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Sein Bogen von den Zwei Flüssen war auf einer Seite durch den Sattelgurt geschoben, und ein ordentlich eingehülltes Bündel war hinten am Sattel befestigt. Rands Schwert. Faile hatte das Paket selbst verschnürt und es Perrin wortlos übergeben. Sie hatte etwas gesagt, nachdem er sich abgewandt hatte, als er erkannte, daß er einen Kuß bekommen würde.

»Wenn du umkommst«, hatte sie geflüstert, »werde ich dein Schwert aufnehmen.«

Er war sich nicht sicher, ob er ihre Worte hatte hören sollen oder nicht. Ihr Geruch war solch ein Durcheinander gewesen, daß er nichts Bestimmtes hatte ausmachen können.

Er wußte, daß er über sein Vorhaben nachdenken sollte, aber stets schlich sich Faile wieder behutsam in seinen Geist. Er hatte bereits damit gerechnet, daß sie ankündigen würde, mit ihm zu gehen, und sein Herz hatte sich bei dem Gedanken verkrampft. Wenn sie es getan hätte, wäre er kaum in der Lage gewesen, es ihr zu verweigern — das nicht und auch nichts anderes, nach all dem Leid, das er ihr zugefügt hatte —, aber vor ihnen befanden sich sechs Aes Sedai und Blut und Tod.

Perrin wußte, daß er wahnsinnig würde, wenn Faile stürbe. Das Thema war aufgekommen, als Berelain sagte, sie würde ihre Beflügelte Wache von Mayene bei dieser Jagd anführen. Glücklicherweise war dieser Moment schnell vergangen, wenn auch auf seltsame Weise.

»Wenn Ihr die Stadt verlaßt, die Rand al'Thor Euch als seiner Stellvertreterin übergeben hat«, sagte Rhuarc ruhig, »wie viele Gerüchte werden dann daraus entstehen? Wenn Ihr alle Eure Speere ausschickt, wie viele Gerüchte werden dann daraus entstehen? Und was wird aus jenen Geschichten erwachsen?« Es klang nach einem Rat, aber andererseits auch wieder nicht.

Berelain sah ihn an und roch dabei eigensinnig und hochmütig. Der eigensinnige Geruch verging allmählich, und sie murmelte zu sich selbst: »Manchmal glaube ich, es gibt zu viele Männer, die... « Nur Perrin konnte es hören. Dann sagte sie lächelnd und in bemerkenswert erhabenem Tonfall mit lauter Stimme: »Das ist ein guter Rat, Rhuarc. Ich denke, ich werde ihn befolgen.«

Das Erstaunlichste war jedoch, wie sich Rhuarcs und ihr Geruch miteinander verbanden. Perrin gewann den Eindruck eines Wolfs und eines fast erwachsenen, weiblichen Wolfsjungen. Ein nachsichtiger Vater, der Freude an seiner Tochter hatte und sie an ihm, obwohl er sie manchmal noch immer scharf zurechtweisen mußte, damit sie sich angemessen benahm. Aber wichtig war, daß Perrin die Absicht aus Failes Blick schwinden sehen konnte. Was sollte er tun, wenn er am Leben blieb und sie wiedersah?

Zu Anfang machten die grob gekleideten Ruderer mit nacktem Oberkörper raune Scherze, nicht allzu unfreundlich, aber sie machten deutlich, daß jeglicher Goldbetrag kaum aufwog, was ihnen fehlte. Sie lachten, während sie sich in die Ruder legten, und ein jeder behauptete, schon einmal eine Adlige geküßt zu haben. Ein schlaksiger Bursche mit grobem Kinn behauptete sogar, er hätte eine tairenische Adlige auf seinen Knien sitzen gehabt, bevor er auf Manals Ruf herauskam, aber niemand glaubte ihm. Perrin sicherlich auch nicht. Die tairenischen Männer hatten die Vorgänge nur eines Blickes gewürdigt und sich dann kopfüber in die Feierlichkeiten gestürzt und die tairenischen Frauen hatten die Vorgänge nur eines Blickes gewürdigt und sich dann mit Wächtern vor der Tür in ihren Zimmern eingeschlossen.

Die Späße und das Gelächter hielten nicht lange an. Gaul stand soweit wie möglich in der Mitte des Bootes, den leicht gehetzt wirkenden Blick auf das jenseitige Ufer gerichtet und auf Zehen stehend, als wäre er bereit zu springen. Er fürchtete natürlich all das Wasser um ihn herum, aber das konnten die Ruderer nicht wissen. Loial, der auf seiner langstieligen Axt lehnte, die er im Sonnenpalast gefunden hatte und die reich verzierte Gravuren aufwies, stand still wie eine Statue. Sein breites Gesicht schien wie aus Granit gehauen. Der Fährleute versanken in Schweigen und zogen die Ruder so hart wie möglich durch, wobei sie ihre Passagiere kaum anzusehen wagten. Als die Fähre schließlich am Westufer des Alguenya anlegte, gab Perrin dem Besitzer — wenn er darüber nachdachte, hoffte er zumindest, daß der Mann der Besitzer war —das versprochene Gold und außerdem eine Handvoll Silber für seine Leute, um sie für die Angst vor Loial und Gaul zu entschädigen. Der dicke Mann zuckte zurück, nachdem er das Gold genommen hatte, und verbeugte sich trotz seines wuchtigen Körpers so tief, daß sein Kopf fast die Knie berührte. Vielleicht hatten Gaul und Loial nicht als einzige furchterregende Gesichter.

Große, fensterlose Gebäude standen von Holzgerüsten umgeben da, die Mauern geschwärzt und vielerorts zerfallen. Die Getreidespeicher waren vor einiger Zeit bei Aufständen angezündet worden, und erst jetzt wurden Reparaturen vorgenommen, aber es war keine Menschenseele auf den von Getreidespeichern und Ställen, Lagerhäusern und Stallhöfen gesäumten Straßen zu sehen. Alle, die hier arbeiteten, hielten sich jetzt in der Stadt auf. Es war niemand in Sicht bis zwei Männer aus einer Seitenstraße herausritten.

»Wir sind bereit, Lord Aybara«, sagte Havien Nurelle eifrig. Der junge Mann mit den rosigen Wangen, der erheblich größer war als sein Begleiter, trug einen roten Brustharnisch und einen Helm mit einer einzigen schmalen roten Feder. Er roch sogar eifrig, und jung.

»Ich fing schon an zu glauben, Ihr würdet nicht kommen«, sagte Perrin, während er den Kastanienbraunen umwandte. Was sollte er nur wegen Faile tun? Rands Not drang unter seine Haut. »Sie sind uns jetzt vier Tage voraus.« Er bohrte dem Pferd leicht die Fersen in die Flanken und trieb es zu gleichmäßigem Schritttempo an. Eine lange Jagd. Es hätte keinen Zweck, die Pferde zu ermüden. Weder Loial noch Gaul fiel es schwer, Schritt zu halten.

Die breiteste der geraden Straßen wurde unvermittelt zu Cairhiens Straße von Tar Valon — es gab auch noch andernorts Straßen mit dem gleichen Namen —, ein breites Band festgetretener Erde, das sich durch waldbestandene Hügel, die niedriger waren als jener, auf dem die Stadt erbaut worden war, nach Westen und Norden wand. Nachdem sie eine Meile durch den Wald geritten waren, schlossen sich ihnen zweihundert Beflügelte Wachen von Mayene und fünfhundert Waffenträger des Hauses Taborwin an, die alle die besten verfügbaren Pferde ritten.

Die Mayener trugen rote Brustharnische und Helme wie mit Rändern versehene Töpfe, die bis über den Nacken reichten, und ihre Speere wiesen rote Streifen auf. Viele von ihnen schienen fast genauso eifrig wie Nurelle. Die kleineren Cairhiener trugen einfache Brustharnische und Helme wie abgeschnittene Glocken, die harte Gesichter freigaben, wobei Helme und Brustharnische oft gleichermaßen verbeult waren. Ihre Speere waren ungeschmückt, obwohl hier und da Dobraines Con zu sehen war, ein kleines Viereck auf einem kurzen Stab, blau mit zwei weißen Edelsteinen, das Offiziere oder niedriger gestellte Lords des Hauses Taborwin kennzeichnete. Von ihnen wirkte niemand eifrig, nur grimmig. Sie hatten alle schon Kämpfe erlebt. In Cairhien nannten sie es ›den Wolf sehen‹.

Das brachte Perrin fast zum Lachen. Die Zeit der Wölfe war noch nicht gekommen.

Gegen Mittag trabte eine kleine Gruppe Aiel aus dem Wald und den Hang zur Straße hinab. Neben Rhuarc ritten zwei Töchter des Speers — Nandera und, wie Perrin nach einem Moment erkannte, Sulin. Sie sah im Cadin'sor ganz anders aus, das weiße Haar bis auf den Zopf am Hinterkopf kurz geschnitten. Sie wirkte ... natürlich, was in Livree niemals der Fall gewesen war. Amys und Sorilea kamen hinter ihnen. Die Stolen um die Arme geschlungen, die Halsketten und Armbänder aus Gold und Elfenbein klimpernd, hielten sie ihre bauschigen Röcke am Hang gerafft, aber sie taten es den anderen in jeder Beziehung gleich.

Perrin schwang sich vom Pferd, um allen anderen voraus mit ihnen zu gehen. »Wie viele?« fragte er nur.