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«Was ist das für ein Job?«erkundigte ich mich.

Der Gedanke an die Art des Auftrages ließ ihn zum ersten Mal das Tempo drosseln. Er sagte» Hm «und»Äh «und» Ha «und trommelte weiter mit den Fingern, raffte sich schließlich und endlich aber doch auf und konfrontierte mich mit einem Problem, das sich als ausgesprochen haarig herausstellte.

«Also, Sid, das ist alles streng vertraulich.«

«Ja.«

«Ich bin eigentlich nicht befugt, mit Ihnen darüber zu sprechen.«

«Aha«, sagte ich.»Na egal, fahren Sie fort.«

«Da ich keinen offiziellen Auftrag habe, kann ich Ihnen auch keine Bezahlung zusagen.«

Ich seufzte.

«Was ich Ihnen allenfalls anbieten könnte, wäre… na ja… Unterstützung, sollten Sie die je brauchen. Und natürlich nur im Rahmen dessen, was mir zu Gebote steht.«

«Das kann unter Umständen mehr wert sein als Geld«, sagte ich.

Er sah erleichtert aus.»Gut. Hm… jetzt wird’s schwierig.

Sehr heikel. «Er zögerte nach wie vor, aber dann sagte er schließlich mit einem sich schon eher wie ein Aufstöhnen anhörenden Seufzer:»Ich möchte Sie bitten, ganz… äh… diskret den Hintergrund… äh… ich meine, einen von unseren Leuten zu überprüfen.«

Es trat eine kurze Stille ein. Dann sagte ich:»Wollen Sie damit sagen, einen von Ihren Leuten? Einen vom Sicherheitsdienst?«

«Bedauerlicherweise, ja.«

«Und worum genau geht es da?«fragte ich.

Er blickte mich unglücklich an.»Bestechung, Schmiergelder, solche Geschichten.«

«Hm«, sagte ich.»Verstehe ich Sie richtig? Sie glauben, daß einer Ihrer Leute Gelder von irgendwelchen Dunkelmännern kassiert, und möchten nun, daß ich dem nachgehe?«

«So ist es«, sagte er.»Genau das.«

Ich dachte nach.»Warum übernehmen Sie diese Ermittlungen nicht selbst- und setzen einen Ihrer Leute darauf an?«

«Ah, ja…«Er räusperte sich.»Wissen Sie, da gibt es Schwierigkeiten. Falls ich mich irren sollte, wäre es nicht wünschenswert, wenn alle Welt erführe, daß ich einen solchen Verdacht hatte. Das würde große, sehr große Unannehmlichkeiten nach sich ziehen. Und falls ich recht behalte, was, wie ich fürchte, der Fall sein wird, möchten wir… also der Jockey Club… uns in der Lage sehen, die Geschichte in aller Stille zu bereinigen. Ein öffentlicher Skandal, in dessen Mittelpunkt der Sicherheitsdienst stünde, würde dem Rennsport erheblichen Schaden zufügen.«

Ich dachte kurz, daß er die Sache vielleicht doch ein wenig aufbauschte, aber dem war nicht so.

«Der Mann, um den es geht«, sagte er traurig,»ist Eddy Keith.«

Wieder herrschte Schweigen. Die Hierarchie des Sicherheitsdienstes sah derzeit so aus, daß Lucas Wainwright an seiner Spitze stand und eine Stufe tiefer zwei gleichberechtigte Stellvertreter. Diese Stellvertreter waren beide hochrangige Polizeibeamte im Ruhestand. Einer davon war Ex-Superintendent Eddison Keith.

Ich hatte eine klare Vorstellung von ihm, da ich oft mit ihm zu tun gehabt hatte. Ein hochgewachsener, gutmütigderber, heiterer Mann, der einem gern mit kräftiger Hand auf die Schulter schlug. In der von Natur aus lauten Stimme ein deutlich vernehmbarer Einschlag des in Suffolk gesprochenen Dialekts. Ein stattlicher, üppig sprießender, strohblonder Schnurrbart, weiches, hellbraunes Haar, durch das die rosa Schädeldecke hindurchschimmerte, und unter schweren Lidern Augen, die ständig vor guter Laune zu leuchten schienen, was aber nicht selten täuschte.

Ich hatte gelegentlich ein Funkeln darin gesehen, das so kalt und unbarmherzig schimmerte wie ein Gletscher. Es glich eher Sonnenlicht, das auf Eis fiel — hübsch, aber trügerisch. Einer, der einem die Handschellen mit vergnügtem Lächeln anlegte — so einer war Eddy Keith.

Aber krumme Dinger.? Das hätte ich nie gedacht.

«Welche Hinweise gibt es denn?«fragte ich schließlich.

Lucas Wainwright kaute eine Weile auf seiner Unterlippe herum und sagte dann:»Vier seiner im vergangenen Jahr vorgenommenen Überprüfungen haben Resultate erbracht, die nicht korrekt sind.«

Ich sah ihn verständnislos an.»Das besagt doch aber noch nicht allzu viel.«

«Nein, stimmt genau. Wenn ich meiner Sache sicher wäre, säße ich ja auch nicht hier und spräche mit Ihnen.«

«Wahrscheinlich nicht. «Ich dachte ein Weilchen nach.»Und was waren das für Überprüfungen?«

«In allen vier Fällen ging es um Syndikate. Genauer gesagt darum, die Eignung von Leuten zu prüfen, die Syndikate zum Zweck des Erwerbs von Rennpferden gründen wollten. Es sollte gewährleistet sein, daß sich da nicht irgendwelche unerwünschten Personen gleichsam durch die Hintertür in den Rennsport einschlichen. Eddy erklärte die vier geplanten Syndikate für unbedenklich, obwohl allen in Wirklichkeit eine oder mehrere Personen angehören, die wir nie und nimmer zur Tür hereinlassen würden.«

«Woher wissen Sie das? Wie haben Sie das herausgefunden?«

Er schnitt eine Grimasse.»Ich habe in der vergangenen Woche jemanden im Zusammenhang mit einer Dopinganzeige verhört. Und der hatte eine Stinkwut auf eine Gruppe von Leuten, die ihn, wie er sagte, hängengelassen hatten. Er verkündete mir triumphierend, daß diese Kerle alle miteinander Pferde unter falschem Namen laufen lassen würden. Er nannte mir die Namen, ich prüfte die Sache, und die vier Syndikate, denen die Genannten angehörten, hatten alle von Eddy grünes Licht erhalten.«

«Könnte es sein«, sagte ich langsam,»daß es sich bei allen um Syndikate handelt, denen Lord Friarly vorsteht?«

Er sah bedrückt aus.»Ja, leider ist es so. Lord Friarly hat heute nachmittag mir gegenüber erwähnt, daß er Sie gebeten hat, sich mal mit dieser Geschichte zu befassen. Aus reiner Höflichkeit. Das bestärkte mich nur noch in meinem

Vorhaben, Sie meinerseits ebenfalls darum zu bitten. Aber ich möchte, daß nichts davon nach außen dringt.«

«Das ist auch sein Wunsch«, versicherte ich ihm.»Könnten Sie mir Eddys Berichte zur Verfügung stellen? Oder Kopien davon? Und die falschen sowie die richtigen Namen der unerwünschten Personen?«

Er nickte.»Ich werde dafür sorgen, daß Sie sie bekommen. «Er sah auf die Uhr und erhob sich, wobei die gewohnte Lebhaftigkeit in ihn zurückkehrte.»Ich muß Ihnen das wohl nicht erst sagen… aber bitte, gehen Sie diskret vor.«

Ich begleitete ihn auf seinem Eilmarsch zur Tür, wo er mich mit noch schnelleren Schritten und einem nur angedeuteten Abschiedswinken verließ. Seine aufrechte Gestalt verschwand in der Tür der Waage, und ich begab mich erneut zu meinem Auto, wobei mir durch den Kopf ging, daß ich, wenn ich weiter mit solcher Geschwindigkeit Aufträge einsammelte, wohl schon bald die Reservisten einberufen müßte.

Kapitel 3

Ich rief die Gesamtschule in Nord-London an und fragte nach Chico Barnes.

«Er unterrichtet gerade Judo«, sagte eine strenge Stimme.

«Normalerweise ist aber sein Kurs um diese Zeit zu Ende.«

«Augenblick bitte.«

Ich wartete, fuhr weiter in Richtung London, die rechte Hand am Steuer, in der linken den Telefonhörer und prasselnden Regen auf der Windschutzscheibe. Man hatte das Auto auf Einhandlenkung umgerüstet, indem man ein in sich drehbares Griffstück auf das Steuerrad montiert hatte

— sehr einfach, sehr wirkungsvoll und mit dem Einverständnis der Polizei.

«Hallo?«

Das war Chicos fröhliche Stimme, die schon in diesem einen Wort seine jeden Respekts ermangelnde Weltsicht zum Ausdruck brachte.

«Willst du einen Job?«fragte ich.

«Aber klar doch. «Sein Grinsen war sogar durch die Leitung hindurch deutlich wahrzunehmen.»Es ist die ganze vergangene Woche viel zu ruhig gewesen.«

«Kannst du in meine Wohnung kommen?«

«Hm, ich habe da eine Zusatzstunde übernommen. Das heißt, sie haben sie mir aufs Auge gedrückt. Den Abendkurs für rüstige alte Damen. Von einem Kollegen, der krank geworden ist. Kann ich ihm nachempfinden. Von wo rufst du an?«