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Sie umklammerte immer noch seinen Arm, jetzt fest genug, dass es zu schmerzen begann.

»Darya, Sie können nicht einfach so nach Gargantua! Nicht allein, denn dann überleben Sie diesen kleinen Ausflug mit Sicherheit nicht! Der äußere Bereich des Mandel-Systems ist kalt und unwirtlich. An dem Ort zu überleben ist nicht leicht, nicht einmal für erfahrene Raumerkunder.

Und jetzt Sie — von einer netten, zivilisierten Welt wie Wachposten-Tor …«

Hans Rebka hielt inne. Immerhin hatte sie ihn, den erfahrenen Raumerkunder, mit einer versteckten Falle ausgeschaltet, bewusstlos war er gewesen! Dann hatte sie ihn zu ihrer Höhle hinter dem Wasserfall gezerrt, ihn bemuttert und umsorgt, wie das zuvor noch niemand für ihn getan hatte. Und jetzt hatte sie ihm schon wieder eine Falle gestellt. Er musste vorsichtig sein und aufpassen, keinerlei Verpflichtungen einzugehen.

»Ich weiß nicht, wie ich ein Schiff finden soll«, sagte er. »Darum kann ich die Leute von Opal nicht bitten — nach diesem Gezeitensturm haben die wirklich keinerlei Ressourcen, die sie entbehren könnten. Aber ich werde mich umschauen und sehen, was ich tun kann.«

Jetzt endlich ließ Darya Lang seinen Arm los, aber nur, um etwas anderes zu tun. Ihre Umarmung wurde durch ein Hüsteln aus Richtung der Treppe unterbrochen. Julius Graves hatte die Kammer wieder betreten. Dicht hinter ihm standen J’merlia und Kallik.

Mit einer Handbewegung bedeutete Graves J’merlia voranzugehen. »Mach schon! Nun sag es ihnen selbst — das ist deine Rede!« Er wandte sich Hans Rebka zu. »Ich habe Ihnen ja gesagt, die würden irgendetwas im Schilde führen. Und ich habe denen gesagt, dass eine derartige Entscheidung mir nicht zusteht, aber ich habe dazu eine Meinung.«

J’merlia zögerte, bis Kallik ihn mit einem ihrer stacheligen Ellenbogen einen heftigen Stoß versetzte, gefolgt von einem Zischen, dass klang wie »Sch-sch-sch-prich!«

»Das werde ich auch tun. Verehrter Captain …« J’merlia wollte gerade schon vor Rebka katzbuckeln, wie er es gewohnt war, doch ein warnendes Grollen von Graves hielt ihn davon ab. »Geschätzte Menschen, Kallik und ich stehen vor einem ernsten Problem. Wir bitten um Ihre Hilfe, auch wenn wir uns vollends der Tatsache bewusst sind, dass wir nichts getan haben, womit wir diese Hilfe verdienten. Wir bäten jedoch nicht um Hilfe, wenn wir eine Möglichkeit sähen, unsere Aufgabe ohne diese Hilfe zu erfüllen. Wir waren bereits eine Last für Sie. Allein durch unser unkluges Handeln auf dem Planeten Erdstoß gefährdeten wir das Leben aller und …«

Diesmal kam nicht nur ein Grollen von Graves, sondern er versetzte dem Lo’tfianer auch noch einen Stoß. »Jetzt mach schon weiter!«

»Sehr wohl, hochverehrter Allianzrat!« J’merlia zuckte mit den Schultern in einer fast menschlichen Geste der Entschuldigung. »Worum es geht, verehrter Captain, ist, dass Kallik und meine Wenigkeit glaubten, dass, als wir Erdstoß verließen, Louis Nenda und Atvar H’sial gewiss den Tod gefunden hätten oder sie den Entschluss fassten — wie es ihr gutes Recht ist —, unsere Dienste nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Beide Möglichkeiten waren für uns zutiefst verstörend, doch wir sahen keine andere Möglichkeit, als sie zu akzeptieren. Wir wären dann gezwungen gewesen, zu unseren Heimatwelten zurückzukehren und uns neue Meister zu suchen, denen wir hätten dienen können. Allerdings erfuhren wir vor einigen Minuten, dass Meister Nenda und Meisterin Atvar H’sial von der Oberfläche von Erdstoß entkommen konnten.«

»Das stimmt wohl.« Rebka blickte Darya an. »Aber Professorin Lang hat mitangesehen, was geschehen ist, und Nenda und Atvar H’sial sind tot.«

»Ich weiß, dass Sie das glauben. Aber Kallik wies darauf hin, dass dies nicht notwendigerweise der Fall ist. Sie merkte an, dass, falls das Schiff gravitational in seinem Flug beschleunigt wurde, sich auf die Lebewesen an Bord keinerlei Kräfte ausgewirkt hätten — es wäre ebenso, als blieben sie die ganze Zeit über im freien Fall. Dann wären sie lebendig in Richtung Gargantua geschleudert worden, wenn auch gegen ihren Willen, und dürften nun dringend Hilfe brauchen. Falls dies der Fall sein sollte, obliegt es eindeutig Kallik und meiner Wenigkeit, ihnen zu folgen. Sie sind unsere Eigentümer. Zumindest können wir nicht das Mandel-System verlassen, solange wir nicht darüber in Kenntnis gesetzt wurden, ob die Meister unsere Dienste nicht in Anspruch nehmen wollen oder können. Daher bitten wir Sie, unter Berücksichtigung all dieser Fakten und nach reiflicher Überlegung der Möglichkeit, nun … uff!«

J’merlia hatte einen weiteren Stoß von Kallik erhalten, und die gelbe Spitze des Hymenopter-Stachels trat hervor und berührte leicht eines von J’merlias Hinterbeinen. Er zuckte zusammen und hüpfte einen Schritt vorwärts.

»Wusstest du, J’merlia«, sagte Julius Graves beiläufig, »dass Professorin Lang eine Zeit lang der Ansicht war, du seist nicht in der Lage, eigenständig zu sprechen? Jetzt bedauert sie wahrscheinlich, sich getäuscht zu haben.«

»Ich bedaure, Allianzrat. Ich bin es gewohnt, Gedanken zu übersetzen, nicht sie eigenständig zu entwickeln. Aber um alles zusammenzufassen: Kallik und ich bitten darum, ein Raumschiff ausleihen zu dürfen; und wir bitten darum, uns zu gestatten, Meister Nenda und Meisterin Atvar H’sial nach Gargantua zu folgen, oder wohin auch immer ihre Spur führen mag.«

»Die Antwort lautet nein«, antwortete Rebka sofort. »Definitiv nein. Ich weise dieses Gesuch zurück. Opal ist derzeit zu sehr damit beschäftigt, sich von diesem Gezeitensturm zu erholen, um jetzt Zeit damit zu verschwenden, nach verschollenen Raumschiffen zu suchen.«

Kallik gluckste und piepste drängend.

»Aber das wird nicht erforderlich sein«, erwiderte J’merlia. »Wie Kallik richtig bemerkt, ist es nicht erforderlich, dass wir nach Opal reisen. Ein Raumschiff steht zur Verfügung — die Sommer-Traumschiff. Es befindet sich auf Mittel-Station, und es wird ein leichtes sein, dorthin zurückzukehren und das Schiff vollständig aufzuladen. An Bord der Station werden wir auch ausreichende Vorräte vorfinden, und Kallik und ich sind davon überzeugt, dieses Schiff steuern zu können.«

»Mit einem zusätzlichen Passagier an Bord«, mischte Darya Lang sich ein. »Ich komme auch mit.«

Rebka warf ihr einen finsteren Blick zu. »Sie sind verletzt. Sie sind gesundheitlich nicht in der Verfassung, diese Reise anzutreten!«

»Mir geht es gut genug. Ich werde mich auf dem Weg nach Gargantua weiter erholen. Wollen Sie mir erzählen, ein verbrannter Fuß würde Sie davon abhalten, Ihre Aufgabe zu erfüllen, wenn Sie an meiner Stelle wären?«

»Aber die Sommer-Traumschiff ist nicht Eigentum des Dobelle-Systems.« Hans Rebka vermied es, ihre Frage zu beantworten, und versuchte es jetzt auf andere Art und Weise. »Es liegt nicht in meiner Autorität oder der von Max Perry, euch die Nutzung dieses Schiffes zu gestatten.«

»Da geben wir Ihnen durchaus recht.« Höflich nickte J’merlia. »Diese Erlaubnis müsste zweifelsohne von Geni Carmel kommen, die schließlich die rechtmäßige Eigentümerin ist.«

»Und wieso glaubt ihr, sie würde euch das erlauben?«

Julius Graves hüstelte leise. »Na ja, um ehrlich zu sein, Captain Rebka, habe ich mit der armen Geni darüber bereits gesprochen. Sie sagt, sie will nie wieder irgendetwas von diesem Schiff hören oder es gar sehen. Es steht Ihnen, Captain, zur Verfügung, so lange Sie es zu nutzen wünschen.«

Rebka starrte den anderen Mann an. Wieso gingen alle davon aus, dass er würde mitkommen wollen?