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Vielleicht tat es das, aber es lag kein Trost darin. Dreizehn Aes Sedai könnten jeden Angriff Perrins abwehren, auch ohne ihre Behüter und Wächter. Dreizehn Aes Sedai konnten damit drohen, Rand zu dämpfen, wenn Perrin angriff. Sicherlich würden sie es nicht tun — sie wußten, daß Rand der Wiedergeborene Drache war; sie wußten, daß er bei der Letzten Schlacht dabeisein mußte —, aber durfte Perrin das riskieren? Wer wußte, warum die Aes Sedai irgend etwas taten? Er hatte sich niemals dazu überwinden können, auch nur jenen Aes Sedai zu trauen, die sich als Freunde zu erweisen versucht hatten. Sie bewahrten stets ihre Geheimnisse, und wie durfte ein Mann jemals sicher sein, wenn sie sich hinter seinem Rücken regten, wie sehr sie ihm auch ins Gesicht lächelten? Wer konnte ahnen, was die Aes Sedai tun würden?

Tatsächlich wußte Loial nicht viel, das hilfreich wäre, wenn der Tag kam, und außerdem war er weitaus mehr daran interessiert, über Erith zu sprechen. Perrin wußte, daß er zwei Briefe bei Faile hinterlassen hatte, einer an seine Mutter und der andere an Erith gerichtet, die Faile überbringen sollte, wenn die Dinge ungünstig verliefen. Loial hatte ihr äußerst nachdrücklich versichert, daß dies nicht geschähe. Er sorgte sich immer schrecklich darum, jemand anderen besorgt zu machen. Perrin hatte ebenfalls einen Brief für Faile hinterlegt. Amys hatte ihn den Weisen Frauen im Aiellager zur Aufbewahrung gebracht.

»Sie ist so wunderschön«, murmelte Loial, der in die Nacht starrte, als sähe er sie. »Ihr Gesicht wirkt so zart und doch gleichzeitig so stark. Wenn ich ihr in die Augen sehe, scheint es, als könnte ich nichts anderes mehr wahrnehmen. Und ihre Ohren!« Seine eigenen Ohren zitterten plötzlich heftig, und er verschluckte sich an seiner Pfeife. »Bitte«, keuchte er, »vergiß, daß ich das gesagt habe... Ich hätte nicht davon sprechen sollen... Du weißt, daß ich nicht ungehobelt bin, Perrin.«

»Ich habe es bereits vergessen«, sagte Perrin schwach. Ihre Ohren?

Loial wollte wissen, wie es war, verheiratet zu sein. Nicht daß er die Absicht hätte, Erith zu heiraten, wie er hastig hinzufügte. Er war zu jung und mußte sein Buch beenden, und er war noch nicht bereit, sich in einem Leben einzurichten, bei dem er das Stedding niemals wieder verlassen könnte, außer wenn er ein anderes Stedding besuchte, worauf eine Frau sicherlich bestehen würde. Er war einfach neugierig. Nichts weiter.

Also sprach Perrin von seinem Leben mit Faile, wie sie seine Wurzeln verpflanzt hatte, bevor er es gemerkt hatte. Einst waren die Zwei Flüsse seine Heimat gewesen, und jetzt war seine Heimat dort, wo Faile war. Der Gedanke daran, daß sie auf ihn wartete, beschleunigte seine Schritte. Ihre Gegenwart erhellte einen Raum, und bei ihrem Lächeln verflog jeder Kummer. Natürlich konnte er nicht darüber sprechen, wie der Gedanke an sie sein Blut zum Wallen brachte oder ihr Anblick sein Herz schneller schlagen ließ — es wäre nicht schicklich gewesen —, und er hatte sicherlich nicht die Absicht, den Kummer zu erwähnen, den sie in sein Herz gepflanzt hatte. Was sollte er tun? Er war wirklich bereit, auf Knien zu ihr zu kriechen, aber ein eigensinniger, harter Kern in ihm forderte zuerst dieses eine Wort von ihr. Wenn sie nur einfach sagen würde, daß alles wieder so sein sollte wie vorher.

»Was ist mit ihrer Eifersucht?« fragte Loial, und jetzt verschluckte sich Perrin. »Sind Ehefrauen alle so?«

»Eifersüchtig?« fragte Perrin beherzt. »Faile ist nicht eifersüchtig. Wie kommst du darauf? Sie ist vollkommen.«

»Natürlich ist sie das«, sagte Loial schwach, während er in seinen Pfeifenkopf blickte. »Hast du noch Tabak von den Zwei Flüssen? Ich habe jetzt nur noch ein wenig scharfen cairhienischen Tabak.«

Wäre alles so verlaufen, wäre es in gewisser Weise eine friedliche Reise gewesen, soweit man eine Jagd so bezeichnen konnte. Das Land zog vorüber, ohne daß sie jemandem begegneten. Wenn die Sonne wie geschmolzenes Gold und die Luft wie in einen Backofen war, kreisten Falken am wolkenlosen blauen Himmel. Aber es gab ein altes Sprichwort: »Der einzige wirklich friedvolle Mann ist ein Mann ohne Mittelpunkt.«

Die Cairhiener fühlten sich in Gegenwart der Aiel natürlich nicht wohl, betrachteten sie häufig stirnrunzelnd oder verhöhnten sie offen. Mehr als einmal murmelte Dobraine etwas darüber, zwölf zu eins in der Minderheit zu sein. Er respektierte ihr Kampfvermögen, aber nur auf die Art, wie man gefährliche Eigenschaften bei einem Rudel wütender Wölfe respektiert. Die Aiel schauten nicht und höhnten auch nicht. Sie machten einfach nur deutlich, daß die Cairhiener nicht beachtenswert waren. Perrin wäre nicht überrascht gewesen zu sehen, wie einer von ihnen durch einen Cairhiener hindurchging, weil er sich weigerte zuzugeben, daß er vorhanden war. Rhuarc glaubte, es gäbe keinen Ärger, solange die Baumtöter nicht damit begännen. Dobraine wiederum glaubte, es gäbe keinen Ärger, solange ihm die Wilden aus dem Weg blieben. Perrin wünschte, er könnte sicher sein, daß sie einander nicht töteten, bevor sie die Aes Sedai, die Rand gefangenhielten, auch nur zu Gesicht bekamen.

Er hegte die leise Hoffnung, daß die Mayener eine Brücke zwischen den beiden schlagen könnten, obwohl er manchmal auch merkte, daß er es bedauerte. Die Männer mit den roten Brustharnischen verstanden sich gut mit den kleineren Männern in den einfacheren Harnischen — es hatte niemals einen Krieg zwischen Mayene und Cairhien gegeben —, und die Mayener verstanden sich auch mit den Aiel gut. Abgesehen vom Aiel-Krieg hatte Mayene niemals Aiel bekämpft. Dobraine ging recht freundlich mit Nurelle um, teilte oft die Abendmahlzeit, und Nurelle gewöhnte es sich an, eine Pfeife mit verschiedenen Aiel zu rauchen. Besonders mit Gaul. Daher rührte das Bedauern.

»Ich habe mit Gaul gesprochen«, sagte Nurelle schüchtern. Es war am vierten Tag ihrer Reise, und er war neben Perrin am Anfang der Truppe geritten. Perrin horte nur halbwegs zu. Feuersturm hatte einem der jüngeren Rüden ihres Rudels erlaubt, nahe heranzuschleichen, als die Aes Sedai am Morgen aufgebrochen waren, aber er hatte Rand nicht gesehen. Anscheinend wußte jeder Wolf, wie Schattentöter aussah. Alle Wagen bis auf einen schienen, trotz aller Unvollkommenheit dessen, was Morgenwolke gesehen hatte, eine Plane über dem Aufbau aufzuweisen. Rand befand sich wahrscheinlich in einem dieser Wagen und hatte es im Schatten erheblich bequemer als Perrin, dem der Schweiß in den Nacken lief. »Er hat mir von der Schlacht von Emondsfeld berichtet«, fuhr Nurelle fort, »und von Eurem Feldzug bei den Zwei Flüssen. Lord Aybara, ich würde mich sehr geehrt fühlen, wenn Ihr mir selbst von Euren Schlachten erzählen würdet.«

Perrin setzte sich jäh im Sattel auf und sah den Jungen an. Nein, kein Junge, trotz der rosigen Wangen und diesem offenen Gesicht. Nurelle war sicherlich genauso alt wie er selbst. Aber der Geruch des Mannes, sehr aufgeweckt und leicht zitternd... Perrin stöhnte beinahe. Er kannte diesen Geruch von kleinen Jungen in seiner alten Heimat, aber von einem Mann seines Alters wie ein Held verehrt zu werden, war fast mehr, als er ertragen konnte.

Wäre das jedoch das Schlimmste gewesen, hätte es ihn nicht gestört. Er erwartete, daß die Aiel und die Cairhiener sich nicht mochten. Er hätte auch erwarten sollen, daß ein junger Mann, der noch niemals an einem Kampf teilgenommen hatte, zu jemandem aufschauen würde, der gegen Trollocs gekämpft hatte. Die Unwägbarkeiten, die er nicht hatte voraussehen können, machten ihn besorgt. Das Unvorhergesehene konnte einen zu Fall bringen, wenn man es am wenigsten erwartete und es sich am wenigsten leisten konnte, beunruhigt zu sein.