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«Wußte die Buschtrommel auch zu melden, was das für ein Job ist?«

Er schüttelte den Kopf.

«Irgendwas mit Syndikaten?«

«Sei doch nicht albern, Sid. Alles, was mit Rammileese zu tun hat, hat auch mit Syndikaten zu tun. Der hat bei ungefähr zwanzig das Sagen, vielleicht sind’s auch noch mehr.«

Zwanzig, dachte ich und runzelte die Stirn. Ich sagte:»Wieviel zahlt er denn für so einen Job, wie ihn Larry Server heute gemacht hat?«

«Sid!«protestierte er.

«Wie kriegt er einen wie Larry Server auf ein Pferd, das der normalerweise nie reiten würde?«

«Er bittet den Trainer ganz lieb und nett und mit ’ner Handvoll Dollars.«

«Er besticht auch die Trainer?«

«Dazu braucht’s nicht viel, manchmal. «Er blickte eine Weile nachdenklich vor sich hin.»Das hast du nicht von mir, aber letzten Herbst gab’s Rennen, da kontrollierte Rammileese alle, aber auch alle Pferde, die an den Start gingen. Die liefen, wie’s ihm paßte.«

«Das ist doch unmöglich«, sagte ich.

«Nein. Diese lange Trockenheit damals, erinnerst du dich? Felder mit nur vier, fünf oder sechs Pferden, weil der Boden so hart war? Ich weiß mit Sicherheit von drei Rennen, bei denen er alle beteiligten Pferde in der Tasche hatte. Die armen Schweine von Buchmachern, die wußten gar nicht, wie ihnen geschah.«

Jacksy zählte das Geld noch einmal.»Weißt du eigentlich, wieviel das hier ist?«

«So ungefähr.«

Ich sah ihn kurz an. Er war fünfundzwanzig, für Flachrennen zu schwer geworden — und man wußte, daß er damit nicht fertig wurde. Die Hindernisjockeys verdienten im großen und ganzen weniger als die Flachbahnkollegen, dazu kamen dann noch die Verletzungen, und nicht jeder fand, wie zum Beispiel ich, Hindernisrennen doppelt so lustig. Jacksy jedenfalls nicht. Aber er war ein recht guter Reiter, und ich war oft genug mit ihm im gleichen Rennen geritten, um zu wissen, daß er einen nicht aus Jux und Tollerei über die Rails beförderte — für einen kleinen Bonus schon, aber nicht aus Jux und Tollerei.

Das Geld bereitete ihm Kummer. Für zehn oder zwanzig Pfund hätte er mir ohne Schwierigkeiten was vorgelogen — aber wir hatten auch eine Menge gemeinsamer Erinnerungen an Umkleidekabinen und Pferde und Regentage und Schlamm und Stürze und Rückmärsche in hauchdünnen Reitstiefeln über den aufgeweichten Turf — und es ist, wenn man kein wirklicher Schurke ist, gar nicht so leicht, jemanden auszunehmen, den man so gut kennt.

«Komisch«, sagte er,»daß du dich mit diesem Detektivkram abgibst.«

«Ja, irre!«

«Nein, mal im Ernst. Ich meine, du bist ja nicht hinter kleinen Fischen her.«

«Nein«, stimmte ich ihm zu. Keine kleinen Fische wie etwa Leute, die Bestechungsgelder kassierten, dachte ich. Meine Sache waren eher die Leute, die sie zahlten.

«Ich hab alle Zeitungen aufgehoben«, sagte er.»Die, die über den Prozeß berichtet haben.«

Ich schüttelte resigniert den Kopf. Zu viele Leute aus der Welt des Rennsports hatten diese Zeitungen aufgehoben, aber was das Verfahren für mich bedeutet hatte, das wußten sie nicht. Der Verteidigung hatte es größtes Vergnügen bereitet, das Opfer in eine peinliche Lage zu bringen, und der Beklagte, dem man vorsätzliche schwere Körperverletzung nach Paragraph soundso, Absatz soundso des Gesetzes über Gewaltverbrechen vorwarf (oder anders gesagt, daß er die linke Hand eines Ex-Jockeys mit einem Schürhaken zertrümmert hatte), war mit ganzen vier Jahren Knast belohnt worden. Es wäre wohl schwer zu sagen gewesen, wem die Verhandlung weniger Spaß gemacht hatte, dem Mann im Zeugenstand oder dem auf der Anklagebank.

Jacksy fuhr fort, unzusammenhängende Bemerkungen zu machen, vermutlich um Zeit zu gewinnen und seine Gedanken zu ordnen.

«Ich bekomme für die nächste Saison meine Lizenz wieder«, sagte er.

«Großartig.«

«Seabury ist eine gute Bahn. Ich reite dort im August. Die Jungs sagen alle, daß es eine gute Bahn ist, auch wenn. «Er sah auf meine Hand.»Na ja. du kannst damit sowieso keine Rennen mehr reiten, ich meine, so wie früher, oder?«

«Also Jacksy, was ist nun?«sagte ich ärgerlich.»Willst du oder willst du nicht?«

Einmal mehr blätterte er die Geldscheine durch, faltete sie dann zusammen und steckte sie in die Tasche.

«Ja, okay. Hier hast du deine Brieftasche.«

«Leg sie ins Handschuhfach.«

Er tat es und blickte dann aus dem Fenster.»Wohin fahren wir eigentlich?«erkundigte er sich.

«Wohin du magst.«

«Mich hat einer im Auto mit nach Chester genommen, der ist inzwischen sicher weg. Kannst du mich ein Stück nach Süden mitnehmen? Ich fahr dann den Rest per Anhalter.«

Also fuhr ich Richtung London, und Jacksy redete.

«Rammileese hat mir das Zehnfache des üblichen Reitgeldes gegeben, wenn ich einen Verlierer geritten habe. Aber hör mal, Sid, du schwörst doch, daß er nichts davon erfährt?«

«Von mir nicht.«

«Na gut, ich denke, ich kann dir vertrauen.«

«Dann red weiter.«»Er kauft ziemlich gute Pferde. Pferde, die gewinnen können. Dann bringt er sie in ein Syndikat ein. Ich schätze, daß er manchmal fünfhundert Prozent Profit macht, nur für den Anfang. Ich weiß von einem, das hat ihn sechstausend gekostet, und er hat davon zehn Anteile zu je dreitausend verkauft. Er hat zwei Kumpel, die sind beim Jockey Club als Besitzer eingetragen, und wenigstens einen von den beiden bringt er in jedes Syndikat rein. Die drehen’s dann so, daß noch irgendeine Galionsfigur dazukommt, damit die Sache proper aussieht.«

«Wer sind die beiden Kumpel von ihm?«

Er schluckte lange, verriet es mir dann aber doch. Der eine Name sagte mir nichts, aber der andere stand auf den Listen aller vier Syndikate, bei denen Philip Friarly als Galionsfigur fungierte.

«Gut«, sagte ich.»Weiter.«

«Die Pferde werden dann von jemand trainiert, der keine Fragen stellt und sie für das doppelte Entgelt so hintrimmt, daß sie ganz nett aussehen. Dann legt Rammileese fest, bei welchem Rennen sie jeweils laufen sollen, und da laufen sie dann weit unter ihrer tatsächlichen Form, verstehst du, bis er plötzlich sagt: >Los!<… und bei Gott, mit einem Mal sitzt du auf ’ner Rakete.«

Er grinste.»Zwanzigfaches Reitgeld für einen Sieger.«

Das klang nach weit mehr, als es in Wirklichkeit war.

«Wie oft bist du für ihn geritten?«

«Meistens ein- oder zweimal die Woche.«

«Wirst du’s wieder tun, wenn du deine Lizenz zurückbekommen hast?«

Er drehte sich zu mir herum, bis er fast mit dem Rücken an der Tür lehnte, und musterte eine ganze Weile die Hälfte meines Gesichts, die er sehen konnte. Sein Schweigen war schon Antwort genug, aber nachdem wir nicht weniger als drei Meilen zurückgelegt hatten, seufzte er tief und sagte schließlich:»Ja.«

Ein bemerkenswerter Vertrauensbeweis.

«Erzähl mir von den Pferden«, sagte ich, und er kam dieser Aufforderung bereitwillig nach. Die Namen einiger waren eine große Überraschung für mich, die Laufbahnen aller so gerade wie die von Nicholas Ashe.

«Jetzt erzähl mir, wie du deine Lizenz losgeworden bist«, sagte ich dann.

Er sei für einen der» kooperationswilligen «Trainer geritten, nur habe dieser Trainer leider keine gleichermaßen kooperationswillige Frau gehabt.»Sie hatte wohl ein kleines Hühnchen mit ihm zu rupfen und verpfiff ihn beim Jockey Club. Schrieb an Thomas Ullaston persönlich, was sagt man dazu? Natürlich hat ihr der ganze beknackte Haufen von Stewards Glauben geschenkt und uns alle gesperrt, ihn, mich und den anderen Jockey, der für ihn ritt, das arme Schwein, denn der hat nie einen Pfennig von Rammileese gekriegt und wußte von allem gar nichts.«

«Wie kommt es eigentlich«, sagte ich beiläufig,»daß niemand vom Jockey Club hinter die Sache mit allen diesen Syndikaten gekommen ist und was gegen Rammileese unternommen hat?«