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Es begann an diesem allerersten Tag, als er gerade erst seine Räume im Sonnenpalast gezeigt bekommen hatte. Faile erkundete mit Bain und Chiad den Palast. Perrin war bis zur Taille entkleidet und wusch sich gerade, als er plötzlich Parfüm roch, kein schweres Parfüm, aber er roch es sehr deutlich, und eine sinnliche Stimme hinter ihm sagte: »Ich habe schon immer gedacht, daß du einen wundervollen Rücken haben mußt, Perrin.«

Er fuhr so hastig herum, daß er fast den Waschtisch umgestoßen hätte. »Ich höre, daß du mit einer ... Frau hergekommen bist?« Berelain stand lächelnd in der Tür zum Wohnraum.

Ja, das stimmte, mit einer Frau, die nicht erfreut wäre, ihn allein und ohne Hemd mit einer anderen Frau in diesem Kleid anzutreffen. Besonders nicht mit der Ersten von Mayene. Er zog sich das Hemd über den Kopf, sagte ihr, daß Faile ausgegangen sei und er nicht wüßte, wann sie zurückkäme und bereit wäre, Besucher zu empfangen, und beförderte sie so schnell er konnte in den Gang hinaus, allerdings ohne sie hochzuheben und hinauszuwerfen. Er glaubte, damit sei die Sache erledigt. Berelain war fort, und es war ihm gelungen, Faile in sechs Sätzen sechs Mal als seine Frau zu bezeichnen und zweimal zu sagen, wie sehr er sie liebte. Berelain wußte jetzt, daß er verheiratet war, wußte, daß er seine Frau liebte, und das hätte genügen sollen.

Als Faile kurz darauf zurückkam, tat sie nur zwei Schritte in den Schlafraum hinein und begann sofort den stechenden, scharfen Geruch nach Eifersucht und Zorn auszustrahlen, eine Mischung, die seine Nase hätte zum Bluten bringen müssen. Perrin verstand nicht. Er konnte Berelains Parfüm zwar noch immer riechen, aber sein Geruchssinn war fast genauso ausgeprägt wie der eines Wolfs. Das galt für Faile mit Sicherheit nicht. Es war sehr seltsam. Faile lächelte. Nicht ein unschickliches Wort kam über ihre Lippen. Sie war genauso liebevoll wie immer und noch leidenschaftlicher als sonst, als sie mit ihren Fingernägeln tiefe Furchen in seine Schultern grub, was sie noch niemals zuvor getan hatte.

Hinterher, als er die blutenden Male bei Lampenlicht betrachtete, knabberte sie — überhaupt nicht zärtlich —an seinem Ohr und lachte. »In Saldaea«, murmelte sie, »kerben wir einem Pferd die Ohren ein, aber ich glaube, dies wird genügen, um dich zu kennzeichnen.« Und die ganze Zeit über roch sie deutlich nach Eifersucht und Zorn.

Wäre das alles gewesen, wäre die Angelegenheit erledigt gewesen. Failes Eifersucht flammte vielleicht auf wie ein Schmiedefeuer im Sturm, aber sie erstarb fast genauso schnell wieder, wenn sie erkannte, daß kein Anlaß dazu bestand. Schon am nächsten Morgen sah er sie jedoch im Gang mit Berelain sprechen, und beide lächelten, um etwas zu überspielen. Seine Ohren fingen Berelains letzte Worte auf, bevor sie sich abwandte. »Ich halte meine Versprechen immer.« Eine seltsame Bemerkung, die erneut diesen beißenden, stechenden Geruch bei Faile auslöste.

Er fragte Faile, welche Versprechen Berelain gemeint hatte, und das war vielleicht ein Fehler. Sie blinzelte — sie vergaß bisweilen sein außergewöhnliches Hörvermögen — und sagte: »Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Sie ist eine Frau, die alle möglichen Versprechen gibt, die sie nicht halten kann.« Seine Schultern erhielten noch eine zweite Reihe blutige Furchen, und der Vormittag war noch kaum vorangeschritten!

Berelain machte sich beharrlich an ihn heran. Er erkannte es zunächst nicht. Die Frau hatte einst im Stein von Tear auf sanfte Art mit ihm geschäkert; danach hatte es nichts weiter bedeutet, und sie wußte, daß er jetzt verheiratet war. Es waren anscheinend nur zufällige Begegnungen in den Gängen, wenige harmlose Worte fast im Vorübergehen. Aber nach einer Weile erkannte er, daß entweder sein Ta'veren-Sein die Begegnungen völlig verzerrte oder Berelain sie arrangierte, so unwahrscheinlich das auch schien. Er versuchte sich einzureden, das sei lächerlich, er müsse sich wohl für so gutaussehend wie Wil al'Seen halten. Wil war der einzige Mann, bei dem Perrin jemals erlebt hatte, daß ihm Frauen hinterherjagten. Und Perrin Aybara waren sie sicherlich niemals hinterhergejagt. Jedoch gab es einfach zu viele dieser zufälligen Begegnungen.

Sie berührte ihn stets. Nicht auffällig, nur ihre Hand einen Moment auf seiner Hand, auf seinem Arm, auf seiner Schulter. Kaum der Beachtung wert. Am dritten Tag kam ihm ein Gedanke, der ihm die Haare zu Berge stehen ließ. Wenn man ein wildes Pferd zähmte, begann man mit leichten Berührungen, bis das Tier wußte, daß die Berührung nicht schmerzte, bis es unter der Hand stillhielt. Danach kam die Satteldecke und später der Sattel. Das Zaumzeug kam stets zuletzt.

Er begann den Duft von Berelains Parfüm zu fürchten, wenn er um eine Ecke wehte. Beim ersten Hauch enteilte er in die entgegengesetzte Richtung, aber er konnte nicht ununterbrochen Ausschau nach ihr halten. Es schienen sehr viele großspurige junge Cairhiener im Palast ein- und auszugehen — die meisten von ihnen Frauen. Frauen mit Schwertern! Er mußte um unzählige Männer und Frauen herumgehen, die sich ihm bewußt in den Weg stellten. Zweimal mußte er Burschen niederschlagen, als die Dummköpfe ihn einfach nicht um sich herumgehen lassen wollten, sondern ständig weiter vor ihm zurücktänzelten. Er fühlte sich deswegen schlecht — Cairhiener waren fast alle erheblich kleiner als er —, aber man durfte bei einem Mann, dessen Hand auf dem Schwertheft lag, kein Risiko eingehen. Einmal versuchte eine junge Frau es, und sie machte viel Lärm darum, als er ihr das Schwert abnahm, bis er es ihr wieder zurückgab, was sie anscheinend erschreckte, woraufhin sie hinter ihm herrief, er habe keine Ehre. Schließlich führten einige Töchter des Speers sie davon, während sie heftig auf sie einsprachen.

Aber die Leute wußten, daß er Rands Freund war. Auch wenn er nicht mit Rand hier eingetroffen wäre, erinnerten sich doch einige der Aiel und der Tairener vom Stein her an ihn, und die Nachricht verbreitete sich. Herren und Herrinnen, die er niemals zuvor im Leben gesehen hatte, stellten sich ihm in den Gängen vor, und Hohe Herren von Tairen, die ihm in Tear die kalte Schulter gezeigt hatten, sprachen ihn in Cairhien wie einen alten Freund an. Die meisten rochen nach Angst und etwas, was er nicht benennen konnte. Er erkannte, daß sie alle dasselbe von ihm wollten.

»Ich fürchte, der Lord Drache zieht mich nicht immer in sein Vertrauen, Mylady«, sagte er höflich zu einer kaltäugigen Frau namens Colavaere, »und wenn er es täte, würdet Ihr doch nicht von mir erwarten, sein Vertrauen zu mißbrauchen.« Sie schien aus großer Höhe auf ihn herabzulächeln. Sie fragte sich anscheinend, wie sich seine Haut als Schoßdecke machen würde. Sie roch seltsam, streng und glatt und irgendwie ... erhaben.

»Ich weiß wirklich nicht, was Rand vorhat«, belehrte er auch Meilan. Der Mann wollte ihm fast wieder die kalte Schulter zeigen, auch wenn er beinahe ebenso stark lächelte wie Colavaere. Aber er hatte den Geruch an sich, und auch genauso stark. »Vielleicht solltet Ihr ihn selbst fragen.«

»Wenn ich es wüßte, würde ich es wohl kaum in der ganzen Stadt herumerzählen«, sagte er zu einem weißhaarigen Burschen namens Maringil. Er war der Versuche, ihn auszuhorchen, inzwischen müde. Auch Maringil sonderte diesen Geruch ab, ebenso stark wie Colavaere oder Meilan.

Die drei verströmten diesen Geruch weitaus stärker als irgend jemand sonst, ein gefährlicher Geruch, wie er tief in seinem Innern erkannte.

Wenn er Ausschau nach jungen Dummköpfen hielt und diesen Geruch in der Nase hatte, konnte er Berelains Duft nicht ausmachen, bevor sie nicht nahe genug herangelangt war, um sich auf ihn zu stürzen. Nun, um die Wahrheit zu sagen, glitt sie durch die Gänge wie ein Schwan auf einem Teich, aber sie vermittelte ihm dennoch das Gefühl, als stürze sie sich auf ihn.