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«Es ging auch ohne.«

«Ich glaube, du hast gerochen, daß da irgendwas im Busch war, Sid. Dieses ganze Interesse an den Caspars und an >Gleaner< und >Zingaloo<. Los, nun mal raus damit, was weißt du?«

«Nichts, Bobby.«

«Ich glaube dir kein Wort. «Er warf mir einen harten, unversöhnlichen Blick zu und richtete seine Hakennase dann auf erfolgversprechenderes Material in Gestalt eines Spitzentrainers, der gerade eine Pechsträhne hatte. Es würde wohl schwerfallen, dachte ich, ihn im Bedarfsfalle noch einmal dazu zu bewegen, mir behilflich zu sein.

Rosemary Caspar kam, mit einer Freundin plaudernd, daher und rannte fast in mich hinein, bevor noch der eine die Anwesenheit des anderen registriert hatte. Ihr Blick ließ den von Bobby Unwin geradezu liebevoll erscheinen.

«Verschwinden Sie«, sagte sie heftig.»Was haben Sie hier zu suchen?«

Die Freundin blickte einigermaßen überrascht drein. Ich trat schweigend beiseite, was sie noch mehr verwunderte. Rosemary zog sie ungeduldig weiter, und ich hörte die Freundin mit erhobener Stimme sagen:»Aber Rosemary, das war doch Sid Halley.«

Mein Gesicht fühlte sich völlig erstarrt an. Das ist wirklich ein bißchen viel, dachte ich. Ich hätte ihrem Pferd nie zum Sieg verhelfen können, auch dann nicht, wenn ich geblieben wäre. Es war unmöglich gewesen… aber vielleicht hätte ich es doch gekonnt. Ich würde immer glauben, daß ich es vielleicht doch geschafft hätte, wenn ich es nur versucht hätte. Wenn ich nicht eine so wahnsinnige Angst gehabt hätte.

«Hallo, Sid«, sagte eine Stimme neben mir.»Herrlicher Tag, was?«

«O ja, wunderschön.«

Philip Friarly sah lächelnd der sich entfernenden Rosemary nach.»Seit dem Desaster letzte Woche faucht sie jeden an. Arme Rosemary. Nimmt sich die Dinge immer so zu Herzen.«

«Das kann man ihr wohl kaum verübeln«, sagte ich.»Sie hat gesagt, daß es so kommen würde, aber niemand wollte ihr glauben.«

«Hat sie es Ihnen auch gesagt?«fragte er neugierig. Ich nickte.

«Ja, dann«, meinte er verständnisvoll,»sehr ärgerlich für Sie.«

Ich atmete tief durch und zwang mich, das Thema zu wechseln.»Ihr Pferd heute«, sagte ich.»Wollen Sie das mit dem Flachrennen hier nur ein bißchen auf Trab bringen?«

«Ja«, erwiderte er kurz.»Und falls Sie mich fragen wollen, wie es laufen wird, dann muß ich Ihnen sagen, daß das ganz davon abhängt, wer die Anweisungen erteilt und wer sie entgegennimmt.«

«Das ist zynisch.«

«Haben Sie schon irgendwas für mich herausfinden können?«

«Nicht sehr viel. Deshalb bin ich auch hier. «Ich machte eine Pause. Dann fragte ich:»Wissen Sie den Namen und die Adresse von demjenigen, der Ihre Syndikate gegründet hat?«

«Nein, nicht auswendig«, sagte er.»Ich hatte nie persönlich mit ihm zu tun, wissen Sie. Die Syndikate bestanden ja schon, als man mich bat, ihnen beizutreten. Die Pferde waren auch schon angeschafft und die meisten Anteile verkauft.«

«Man hat Sie benutzt«, sagte ich.»Ihren Namen. Als respektables Aushängeschild.«

Er nickte unglücklich.»Das fürchte ich auch.«

«Kennen Sie Peter Rammileese?«

«Wen?«Er schüttelte den Kopf.»Nie von ihm gehört.«

«Er kauft und verkauft Pferde«, klärte ich ihn auf.»Lucas Wainwright meint, daß er es ist, der Ihre Syndikate gegründet hat und der sie auch steuert. Und er ist ein rotes Tuch für den Jockey Club und darf die meisten Rennbahnen nicht betreten.«

«Du liebe Güte. «Er klang bestürzt.»Wenn sich Lucas schon damit befaßt… Was, meinen Sie, sollte ich tun, Sid?«

«Wenn ich’s von Ihrem Standpunkt aus betrachte«, sagte ich,»dann wäre es wohl das beste, denke ich, wenn Sie Ihre Anteile verkaufen oder die Syndikate ganz auflösen und dafür sorgen, daß Ihr Name da so schnell wie möglich rauskommt.«

«In Ordnung, das werde ich machen. Und, Sid… wenn ich mal wieder in Versuchung geführt werde, dann lasse ich erst mal alle Mitglieder des Syndikats von Ihnen überprüfen. Das hätte bei den bestehenden ja eigentlich die Sicherheitsabteilung tun sollen, aber man sieht ja, was dabei herauskommt.«»Wer reitet heute Ihr Pferd?«erkundigte ich mich.

«Larry Server.«

Er wartete auf einen Kommentar, aber ich sagte nichts. Larry Server war ein mittelmäßiger Reiter, mittelmäßig bezahlt, ritt zumeist Flach- und manchmal Hindernisrennen und war meiner Ansicht nach anfällig für krumme Touren.

«Wer sucht den Jockey aus?«fragte ich statt dessen.»Larry Server reitet doch eigentlich nicht sehr häufig für den Trainer Ihres Pferdes.«

«Ich weiß es nicht«, sagte er unsicher.»Natürlich überlasse ich das ganz dem Trainer.«

Ich verzog das Gesicht, nur ein ganz klein wenig.

«Finden Sie das falsch?«sagte er.

«Wenn Sie möchten«, sagte ich,»gebe ich Ihnen mal eine Liste von Jockeys für Ihre Springpferde, bei denen Sie sich darauf verlassen können, daß sie zumindest versuchen, ein Rennen zu gewinnen. Ob sie’s dann auch schaffen, kann ich nicht garantieren, aber man kann schließlich nicht alles haben.«

«Und wer ist jetzt zynisch?«Er lächelte und sagte mit offenkundigem, mir das Herz durchbohrendem Bedauern:»Ich wünschte, Sie ritten sie noch, Sid.«

«Ja. «Ich sagte es lächelnd, aber er hatte das Flackern in meinen Augen, das ich nicht hatte unterdrücken können, sehr wohl bemerkt.

Mit einem Mitgefühl, das mir ganz und gar nicht lieb war, sagte er:»Es tut mir wirklich leid.«

«Es war schön, solange es währte«, erwiderte ich leichthin.

«Und das ist schließlich das Wichtigste.«

Er schüttelte den Kopf, unglücklich über seine eigene Ungeschicklichkeit.

«Sehen Sie mal«, sagte ich,»wenn Sie froh wären, daß ich sie nicht mehr reite, dann würde ich mich doch erheblich unwohler fühlen.«

«Ach ja, das waren schon schöne Zeiten. Ganz außergewöhnlich schöne, nicht wahr?«

«Ja, ohne Frage.«

Zwischen Besitzer und Jockey konnte ein Einvernehmen entstehen, dachte ich, das äußerst eng war. In dem kleinen Bereich, wo sich ihre Daseinssphären berührten, wo Schnelligkeit und Sieg alles war, was zählte, konnte eine heimlich geteilte Freude entstehen, die so fest und dauerhaft verband wie ein gemeinsames Geheimnis. Ich hatte dieses Gefühl nicht oft und nicht bei vielen von den Leuten gehabt, für die ich geritten war, bei Philip Friarly aber so gut wie immer.

Ein Mann löste sich aus einer in unserer Nähe stehenden Gruppe und kam lächelnd auf uns zu.

«Philip, Sid. Nett, Sie beide zu sehen.«

Wir erwiderten seinen Gruß, und das mit echtem Vergnügen, denn Sir Thomas Ullaston, der amtierende Senior Steward, der Chef des Jockey Club und damit mehr oder weniger Herr der gesamten Rennindustrie, war ein vernünftiger Mann und ein sehr fairer, aufgeschlossener Chef. Manchmal ein bißchen hart, wie einige meinten, aber sein Job war nun mal nichts für Weichlinge. In der kurzen Zeit, die er das Amt innehatte, waren schon eine ganze Reihe guter Regelungen eingeführt und vorhandene Ungerechtigkeiten beseitigt worden, und er war so entschlußfreudig, wie sein Vorgänger schwach gewesen war.

«Na, wie geht’s, Sid?«erkundigte er sich.»Mal wieder ein paar nette Ganoven geschnappt in jüngster Zeit?«

«Nicht in jüngster Zeit«, sagte ich bedauernd. Er wandte sich lächelnd an Philip Friarly.»Wußten Sie, daß unser lieber Sid hier die Sicherheitsabteilung um ihre Arbeit bringt? Eddy Keith kam am Montag in mein Büro und beschwerte sich, daß wir Sid viel zu freie Hand ließen. Er verlangte, daß wir ihm die Tätigkeit auf dem Rennplatz untersagen.«

«Eddy Keith?«sagte ich.

«Nun schauen Sie doch nicht so entsetzt drein, Sid«, meinte Sir Thomas scherzhaft.»Ich habe ihm gesagt, daß der Rennsport Ihnen sehr viel zu verdanken habe, von der Rettung der Rennbahn in Seabury bis zu vielem anderem mehr, und daß sich der Jockey Club nie und nimmer in Ihre Arbeit einmischen würde, es sei denn, Sie täten etwas absolut Diabolisches, was ich Ihnen aber im Lichte unserer bisherigen Erfahrungen nicht zutraue.«