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«Gute Frage.«

Ich warf ihm einen Blick zu, hörte den Zweifel in seiner Stimme und sah die Falten auf seiner Stirn.»Weiter«, sagte ich.

«Hm, ja… Es ist wirklich nur so ein Gemunkel, noch nicht mal ein Gerücht, nur was, was ich so gehört hab. «Er schwieg kurz und sagte dann:»Ich glaube nicht, daß es stimmt.«

«Laß hören.«

«Einer von den Buchmachern… also, ich hab da in Kempton vor dem Eingang rumgelungert, verstehst du, und da kommen diese beiden Buchmacher raus, und der eine von denen sagt, daß der Knabe vom Sicherheitsdienst das schon zurechtbiegen würde, wenn nur die Piepen stimmen. «Er machte erneut eine Pause.»Einer von den Brüdern hat gesagt, ich wäre nie und nimmer gesperrt worden, wenn diese dämliche Trainersfrau ihren Brief an den Sicherheitsdienst geschrieben hätte… statt gleich an den Oberbonzen persönlich.«

«Welcher von den beiden Brüdern hat das gesagt?«

«Hm, äh… daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Guck mich nicht so an, Sid, ich kann’s wirklich nicht. Ist doch schon Monate her. Ich meine, ich hab da ja auch überhaupt nichts drin gesehen, bis ich dann die beiden Buchmacher in Kempton reden gehört hab. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß es im Sicherheitsdienst jemanden gibt, der so korrupt ist. Du vielleicht? Ich meine, nicht in dem vom Jockey Club.«

Sein Wunderglaube war rührend, dachte ich, vor allem angesichts seiner augenblicklichen Schwierigkeiten — aber in früheren Tagen wäre ich wohl auch seiner Meinung gewesen. Waren aber erst einmal Zweifel geweckt, ließ sich sehr wohl erkennen, daß es eine Menge schmutziger Geschäfte gab, die Eddy Keith als Gegenleistung für einen steuerfreien Gewinn zu übersehen bereit gewesen sein könnte. Er hatte den vier Syndikaten mit Friarly an der Spitze grünes Licht gegeben, und das konnte ja auch bei allen zwanzig oder mehr so gelaufen sein. Er könnte sogar die beiden Kumpel von Rammileese auf die Liste der seriösen Besitzer befördert haben, wohl wissend, daß sie eben dies nicht waren. Irgendwie würde ich das alles herausfinden müssen.

«Bring mich bloß nicht bei den Oberbonzen ins Spiel«, sagte Jacksy.»Ich würde das, was ich dir eben erzählt habe, vor den Stewards nicht wiederholen.«

«Ich werde keinem Menschen sagen, daß du mir das alles erzählt hast«, versicherte ich ihm.»Kennst du die beiden Buchmacher, die dir in Kempton begegnet sind?«

«Überhaupt nicht. Ich meine, ich weiß nicht mal, ob es Buchmacher sind. Sie sahen halt ganz so aus. Ich meine, mir kam in dem Augenblick, als ich sie sah, das Wort >Buchmacher< in den Sinn.«

Ein so starker Eindruck konnte wahrscheinlich nicht ganz falsch sein, war aber nur wenig hilfreich — und Jack-sys Wissen schien nun überhaupt erschöpft zu sein. Ich setzte ihn, seinem Wunsch entsprechend, am Ortsrand von Watford ab, und das Letzte, was er noch sagte, war, daß ich, wenn ich Jagd auf Rammileese mache, ihn, Jacksy, da raushalten solle, wie ich es versprochen hätte.

Ich fuhr nach London, aber nicht in meine Wohnung, sondern in ein Hotel und kam mir dabei übervorsichtig vor. Chico meinte jedoch, als ich ihn anrief, daß das ganz vernünftig sei. Ich schlug ihm vor, zum Frühstück ins Hotel zu kommen, und er sagte, er werde da sein.

Und er kam auch, aber ohne allzu großes Jubelgeschrei. Er war den ganzen Vortag herumgezogen und hatte die Leute von der Adressenliste besucht, aber niemand hatte im vergangenen Monat einen Bettelbrief von Ashe erhalten.

«Aber folgendes«, sagte er.»Leute mit den Anfangsbuchstaben A und B und bis K haben ja schon Politur geliefert bekommen, also sind als nächstes die Ps und Rs an der Reihe, was die Lauferei etwas begrenzt.«

«Großartig«, sagte ich.

«Ich habe überall Aufkleber mit deiner Adresse hinterlassen, und ein paar Leutchen haben auch versprochen, uns zu verständigen, wenn was kommen sollte. Ob sie sich die Mühe dann auch wirklich machen…«

«Ein einziger würde uns ja schon genügen«, sagte ich.

«Das stimmt.«

«Hättest du zu einem kleinen Einbruch Lust?«

«Soll mir schon recht sein. «Er bestellte dann erst einmal eine riesige Portion Rührei und Würstchen.»Wo und wozu?«

«Hm. «, sagte ich.»Heute vormittag gehst du auf Erkundung. Und heute abend nach Büroschluß, aber noch vor dem Dunkelwerden, wandern wir zum Portman Square.«

Chico hörte, den Mund noch ziemlich voll, zu kauen auf und schluckte dann sehr vorsichtig, bevor er sagte:»Meinst du mit Portman Square etwa den Jockey Club?«

«Genau.«

«Ist dir noch nicht aufgefallen, daß man da auch vorne zum Haupteingang hineingehen kann?«

«Ich will mich dort mal in aller Ruhe umsehen, ohne daß jemand davon weiß.«

Er zuckte die Achseln.»Na schön. Treffen wir uns nach meiner Erkundungstour wieder hier?«

Ich nickte.»Der Admiral kommt zum Lunch her. Er ist gestern bei der Möbelpoliturfabrik gewesen.«

«Das sollte seinen Augen wohl zu Glanz verholfen haben.«

«Sehr witzig.«

Während er sein Rührei aufaß und sich dann über den Toast hermachte, berichtete ich ihm das meiste von dem, was mir Jacksy über die Syndikate und auch über die Gerüchte von Schmiergeldern in den höheren Regionen zu erzählen gewußt hatte.

«Und das ist’s, wonach wir suchen? Wir stellen Eddy Keiths Büro auf den Kopf, um festzustellen, was er alles nicht getan hat von dem, was er hätte tun sollen?«

«Du hast es erfaßt. Sir Thomas Ullaston, der Senior Steward, sagte mir, daß Eddy bei ihm gewesen sei und sich darüber beschwert habe, daß ich Akten eingesehen hätte. Und Lucas Wainwright kann sie mir nicht zur Verfügung stellen, ohne daß es Eddys Sekretärin erfährt, und die ist Eddy treu ergeben. Wenn ich also was nachschauen will, muß es in aller Stille geschehen.«

Ob wohl ein Einbruch im Jockey Club, fragte ich mich, als etwas» absolut Diabolisches «angesehen werden würde, falls ich erwischt wurde?

«Okay«, sagte Chico.»Ich hab heute noch mein Judo, vergiß das nicht.«

«Die kleinen Scheißer«, sagte ich.»Ja, ich denk dran.«

Charles kam um zwölf und schnupperte die ungewohnte Umgebung wie ein unruhig gewordener Hund.

«Mrs. Cross hat mich benachrichtigt«, sagte er.»Aber warum hier? Warum nicht im >Cavendish<, so wie immer?«

«Es gibt da jemanden, dem ich nicht begegnen möchte«, erwiderte ich.»Der sucht mich hier nicht. Pink Gin?«

«Einen doppelten.«

Ich bestellte die Getränke, und er meinte:»War’s das auch im Falle dieser sechs Tage? Ein Ausweichmanöver?«

Ich antwortete nicht.

Er sah mich fragend an.»Wie ich sehe, schmerzt es dich immer noch, was es auch gewesen sein mag.«»Laß es gut sein, Charles.«

Er seufzte, steckte sich eine Zigarre an und betrachtete mich durch das Feuer des Streichholzes.»Also schön, und wem möchtest du nicht begegnen?«

«Einem Mann namens Peter Rammileese. Wenn dich jemand fragt, weißt du nicht, wo ich bin.«

«Das weiß ich ohnehin nur sehr selten. «Er rauchte mit großem Behagen, füllte seine Lungen und besah sich die Asche, als sei sie etwas überaus Kostbares.»Fährst in Ballons davon.«

Ich lächelte.»Mir ist ein fester Job als Kopilot eines Verrückten angeboten worden.«

«Das wundert mich nicht«, bemerkte er trocken.

«Was hat sich denn in Sachen Wachs ergeben?«

Das wollte er mir erst erzählen, wenn er etwas zu trinken hatte, und als die Getränke da waren, verschwendete er eine Menge Zeit mit Erkundigungen danach, warum ich Perrier und keinen Whisky trank.

«Um einen klaren Kopf zu behalten. Für einen Einbruch«, sagte ich wahrheitsgemäß, aber er glaubte mir nur halb.

«Das Wachs«, sagte er schließlich,»wird in einer Art Familienbetrieb hergestellt, der sich gleich neben einer Firma befindet, deren Hauptprodukt Honig ist.«