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»Bode?« fragte er ungläubig. Das Mädchen mit den großen Augen, das ihn anstarrte — seit wann war sie eigentlich alt genug, um das Haar zum Zopf zu flechten? — war Bodewhin Cauthon, Mats Schwester. Und dort saß die mollige Hilde Barran neben der mageren Jerilin al'Caar und der hübschen Marisa Ahan, die, wie immer, wenn sie überrascht war, die Hände auf die Wangen gelegt hatte, und daneben Emry Lewin mit dem großen Busen und Elise Marwin und Darea Candwin und... Sie waren alle aus Emondsfeld oder der Umgebung. Sein Blick huschte über die übrigen Tische, und ihm wurde klar, daß auch die anderen Mädchen von den Zwei Flüssen stammen mußten. Jedenfalls die meisten. Er sah auch ein typisches Domanigesicht und ein oder zwei mehr, die von weiter her kommen mochten. Doch alle diese Kleider hätte man auch an jedem beliebigen Tag auf dem Anger von Emondsfeld sehen können. »Was beim Licht, macht ihr denn hier?«

»Wir sind auf dem Weg nach Tar Valon«, brachte Bode trotz ihrer Verblüffung heraus. Das einzige an ihr, das an Mat erinnerte, war ein spitzbübischer Ausdruck um die Augen. Ihr Erstaunen über sein Erscheinen verschwand dann aber schnell und wurde durch ein erfreutes, breites Lächeln ersetzt. »Um Aes Sedai zu werden, wie Egwene und Nynaeve.«

»Dasselbe könnten wir dich fragen«, warf die gertenschlanke Larine Ayellin ein und legte sich den dicken Zopf mit geübter Ungezwungenheit über die Schulter. Sie war die älteste unter den Mädchen aus Emondsfeld — gut drei Jahre jünger als er, aber außer Bode die einzige, die ihr Haar bereits zum Zopf geflochten trug —, aber sie war schon immer recht eingebildet gewesen. Und sie war dazu noch hübsch genug, um von den Jungen ständig darin bestärkt zu werden. »Lord Perrin hat kaum zwei Worte von dir erzählt, außer, du seist auf Abenteuer ausgezogen. Und du trügst jetzt ganz feine Kleidung, was offensichtlich keine Übertreibung war.«

»Geht es Mat gut?« fragte Bode mit einem Mal besorgt. »Ist er bei dir? Mutter macht sich solche Sorgen um ihn. Er hat gewöhnlich nicht einmal daran gedacht, frische Strümpfe anzuziehen, wenn ihn niemand daran erinnerte.«

»Nein«, sagte Rand bedächtig, »er ist nicht hier, aber es geht ihm gut.«

»Wir hätten nicht erwartet, dich hier zu treffen«, piepste Janacy Torfinn mit ihrer hellen Stimme. Sie konnte kaum älter als vierzehn sein, und so war sie die jüngste, zumindest unter denen aus Emondsfeld. »Das wird Verin Sedai und Alanna Sedai sehr freuen, wette ich. Sie fragen uns immer aus, was wir über dich wissen.«

Also das waren die beiden Aes Sedai. Er kannte Verin, eine Braune Schwester, mehr als nur flüchtig. Er wußte allerdings nicht, was er von ihrer Anwesenheit in Caemlin halten sollte. Das war aber auch kaum wesentlich. Diese Mädchen kamen von zu Hause! »Ist alles in Ordnung in den Zwei Flüssen? In Emondsfeld? Perrin ist gut angekommen, wie es scheint. Wartet mal! Lord Perrin?«

Das ließ alle Dämme brechen. Der Rest der Mädchen von den Zwei Flüssen war mehr daran interessiert, von der Seite her heimlich die Aiel zu mustern, vor allem Bael, und auch die Soldaten aus Saldaea bekamen ein paar Blicke ab, doch die Mädchen aus Emondsfeld drängten sich sämtlich um Rand, versuchten alle gleichzeitig, auf ihn einzureden, erzählten alles durcheinander, warfen dazwischen noch Fragen über ihn und Mat, über Egwene und Nynaeve ein, wobei Rand die meisten davon nicht unter einer Stunde hätte beantworten können, hätten sie ihm überhaupt eine Gelegenheit dazu gelassen.

Trollocs seien in das Gebiet der Zwei Flüsse eingedrungen, doch Lord Perrin habe sie vertrieben. Sie schnatterten derart verwirrend, alle zur gleichen Zeit, von der großen Schlacht, daß fast keine Einzelheiten zu verstehen waren, außer eben, daß eine solche stattgefunden hatte. Jeder hatte natürlich gekämpft, aber Lord Perrin hatte alle gerettet. Immer Lord Perrin. Jedesmal, wenn er von ihm einfach als Perrin sprach, verbesserten sie ihn so mechanisch, wie man jemanden verbessert, der statt Pferd Schaukelpferd gesagt hat.

Trotz der Gewißheit, daß die Trollocs geschlagen worden waren, zog sich Rands Brust bang zusammen. Er hatte sie all dem ausgesetzt. Wenn er hingegangen wäre, hätten sie bestimmt nicht so viele Tote gehabt, wären nicht so viele Namen unter den Gefallenen gewesen, die er kannte. Doch hätte er sich dorthin begeben, wären die Aiel jetzt nicht auf seiner Seite. Cairhien wäre nicht sein, soweit das überhaupt der Fall war, und vermutlich würde Rahvin ein vereinigtes Andor gegen ihn und die Zwei Flüsse zu Felde schicken. Für jede Entscheidung, die er traf, mußte er einen Preis bezahlen. Es gab einen Preis dafür, wer er war. Andere Menschen mußten ihn bezahlen. Er mußte sich immer wieder selbst daran erinnern, daß dieser Preis viel geringer war als der, den sie ohne ihn zahlen mußten. Das Erinnern half aber auch nicht viel.

Die Mädchen nahmen seine Miene als Ausdruck der Trauer ob der Aufzählung der Toten von den Zwei Flüssen, und so beeilten sie sich, ihm Schöneres zu berichten. Wie es schien, hatte Perrin unterdessen Faile geheiratet. Rand wünschte ihm wirklich alles Glück, fragte sich aber, wie lange jedes Glück wohl andauern mochte, das man jetzt fand. Die Mädchen hielten es jedenfalls für romantisch und wundervoll und schienen lediglich zu bedauern, daß keine Zeit für die üblichen Hochzeitsfeiern geblieben war. Sie hielten große Stücke auf Faile, bewunderten sie und beneideten sie auch ein wenig; sogar Larine.

Es waren auch Weißmäntel im Spiel gewesen, und mit ihnen war Padan Fain gekommen, der alte Händler, der jeden Frühling nach Emondsfeld gekommen war, um seine Waren feilzubieten. Die Mädchen schienen im unklaren darüber, ob die Weißmäntel als Freunde oder Feinde gekommen waren, aber für Rand war durch Fains Anwesenheit alles offenkundig, sofern überhaupt ein Zweifel bestanden hatte. Fain war ein Schattenfreund, vielleicht sogar schlimmeres als ein Schattenfreund, der alles tun würde, um Rand und Mat und Perrin Schaden zuzufügen. Besonders Rand. Möglicherweise war die noch schlimmere Neuigkeit, die sie ihm mitzuteilen hatten, daß niemand wußte, ob Fain tot sei oder nicht. Auf jeden Fall waren die Weißmäntel weg, die Trollocs waren weg, und Flüchtlinge kamen über die Verschleierten Berge und brachten alle Arten von Neuem mit, von Sitten bis zu Handwerksberufen, von Pflanzen und Samen zu Kleidern und Mode. Eines der anderen Mädchen war eine Domani, zwei weitere stammten aus Tarabon und drei von der Ebene von Almoth.

»Larine hat ein Domanikleid gekauft«, erzählte die kleine Janacy lachend und verdrehte die Augen, »aber ihre Mutter hat sie gezwungen, es zu der Schneiderin zurückzubringen.« Larine hob eine Hand, überlegte es sich dann aber anders und rückte lediglich unter leichtem Schnauben ihren Zopf zurecht. Janacy kicherte.

»Wen interessieren denn schon Kleider?« rief Susa atSeen. »Rand sind Kleider ganz gleichgültig.« Susa war ein schmächtiges, unruhiges Mädchen, immer schon leicht erregbar, und jetzt hüpfte sie beinahe auf Zehenspitzen auf und ab. »Alanna Sedai und Verin Sedai haben jede überprüft. Na ja, fast jede...«

»Cilia Coie wollte auch überprüft werden«, warf Marce Eidin, ein stämmiges Mädchen, ein. Rand konnte sich nicht sehr gut an sie erinnern, außer, daß sie ihre Nase immer in ein Buch gesteckt hatte, selbst wenn sie über die Straße ging. »Sie hat darauf bestanden! Und sie hat tatsächlich bestanden, doch dann haben sie ihr gesagt, sie sei zu alt für eine Novizin.«