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«Den Preis für seine Sünden«, sagte Daniel leise.»Jeder muss für seine Sünden bezahlen.«

«Ganz genau«, sagte George Cowley.»Er hat für seine Sünden bezahlt, ja, das hat er. Tja, so sieht’s aus. Und wenn alles geregelt ist und das Haus wieder zum Verkauf steht, dann werden wir da sein, und diesmal werden wir keinen Fehler machen. Die Bryan Beck Farm ist für uns bestimmt, und wir haben uns nicht ein Lebtag die Butter vom Brot gespart, um sie uns ein zweites Mal vor der Nase wegschnappen zu lassen.«

Daraus schloss Zed, dass Ian Cresswells Sünde darin bestanden hatte, das Haus zu kaufen, ehe George Cowley dazu gekommen war. Was bedeutete — und das war doch eine sehr brauchbare Information —, dass Cowley ein Motiv gehabt hatte, Cresswell umzubringen. Und das wiederum bedeutete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis New Scotland Yard auf der Bildfläche erschien, und er folglich nur zu warten brauchte, bis ihm besagter Detective vor die Linse lief. Dann hätte er die nötigen Zutaten, um seine Story sexy zu machen, und anschließend konnte er nach London zurückfahren und sein normales Leben wieder aufnehmen. Das sah doch alles gar nicht so schlecht aus.

Er sagte:»Ich nehme an, Sie spielen darauf an, dass Mr. Cresswell die Farm gekauft hat.«

Cowley sah ihn an, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank.»Die Farm gekauft?«

«Sie sprachen doch von dem Preis für seine Sünden. Daraus habe ich geschlossen, dass der Kauf der Farm eine Sünde war.«

«Pah! Das war nicht in Ordnung, und es hat Dan und mich in die Situation gebracht, in der wir jetzt sind. Aber eine Immobilie zu kaufen ist schließlich keine Sünde. «Die letzten Worte hatte er voller Hohn ausgesprochen, doch er schien den Eindruck zu haben, dass Zed noch immer nicht kapiert hatte.»Sittenlos war das, wie er hier mit seinem arabischen Untermieter zusammengelebt hat. Und was hatten seine Kinder immer noch da zu suchen? Das ist die Frage, die ich stelle, aber niemand gibt mir eine Antwort. Also, das gehört sich ebenfalls nicht. Und eins sage ich Ihnen: Es werden noch mehr Leute bezahlen müssen, und nicht zu wenig. Verlassen Sie sich drauf!«

SWARTHMOOR — CUMBRIA

Tim Cresswell hasste die Margaret Fox School, aber er fand sich damit ab, denn so brauchte er nicht auf eine Schule zu gehen, wo man von ihm erwarten würde, dass er Freundschaften schloss, was so ziemlich das Letzte war, was er wollte. Früher hatte er Freunde gehabt, doch die hatten nur hämisch gegrinst, als sie gecheckt hatten, was bei ihm zu Hause ablief. Und jedes Mal, wenn er im Schulflur an ihnen vorbeiging, hatte er sich ihr Getuschel anhören müssen. Tatsache war, dass es ihm am Arsch vorbeiging, ob er je wieder Freunde hatte, denn seine alten Freunde hatten ihn fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, als sein Vater die Familie hatte sitzen lassen, um eine iranische Schwuchtel zu ficken. Das hatte sich in kürzester Zeit herumgesprochen, weil seine Mutter zu blöd gewesen war, ihre Empörung für sich zu behalten, vor allem, nachdem sie rausgefunden hatte, dass sie die Arschkarte abgekriegt hatte. Und das hatte sie auf jeden Fall. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass sein Vater schon seit Jahren Männer gefickt hatte, dass er Niamh beschmutzt und erniedrigt und nicht nur ansteckenden Krankheiten, sondern auch dem Gespött und der Verachtung der Leute ausgesetzt hatte. Und sie war es nicht müde geworden, das jedem unter die Nase zu reiben, vor allem ihrem Sohn Tim. Daraufhin hatte Tim ein paar Dinge zerschlagen, ein paar Sachen abgefackelt, ein paar Leute verprügelt, einem Kätzchen die Beine abgehackt — okay, es war schon tot gewesen. Seitdem ging er auf die Margaret Fox School außerhalb von Ulverston, nicht weit von Swarthmoor Hall, wo Mrs. Fox, nach der die Schule benannt war, gewohnt hatte. Hier wollte Tim bleiben. Und damit das klappte, musste er sich gerade gut genug benehmen, um als kooperativ zu gelten, aber nicht so gut, dass man ihn in das System zurückschickte, wo die Normalos die Schulbank drückten.

Die meisten Kinder und Jugendlichen kamen auf das Margaret Fox Internat, weil sie so gestört waren, dass sie nicht bei ihrer Familie bleiben konnten. Es gab allerdings auch externe Schüler, und Niamh Cresswell hatte dafür gesorgt, dass Tim dazugehörte. So waren sein Vater oder Kaveh Mehran gezwungen, ihn jeden Tag von Bryanbarrow nach Ulverston zu fahren und wieder abzuholen, eine Fahrt, die ewig dauerte, ihnen von ihrer gemeinsamen Zeit abging und sie dafür bestrafte, dass sie Niamh gedemütigt hatten. Tim machte das alles mit, weil er dadurch weit weg war von allen, die wussten, was mit der Ehe seiner Eltern passiert war, und das waren so ziemlich alle in Grange-over-Sands.

Aber etwas, was er an der Margaret Fox School auf den Tod nicht ausstehen konnte, waren die bescheuerten AGs. Jeder Schüler musste zusätzlich zum normalen Unterricht drei AGs belegen, je eine aus einem wissenschaftlichen, einem musisch-künstlerischen und einem sportlichen Bereich. Die Philosophie dahinter war, dass die AGs die komplett durchgeknallten Schüler der Margaret Fox School zu halbwegs normalem Verhalten erziehen, sie irgendwie dazu bringen würde, sich so zu benehmen, als könnten sie jenseits der hohen Mauern der Institution funktionieren. Tim hasste die AGs, denn sie zwangen ihn zum Kontakt mit den anderen Schülern, aber er hatte sich drei ausgesucht, bei denen sich der Kontakt auf ein Minimum beschränken ließ. Er hatte sich bei den Wandervögeln, den Zeichnern und den Philatelisten angemeldet, weil alle dort verlangten Aufgaben auch allein erledigt werden konnten. Man brauchte mit niemandem zu reden und sich nur anzuhören, was der jeweilige Lehrer zum Thema zu sagen hatte.

Genau wie jetzt beim wöchentlichen Treffen der Wandervögel. Quincy Arnold gab sein übliches Blabla nach der Nachmittagswanderung zum Besten. Sie waren ein bisschen über den öffentlichen Fußweg von Mansrigg nach Mansrigg Hall und von dort rauf bis zur Town Bank Road getrippelt, wo ein Schulbus sie abgeholt hatte. Echt ein Witz. Aber so wie Q. A. sich darüber ausließ, sollte man meinen, sie hätten gerade das Matterhorn bezwungen. Der große Hit war die Aussicht auf Ben Cragg gewesen — schon lange keinen dermaßen tollen Sandsteinfelsen mehr gesehen, hatte Tim nur höhnisch gedacht —, aber eigentlich waren diese ganzen Nachmittagswanderungen nur die Vorbereitung auf das, was Q. A. das große Abenteuer auf dem Scout Scar nannte. Das besagte Abenteuer sollte im kommenden Frühjahr stattfinden, und bis dahin sollten sie sich schon mal innerlich auf das großartige Ereignis einstellen, bla, bla, bla. Q. A. war der größte Schwätzer von allen, und er konnte regelrecht ausflippen über Sandsteinschichten und — Gott, wie aufregend — Findlinge aus der Glazialzeit. Das alles klang etwa so interessant wie die Idee, sich von einem Blinden die chinesischen Schriftzeichen beibringen zu lassen, aber Tim wusste, dass es sich lohnte, Q. A. ab und zu anzusehen, wenn er da vorne laberte. Allerdings gab er sich dabei stets gelangweilt bis gleichgültig, um nur ja nicht den Eindruck zu erwecken, er sei auf dem Weg der Besserung.

Er musste aufs Klo. Er hätte das draußen erledigen sollen, ehe sie in den Bus gestiegen waren, der sie zurück zur Schule brachte. Aber er hasste es, seinen Schwanz in der Öffentlichkeit rauszuholen, weil man nie wissen konnte, wie die Heinis, mit denen er wandern ging, darauf reagieren würden. Deswegen musste er sich jetzt mit dem Harndrang herumquälen, während Q. A. sich über ihren abenteuerlichen Ausflug ausließ. Als sie endlich auf dem Schulhof hielten, sprang er aus dem Bus und rannte auf die nächste Toilette. Beim Pinkeln sorgte er dafür, dass etwas daneben ging und etwas auf seinem Hosenbein landete. Als er fertig war, betrachtete er sich im Spiegel und kratzte sich einen Pickel auf der Stirn auf. Es blutete ein bisschen — das kam immer gut. Dann ging er sein Handy holen.