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Susa überging Marce einfach und fuhr fort: »...und wir haben alle bestanden...«

»Wir sind den ganzen Tag und fast die ganze Nacht von Weißbrücke hergefahren«, warf Bode ein. »Es tut so gut, eine Weile am gleichen Ort bleiben zu können.«

»Hast du Weißbrücke gesehen, Rand?« fragte Janacy, ohne darauf zu warten, ob Bode fertig war. »Die Weiße Brücke selbst?«

»...und wir gehen nach Tar Valon, um Aes Sedai zu werden!« beendete Susa ihren Satz mit einem wütenden Blick, der sowohl Bode wie auch Marce und Janacy einschloß. »In Tar Valon!«

»Wir werden nicht sofort nach Tar Valon reisen.«

Die Stimme von der Eingangstür entriß Rand die Aufmerksamkeit der Mädchen, aber die beiden Aes Sedai, die gerade eintraten, winkten nur ab, als ihre Schützlinge sie mit Fragen bestürmten. Die Aufmerksamkeit der Aes Sedai galt in diesem Moment ausschließlich Rand. Sie waren ganz unterschiedliche Frauen, trotz der verbindenden Alterslosigkeit ihrer Gesichter. So konnte man ihr Alter nicht schätzen, aber Verin war klein und mollig, hatte ein breites Gesicht und eine Spur von Grau im Haar, während die andere, und das mußte dann wohl Alanna sein, dunkel und schlank war, eine Frau mit schönem, ein wenig fuchsartigem Gesicht, ganzen Wogen schwarzen Haares und einem Funkeln in den Augen, das von einigem Temperament zeugte. Rote Ränder waren um ihre Augen zu sehen, als habe sie geweint. Rand konnte sich allerdings bei einer Aes Sedai kaum vorstellen, daß sie einmal weinte. Ihr Reitkleid war aus grauer Seide mit grünen Schrägstreifen und wirkte, als habe sie es gerade frisch angelegt, während Verins hellbraunes Kleid leicht verknittert war. Wenn Verin auch nicht soviel Wert auf ihre Kleidung legte, blickten ihre dunklen Augen doch äußerst scharf in die Welt. Ihr Blick haftete so fest an Rand wie Muscheln an einem Stein.

Zwei Männer in mattgrünen Jacken folgten ihnen in den Schankraum, der eine untersetzt und grauhaarig, der andere hochgewachsen, dunkelhaarig und gertenschlank; jeder trug ein Schwert an der Hüfte, und ihre geschmeidigen Bewegungen hätten sie auch ohne die Aes Sedai als Behüter kenntlich gemacht. Sie ignorierten Rand vollständig und beobachteten statt dessen die Aiel und die Männer aus Saldaea mit einer Reglosigkeit, die von großer Beherrschung zeugte. Was die Aiel betraf, rührten sich auch sie nicht, und doch wirkte es, als hätten sie die Schleier erhoben, sowohl die Töchter wie auch die Messerhände, und die Finger der jungen Männer Saldaeas bebten mit einem Mal in der Nähe ihrer Schwertgriffe. Nur Bael und Bashere schienen vollständig entspannt. Die Mädchen bemerkten außer den Aes Sedai überhaupt nichts, aber der fette Wirt spürte die angespannte Stimmung und rang die Hände. Zweifellos sah er vor sich einen zerstörten Schankraum, wenn nicht gar eine zerlegte Schenke.

»Es wird keine Schwierigkeiten geben«, sagte Rand laut und beherrscht zum Wirt und zu den Aiel. Zu allen, wie er hoffte. »Keine Schwierigkeiten, außer Ihr bereitet uns welche, Verin.« Mehrere der Mädchen starrten ihn mit offenem Mund an, weil er so mit einer Aes Sedai sprach, und Larine schnaubte vernehmlich.

Verin musterte ihn mit ihren vogelähnlichen Augen. »Wer sind wir denn, daß wir in Eurer Nähe Schwierigkeiten machen würden? Ihr seid weit gekommen, seit ich Euch das letzte Mal sah.«

Aus irgendeinem Grund wollte er nicht darüber sprechen. »Wenn Ihr euch entschlossen habt, nicht nach Tar Valon zu reisen, habt Ihr bestimmt davon gehört, daß die Burg in sich zerbrochen ist.« Das rief ein überraschtes Gemurmel unter den Mädchen hervor. Sie hatten ohne Zweifel noch nichts davon vernommen. Die Aes Sedai zeigten allerdings überhaupt keine Regung. »Wißt Ihr, wo sich jene aufhalten, die Elaida widerstreben?«

»Das sind Dinge, über die wir unter vier Augen sprechen sollten«, sagte Alanna gelassen. »Meister Dilham, wir benötigen Euer privates Speisezimmer.« Der Wirt überschlug sich fast, als er ihr versicherte, es stünde zu ihrer Verfügung.

Verin schritt auf eine Seitentür zu. »Hier entlang, Rand.« Alanna sah ihn an und zog fragend eine Augenbraue hoch.

Rand unterdrückte ein trockenes Grinsen. Sie waren einfach hereinmarschiert und hatten das Kommando übernommen. Wie es schien, brachten die Aes Sedai so etwas so selbstverständlich zuwege wie das Atmen. Die Mädchen von den Zwei Flüssen blickten Rand mit unterschiedlich ausgeprägtem Mitleid an. Zweifellos erwarteten sie, die Aes Sedai würden ihm die Haut abziehen, wenn er sie nicht respektvoll ansprach und dabei gerade saß. Vielleicht erwarteten auch Verin und Alanna das von ihm. Mit einer geschmeidigen Verbeugung bedeutete er Alanna voranzugehen. Also war er weit gekommen, ja? Sie hatten keine Ahnung, wie weit.

Alanna beantwortete seine Verbeugung mit einem Nicken, raffte ihren Rock hoch und glitt Verin hinterher. Doch die Probleme folgten ihnen auf dem Fuß. Die beiden Behüter wollten den Aes Sedai hinterhergehen, doch bevor sie auch nur einen Schritt getan hatten, traten ihnen zwei Sovin Nai mit kalten Augen in den Weg, während Sulins Finger sich flink in der Zeichensprache der Töchter bewegten und Enaila sowie eine kräftige Tochter des Speers namens Dagendra zu der Tür hinschickte, auf die beide Aes Sedai zugingen. Die Männer aus Saldaea blickten zu Bashere hinüber, der ihnen bedeutete, stehenzubleiben, aber dann sah er Rand fragend an.

Alanna gab einen mürrischen Laut von sich. »Wir werden allein mit ihm sprechen, Ihvon.« Der schlanke Behüter runzelte die Stirn und nickte dann bedächtig.

Verin blickte zurück, wobei sie etwas überrascht wirkte, als sei sie aus riefen Gedanken gerissen worden. »Was? Ach ja, selbstverständlich. Tomas, bleibe bitte hier.« Der grauhaarige Behüter blickte zweifelnd drein und warf Rand einen harten Blick zu, bevor er sich an die Wand neben der Eingangstür lehnte. Zumindest entspannte er sich dabei etwa so, wie sich eine geöffnete Falle entspannt. Erst dann ließ auch die Anspannung unter den Messerhänden nach, soweit Aiel sich überhaupt jemals entspannen konnten.

»Ich will alleine mit ihnen sprechen«, sagte Rand und sah dabei Sulin geradewegs an. Einen Augenblick lang glaubte er, sie werde sich widersetzen. Ihr Kinn ruckte hoch und sprach Bände, was ihre Halsstarrigkeit betraf; sie verständigte sich in der Handsprache mit Enaila und Dagendra, und dann traten die beiden zurück, wobei sie ihn anblickten und mißbilligend die Köpfe schüttelten. Wieder huschten Sulins Finger, und alle Töchter lachten plötzlich los. Er wünschte sich eine schnelle Methode, um diese Handsprache zu erlernen. Doch als er Sulin danach gefragt hatte, war sie ganz empört gewesen.

Die Mädchen von den Zwei Flüssen tauschten verwirrte Blicke, als Rand den Aes Sedai hinterherschritt, und als er die Tür hinter sich schloß, vernahm er ein lauter werdendes Gemurmel. Es war ein kleines Zimmer, aber statt der Bänke wies es immerhin auf Hochglanz polierte Stühle auf, und auf dem glänzenden Tisch und dem rankenverzierten Kaminsims standen Kerzenhalter aus Zinn. Die beiden Fenster waren geschlossen, und niemand hielt es für notwendig, eines zu öffnen. Er fragte sich, ob es einer der Aes Sedai aufgefallen sei, daß ihn die Hitze genausowenig berührte wie sie.

»Werdet Ihr sie zu den Rebellen bringen?« fragte er geradeheraus. Mit gerunzelter Stirn glättete Verin ihren Rock. »Ihr wißt darüber entschieden mehr als wir.«

»Wir haben von den Ereignissen in der Burg erst in Weißbrücke gehört.« Alannas Tonfall war kühl, aber in ihren Augen schwelte ein Feuer, als sie ihn anblickte. »Was wißt Ihr denn von ... Rebellen?« In diesem Wort lag eine ganze Welt an Abscheu.

Also hatten sie die Gerüchte in Weißbrücke vernommen und waren augenblicklich nach Caemlyn weitergereist, wobei sie alles von den Mädchen fernhielten. Und den Reaktionen Bodes und der anderen nach zu schließen, war der Entschluß, nicht nach Tar Valon zu gehen, ganz neu. Anscheinend hatten sie heute morgen die Bestätigung für die Gerüchte erhalten. »Ich schätze, Ihr werdet mir nicht verraten, wer Euer Spion in Caemlyn ist.« Sie sahen ihn lediglich an. Verin hielt den Kopf schief, um ihn besser mustern zu können. Seltsam. Einst waren die Blicke der Aes Sedai für ihn so beunruhigend gewesen, hatten so würdevoll gewirkt, gleich, was geschehen war, und so wissend. Doch mittlerweile drehte es ihm nicht mehr den Magen um, wenn ihm eine oder sogar zwei Aes Sedai in die Augen blickten. Stolz, lacht Lews Therin wie irre, und Rand unterdrückte eine Grimasse. »Man hat mir berichtet, daß es Rebellen gebe. Ihr habt nicht abgestritten, zu wissen, wo sie sich befinden. Ich hege keinen Groll gegen sie; ganz im Gegenteil. Ich habe Grund zu der Annahme, daß sie mich unterstützen werden.« Er hielt mit dem eigentlichen Grund noch hinter dem Berg, warum er das von ihnen wissen wollte. Vielleicht hatte Bashere recht, vielleicht benötigte er die Unterstützung der Aes Sedai, aber vor allem wollte er mehr über sie erfahren, weil Elayne sich bei ihnen aufhielt. Er brauchte Elayne, um Andor ohne Gewaltanwendung für sich zu gewinnen. Das war der einzige Grund, warum er sie sehen wollte.