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Gurk setzte dazu an, etwas zu sagen, doch in diesem Moment hörten sie ein tiefes, auf unangenehme Weise bekannt klingendes Summen, und eine Sekunde später füllte sich der schimmernde Metallring des Transmitters mit wogender Schwärze. Gurk fuhr erschrocken herum, und Charity ließ Skudder behutsam zu Boden gleiten, hob das Gewehr auf, das er fallengelassen hatte und richtete die Waffe auf den Empfänger. Sie wollte nicht mehr kämpfen. Es ging ihr nicht mehr darum, ihr eigenes Leben zu verteidigen oder etwas, das so sinnlos geworden war wie das Weiterbestehen ihrer Heimat. Sie wollte nur noch töten. Sie wollte, daß irgend jemand für das bezahlte, was ihr angetan worden war, und es war ganz egal, wer.

*

Im Inneren des Transmitters ballten sich Schatten zu Formen zusammen und vergingen wieder, dann kondensierte die Schwärze zu Körpern, und Charity hob das Gewehr und krümmte den Finger um den Abzug.

Aber sie schoß nicht.

Es waren keine Ameisen, die aus dem Transmitter stolperten.

Es waren sie selbst, Leßter und Daniel Stone, die in einer perfekten Imitation der Bewegung, in der sie selbst aus dem Empfänger herausgetreten war, in die Wirklichkeit zurücktaumelten und auf der Stelle zusammenbrachen.

Für einen winzigen, zeitlosen Moment spürte Charity etwas wie ein Ziehen; ein Gefühl, als versuche etwas aus ihr herauszubrechen und schnelle im letzten Moment wieder zurück, dann brach die Gestalt, die ihr selbst ähnelte, wie eine bis ins letzte Detail perfekte Kopie, auf den Stufen von dem Transmitter zusammen, und das Gefühl erlosch. Gleichzeitig stürzten auch Leßter und Stone, und sie hörte einen halblauten Schmerzensschrei und begriff, daß zumindest einer der beiden noch am Leben war.

Das Wogen und Zittern im Inneren des Transmitters wurde wieder stärker, und wieder ballte sich die Dunkelheit zu zwei ungleichen Körpern zusammen. Vor Charitys ungläubig aufgerissenen Augen traten Skudder und Gurk aus dem Transmitter. Skudder machte einen ungeschickten Schritt und hob seine Waffe, ehe er die Situation erfaßte und mit einem überraschenden Laut stehenblieb, während Gurk wie vom Blitz getroffen zur Seite kippte und reglos liegenblieb.

»Großer Gott!« flüsterte Charity. »Was ist das?«

»Der Transmitter!« kreischte Gurk plötzlich. Er sprang in die Höhe und begann wild mit beiden Armen zu fuchteln. »Skudder! Schalt ihn ab! Schalt das verdammte Ding ab!«

Skudder starrte ihn an, dann die reglose kleine Gestalt mit dem viel zu großen Kopf neben sich, dann wieder ihn. Er rührte sich nicht, aber aus seinem Gesicht wich alle Farbe und seine Hände begannen zu zittern.

»Schalt ihn ab!« kreischte Gurk mit schriller, sich beinahe überschlagender Stimme. Aber Skudder rührte sich noch immer nicht, sondern starrte nur Charity an und die reglose Gestalt zu ihren Füßen, die sein eigenes Gesicht trug.

Gurk begann mit fast komisch aussehenden, hüpfenden Sprüngen die Treppe hinaufzurennen, wobei er um ein Haar über Stone gefallen wäre, der entgegen Charitys erstem Eindruck noch am Leben war, sich aber vergeblich bemühte, sich unter dem reglosen Körper Leßters hervorzuarbeiten. Außerdem irritierte ihn möglicherweise die Tatsache, daß er sich nur einen halben Meter neben seinem eigenen Leichnam wiedergefunden hatte.

Gurk rannte an ihm vorbei, stieß Skudder, der noch immer mit fassungslosem Gesichtsausdruck dastand, einfach zur Seite und schlug die Faust mit aller Kraft auf die Bedienungselemente des Transmitters. Es knirschte hörbar, und Gurk stieß einen Schmerzensschrei aus und prallte zurück, aber das kleine gelbe Licht auf dem Schaltpult, das bisher die Betriebsbereitschaft des Gerätes angezeigt hatte, erlosch, und einen Herzschlag später auch das dunkle Brummen, das Charity gehört hatte.

»Was ... was geht hier vor?« flüsterte Skudder. Er drehte sich halb im Kreis, erstarrte wieder und blickte auf die beiden Gestalten hinab, die unmittelbar vor ihm lagen: Das Gesicht des Mannes war nicht mehr zu erkennen, und außerdem hatte er im Tode die Hände davorgeschlagen, doch als Skudder die schlanke Frauengestalt erblickte, die über ihm zusammengebrochen war, da fuhr er abermals zusammen und prallte instinktiv einen Schritt zurück. Seine Lippen bewegten sich, aber Charity hörte kein Wort.

Langsam stand sie auf, trat mit einem großen Schritt über die Gestalt hinweg, die vor einer Minute in ihren Armen gestorben war, und näherte sich zitternd und unsicher der Treppe. Vor ihr hatte es Stone endlich geschafft, sich unter der Last des reglosen Körpers hervorzuarbeiten, der ihn zu Boden gerissen hatte, aber auch er erstarrte mitten in der Bewegung, als er sich hochstemmte und das Bild sah, das sich ihm bot.

»Was ist das?« flüsterte Skudder. Seine Stimme war fast ein Wimmern. »Wo ... wo sind wir?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Charity. »Aber vielleicht solltest du lieber fragen, wer sind wir?«

Skudder schluckte ein paarmal. Er suchte nach Worten, fand aber keine, und schließlich drehte er sich mit einer ruckhaften Bewegung zu Gurk herum, der noch immer neben dem Transmitterring stand und die Hand gegen den Körper preßte. Seine Knöchel waren aufgeplatzt und bluteten, so heftig hatte er auf den Schalter geschlagen.

»Gurk!« keuchte Skudder. »Was geht hier vor?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Gurk. »Ich ...«

Der Rest seiner Worte ging in einem erschrockenen Kreischen unter, als Skudder mit einem Satz auf ihn zusprang, ihn am Kragen packte und in die Höhe riß. Gurk begann zu schreien und mit den Beinen zu strampeln, aber Skudder achtete gar nicht darauf, sondern schüttelte ihn wild und schrie ihn an: »Sag uns endlich die Wahrheit, du verdammter Zwerg. Oder ich prügele sie aus dir heraus!«

Gurk schlug wild nach seinen Händen und seinem Gesicht. »Ich sage die Wahrheit!« kreischte er in einem Tonfall, der jede Lüge unmöglich machte. »Ich weiß es nicht!«

Skudder hielt ihn plötzlich nur noch mit einer Hand fest und ballte die andere zur Faust, aber Charity hielt ihn zurück.

»Laß ihn, Skudder«, sagte sie. »Er sagt die Wahrheit.«

Für eine Sekunde starrte Skudder sie fast haßerfüllt an, aber dann verging sein Zorn ebenso schnell wie er gekommen war. Hastig setzte er den Zwerg zu Boden und drehte sich hilflos im Kreis. »Aber das ... das ist...«

»Es muß irgend etwas mit dem Transmitter zu tun haben«, sagte Charity. Schaudernd blickte sie den drei Meter durchmessenden nun wieder völlig leeren Ring aus silberfarbenem Metall an. Dann wandte sie sich an Gurk. »Das ist doch so, nicht?«

Gurk zuckte mit den Schultern und machte hastig einen Schritt zurück, als Skudder wieder auf ihn herabsah. »Ich glaube ja«, antwortete er ausweichend. »Aber ich bin nicht sicher. Ich habe so etwas auch noch nie erlebt.«

»Du weißt also doch etwas«, knurrte Skudder wütend.

»Ich weiß eine Menge«, antwortete Gurk patzig. »Ist das etwa verboten?« Er hielt Skudders Blick trotzig eine Sekunde lang stand, dann drehte er sich herum und sah ebenfalls den Transmitter an. »Ich dachte immer, ich kenne mich mit diesen Dingern aus«, murmelte er. »Aber ich glaube, ich habe mich geirrt.«

»Das ist Wahnsinn«, flüsterte Skudder. »Das ... das kann nicht sein.« Er deutete mit zitternden Händen auf die Gestalten auf der Treppe und unten in der Halle. »Das, das bin ich. Und du, Charity. Und Gurk und...«