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«Danke«, sagte ich matt.

«Und Sie dürfen davon ausgehen«, fuhr er mit Bestimmtheit fort,»daß das nicht nur meine persönliche, sondern die offizielle Auffassung des Jockey Club ist.«

«Warum«, fragte ich,»will Eddy Keith mich denn gestoppt sehen?«

Er zuckte die Achseln.»Irgendwas von wegen Zugang zu den Akten des Jockey Club. Sie haben da wohl welche eingesehen, und das war ihm nicht genehm. Ich hab ihm gesagt, daß er halt damit leben müsse, weil ich ganz und gar nicht bereit sei, jemandem Beschränkungen irgendwelcher Art aufzuerlegen, den ich als eine dem Rennsport förderliche Instanz ansähe.«

Ich war mir nur allzu schmerzlich bewußt, wie wenig ich dies alles verdient hatte, aber er ließ mir keine Zeit, Einwände zu erheben.

«Warum kommen Sie beide eigentlich nicht auf einen Drink und ein Sandwich mit nach oben? Kommen Sie, Sid, Philip.«

Er drehte sich um, winkte uns, ihm zu folgen, und ging uns voran.

Wir gingen die Treppe hinauf, an deren Fuß das Schild» Privat «angebracht war und die auf den meisten Rennbahnen den Zugang zu dem gepflegten Luxus der Stewardsloge mit ihrem weichen Teppichboden und der verglasten Frontseite bildete, von der aus man einen guten Ausblick auf die von den weißgestrichenen Rails eingefaßte Bahn hatte. Es standen dort schon ein paar Grüpp-chen zusammen, und ein Ober servierte auf einem Tablett verschiedene Getränke.

«Ich denke, Sie kennen die meisten«, sagte Sir Thomas, der es sich als Gastgeber angelegen sein ließ, uns vorzustellen.»Madelaine, meine Liebe«, sagte er, an seine Frau gewandt,»du kennst doch Lord Friarly und Sid Halley?«Sie reichte uns die Hand.

«Ach ja, Sid«, sagte er dann und berührte meinen Arm. Ich drehte mich um und stand einem weiteren seiner Gäste Auge in Auge gegenüber.

«Sie kennen Trevor Deansgate?«

Kapitel 13

Wir starrten uns an, wahrscheinlich beide gleich fassungslos.

Ich dachte daran, wie er mich beim letzten Mal gesehen hatte — in der Scheune auf dem Rücken liegend, schlotternd vor Angst. Das kann er noch immer in meinem Gesicht sehen, dachte ich. Er weiß, was er aus mir gemacht hat. Ich kann aber nicht einfach dastehen und mich nicht rühren… und doch konnte ich nicht anders. Mein Kopf schien irgendwo über mir und losgelöst vom Rest meines Körpers herumzuschweben, und entsetzlich viel Entsetzliches wurde in vier Sekunden hineingepreßt.

«Die Herren kennen sich?«sagte Sir Thomas, ein wenig verwirrt.

Trevor Deansgate erwiderte:»Ja, wir sind uns mal begegnet.«

Wenigstens war kein Spott zu bemerken, weder in seinem Blick noch in seiner Stimme. Wenn es nicht ziemlich undenkbar gewesen wäre, hätte ich gemeint, daß er eher so aussah, als sei er auf der Hut.

«Einen Drink, Sid?«fragte Sir Thomas, und da merkte ich erst, daß der Ober mit dem Tablett wartend neben mir stand. Ich nahm ein Glas mit whiskyfarbenem Inhalt und versuchte, meine Finger am Zittern zu hindern.

Sir Thomas machte Konversation.»Ich habe Sid gerade gesagt, wie sehr der Jockey Club seine Erfolge zu würdigen weiß, und das scheint ihm die Sprache verschlagen zu haben.«

Weder Trevor Deansgate noch ich sagten etwas. Sir Thomas hob die Augenbrauen ein ganz klein wenig und unternahm einen erneuten Versuch.»Also, Sid, jetzt geben Sie uns mal einen guten Tip fürs Hauptrennen.«

Ich zwang meinen wirren Kopf dazu, wenigstens so zu tun, als gehe das Leben wie gewohnt weiter.

«Oh… ich würde sagen >Winetaster<.«

In meinen Ohren hörte sich meine Stimme sehr angespannt an, aber Sir Thomas schien das nicht wahrzunehmen. Trevor Deansgate blickte auf das Glas in seiner fein manikürten Hand hinab und ließ die Eiswürfel in der goldenen Flüssigkeit kreisen. Ein anderer Gast sprach Sir Thomas an, und dieser wandte sich ab, woraufhin Trevor Deansgates Blick sofort zu meinem Gesicht zurückkehrte, nichts als wilde, nackte Drohung darin. Seine Stimme, schnell und hart, kam direkt aus den primitiven Niederungen, wo Gewalt, Rachsucht und absolute Gnadenlosigkeit herrschen.

«Wenn Sie Ihr Versprechen nicht halten, werde ich meine Ankündigung wahr machen.«

Er sah mir fest in die Augen, bis er sicher war, daß ich ihn verstanden hatte, und wandte sich dann ebenfalls ab, wobei ich sehen konnte, wie sich die Muskeln seines Oberkörpers unter dem Jackett eindrucksvoll wölbten.

«Sid«, sagte Philip Friarly und trat wieder zu mir,»Lady Ullaston hätte gern gewußt… sagen Sie mal, fühlen Sie sich nicht gut?«

Ich schüttelte den Kopf- ein bißchen schwach.

«Mein lieber Junge, Sie sehen schrecklich blaß aus.«

«Ich… äh…«Ich nahm alles nur sehr undeutlich auf.»Was wollten Sie sagen?«

«Lady Ullaston hätte gern gewußt…«Er sprach längere Zeit, ich hörte ihm zu und antwortete ihm mit einem Gefühl absoluter Unwirklichkeit. Man konnte im Kopf buchstäblich in Stücke gehen, während man mit einem Glas in der Hand dastand und mit der Gattin des Senior Steward plauderte. Schon fünf Minuten später konnte ich mich an kein einziges Wort der Unterhaltung mehr erinnern. Ich konnte auch meine Füße auf dem Teppich nicht mehr spüren. Ich bin völlig am Ende, dachte ich.

Der Nachmittag ging dahin. >Winetaster< wurde im Hauptrennen von einer dunkel glänzenden Stute namens >Mrs. Hillman< geschlagen, und im anschließenden Rennen bugsierte Larry Server Philip Friarlys Syndikatspferd ans Ende des Feldes und blieb dann dort. Mein Zustand wurde nicht besser, und nach dem fünften Rennen kam ich zu dem Schluß, daß es keinen Zweck hatte, noch länger zu bleiben, da ich nicht einmal vernünftig nachdenken konnte.

Draußen vor dem Eingangstor stand wie gewöhnlich die schnatternde Schar der Chauffeure herum, die, an ihre Wagen gelehnt, auf ihre Herrschaften warteten. Und bei ihnen stand auch der Jockey, der seine Lizenz losgeworden war, weil er sich von Rammileese hatte bestechen lassen.

Ich nickte ihm zu, als ich an ihm vorbeiging.»Jacksy.«

«Sid.«

Ich ging zu meinem Auto, schloß es auf, legte mein Fernglas auf den Rücksitz und stieg ein. Ließ den Motor an. Stand eine Weile so da und fuhr dann im Rückwärtsgang bis zum Tor zurück.

«Jacksy?«sagte ich.»Los, steig ein. Ich kaufe.«

«Was denn?«Er kam zum Wagen, öffnete die Beifahrertür und setzte sich neben mich. Ich zog meine Brieftasche aus der Gesäßtasche und warf sie ihm in den Schoß.

«Nimm alles, was drin ist«, sagte ich. Ich fuhr über den Parkplatz bis zur Ausfahrt und dann auf die Straße hinaus.

«Aber du hast mir doch erst vor kurzem ’ne ganze Menge gegeben«, sagte er.

Ich lächelte ihn kurz von der Seite an.»Ja… Aber das hier ist für noch zu leistende Dienste.«

Er zählte die Scheine.»Das alles?«fragte er zweifelnd.

«Ich möchte alles über Peter Rammileese wissen.«

«O nein!«Er tat, als wolle er die Tür öffnen, aber wir fuhren bereits zu schnell.

«Jacksy«, sagte ich,»außer mir hört niemand zu, und ich sag’s keinem. Erzähl mir nur, wieviel er dir gezahlt hat und wofür… und was dir sonst noch so dazu einfällt.«

Er schwieg eine Weile. Dann sagte er:»Nein, Sid, da ist mir mein Leben doch lieber. Man munkelt, daß er sich für einen Spezialjob zwei echte Profis aus Glasgow geholt hat und daß jeder, der ihm jetzt in die Quere kommt, plattgemacht wird.«

«Hast du die beiden Profis schon mal gesehen?«fragte ich und dachte, daß ich diese Frage hätte bejahen können.

«Nein, das ging nur so per Buschtrommel rum.«