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«Sprechen Sie weiter, Sid.«

«Nun ja. «Ich seufzte.»Lucas mußte das kleine Risiko eingehen, mich auf etwas anzusetzen, bei dem er selbst beteiligt war, weil es für ihn ja darauf ankam, die Fäden in der Hand zu behalten. Er muß einen fürchterlichen Schrecken bekommen haben, als Lord Friarly ihm berichtete, daß er, Friarly, mich gebeten hatte, diese vier Syndikate zu überprüfen. Wenn er zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Gedanken gespielt haben sollte, sich meiner zu entledigen, dann wurde ihm wohl in diesem Augenblick klar, wie das bewerkstelligt werden könnte.«

Ein paar Köpfe nickten heftig, sahen den Zusammenhang.

«Lucas muß sicher gewesen sein, daß ich, wenn ich ein bißchen an der Oberfläche herumkratzte, ihm nicht sehr nahe kommen würde, was ja in der Tat auch der Fall war. Aber er verringerte das Risiko noch dadurch, daß er meine Aufmerksamkeit auf Eddy Keith lenkte. Es war ungefährlich, mich auf Eddys Beteiligung an den fragwürdigen Machenschaften der Syndikate anzusetzen, da es eine solche Beteiligung natürlich gar nicht gab. Da konnte ich ewig suchen und würde nichts finden. «Ich machte eine kleine Pause.»Ich glaube allerdings, daß mir überhaupt nicht die Zeit gelassen werden sollte, irgend etwas herauszufinden. Ich glaube, daß es nur viel länger dauerte, bis man uns zu fassen bekam, als nach dem ursprünglichen Plan vorgesehen war.«

Uns zu fassen… mich zu fassen. Sie hatten es nur auf mich abgesehen, aber wir beide… das war noch besser für sie. und schlimmer für mich.

«Es dauerte länger als vorgesehen? Wie meinen Sie das?«fragte Sir Thomas.

Nimm dich zusammen, dachte ich. Los, weiter.

«Von Lucas’ Standpunkt aus gesehen, war ich sehr langsam«, sagte ich.»Ich beschäftigte mich mit dieser >Glea-ner<-Geschichte und hatte in der Syndikatsangelegenheit eine Woche, nachdem er mir den Auftrag erteilt hatte, noch gar nichts unternommen. Dann wurde ich direkt über Peter Rammileese und Mason informiert, und er hätte erwarten dürfen, daß ich sofort nach Tunbridge Wells fuhr. Ich fuhr aber ganz woanders hin, war eine weitere Woche weg. In dieser Woche hat Lucas Chico viermal angerufen, um zu fragen, wo ich denn stecke.«

Schweigen und wieder gespannte Aufmerksamkeit.

«Als ich zurückkehrte, hatte ich, wie gesagt, meine Notizen verloren und mußte noch einmal zu Lucas ins Büro. Ich erzählte ihm bei dieser Gelegenheit, daß Chico und ich am folgenden Tag, am Samstag, nach Tunbridge Wells zu Peter Rammileese fahren wollten. Ich nehme an, daß es, wenn wir tatsächlich Samstag gefahren wären, da schon zur… äh… Abschreckung gekommen wäre. Wir fuhren jedoch noch am gleichen Nachmittag, also am Freitag, hinaus, und da war Peter Rammileese nicht zu Hause.«

Hatte denn gar keiner Durst? fragte ich mich. Wo blieb denn der Kaffee? Mein Mund war ganz trocken, und alle Knochen taten mir weh.

«An ebendiesem Freitagmorgen bat ich Lucas, den Brief an Henry Thrace zu schreiben. Ich bat ihn außerdem, ja, flehte ihn geradezu an, meinen Namen im Zusammenhang mit der >Gleaner<-Sache nicht zu erwähnen, da mich dies das Leben kosten könne.«

In Falten gelegte Stirnen forderten eine genauere Erklärung.

«Ja… also, Trevor Deansgate hatte mich mit einer in diese Richtung gehenden Warnung aufgefordert, sämtliche Ermittlungen bezüglich dieser Pferde einzustellen.«

Es gelang Sir Thomas, die Augenbrauen zu heben und gleichzeitig ein Stirnrunzeln anzudeuten.

«Sind das die Drohungen, von denen Sie vorhin gesprochen haben?«erkundigte er sich.

«Ja, und er hat sie noch einmal wiederholt, als Sie uns… nun ja… als Sie uns in der Loge in Chester miteinander bekannt gemacht haben.«

«Großer Gott!«

«Mir lag sehr daran, daß im Falle von >Gleaner< der Jok-key Club die Untersuchungen durchführte, damit Trevor Deansgate nicht erfuhr, daß ich etwas damit zu tun hatte.«

«Sie haben also seine Drohungen ernst genommen«, sagte Sir Thomas nachdenklich.

Ich schluckte.»Sie waren… auch ernst gemeint.«

«Ich verstehe«, sagte Sir Thomas, obwohl er das nicht konnte.

«Fahren Sie fort.«

«Ich habe Lucas von diesen Drohungen nichts gesagt«, setzte ich meinen Bericht fort,»sondern ihn nur gebeten, mich nicht mit >Gleaner< in Zusammenhang zu bringen. Aber es dauerte gar nicht lange, da hatte er Henry Thrace schon mitgeteilt, daß es eigentlich ich und nicht der Jockey Club sei, der im Falle von >Gleaners< Tod verständigt werden wolle. Ich dachte zunächst, daß er vielleicht nicht aufgepaßt oder es einfach vergessen hatte, aber inzwischen bin ich der Auffassung, daß es mit voller Absicht geschehen ist. Alles, was zu meinem Tode führen konnte, war ihm willkommen, selbst wenn er nicht wußte, wie das erreicht werden würde.«

Die Gesichter verrieten Zweifel. Zweifel waren möglich.

«Nun, Peter Rammileese — oder Lucas — spürte mich bei meinem Schwiegervater auf, und am Montag folgten mir Peter Rammileese und seine beiden Schotten zu der Reitveranstaltung in Tunbridge Wells. Dort versuchten sie eine Entführung, aber die Sache klappte nicht. Danach blieb ich acht Tage unsichtbar für sie, was sie ungeheuer frustriert haben muß.«

Die Gesichter erwarteten voller Spannung das Weitere.

«In diesen acht Tagen erfuhr ich, daß Peter Rammileese nicht vier Syndikate manipulierte, sondern eher so an die zwanzig, und daß er unterschiedslos Trainer und Jockeys bestach. Zu dieser Zeit hörte ich auch von dem bestechlichen Spitzenmann des Sicherheitsdienstes, der sich all dem gegenüber blind stellte, und ich bedaure zutiefst, sagen zu müssen, daß ich glaubte, es müsse sich dabei um Eddy Keith handeln.«

«Das ist ja wohl verständlich«, sagte Sir Thomas.

«Nun, jedenfalls kamen dann Chico und ich am Dienstag hierher, und Lucas wußte nun endlich, wo ich war. Er schlug vor, am Mittwoch mit nach Newmarket zu fahren, und brachte uns höchstpersönlich in seinem superteuren, klimatisierten Vier-Liter-Mercedes hin. Und obwohl ihm sonst immer so viel daran liegt, keine Zeit zu vertrödeln und Dinge zügig zu erledigen, verbrachte er in Newmarket viele Stunden untätig, in denen er, wie ich jetzt glaube, auf die Aufstellung der Falle wartete, bei der nichts übereilt werden sollte, damit diesmal wirklich nichts schiefging. Und dann fuhr er uns dahin, wo die beiden Schotten schon auf uns warteten, und wir liefen geradewegs in den Hinterhalt hinein. Die Schotten erledigten den Spezialjob, für den sie angeheuert worden waren, nämlich Chico und mich abzuschrecken, und ich hörte dabei, wie einer von ihnen zu Peter Rammileese sagte, daß sie nun, wo sie ihren Auftrag ausgeführt hätten, auf schnellstem Wege in den Norden zurückkehren würden, da sie sich schon viel zu lange im Süden aufhielten.«

Sir Thomas machte einen leicht mitgenommenen Eindruck.

«Ist das alles, Sid?«

«Nein, da ist noch Mason.«

Neben mir bewegte sich Charles, zog erst die Füße unter den Stuhl, schob sie dann wieder nach vorn und schlug endlich die Beine übereinander.

«Ich habe meinen Schwiegervater gestern gebeten, nach Tunbridge Wells zu fahren und sich nach Mason zu erkundigen.«

Charles sagte mit dem eindrucksvollsten Näseln, dessen er fähig war:»Sid bat mich festzustellen, ob dieser Mason überhaupt existiert. Ich sprach in Tunbridge Wells mit der Polizei. Sehr hilfsbereit, alle. Sie haben niemals jemanden namens Mason oder sonstwen halb totgetreten und blind auf ihren Straßen gefunden.«

«Lucas hatte mir das Schicksal von Mason sehr detailliert geschildert«, sagte ich.»Das klang alles sehr überzeugend, und natürlich glaubte ich ihm die Geschichte. Aber hat von Ihnen schon mal jemand von einem für den Sicherheitsdienst tätigen Mason gehört, der so schwer verletzt wurde?«

Sie schüttelten wortlos und finster die Köpfe, und ich verschwieg ihnen, daß mir die Zweifel an der Existenz Masons gekommen waren, als ich in dem Aktenschrank mit der Aufschrift» Personal «keine Unterlagen über ihn gefunden hatte. Selbst wenn es im Dienste der guten Sache geschehen war, würde unser Einbruch in die Räume des Jockey Club wohl kaum ihre Zustimmung finden.