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Nachdem der Plan besiegelt war, verabschiedete Barbara ihre Freundinnen, zog sich halbwegs gepflegt an und fuhr zum Twins Club. Sie hielt es für ziemlich wahrscheinlich, dass Lord Fairclough in seinem Club abstieg, wenn er in London war. Und sollte das der Fall sein, gab es dort garantiert jemanden, der aus dem Nähkästchen plaudern konnte.

Da Barbara noch nie einen privaten Club betreten hatte, war sie sich nicht ganz sicher, was sie erwartete. Sie rechnete mit von Zigarrenrauch geschwängerter Luft, alten Männern, die in persischen Pantoffeln umherschlurften, dem Klackern von Billardkugeln als Geräuschkulisse, mit ledernen Sesseln vor einem offenen Kamin und zerlesenen alten Ausgaben der Satire-Zeitschrift Punch auf niedrigen Beistelltischen.

Womit sie nicht gerechnet hatte, war die alte Frau, die auf ihr Klingeln hin die Tür öffnete. Die Frau sah aus, als würde sie schon hier arbeiten, seit der Club gegründet worden war. Ihr Gesicht war nicht faltig, sondern runzlig, ihre Haut erinnerte an Pergamentpapier, und ihre Augen waren trüb. Und anscheinend hatte sie ihr Gebiss vergessen. Oder sie besaß ganz einfach keins. Auch eine Möglichkeit, Diät zu halten, dachte Barbara.

Sie mochte vielleicht zweitausend Jahre alt sein, aber sie war auf Draht. Sie musterte Barbara von oben bis unten und sagte dann völlig unbeeindruckt:»Zutritt für Nichtmitglieder nur in Begleitung eines Mitglieds, meine Liebe. «Ihre Stimme klang wie die einer wesentlich jüngeren Frau, was Barbara so verblüffte, dass sie sich beherrschen musste, um sich nicht nach einem Bauchredner umzusehen, der sich irgendwo versteckt hielt.

«Ich wollte mich um eine Mitgliedschaft bewerben«, sagte Barbara in der Hoffnung, wenigstens einen Fuß in die Tür zu bekommen. Hinter der Frau konnte sie dunkel getäfelte Wände und diverse Gemälde sehen, aber mehr auch nicht.

«Das ist ein Herrenclub«, klärte die Alte sie auf.»Frauen ist der Zutritt nur in Begleitung eines männlichen Mitglieds gestattet. Übrigens nur zum Speisesaal. Und zu den Toiletten natürlich.«

Tja, so kam sie nicht weiter, dachte Barbara, also nickte sie und sagte:»Da wär dann noch was anderes. «Sie zog ihren Scotland-Yard-Ausweis aus der Tasche.»Ich hätte da ein paar Fragen zu einem Ihrer Mitglieder. Wenn Sie mich jetzt eintreten lassen würden?«

«Eben haben Sie gesagt, Sie wollten sich um eine Mitgliedschaft bewerben«, entgegnete die Frau.»Was wollen Sie denn nun? Mitglied werden oder Fragen stellen?«

«Eigentlich beides. Aber da das mit der Mitgliedschaft ja nun nichts wird, werd ich mich auf die Fragen beschränken. Ich würde es aber vorziehen, sie nicht hier vor der Tür zu stellen. «Sie trat einen Schritt vor.

Normalerweise funktionierte das, diesmal jedoch nicht. Die alte Dame ließ sich nicht beirren.»Was für Fragen?«, wollte sie wissen.

«Ich muss sie demjenigen stellen, der für den Club zuständig ist«, sagte Barbara.»Wenn Sie ihm Bescheid sagen könnten? Ich warte dann in der Eingangshalle. Oder wo auch immer Sie Polizisten warten lassen.«

«Hier gibt es keinen Geschäftsführer. Es gibt einen Vorstand, und der setzt sich aus Mitgliedern zusammen, und wenn Sie sich mit einem von ihnen unterhalten wollen, dann müssen Sie nächsten Monat wiederkommen, wenn der Vorstand tagt.«

«Tut mir leid, aber das geht nicht«, erwiderte Barbara.»Es geht um polizeiliche Ermittlungen.«

«Und hier geht es um Clubregeln«, entgegnete die Frau.»Soll ich den Anwalt des Clubs anrufen und ihn herbitten? Denn das ist die einzige Möglichkeit, wie Sie durch diese Tür kommen werden, meine Liebe, wenn Sie mich nicht über den Haufen rennen wollen.«

Verdammt, dachte Barbara, die Alte hatte wirklich Stacheldraht auf den Zähnen.

«Hören Sie«, sagte Barbara.»Ich habe ein paar ernste Fragen über eins Ihrer Mitglieder, und zwar in einem Fall, bei dem es sich um Mord handeln könnte.«

«Verstehe. «Die Frau legte den Kopf schief und überlegte. Ihr dichtes Haar war schlohweiß. Barbara vermutete, dass sie eine Perücke trug. In dem Alter hatte niemand mehr einen so kräftigen Haarwuchs. Das gab’s einfach nicht. Nicht mal bei der Queen Mum.»Tja, meine Liebe«, sagte die Frau,»wenn aus könnte sich um Mord handeln irgendwann es handelt sich um Mord wird, dann reden wir weiter.«

Damit machte sie einen Schritt zurück und schloss die Tür. Barbara stand draußen und musste sich eingestehen, dass sie eine Schlacht verloren hatte, weil sie ein verflixtes Hilfsverb benutzt hatte.

Fluchend kramte sie eine Packung Players aus ihrer Tasche. Sie zündete sich eine an und überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. Es musste jemanden geben, der in diesem Club arbeitete, jemanden, der Informationen zu bieten hatte: ein Koch, ein Kellner, eine Putzfrau. Die alte Schachtel konnte unmöglich alles selber machen. Sie ging die Eingangsstufen wieder hinunter und betrachtete das Gebäude. Es war verriegelt und verrammelt, eine Festung, die die Privatsphäre ihrer Mitglieder schützte.

Barbara schaute sich um. Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit. Ein Laden mit einer neugierigen Verkäuferin, die durchs Fenster genau beobachtete, wie die gutbetuchten Herren vorfuhren und in ihren Club gingen? Eine Floristin, die regelmäßig Blumen lieferte? Ein Tabakhändler, bei dem die Mitglieder ihre Zigarren und ihren Schnupftabak kauften? Aber das Einzige, was sie entdecken konnte, war ein Taxistand auf der anderen Straßenseite, nicht weit vom BBC-Gebäude entfernt.

Ein Taxistand war besser als nichts. Taxifahrer hatten ihre Lieblingsstrecken. Die wussten, wo sie die besten Kunden aufgabeln konnten. Einen Taxistand gab es nur da, wo es sich lohnte. Und in dieser Straße hier lohnte es sich vielleicht nicht nur wegen der BBC, sondern auch wegen des Twins Club.

Barbara ging über den Platz, um ein bisschen zu plaudern. Die ersten drei Fahrer konnten ihr nichts sagen. Beim vierten hatte sie Glück. Er kannte Lord Fairclough. Er kannte» die meisten feinen Pinkel«. Er plaudere gern mit ihnen, weil er ihnen damit auf die Nerven ging, und es mache ihm Spaß zu testen, wie lange es dauerte, bis sie ihm sagten, er solle die Klappe halten. Aber Fairclough sei einem Schwätzchen nie abgeneigt, wenn er allein war. Wenn er in Begleitung war, sehe das allerdings schon wieder ganz anders aus.

Barbara wurde hellhörig. Ob er jemand Bestimmten meine, fragte sie.

Ja, sagte der Fahrer, es sei immer dieselbe.

Seine Frau? fragte Barbara.

Der Mann lachte laut.

Ob er noch wisse, wo er die beiden hingefahren habe?

Der Fahrer grinste. Er tippte sich an die Stirn, der Ort, wo er seine Informationen speicherte. Er sagte, natürlich wisse er das noch, denn es sei immer dieselbe Adresse. Außerdem, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu, sei die Frau ziemlich jung.

Das wurde ja immer besser, dachte Barbara. Bernard Fairclough und eine junge Frau, die sich nach einem Stelldichein im Club immer zur selben Adresse fahren ließen. Sie fragte den Mann, ob er sie jetzt gleich zu dieser Adresse bringen könne.

Er schaute zu der Schlange aus Taxis vor seinem Wagen, und Barbara wusste, was das bedeutete. Wenn er jetzt einen Passagier aufnahm und losfuhr, würde er tierischen Ärger bekommen. Sie sagte, sie würde warten, bis er an der Reihe war. Dann zeigte sie ihm ihren Ausweis. Polizeiliche Ermittlungen, erklärte sie.

«Können Sie bezahlen?«, fragte er, und als sie nickte, sagte er:»Dann steigen Sie ein, Süße.«

AUF DEM WEG VON MILNTHORPE NACH LAKE WINDERMERE — CUMBRIA

«Verstehst du denn nicht, was das bedeutet, Simon?«

Wenn Deborah ihm diese Frage stellte, wusste St. James, dass er auf der Hut sein musste. Denn dann hatte sie sich längst etwas in den Kopf gesetzt, was sie von ihm bestätigt haben wollte, und in diesem Fall konnte dieses Etwas sie in eine gefährliche Situation bringen. Er sagte:»Ehrlich gesagt, nein, Liebling. Alatea Fairclough ist also völlig außer sich geraten, als du dich mit ihr unterhalten hast, aus Gründen, die uns nicht ganz klar sind, die aber sicherlich nichts mit Ian Cresswells Tod zu tun haben. Am besten, du rufst ihren Mann an, sagst ihm, es ist etwas dazwischengekommen und du musst nach London zurück.«