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Dann färbte endlich der Sonnenuntergang die dunstige Luft und die monumentalen Wolken im Osten, die jetzt die Front der Klippe bedeckten. Sie standen auf, wuschen sich ab mit Schwämmen, verzehrten eine Mahlzeit, kleideten sich an und nahmen vorne im Rover Platz. Als die Sonne wie Quarz verschwand und das stürmische Zwielicht auch, wurden sie wieder nervös.

Im Dunkeln war der Wind ein bloßes Geräusch und ein unregelmäßiges Erzittern des Rovers auf seinen harten Stoßdämpfern. Böen trafen den Wagen so heftig, daß er manchmal mehrere Sekunden lang gegen den vollen Anprall nach unten gepreßt wurde und wie ein Tier, das sich aus dem Grund eines Stroms befreien will, auf und ab hüpfte. Dann ließen die Windstöße nach, und der Wagen ruckte wild empor. Maya fragte: »Werden wir hineingehen können?«

»Hmm.« Michel war vor einigen schweren Stößen draußen gewesen, aber im Dunkeln konnte man nicht sicher sein, ob es noch schlimmer wurde oder nicht. Gewiß machte es einen solchen Eindruck; und das Anemometer verzeichnete jetzt Windstöße von zweihundertdreißig Kilometern in der Stunde. Aber im Lee ihrer kleinen Mesa war es unklar, ob diese echte Maxima darstellten oder nicht.

Er kontrollierte den Stand des feinen Abriebs und war nicht überrascht festzustellen, daß es jetzt auch ein ausgewachsener Staubsturm war. Maya sagte: »Laß uns näher heranfahren! Das bringt uns schneller hin und macht es auch leichter, den Wagen wiederzufinden.«

»Eine gute Idee.«

Sie nahmen in den Fahrersitzen Platz und brachen auf. Außerhalb des Schutzes der Mesa war der Wind schrecklich. Einmal wurde das Hüpfen so stark, daß sie fürchteten umgeworfen zu werden; und wenn sie den Wind von der Seite bekommen hätten, wäre das leicht möglich gewesen. So, mit Rückenwind, rollten sie mit fünfzehn Kilometern in der Stunde dahin, wenn es zehn hätten sein sollen; und der Motor brummte ärgerlich, als sie den Wagen bremsten, damit er nicht noch schneller wurde. »Das ist zu viel Wind, nicht wahr?« fragte Maya.

»Ich glaube nicht, daß Cojote viel Kontrolle über ihn hat.«

»Guerillaklimatologie«, sagte Maya mürrisch. »Der Mann ist ein Spion, dessen bin ich sicher.«

»Ich denke das nicht.«

Die Kameras zeigten nichts als ein Sternenloses schwarzes Tosen. Der Computer des Wagen führte sie durch Koppelnavigation; und auf der Karte des Bildschirms wurden sie innerhalb zwei Kilometern Entfernung von der am weitesten südlich gelegenen Kuppel der äußeren Bank verzeichnet. »Von hier aus sollten wir lieber gehen«, sagte Michael.

»Wie werden wir den Wagen wiederfinden?«

»Wir müssen den Ariadnefaden benutzen.«

Sie zogen sich an und gingen in die Schleuse. Als die Außentür auf glitt, wurde die Luft sofort hinausgesaugt und versetzte ihnen einen kräftigen Stoß. Der Wind brauste um die Tür.

Sie traten aus der Schleuse und wurden von schweren Stößen in den Rücken getroffen. Einer davon warf Michel auf Hände und Knie, und er konnte durch den Staub nicht bis Maya sehen, die sich neben ihm in der gleichen Position befand. Er langte zurück in die Schleuse und nahm die Spule mit dem Faden in die Hand. Mit der anderen hielt er Maya. Er klemmte sich die Spule an den Oberarm.

Durch vorsichtiges Probieren merkten sie, daß sie stehen konnten, wenn sie sich tief gebückt vorwärts bewegten, die Helme auf Taillenhöhe, die Hände erhoben und bereit, sich zu packen, falls sie umgeworfen würden. Sie stolperten langsam geradeaus und ließen sich fallen, wenn starke Böen es unmöglich machten zu stehen. Der Boden unter ihnen war gerade eben zu sehen; und es war durchaus möglich, mit dem Knie an einen Stein zu stoßen. Cojotes Wind war tatsächlich zu stark heruntergekommen. Aber dagegen konnte man nichts machen. Und sicher würden die Bewohner der Kasei-Kuppel nicht draußen herumlaufen.

Eine Bö warf sie wieder zu Boden, und Michel ließ den Wind über sich tosen. Es kostete Kraft, nicht weggerollt zu werden. Sein Armband war mit Mayas durch eine Sprechleitung verbunden, und er fragte: »Maya, geht es dir gut?«

»Ja. Und dir?«

»Ich bin in Ordnung.«

Allerdings schien er einen kleinen Riß im Handschuh über dem Daumenballen zu haben. Er ballte die Faust und fühlte, wie die Kälte an seinem Handgelenk emporkroch. Nun, es würde, so wie es aussah, nicht gleich eine Erfrierung geben oder Verletzung durch Druck. Er holte ein Anzugspflaster aus dem Fach seines Armbandes und klebte es fest. »Ich denke, wir sollten besser so kriechen.«

»Wir können nicht zwei Kilometer weit kriechen.«

»Das können wir, wenn wir müssen.«

»Aber ich denke nicht, daß wir das machen. Bleib einfach geduckt und sei bereit, dich fallen zu lassen!«

»Okay.«

Sie standen wieder auf, bückten sich tief und schlurften behutsam vorwärts. Schwarzer Staub flog mit verblüffender Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Michels Navigationsbild erhellte seine Visierscheibe unten vor dem Mund. Die erste Blasenkuppel war noch einen Kilometer entfernt, und zu seiner Überraschung zeigten die grünen Ziffern der Uhr 23:15:16 an. Sie waren schon eine Stunde draußen. Das Heulen des Windes machte es schwer, Maya zu hören, selbst mit dem Interkom direkt am Ohr. Drüben auf der inneren Bank würden Cojote und die anderen und auch die roten Gruppen vermutlich bei ihrem Überfall auf die Wohnbereiche sein. Aber es gab keine Möglichkeit, das festzustellen. Sie mußten darauf vertrauen, daß der scharfe Wind diesen Teil der Unternehmung nicht aufgehalten oder zu sehr verlangsamt hatte.

Es war eine harte Arbeit, sich tief gebückt voranzuschieben, durch die Telefonleitung verbunden. Es ging immer weiter, bis Michels Schenkel brannten und der untere Rücken schmerzte. Endlich zeigte das Navigationsbild an, daß sie die südlichste Kuppel unmittelbar vor sich hatten. Sie konnten sie aber nicht ausmachen. Der Wind wurde noch stärker; und sie krochen die letzten paar hundert Meter über schmerzhaft hartes Gestein. Die Ziffern der Uhr blieben bei 24:00:00 stehen. Schon kurz danach stießen sie gegen die Betonkappe des Kuppelfundaments. »Schweizer Zeitplanung«, flüsterte Michel. Spencer erwartete sie während des Zeitschlupfes; und sie hatten gedacht, daß sie an der Mauer hätten warten müssen, bis er käme. Er langte hoch und legte eine Hand leicht auf die Plastikhaut. Die war sehr straff und pulsierte mit der heranbrausenden Luft. »Bereit?«

»Ja«, sagte Maya mit gepreßter Stimme.

Michel holte aus seiner Schenkeltasche ein kleines Luftgewehr. Er fühlte, wie Maya dasselbe tat. Die Gewehre hatten verschiedene Zusätze, vom Nageleinschlagen bis zu Impfungen. Jetzt hofften sie, damit die zähen und elastischen Fasern der Kuppelhaut zu durchstoßen.

Sie trennten die Telefonleitung zwischen sich und drückten beide ihre Waffen gegen die vibrierende unsichtbare Wand. Mit einem Stoß der Ellbogen schössen sie zugleich.

Nichts geschah. Maya steckte sich die Sprechleitung wieder in ihr Armband. »Vielleicht werden wir es aufschlitzen müssen.«

»Kann sein. Laß uns die beiden Waffen zusammentun und es noch einmal versuchen! Dieses Material ist kräftig, aber mit dem Wind … «

Sie trennten sich wieder und versuchten es noch einmal. Ihre Arme wurden über die Einfassung geschleudert, und sie prallten hart gegen die Betonmauer. Es folgte ein lauter Knall und dann ein schwächerer, danach ein zunehmendes Getöse und eine Reihe von Explosionen. Alle vier Schichten der Kuppelhaut blätterten ab zwischen den zwei Stützpfeilern und vielleicht entlang der ganzen Südseite, wodurch sicher das ganze Ding explodieren würde. Staub flog zwischen die schwach erleuchteten Gebäude vor ihnen. Fenster wurden dunkel, als Häuser ihre Lichter verloren. Manche schienen infolge des raschen Drucksturzes die Fenster einzubüßen, obwohl es nirgends so schlimm war, wie es einmal hätte sein können.