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Sie legte den Kopf schief und fragte:»Was kann ich für Sie tun?«Dann streckte sie die Hand aus und fügte hinzu:»Lucy Keverne.«

«Können wir irgendwo ungestört reden?«, fragte Deborah.»Es geht um eine Privatangelegenheit.«

Lucy Keverne runzelte die Stirn.»Eine Privatangelegenheit? Falls Sie hier sind, um einen Heimplatz für einen Verwandten zu beantragen, bin ich die falsche Person.«

«Nein, nein, darum geht es nicht. Es hat mit der Universität in Lancaster zu tun«, sagte Deborah. Es war ein Schuss ins Blaue, doch offenbar hatte sie ins Schwarze getroffen.

«Wer sind Sie?«Lucy klang leicht beunruhigt.»Wer hat Sie hergeschickt?«

«Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«, fragte Deborah noch einmal.»Haben Sie vielleicht ein Büro?«

Lucy Keverne schaute kurz zu dem Mann am Empfangstresen hinüber, während sie überlegte. Schließlich sagte sie:»Also gut, kommen Sie mit. «Sie führte Deborah in einen Wintergarten, von dem aus man in einen unerwartet großen Garten schaute. Mehrere alte Männer saßen dort über ihre Zeitung gebeugt, und zwei spielten an einem niedrigen Tisch Cribbage.

Sie gingen in den Garten hinaus.»Von wem haben Sie meinen Namen?«, wollte Lucy wissen.

«Ist das wichtig?«, fragte Deborah.»Ich brauche Hilfe, und ich dachte, die könnte ich von Ihnen bekommen.«

«Sie müssen sich schon ein bisschen genauer ausdrücken.«

«Natürlich«, sagte Deborah.»Ich möchte mich gern mit Ihnen über Fortpflanzung unterhalten. Ich versuche schon seit Jahren, ein Kind zu bekommen. Jetzt hat sich herausgestellt, dass ich nicht schwanger werden kann.«

«Das tut mir leid. Das muss sehr schwer für Sie sein. Aber wie kommen Sie auf die Idee, dass ich Ihnen helfen könnte?«

«Weil Sie mit einer anderen Frau zum George Childress Centre gegangen sind. Ich habe Sie gesehen und bin Ihnen gefolgt in der Hoffnung, mit Ihnen reden zu können.«

Lucys Augen wurden schmal. Wahrscheinlich überlegte sie, wie gefährlich Deborah ihr werden konnte. Bisher verständigten sie sich mit einer Art von Code, alles war vollkommen legal. Aber es war eine Gratwanderung, und ein einziger Schritt konnte sie in die Illegalität führen.

«Wir waren zu zweit«, sagte Lucy.»Warum sind Sie mir gefolgt und nicht der anderen Frau?«

«Ich hab’s drauf ankommen lassen.«

«Weil ich Ihnen fruchtbarer vorkam?«

«Nein, entspannter. Weniger verzweifelt. Nach ein paar Jahren kennt man die Blicke. Den Gesichtsausdruck. Irgendwie gierig. Das kriegt man bei einer anderen Frau mit, es ist wie ein biologischer Code. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Wer es nicht erlebt hat, sieht es nicht. Ich weiß, wovon ich spreche.«

«Okay, gut möglich. Aber ich weiß trotzdem nicht, was Sie von mir wollen.«

Die Wahrheit, dachte Deborah. Aber sie wusste nicht, wie sie es anstellen sollte. Noch einmal versuchte sie es mit einem Teil ihrer eigenen Wahrheit.»Ich suche nach einer Leihmutter«, sagte sie.»Und ich glaube, Sie können mir helfen, eine zu finden.«

Lucy musterte Deborah. Sie waren einem Weg gefolgt, der zu einer großen Urne am Ende des Gartens führte. Jetzt blieb Lucy stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.»Sie haben sich wohl nicht sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, nicht wahr?«

«Offensichtlich nicht.«

«Also, dann rate ich Ihnen, es zu tun. Es gibt Eispenderinnen, Samenspender, Leihmutterschaft mit dem Ei der biologischen Mutter und dem Samen eines Spenders, mit dem Ei der Leihmutter und dem Samen des biologischen Vaters und so weiter. Wenn Sie sich auf die eine oder andere Weise für diesen Weg entscheiden, müssen Sie als Erstes verstehen, wie das alles funktioniert. Und Sie müssen sich mit den juristischen Implikationen beschäftigen.«

Deborah nickte.»Sind Sie … Können Sie … Ich weiß nicht recht, wie ich es formulieren soll … Aber welche Rolle übernehmen Sie in der Regel?«

«Ich bin Eispenderin«, sagte Lucy.

Deborah erschauderte. Was für ein unpersönlicher, klinischer Ausdruck. Aber sie hatte gefragt, welche Rolle Lucy in der Regel übernahm. Vielleicht war sie ja auch offen für andere Rollen.»Und was ist mit Leihmutterschaft?«

«Das habe ich bisher noch nie gemacht.«

«Bisher? Diese Frau, mit der Sie zur Uni gefahren sind, die hat Sie also gefragt …?«

Lucy antwortete nicht sofort. Sie musterte Deborah, als versuchte sie, sie einzuschätzen.»Ich bin nicht bereit, über die Frau zu sprechen. Es handelt sich um eine sehr vertrauliche Angelegenheit. Das werden Sie sicherlich verstehen.«

«Selbstverständlich. «Deborah dachte, jetzt wäre ein bisschen verzweifeltes Händeringen angebracht, was ihr durchaus nicht schwerfiel.»Ich bin in mehreren Kliniken gewesen. Und da habe ich erfahren, dass man, was Leihmutterschaft angeht, ganz auf sich selbst gestellt ist. Also, wenn es darum geht, eine Leihmutter zu finden.«

«Ja«, sagte Lucy.»So ist es tatsächlich.«

«Man hat mir geraten, mich an eine Freundin, eine Schwester, an eine Kusine oder sogar an meine eigene Mutter zu wenden. Aber wo soll ich anfangen? Was soll ich tun? Ich kann doch schlecht jedes Gespräch mit einer gebärfähigen Frau anfangen mit: ›Würdest du in Erwägung ziehen, ein Kind für mich auszutragen?‹«Plötzlich war die Verzweiflung, die sie für Lucy Keverne hatte spielen wollen, ganz echt. Sie blinzelte, um ihre Tränen zurückzuhalten.»Tut mir leid. Verzeihen Sie.«

Das rührte Lucy Keverne offenbar, denn sie legte Deborah eine Hand auf den Arm und zog sie zu einer Bank an einem Teich, dessen Oberfläche mit Herbstlaub bedeckt war. Sie sagte:»Es ist ein idiotisches Gesetz. Es soll verhindern, dass Frauen aus Profitgier Kinder austragen. Es soll Frauen schützen. Natürlich wurde das Gesetz von Männern gemacht. Das finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich ironisch: dass Männer Gesetze für Frauen machen. Als hätten die eine Ahnung, was gut für uns ist, wo sie doch im Allgemeinen selbst unser größtes Problem sind.«

«Darf ich fragen …«Deborah kramte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch.»Sie sagten, Sie sind Eispenderin … Aber wenn Sie jemanden kennen würden … Eine Frau, die Ihnen nahesteht … Eine Frau, die verzweifelt ist … Würden Sie …«Wie sollte sie einer völlig Fremden eine solche Frage stellen, dachte Deborah.

Lucy Keverne wirkte nicht argwöhnisch, doch sie zögerte mit einer Antwort. Offenbar, dachte Deborah, waren sie in ihrem Gespräch an einem Punkt angelangt, der Lucys Verhältnis zu Alatea Fairclough berührte. Lucy selbst hatte die Möglichkeiten bereits aufgezählt: Entweder brauchte Alatea Lucy als Eispenderin oder als Leihmutter. Eine andere Möglichkeit sah Deborah nicht. Bestimmt hatten die beiden Frauen im George Childress Centre an der Uni von Lancaster keinen gemeinsamen Bekannten besucht.

«Wie gesagt, ich bin Eispenderin«, sagte Lucy.»Zu mehr wäre ich nicht bereit.«

«Sie würden sich also nicht als Leihmutter zur Verfügung stellen?«, fragte Deborah.

«Nein, tut mir leid. Das würde ich … emotional nicht verkraften, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich glaube nicht, dass ich das könnte.«

«Aber kennen Sie vielleicht jemanden? Eine Frau, mit der ich reden könnte? Eine Frau, die …?«

Lucy betrachtete ihre Stiefel. Sie waren schön, dachte Deborah, wahrscheinlich italienisch. Aber nicht teuer.»Sie könnten sich mal die Kleinanzeigen in der Zeitschrift Conception ansehen«, sagte Lucy schließlich.

«Sie meinen, Leihmütter werben in dieser Zeitschrift für sich?«

«Gott, nein. Das ist ja alles illegal. Aber manchmal … Auf diese Weise finden Sie vielleicht eine Eispenderin. Und eine Frau, die bereit ist, ihre Eier zu spenden, ist vielleicht auch zu mehr bereit. Oder sie kennt eine Frau, die Ihnen helfen kann.«

«Die ein Kind für mich austragen würde.«