Выбрать главу

Ich dachte benommen, daß ich auch nicht ganz sicher war, ob ich nicht lieber tot wäre.

«Heute abend«, sagte er,»nachdem Sie für zehn Minuten zurückgekommen und dann wieder weggefahren waren, habe ich mir vorgestellt, wie ich im Gefängnis verfaule, Jahr für Jahr, und mir dabei dauernd wünsche, ich hätte genug Verstand gehabt und die Finger von Ihnen gelassen. Ich sagte mir, daß es sich nicht lohnt, bloß für die Gewißheit, Sie so oder so erledigt zu haben, jahrelang im Knast zu sitzen. Deshalb habe ich mich kurz vor Ihrer Rückkehr entschlossen, es nicht zu tun. Ich wollte Sie bloß zwingen, mich auf Knien anzuwinseln. Das sollte meine Rache sein. Ich wollte Sie immer daran erinnern, Ihr ganzes Leben lang. Ich wollte aller Welt erzählen, wie Sie vor mir gekrochen sind. Wollte alle damit zum Kichern bringen.«

Mein Gott! dachte ich.

«Ich hatte vergessen«, sagte er,»was Sie für ein Bursche sind. Daß Sie Nerven aus Stahl haben. Nein, ich werde Sie nicht erschießen. Wie ich schon sagte, es lohnt nicht.«

Er drehte sich abrupt um, bückte sich und schob eine Hand unter die Rolltür. Hob sie an, schob sie nach oben.

Der Nieselregen draußen sah im Dunkeln aus wie ein Schwarm kleiner, silberner Fischchen, und die frische Nachtluft wehte sanft zu uns in die Garage.

Er stand einen Augenblick bewegungslos da und brütete vor sich hin, das Gewehr in der Hand — und dann gab er mir zurück, was er mir in der Scheune genommen hatte.

«Gibt’s denn absolut gar nichts«, sagte er bitter,»wovor Sie sich fürchten?«