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Also trabten sie den Boden des Canyons entlang in der gleichmäßigen Gangart des Marsbewohners, die Nirgal vervollkommnet und mit einigem Erfolg auch Cojote gelehrt hatte. Art war nicht so geschickt; seine Schritte waren zu kurz, und er stolperte häufig. Aber er hielt mit. Nirgal begann die ungebundene Freude des Laufens zu spüren, das Schnellen von Stein zu Stein und das rasche Zurücklegen großer Strecken aus eigener Kraft. Er genoß auch das rhythmische Atmen, das Hüpfen des Lufttanks auf seinem Rücken und den tranceartigen Zustand, den er im Laufe der Jahre gelernt hatte mit Hilfe des Issei Nanao, der auf der Erde bei einem tibetischen Meister des lung-gom in die Schule gegangen war. Nanao behauptete, daß einige alte lung-gom-pas Gewichte hätten tragen müssen, um nicht davonzufliegen. Und auf dem Mars schien das durchaus möglich. Die Art, wie er über Felsblöcke fliegen konnte, war begeisternd und eine Art Rausch.

Nirgal mußte sich zurückhalten. Weder Cojote noch Art kannten lung-gom und konnten nicht mithalten, obwohl sie recht gut waren. Cojote wegen seines Alters, und Art, weil er erst kürzlich auf den Mars gekommen war. Cojote kannte das Land und lief in kurzen vorsichtigen Tanzschritten, tüchtig und korrekt. Art polterte über das Gelände wie ein schlecht programmierter Roboter und stolperte oft, wenn er im Sternenlicht nicht so recht sah, wo er hintrat. Aber er blieb dennoch recht gut bei Atem. Nirgal lief ihnen voraus wie ein Hund. Art geriet zweimal in eine Staubwolke, und Nirgal rannte hinüber, um nach ihm zu sehen. Aber beide Male stand Art wieder auf, winkte in dem Schweigen des Interkoms Nirgal zu und trabte weiter.

Nachdem sie eine halbe Stunde den Canyon hinuntergelaufen waren, der so gerade war, als ob er nach Plan eingeschnitten worden wäre, erschienen auf dem Boden Risse, die schnell tiefer wurden und sich miteinander verbanden, bis es unmöglich wurde, auf dem eigentlichen Boden des Canyons voranzukommen, da M er jetzt nur noch das gleichmäßige Niveau der Gipfel einer Anzahl von Inseln bezeichnete. Die tiefen Schlitze zwischen diesen Inseln waren stellenweise nur zwei oder drei Meter breit, aber dreißig bis vierzig Meter tief.

Es war merkwürdig, durch diese Gänge mit im allgemeinen flachen Böden zu gehen; aber Cojote führte sie den Weg durch das Labyrinth, ohne an einer der vielen Verzweigungen zu zögern. Er folgte einem Weg, den nur er kannte, und wendete sich dutzendemal nach links oder rechts. Ein Schlitz war so eng, daß sie beide Wände zugleich berühren konnten und bei einer Wendung daran scheuerten.

Als sie auf der Nordseite des Spaltenlabyrinths herauskamen und aus einem schmalen Tal in der zerklüfteten steilen Böschung auftauchten, welches das Ende der Plateau-Inseln bildete, stand vor ihnen, abgehoben von der westlichen Canyonwand, eine Kuppel. Ihr Bogenbau glühte wie der Kolben einer staubigen Glühlampe. In der Kuppel befanden sich mobile Anhänger, Rover, Bohrer, Planierraupen und anderes Bergbaugerät. Es war eine Uranmine, genannt Pechblendengasse, weil der untere Abschnitt des Canyons als Boden ein extrem uranhaltiges Pegmatit war. Es war eine sehr ertragreiche Mine; und Cojote hatte gehört, daß das verarbeitete und dort während der Jahre zwischen den Aufzügen gestapelte Uran noch nicht verschifft worden war.

Cojote lief über den Boden des Canyons zu der Kuppel, und Nirgal und Art folgten ihm. Im Innern war niemand zu sehen. Die einzige Beleuchtung lieferten einige Nachtlampen und die von den erleuchteten Fenstern eines großen Anhängerblocks nahe dem Zentrum kommende Helligkeit.

Cojote ging direkt zum nächsten Schleusentor der Kuppel, und die anderen beiden folgten ihm. Er führte den Stecker seines Armbandgeräts in das Schlüsselloch am Tor ein und fing an, auf seinem Armband zu tippen. Die äußere Schleusentür ging auf. Es schien kein Alarm ausgelöst zu sein, und aus der Tür des Anhängers kamen keine Leute heraus. Cojote ging mit den beiden in die Schleuse, schloß die Außentür, wartete, bis die Schleuse dicht und unter Druck war, und öffnete dann die innere Tür. Dann lief er zu der kleinen Versorgungsanlage neben dem Anhänger. Nirgal rannte zu den Unterkünften und stürmte die Stufen zur Tür des Anhängers hinauf. Er hielt eine von Cojotes ›Brechstangen‹ unter den Türgriff, drehte das Zifferblatt zur Auslösung des Fixativs und drückte die Stange gegen Tür und Wand des Anhängers. Dieser war aus einer Magnesiumlegierung, und das polymere Fixativ würde eine Art keramischer Verbindung zwischen dem Verschlußriegel und dem Anhänger herstellen, so daß die Tür festsaß. Dann lief er um den Anhänger herum, machte dasselbe mit der anderen Tür und eilte dann zum Tor zurück. Er fühlte Adrenalin durch die Adern jagen. Das war so ein toller Streich, daß er sich bewußt an die Sprengladungen erinnern mußte, die Cojote und Art in der ganzen Siedlung verteilten — in den Lagerhäusern, an dem Kuppelstoff und auf dem Parkplatz für die Bergbau-Behemothe. Nirgal stieß zu ihnen, wie sie von einem Fahrzeug zum anderen liefen, die Treppen an deren Seiten emporstiegen, die Türen manuell oder elektronisch öffneten und kleine, von Cojote mitgebrachte Büchsen in die Fahrerhäuser oder Kabinen schleuderten.

Aber da waren auch noch Hunderte von Tonnen an verarbeitetem Uran, die Cojote wegschleppen wollte. Das war zum Glück unmöglich. Sie kamen aber zu einem Lagerhaus, wo sie einige der Robotlastwagen des Bergwerks beluden und darauf programmierten, daß sie in die Canyongebiete nach Norden fahren und ihre Fracht an Stellen abladen sollten, wo die Konzentrationen von Apatit hoch genug waren, um die Radioaktivität des verpackten Urans zu tarnen, so daß dies schwer wiederzufinden sein würde. Spencer hatte bezweifelt, daß diese Strategie funktionieren würde; aber Cojote sagte, daß dadurch das Uran nicht in dem Bergwerk verbleiben würde. Und sie alle freuten sich, bei jedem Plan mitzuhelfen, der ihn hindern könnte, tonnenweise Uran in das Frachtabteil ihres Felsenwagens zu packen, ob dessen Behälter strahlungssicher wären oder nicht.

Als das getan war, liefen sie zum Tor zurück, gingen hinaus und rannten los. Auf halber Entfernung vom Steilabbruch hörten sie von der Kuppel her eine Reihe lauter Explosionen. Nirgal blickte über die Schulter, sah aber keinen Unterschied. Die Kuppel war noch immer schwach beleuchtet, und im Anhänger brannte das Licht.

Er wandte sich um und lief weiter mit einem Gefühl, als ob er flöge. Er war überrascht zu sehen, wie Art vor ihm über den Boden des Canyons schwebte, jeder Schritt ein riesiger wilder Sprung wie ein Gepard auf der ganzen Strecke bis zur Böschung, wo er auf Cojote warten mußte, bis der ihn einholte und sie durch das Spaltenlabyrinth zurückführte. Wieder draußen rannte er erneut los, so daß Nirgal beschloß zu versuchen, ihn zu überholen, nur um zu merken wie schnell er war. Er nahm den Sprintrhythmus auf und beschleunigte immer stärker. Als er an Art vorbeikam, sah er, daß seine eigenen Springbocksätze fast doppelt so weit waren wie die von Art im gleichmäßigen Sprintstil, wo beide Beine so schnell wie möglich zustießen.

Sie kamen lange vor Cojote zu dem Felsenwagen und warteten auf ihn in der Schleuse, kamen wieder zu Atem und grinsten sich durch die Sichtscheiben an. Einige Minuten später war Cojote da und mit ihnen im Innern. Spencer setzte den Rover in Bewegung, als der Zeitschlupf gerade vorbei war und sie noch sechs Stunden Zeit zum Fahren vor sich hatten.

Drinnen lachten sie kräftig über Arts wildes Rennen. Aber der grinste nur und winkte ab. »Ich hatte keine Angst. Ich sage euch, es war diese Marsschwere. Ich lief einfach so wie gewöhnlich, aber meine Beine sprangen los wie die eines Tigers. Erstaunlich!«