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«Und die anderen Herren dort sind vom Jockey Club und von der Rennsportkommission hier in Vancouver.«

«Was soll das?«fragte Filmer trotzig.»Was ich will, ist doch nur ein Federstrich. Eine Formalität.«

Der Brigadier sagte:»Wir möchten die Gelegenheit zu einer Vorprüfung bestimmter Rennsportangelegenheiten nutzen, und es schien uns am besten, dies jetzt zu tun, weil so viele der davon Betroffenen momentan in Vancouver sind.«

«Wovon reden Sie?«sagte Filmer.

«Wir sollten darauf hinweisen«, sagte der Brigadier aalglatt,»daß wir alles, was heute morgen in diesem Raum gesagt wird, aufzeichnen. Es handelt sich zwar nicht um ein Gerichtsverfahren oder eine amtliche Untersuchung, aber was hier gesagt wird, kann bei einer späteren Verhandlung oder Untersuchung aufgegriffen werden. Wir möchten Sie bitten, das im Auge zu behalten.«

Filmer sagte energisch:»Ich protestiere gegen dieses

Vorgehen.«

«Bei einer künftigen Gerichtsverhandlung oder Untersuchung durch den Ordnungsausschuß«, sagte Bill Baudelaire,»können Sie selbstverständlich einen Rechtsbeistand hinzuziehen. Wir werden Ihnen eine Bandaufnahme von dem heutigen Vorverfahren überlassen, die Sie gern an Ihren Anwalt weitergeben dürfen.«

«Das können Sie nicht machen«, sagte Filmer.»Ich bleibe nicht.«

Als er zu der Tür ging, durch die er hereingekommen war, fand er sie verschlossen.

«Lassen Sie mich raus«, sagte Filmer wütend.»Das können Sie nicht machen.«

Im Anrichteraum holte Mercer Lorrimore tief Atem, öffnete die Tür zum Konferenzzimmer, ging hindurch und schloß sie hinter sich.

«Guten Morgen, Julius«, sagte er.

«Was machen Sie denn hier?«Filmers Tonfall war überrascht, jedoch nicht übermäßig bestürzt.»Sagen Sie denen, die sollen mir meinen Schein geben und es gut sein lassen.«

«Setzen Sie sich, Julius«, sagte Mercer. Er sprach in das Konferenztisch-Mikrofon, seine Stimme klang viel lauter als die Filmers.»Setzen Sie sich an den Schreibtisch.«

«Die Vorprüfung, Mr. Filmer«, sagte die Stimme des Brigadiers,»bezieht sich hauptsächlich auf Ihre Handlungsweise vor, während und im Zusammenhang mit der Fahrt des Rennexpresses. «Stille trat ein, als man vermutlich darauf wartete, daß Filmer Platz nahm. Dann wieder die Stimme des Brigadiers:»Mr. Lorrimore… darf ich Sie bitten…?«:

Mercer räusperte sich.»Mein Sohn Sheridan«, sagte er ruhig,»der vor zwei Tagen gestorben ist, litt zeitweilig an einer psychischen Labilität, die ihn manchmal veranlaßte, befremdliche… und unerfreuliche… Dinge zu tun.«

Stille. Kein Wort von Filmer.

Mercer sagte:»Zu seinem großen Bedauern gab es auch im letzten Mai einen Vorfall dieser Art. Sheridan tötete… einige Tiere. Die Kadaver wurden am Fundort einem Veterinärpathologen übergeben, der dann vertraulich eine Autopsie an ihnen vornahm. «Er hielt wieder inne. Die Anspannung in seiner Stimme war deutlich zu hören, aber er zauderte nicht.»Sie, Julius, haben im Zug meiner Familie gegenüber durchblicken lassen, daß Sie von diesem Vorfall wußten, und dreien von uns… meiner Frau Bambi, meinem Sohn Sheridan und mir… wurde noch am selben Abend klar, daß Sie Sheridans bedauerliche Tat als Druckmittel benutzen wollten, um sich in den Besitz meines Pferdes Voting Right zu bringen.«

Filmer sagte wütend:»Dieses verfluchte Schauspiel!«

«Ja«, sagte Mercer.»Es hat die Dinge beim Namen genannt.

Nach Sheridans Tod gab ich dem Rektor vom College meines Sohnes, dem Sicherheitsdienst des britischen Jockey Club und dem Veterinärpathologen selbst die Erlaubnis herauszufinden, wie diese Information in Ihre Hände gelangt ist.«

«Wir haben es herausgefunden«, sagte der Brigadier und wiederholte, was ein triumphierender John Millington uns vor weniger als einer Stunde berichtet hatte.»Es war ein Zufall… ein Versehen. Sie, Mr. Filmer, besaßen ein in Newmarket in England trainiertes Pferd, das zu Tode kam. Da Sie Gift als Ursache vermuteten, bestanden Sie auf einer Obduktion und veranlaßten Ihren Trainer, mehrere Organe an das Veterinärlabor zu schicken. Das Labor teilte Ihrem Trainer brieflich mit, daß sich keine Fremdstoffe in den Organen befanden, und auf Ihren Wunsch sandte man Ihnen später eine Kopie des Briefes zu. Inzwischen hatte eine nicht sonderlich helle Computer-Operatorin dort Ihren Brief auf eine streng geheime Diskette überspielt, die sie besser in Ruhe gelassen hätte, und ihn auch noch irgendwie gekoppelt, so daß Sie nicht nur eine Kopie Ihres Briefes, sondern Kopien von drei weiteren Schreiben erhielten, die vertraulich waren und der Geheimhaltung unterlagen. «Der Brigadier hielt inne.»Wir wissen, daß dem so ist«, sagte er,»weil einer unserer Leute das Labor bat, uns eine Kopie auszudrucken, worauf Ihr Brief und die anderen, unter demselben Geheimprogramm-Namen gekoppelten gleich mit ausgegeben wurden.«

Der Pathologe, hatte Millington gesagt, sei völlig außer sich und denke daran, den Laborcomputer zu verschrotten.»Aber es war nicht der Computer«, sagte er.»Es war eine dumme Person, die anscheinend dachte, auch die Untersuchung, ob das Pferd vergiftet wurde, sei streng geheim, und sie deshalb auf die Geheimdiskette legte. Rauswerfen kann man sie nicht, sie ist schon vor Wochen gegangen.«

«Könnte der Pathologe wegen der Vertuschung gerichtlich belangt werden?«hatte der Brigadier gefragt.

«Bezweifle ich«, hatte Millington gesagt,»jetzt, wo Sheridan tot ist.«

Filmers Stimme kam etwas rauh durch den Lautsprecher in den Anrichteraum.»Das ist doch alles Blödsinn.«

«Sie haben den Brief aufbewahrt«, sagte der Brigadier.»Er war Dynamit, wenn Sie rausfinden konnten, auf wen er sich bezog. Zweifellos haben Sie alle drei Briefe aufgehoben, obwohl es bei den zwei anderen nicht um Straftaten ging. Dann lasen Sie eines Tages in Ihrer Lokalzeitung, daß Mercer Lorrimore Geld für eine neue Collegebibliothek spendete. Und Sie brauchten nur eine einzige Frage zu stellen, um herauszubekommen, daß Mercer Lorrimores Sohn dieses College im Mai überstürzt verlassen hat. Danach haben Sie wahrscheinlich festgestellt, daß niemand sagen wollte, warum. Sie kamen zu der Überzeugung, daß sich der Brief auf Sheridan Lorrimore bezog. Sie fingen mit Ihrer Information nichts an, bis Sie erfuhren, daß Mercer Lorrimore mit dem Transkontinentalen Rennexpreß reisen würde — hier erblickten Sie dann eine günstige Gelegenheit, die Möglichkeit zu erkunden, ob Mr. Lorrimore sich durch Erpressung dazu zwingen ließ, Ihnen sein Pferd Voting Right abzutreten.«

«Sie können nichts davon beweisen«, sagte Filmer trotzig.

«Wir alle glauben«, sagte Bill Baudelaires Stimme,»daß Sie, Mr. Filmer, von dem Drang besessen sind, Menschen zu vernichten und ihnen Leid zuzufügen. Wir wissen, daß Sie es sich leisten könnten, gute Pferde zu kaufen. Wir wissen, daß Ihnen der Besitz von Pferden allein nicht genügt.«

«Ersparen Sie mir die Predigt«, sagte Filmer.»Und wenn Sie nichts beweisen können, halten Sie den Mund.«

«Na schön«, sagte der Brigadier.»Wir bitten unseren nächsten Gast hereinzukommen.«

Daffodil Quentin, die neben George im Anrichteraum stand und mit geöffneten Lippen und wachsendem Unmut zugehört hatte, riß theatralisch die Verbindungstür auf und knallte sie hinter sich zu.

«Sie widerliches Scheusal«, tönte ihre Stimme vehement aus dem Lautsprecher.

Donnerwetter, dachte ich.

Sie trug ein scharlachrotes Kleid mit einem breiten, glänzend schwarzen Gürtel und dazu passend eine große, glänzend schwarze Handtasche. Zornentbrannt unter den hochgetürmten Locken, griff sie an wie ein entfesselter Racheengel.

«Nie und nimmer werde ich Ihnen meine Hälfte von Laurentide Ice schenken oder verkaufen«, sagte sie heftig,»und da können Sie drohen und erpressen, bis Sie schwarz werden. Sie können meinem Stallburschen Angst einjagen, bis Sie meinen, Sie sind Gott der Allmächtige, aber mir machen Sie von jetzt an keine Angst mehr — ich finde, Sie sind verachtenswert und gehören in einen Zoo.«