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»Was ist mit dem Ding los?«

Der junge Leutnant zuckte hilflos mit den Schultern und untersuchte seine eigenen Geräte auf die gleiche Weise wie sie: Er begann darauf herumzuhämmern. »Keine Ahnung«, gestand er. »Irgend etwas stört den Empfang.«

Charity blieb einen Moment lang reglos stehen und wartete darauf, daß sich das Bild wieder klärte. Als dies nicht geschah, wandte sie sich mit einem Achselzucken um. »Rufen Sie mich, wenn Sie den Kontakt wieder hergestellt haben.«

»Aye aye, Madam!« antwortete Phillipsen in übertrieben-zackigem Tonfall, der einzig dadurch verdorben wurde, daß er das spöttische Grinsen nicht völlig aus seinem Gesicht bekam. Charity lächelte zurück und verließ die Steuerkabine.

Skudder, Faller und Leutnant Leßter saßen im hinteren Teil der Transportmaschine vor einem eingeschalteten Computermonitor und diskutierten halblaut miteinander. Charity konnte nicht hören, was sie sagte, aber Skudder sah ziemlich verärgert aus, und er bewegte hektisch die Hände. Eigentlich, dachte sie, sah er in letzter Zeit immer ziemlich verärgert aus. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, was er von diesem Unternehmen hielt.

Sie näherte sich den dreien, zog sich einen freien Stuhl heran und setzte sich ebenfalls vor den Monitor, als Skudder ein Stück zur Seite rückte. Neugierig warf sie einen Blick auf das Bild, das der Computer zeigte. Es war das, was sie erwartet hatte: eine Pseudo-3D-Luftaufnahme New Yorks und seiner näheren Umgebung. Drei konzentrische Kreise in Blau, Gelb und Rot umgaben Manhattan und den Stadtkern von New York.

»Na, was sagt unser - Superhirn?« fragte sie spöttisch. Sie ließ dabei offen, ob sie damit den Computer oder Skudder meinte, und der Hopi antwortete auch erst, nachdem er ihr einen raschen, kritischen Blick zugeworfen hatte.

»Es sieht nicht besonders gut aus«, sagte er und deutete auf den äußeren, blauen Ring, der die Stadt in einer Entfernung von vielleicht dreißig Meilen umgab. »Hier ungefähr sind wir jetzt. Dort draußen herrschen jetzt schon null grad Celsius. Und es wird mit jedem Schritt kälter, den wir nach Norden gehen. Selbst wenn wir an den Robotwachen vorbeikämen, würden wir erfrieren, ehe wir die zweite Sperre erreichten.« Seine Fingerspitze berührte den gelben Kreis.

»Das Schneemobil hält das durch«, sagte Leßter. »Die Kisten sind bis achtzig Grad minus getestet. Aber sie halten auch hundert aus.« Er grinste. »Allerdings wird sich der Hersteller weigern, Reparaturen auf Garantiebasis auszuführen, wenn wir die Maschine so überlasten.«

»Idiot«, sagte Faller.

Leßter grinste noch breiter. »Freut mich«, antwortete er. »Leßter.«

»Hört auf, ihr zwei«, sagte Charity scharf. Dann schüttelte sie bedauernd den Kopf. »Das Problem ist nicht die Kälte, Leßter. Sie haben gehört, was Stone gesagt hatte - es gibt automatische Wächter, die auf alles schießen, was sich nicht identifiziert.«

»Dann tun wir es eben«, sagte Leßter gelassen.

»Und wie?«

Leßter zuckte die Achseln. »Mit ein bißchen logischem Überlegen kriegen wir das schon raus, oder?« Er deutete auf den Monitor. »Die Wächter, die sie beide fast erledigt hätten - das waren Maschinen, nicht wahr?«

»Warum?« fragte Skudder.

»Nun, weil es ungewöhnlich ist«, antwortete der Leutnant. »Okay, ich will Ihnen nicht widersprechen, wenn Sie sagen, daß Sie mehr von den Moroni verstehen als ich. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann, daß sie niemals Maschinen einsetzen, wenn es sich irgendwie vermeiden läßt.«

»Es ist dort draußen viel zu kalt für die Ameisen«, sagte Skudder. »Nicht einmal sie fühlen sich bei hundert Grad minus wohl.«

»Eben«, sagte Leßter. »Also können wir davon ausgehen, daß wir auch weiter im Norden nur auf Maschinen treffen werden.«

Ein Schatten huschte über Skudders Gesicht. »Machen Sie es nicht so spannend«, knurrte er. »Worauf wollen Sie hinaus?«

Leßter grinste. »Ganz einfach«, sagte er. »Die Moroni können nicht daran interessiert sein, ihre eigenen Maschinen zu Klump zu schießen. Ich bin sicher, daß sie eine Art Sender oder sonstwas bei sich haben, nur für den Fall, daß sie diesem Todesgürtel zu nahe kommen. Wir müssen also nur eine dieser Maschinen kapern.«

»Oh, mehr nicht?« fragte Skudder spöttisch. »Und Sie denken, die lassen sich das so ohne weiteres gefallen?«

Leßter öffnete seine Halfter und zog den kleinen Kompakt-Laser heraus. »Ich werde sie höflich bitten.«

»Selbst wenn Sie recht haben sollten«, warf Charity ein, »wie kommen wir daran vorbei?« Sie deutete auf den dritten, leuchtendroten Kreis, der Manhattan und einen Teil der Stadt umgab. Was auf dem Monitor so harmlos aussah, das war in Wirklichkeit - jedenfalls hatten das ihre Instrumente während des Anfluges behauptet, und es gab keinen Grund, an dieser Behauptung zu zweifeln - eine Barriere aus gefrorener Luft. Die Temperaturen mußten dort den absoluten Nullpunkt erreicht haben - oder sich ihm zumindest so weit nähern, daß der Unterschied nicht mehr wichtig war. »Hält Ihr Schneemobil das auch aus?«

»Ich fürchte, nein«, gestand Leßter - ohne daß dies irgend etwas an seinem fröhlichen Gesichtsausdruck änderte. »Aber irgendwie kommen die Moroni ja schließlich auch in die Stadt hinein und wieder raus, nicht wahr?«

»Vielleicht gehen wir die Sache falsch an«, sagte Skudder. Seine Stimme klang überraschend ruhig, so daß nicht nur Charity erstaunt aufsah, sondern auch Phillipsen den Blick vom Computer löste und den Hopi einigermaßen verwirrt ansah.

»Okay - fassen wir zusammen, was dein neuer Freund dir verraten hat«, fuhr Skudder mit einem Seitenblick auf Charity fort. Sie schluckte die Spitze herunter, ohne zu reagieren. »Es gibt also diese Sonnenbombe - wie immer das auch funktionieren soll - und der einzige Weg dorthin führt durch New York. Richtig?«

Charity nickte stumm. Sie ahnte, worauf Skudder hinauswollte.

»Ich frage mich nur, wieso«, sagte Skudder. »Nach allem, was ich bisher gehört habe, gibt es nur einen einzigen Transmitter, mit dem man die Erde verlassen kann. Und der steht am Nordpol.«

»Genau den nehmen wir ja auch«, sagte Charity. »Das Gerät in New York ist nur eine Relaisstation.«

»Die uns in die Schwarze Festung bringt«, fügte Skudder grimmig hinzu. »Direkt ins Herz ihrer Macht. Wenn du mich fragst, dann werden uns zehntausend schießwütige Ameisen dort erwarten.«

»Wir werden im Bruchteil einer Sekunde weitergeschickt«, antwortete Charity müde. »Das haben wir doch alles schon...«

»... besprochen, ich weiß«, unterbrach sie Skudder. »Und wir werden es noch hundertmal besprechen, wenn es sein muß. Es ergibt einfach keinen Sinn, Cherry! Wenn es nur eine Relaisstation ist, warum nehmen wir dann nicht irgendeinen Transmitter? Es gibt Tausende von diesen Dingern auf der Welt, vielleicht Zehntausende! Und jetzt erzähl mir bitte nicht, daß Stone nur den Zugangscode für dieses eine Gerät kennt! Warum müssen wir unbedingt über New York? Soll ich dir sagen, warum? Weil er dort auf uns wartet!«

»Unsinn«, widersprach Charity. Aber das Wort klang nicht einmal in ihren eigenen Ohren überzeugend. Trotzdem fuhr sie fort: »Wir müssen diesen Zentralrechner ausschalten. Wenn nicht, dann haben wir die halbe Moroni-Armee auf den Fersen, ehe wir auch nur ganz in der Sonnenstation materialisiert sind.« Zumindest war das das, was Stone ihr erklärt hatte. Es klang einleuchtend. Und gleichzeitig nach dem haarsträubendsten Unsinn, den sie je gehört hatte.