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»Bist du okay?« fragte Michel über das Interkom. Er hörte, wie Maya den Atem durch die Zähne preßte. »Ich hab mir den Arm verletzt«, sagte sie. Über dem Brausen des Windes konnten sie den Alarm klingeln hören. »Laß uns Spencer finden!« sagte sie rauh. Sie richtete sich auf und wurde heftig über die Einfassung gestoßen. Michel folgte rasch, fiel drinnen hart hin und rollte gegen sie. »Los!« sagte sie. Sie stolperten in die Gefängnisstadt des Mars.

In der Kuppel herrschte das Chaos. Staub machte die Luft zu einer Art von schwarzem Brei, der in einem phantastisch schnellen Gießbach durch die Straßen brauste, so laut, daß Michel und Maya einander kaum hören konnten, selbst wenn sie ihr Telefonkabel verbanden. Die Dekompression hatte einige Fenster und sogar eine Wand herausgedrückt, so daß die Straßen mit Glasscherben und Betonbrocken übersät waren. Sie bewegten sich mit vorsichtigen Schritten Seite an Seite vorwärts und faßten sich oft an den Händen, um ihrer Positionen sicher zu sein. Maya riet: »Versuch dein infrarotes Helmsichtgerät!«

Michel schaltete es ein. Das Bild war gespenstisch. Die explodierten Häuser glühten wie grüne Feuer.

Sie kamen zu dem großen Zentralgebäude, in dem Sax nach Spencers Auskunft sein würde, und fanden, daß es auch an einer ganzen Wand hellgrün strahlte. Sie hofften, daß es Panzerwände aufwies zum Schutz der unterirdischen Klinik, wohin nach Spencers Aussage Sax gebracht worden war. Falls nicht, könnte ihr Rettungsversuch ihren Freund schon getötet haben. Das war alles durchaus möglich, urteilte Michel. Die über dem Boden befindlichen Stockwerke des Gebäudes waren Ruinen.

Und es war ein Problem, in die unteren Etagen zu gelangen. Vermutlich gab es einen Treppenschacht, der als Notschleuse diente; aber der war nicht leicht zu finden. Michel schaltete auf die allgemeine Frequenz und hörte mit, wie eine wilde Diskussion durch das Tal tobte. Die Kuppel über dem kleineren der zwei Krater auf der inneren Bank war weggeblasen worden, und es waren Hilferufe zu hören. »Wir wollen uns verstecken und sehen, ob jemand herauskommt«, sagte Maya über Telefon.

Sie legten sich hinter einer Wand hin und warteten, etwas vor dem Wind geschützt. Dann ging vor ihnen eine Tür auf, und Gestalten in Schutzanzügen rannten die Straße hinunter und verschwanden. Als sie fort waren, eilten Maya und Michel zu der Tür und traten ein.

Es war ein Korridor, dekomprimiert, aber die Beleuchtung brannte, und ein Paneel an einer Wand zeigte rote Lichter. Das war eine Notschleuse. Schnell schlossen sie die äußere Tür und setzten den kleinen Raum wieder unter Druck. Sie standen vor der inneren Tür und sahen sich durch staubige Visierscheiben an. Michel wischte seine mit einem Handschuh ab und zuckte die Achseln. Vorher im Rover hatten sie über diesen Moment diskutiert. Er war die Crux des Unternehmens; aber sie hatten nicht alles voraussehen oder planen können. Und jetzt war der Augenblick da, und das Blut raste in Michels Adern, als ob es von dem Wind draußen angetrieben würde.

Sie trennten die Telefonleitung wieder und zogen die Pistolen aus den Schenkeltaschen, die ihnen Cojote gegeben hatte. Michel schoß auf das Türschloß, und es ging zischend auf. Sie trafen auf drei Männer in Schutzanzügen, aber ohne Helme, die verängstigt aussahen. Michel und Maya schossen auf sie. Sie stürzten und blieben mit krampfhaften Zuckungen liegen.

Sie zerrten alle drei in einen Nebenraum und schlossen sie ein. Michel überlegte, ob sie zu oft auf sie geschossen hätten. Wenn das geschah, waren Herzrhythmusstörungen oft die Folge. Sein Körper schien sich ausgedehnt zu haben, bis er den Anzug ausfüllte; und ihm war sehr warm, und er atmete schwer und stoßweise. Plötzlich wurde der Korridor dunkel. Maya stellte ihre Stirnlampe an, und sie folgten deren staubigem Lichtkegel bis zur dritten Tür rechts, wo, wie Spencer gesagt hatte, Sax sein würde. Sie war verschlossen.

Maya nahm aus ihrer Schenkeltasche eine kleine Sprengladung und brachte sie über dem Griff und Schloß an. Dann gingen sie einige Meter zurück. Als sie die Ladung zündete, prallte die Tür nach außen. Sie flog, von innen durch die Explosion angetrieben, durch die Luft. Sie stürmten hinein und fanden zwei Männer, die eilig Helme auf ihre Anzüge setzen wollten. Als sie Michel und Maya sahen, griff der eine zu einem Hüfthalfter, während der andere zu einer Pultkonsole ging. Aber behindert durch die Notwendigkeit, ihre Helme zu sichern, gelang ihnen keines von beidem, ehe sie auf sie schossen. Sie gingen zu Boden.

Maya ging zurück und schloß die Tür, durch die sie gekommen waren Sie gingen durch einen weiteren Korridor. Das war der letzte. Sie kamen zur Tür eines weiteren Raums, und Michel machte ein Zeichen. Maya hielt ihre Pistole mit beiden Händen und nickte, daß sie bereit wäre. Michel trat die Tür ein, und Maya rannte hindurch, Michel dicht hinter ihr. Da stand jemand in Schutzanzug und Helm neben etwas, das wie ein Operationstisch aussah, und arbeitete an dem Kopf eines liegenden Körpers. Maya schoß mehrere Male aus kurzer Distanz auf die stehende Person. Die krachte zu Boden wie von Faustschlägen getroffen und rollte dann über den Boden, verzerrt durch Muskelkrämpfe.

Sie eilten zu dem Mann auf dem Operationstisch. Es war Sax, obwohl Michel ihn mehr an seinem Körper als an seinem Gesicht erkannte, das wie eine Totenmaske aussah mit zwei geschwärzten Augen und einer zermalmten Nase dazwischen. Er schien mindestens bewußtlos zu sein. Sie befreiten ihn von den Fesseln. An verschiedenen Stellen seines rasierten Kopfes waren Elektroden angebracht, und Michel zuckte zusammen, als Maya alle mit einem Ruck abriß. Michel holte einen leichten Notanzug aus seiner Schenkeltasche und machte sich daran, ihn Sax über seine lahmen Beine und den Rumpf zu ziehen. Er behandelte ihn in der Eile recht grob, aber Sax stöhnte nicht einmal. Maya kam zurück und nahm aus Michels Rucksack ein kleines Kopfstück aus Stoff und einen kleinen Tank. Das schlossen sie an Saxens Anzug an und stellten diesen an.

Mayas Hand drückte das Handgelenk Michels so fest, daß er fürchtete, die Knochen würden brechen. Sie stöpselte ihr Telefonkabel wieder in sein Armband und fragte. »Ist er am Leben?«

»Ich denke, ja. Laß uns ihn hier hinausschaffen. Das können wir später feststellen.«

»Schau, was sie mit seinem Gesicht getan haben, diese Faschistenschweine!«

Die Person auf dem Boden, eine Frau, rührte sich. Maya ging hin und trat sie kräftig in den Bauch. Dann beugte sie sich vor und schaute in die Visier-Scheibe. Überrascht stieß sie einen Fluch aus. »Es ist Phyllis!«

Michel zerrte Sax aus dem Zimmer und den Korridor hinunter. Maya holte sie ein. Vor ihnen tauchte jemand auf, und Maya zielte mit ihrer Waffe, aber Michel schlug ihre Hand beiseite. Es war Spencer Jackson. Er erkannte ihn an den Augen. Spencer sagte etwas. Mit ihren aufgesetzten Helmen konnten sie ihn nicht hören. Er sah das und schrie: »Gott sei Dank, daß ihr gekommen seid! Sie waren mit ihm fertig und wollten ihn umlegen.«

Maya sagte etwas auf russisch, lief zu dem Raum zurück und warf etwas hinein. Dann kam sie wieder zu ihnen geeilt. Eine Explosion jagte Rauch und Trümmer aus dem Zimmer und sprenkelte die der Tür gegenüberliegende Wand.

»Nein!« rief Spencer. »Das war Phyllis!«

»Ich weiß!« schrie Maya wütend. Aber Spencer konnte sie nicht hören.

»Los!« drängte Michel und lud sich Sax auf die Arme. Er machte Spencer ein Zeichen, sich einen Helm aufzusetzen. »Laßt uns gehen, solange wir können.« Niemand schien ihn zu hören, aber Spencer setzte einen Helm auf und half dann Michel, Sax durch den Korridor und die Treppe zum Erdgeschoß hinaufzutragen.

Draußen war es noch lauter als vorher und ebenso finster. Es rollten Gegenstände über den Boden und flogen sogar durch die Luft. Michel bekam einen Stoß gegen die Visierplatte, der ihn umwarf.