutend hinzu.

Sie warteten gespannt darauf, daß ich mich bedankte.

«Ich… ehm, ich weiß nicht. «Unvermittelt küßte ich Cathy; umarmte sie.»In Ordnung. Ich werde mir etwas davon kaufen, was mich an uns erinnert. An die Reise. Vielen Dank euch allen.«

Sie lachten erfreut.»Es war schön«, sagte Cathy, und Emil fügte ironisch an:»Aber bitte nicht jede Woche.«

Ich gab Emil und Oliver die Hand. Küßte Cathy noch einmal. Schüttelte Angus die Hand. Durfte Simone ein Küßchen auf die Wange geben. Ich blickte von einem Gesicht zum anderen, wollte die Erinnerung festhalten.

«Wir sehen uns wieder«, sagte ich, und sie sagten:»Ja«, und alle wußten wir, daß es fraglich war. Ich ging durch den schwankenden Korridor davon, trug Tommy zu Grabe und blickte wie so oft in der Vergangenheit nicht zurück. Zuviel Bedauern lag im Zurückschauen.

In den Schlafwagen wurde gepackt, man hielt Stegreifparties in den Räumen ab, ging durch die offenen Türen ein und aus. Filmers Tür war zu.

Nell war in ihrem Abteil, bei offener Tür, und packte auch.

«Was ist mit Ihrem Arm?«sagte sie, während sie einen der schlichten Röcke zusammenlegte.

«Fällt es so auf?«

«Als Cathy Sie mit ihrem Tablett gerempelt hat, war es nicht zu übersehen. Das ging Ihnen durch und durch.«

«Na ja, es ist nichts Ernstes.«

«Ich hole Ihnen einen Arzt.«

«Seien Sie nicht albern.«

«Ich nehme an«, sagte sie,»jetzt wird Mercer sein Pferd am Dienstag nicht laufen lassen. Welch ein Jammer. Dieser verdammte Sheridan.«

Die biblische Bezeichnung, dachte ich, war treffend.

«Xanthe«, fuhr Nell fort und legte den Rock in ihren Koffer,»sagt, Sie waren in Lake Louise freundlich zu ihr. Haben Sie wirklich vom verderblichen Einfluß der Selbstüberhebung gesprochen? Sie sagt, sie hat viel daraus gelernt.«

«Sie ist heute morgen erwachsen geworden«, sagte ich.

«Ja, nicht wahr?«

«Wenn wir nach Hawaii fahren«, sagte ich,»können Sie einen Sarong tragen und eine Hibiskusblüte hinterm Ohr.«

Sie hielt im Packen inne.»Das paßt aber doch«, meinte sie wohlüberlegt,»nicht so recht mit einem Klemmbrett zusammen.«

George kam aus seinem Büro und sagte ihr, das Zahltelefon funktioniere jetzt, falls sie ihre Anrufe erledigen wolle, und ich ging in mein Abteil, zog die Uniform aus und Tommys Straßenkleidung an und packte alles weg. Die Bahnfahrt mochte zu Ende sein, dachte ich, aber mein eigentlicher Auftrag war es nicht. Es gab noch viel zu tun. Filmer mochte krank sein, aber gerade kranke Haie griffen die Schwimmer an, und unter der Oberfläche konnte immer noch unbemerkt eine Dreiecksflosse ihre Bahn ziehen.

Nell kam aus Georges Büro und zu mir an die Tür.

«Kein Helikopter mehr nötig«, sagte sie.»Man hat Sheridan bereits gefunden.«

«Das ging aber schnell.«

«Anscheinend ist er auf eine Fischleiter gestürzt.«

«Das meinen Sie nicht ernst.«

«Doch, wirklich. «Sie unterdrückte ein der Sache unangemessenes Lachen.»George sagt, die Leitern sind so etwas wie Hunderte von Metern lange Stollen, die man im Fluß angelegt hat, weil die Lachse sonst nicht mehr stromaufwärts zu ihren Laichplatzen schwimmen können, weil das Wasser viel schneller fließt als früher, weil ein großer Felssturz es eingeengt hat.«

«Ich glaube es Ihnen«, sagte ich.

«Ein paar Männer arbeiteten an der unteren Leiter«, sagte sie,»und Sheridan wurde vom Wasser heruntergespült.«

«Tot?«fragte ich.

«Allerdings.«

«Es ist besser, Sie sagen es Mercer.«

Sie zog ein widerwilliges Gesicht.»Tun Sie das.«

«Ich kann nicht. George könnte.«

George erklärte sich bereit, die gute schlechte Nachricht zu überbringen, und eilte gleich los, um wieder auf seinem Posten zu sein, wenn wir den Bahnhof erreichten.

«Wußten Sie«, sagte ich zu Nell,»daß Emil, Cathy und Oliver ihre Trinkgelder mit mir teilen wollten?«

«Ja, sie fragten mich, ob ich das in Ordnung fände. Hoffentlich«, sagte sie mit plötzlicher Sorge,»haben Sie’s angenommen? Die fanden nämlich, daß Sie großartig waren. Sie wollten Ihnen danken. Sie haben sich so darauf gefreut.«

«Ja«, sagte ich, erleichtert, die Antwort geben zu können.»Ich hab’s angenommen. Ich sagte ihnen, ich würde mir dafür etwas kaufen, was mich an sie erinnert. Und das werde ich auch tun.«

Sie entspannte sich.»Ich hätte Sie vorwarnen sollen. Aber andererseits… es war wohl nicht nötig. «Sie lächelte.»Was sind Sie wirklich?«

«Glücklich«, sagte ich.

«Pfui.«

«Ich gebe mir alle Mühe, aber es kommt immer wieder durch. Mein Chef hat schon gedroht, mich deswegen zu feuern.«

«Wer ist Ihr Chef?«

«Brigadekommandeur Valentine Catto.«

Sie stutzte.»Bei Ihnen weiß ich nie, wann Sie die Wahrheit sagen.«

Catto, dachte ich. Katzen. Ernüchternd.

«Mir ist gerade«, sagte ich langsam,»eine glänzende Idee gekommen.«

«Ja, so sehen Sie auch aus.«

Zeit, dachte ich. Sie war so knapp.

«Kommen Sie zurück«, sagte Nell.»Sie sind ganz woanders.«

«Sie haben nicht zufällig einen Flugplan bei sich?«

«In der Agentur haben wir etliche. Was brauchen Sie?«»Einen Flug von London nach Vancouver, morgen.«

Sie zog die Brauen hoch, ging in Georges Büro, fragte telefonisch nach und kam wieder heraus.

«Air Canada geht um 15 Uhr von Heathrow ab, landet in Vancouver um 4 Uhr 25.«

«Betrachten Sie sich als geküßt.«

«Sind Sie denn immer noch Kellner in den Augen der Fahrgäste?«

Es waren die ganze Zeit Fahrgäste auf dem Gang.

«M-hm«, sagte ich nachdenklich,»ich glaube schon. Noch zwei Tage. Bis zum Schluß.«

«In Ordnung.«

George kam zurück und berichtete, daß alle drei Lorrimores die Nachricht von Sheridan gefaßt aufgenommen hatten; sie würden wie geplant ins Hotel gehen und alles Nötige von dort aus veranlassen.

«Die armen Leute«, sagte Nell.»Was für ein Schlamassel.«

Ich fragte George, was er tun werde. Nach Toronto zurückkehren natürlich, eventuell mit der Bahn, sobald die verschiedenen VIA-Untersuchungen abgeschlossen waren, und das würde morgen sein. Könnte er nicht bis zu den Rennen bleiben, fragte ich, und Dienstag abend zurückfahren? Er war sich nicht sicher. Ich ging mit ihm in sein Büro und überzeugte ihn, und er lachte schon wieder leise, als der Zug abbremste und im Schneckentempo in den Endbahnhof Vancouver einfuhr.

Die Räder standen still. Fast auf die Stunde genau sieben Tage nach ihrer Abreise stiegen die Fahrgäste aus dem rollenden Hotel und blieben in kleinen Gruppen draußen stehen, noch immer lächelnd, noch immer redend. Zak und die anderen Schauspieler gingen zwischen ihnen umher und sagten händeschüttelnd Lebewohl. Die Schauspieler hatten Engagements in Toronto und blieben nicht bis zum Rennen.

Zak sah mich durchs Fenster und sprang noch einmal in den Schlafwagen, um sich zu verabschieden.

«Bleiben Sie schön in Verbindung«, sagte er.»Wenn Sie mal wieder einen Job als Krimischreiber möchten, geben Sie mir Bescheid.«

«Okay.«

«Tschüs, Mensch«, sagte er.

«Tschüs.«

Er sprang wieder aus dem Zug und steuerte mit seinem Wuschelkopf auf die Bahnhofsbauten zu wie ein Komet, dem Donna, Pierre, Raoul, Mavis, Walter und Giles als Meteoriten folgten.