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»Gut«, erwiderte Kiruna lächelnd. »Denn ich werde es auch nicht tun.« Er wünschte, ihr Lächeln würde ihm keine Gänsehaut verursachen. Aber sicherlich hätte sie ebenfalls eine Gänsehaut bekommen, wenn sie Sorileas feindseligen Blick auf ihren Hinterkopf gesehen hätte.

Perrin gab denen, die am Fuß des Hügels zurückgeblieben waren, ein Zeichen, und Sorilea und die Grüne krochen wieder hinab, bis sie sich aufrichten konnten, und eilten dann in entgegengesetzte Richtungen davon.

Sie hatten keinen richtigen Plan. Es lief darauf hinaus, irgendwie an Rand heranzukommen, ihn zu befreien und dann zu hoffen, daß er nicht zu schwer verletzt war, um ein Wegetor für all die Menschen zu gestalten, die mit ihm entkommen wollten, bevor es den Shaido oder den Aes Sedai in dem Lager gelang, sie zu töten. Zweifellos geringere Probleme für den Helden einer Geschichte oder einen fahrenden Sänger, aber Perrin wünschte, es wäre Zeit für einen regelrechten Plan gewesen und nicht nur für das, was er und Dobraine und Rhuarc mit dem Stammeshäuptling, der so schnell er konnte zwischen ihren Pferden einherlief, grob zusammengezimmert hatten. Aber Zeit war eines der vielen Dinge, die sie nicht hatten. Und man konnte nicht wissen, ob die Aes Sedai der Burg die Shaido noch eine weitere Stunde abwehren konnten.

Zuerst gingen die Leute von den Zwei Flüssen und die Beflügelten Wachen voran, in zwei Gruppen aufgeteilt, von denen die eine die zu Fuß gehenden Weisen Frauen und die andere die berittenen Aes Sedai und Behüter umschloß. Sie überquerten den Hügelkamm zu beiden Seiten. Dannil hatte sie den Roten Adler wieder hissen lassen, zusätzlich zum Roten Wolfskopf. Rhuarc schaute nicht einmal in die Richtung, wo Amys nicht weit von Kirunas dunklem Wallach einherschritt, aber Perrin hörte ihn murmeln: »Mögen wir die Sonne zusammen aufgehen sehen, Schatten meines Herzens.«

Letztendlich sollten die Mayener und die Leute von den Zwei Flüssen den Rückzug der Weisen Frauen und der Aes Sedai decken, oder vielleicht würde es auch anders herum geschehen. Der Plan schien Bera und Kiruna jedoch nicht zu behagen. Sie wollten am liebsten dort sein, wo Rand war.

»Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht reiten wollt, Lord Aybara?« fragte Dobraine vorn Sattel herab. Ihm war die Vorstellung, zu Fuß zu kämpfen, verhaßt.

Perrin klopfte gegen die an seiner Hüfte hängende Streitaxt. »Sie ist vom Pferderücken aus nicht sehr nützlich.« Das entsprach der Wahrheit, aber er wollte auch Stepper oder Steher nicht in den bevorstehenden Kampf mit einbeziehen. Menschen konnten sich entscheiden, ob sie sich inmitten von Stahl und Tod begeben wollten. Heute hatte er für seine Pferde entschieden. »Vielleicht leiht Ihr mir einen Steigbügel, wenn es soweit kommt.« Dobraine blinzelte — Cairhiener setzten nur selten Fußsoldaten ein —, aber er verstand offenbar und nickte.

»Es wäre an der Zeit, daß die Flötenspieler zum Tanz aufspielen«, sagte Rhuarc und hob seinen schwarzen Schleier, aber heute würden keine Flötenspieler zu hören sein, was einigen Aiel nicht gefiel. Viele der Töchter des Speers mochten die erforderlichen roten Stoffstreifen um ihre Arme nicht, die sie für die Feuchtländer von den Shaido-Töchtern des Speers unterscheidbar machen sollten. Sie schienen zu glauben, jeder sollte es auf den ersten Blick sehen.

Schwarz verschleierte Töchter des Speers und Siswai'aman stiegen den Hang in einer dichten Reihe hinauf, und Perrin ging mit Dobraine dorthin, wo Loial bereits an der Spitze der Cairhiener stand, seine Streitaxt mit beiden Händen umfassend und die Ohren zurückgelegt. Aram war auch dort, zu Fuß und das Schwert blankgezogen. Der ehemalige Kesselflicker lächelte düster und vorahnungsvoll. Dobraine befahl mit einem Winken seines Arms den Vormarsch, hinter Rands Zwillingsbannern her, und Sättel knirschten, als ein kleiner Wald aus fünfhundert Speeren neben den Aiel aufstieg.

Nichts hatte sich in dem Kampf geändert, was Perrin überraschte, bis er erkannte, daß eigentlich nur Momente vergangen waren, seit er zuletzt hingesehen hatte. Die Zeit war ihm viel länger erschienen. Die große Anzahl von Shaido drängte noch immer nach innen. Wagen brannten nieder, vielleicht noch mehr als zuvor. Blitze zuckten noch immer aus dem Himmel, und Feuer sprang in Kugeln und Wellen auf.

Die Leute von den Zwei Flüssen hatten ihre Stellung mit den Mayenern, den Aes Sedai und den Weisen Frauen fast erreicht und bewegten sich beinahe gemächlich über die wogende Ebene. Perrin hätte sie weiter zurückgehalten, um ihnen eine bessere Möglichkeit zur Flucht zu verschaffen, wenn es soweit wäre, aber Dannil beharrte darauf, daß sie auf mindestens dreihundert Schritt herangehen müßten, damit ihre Bogen wirkungsvoll eingesetzt werden könnten, und Nurelle war genauso bestrebt gewesen, nicht zurückzubleiben. Sogar die Aes Sedai, bei denen Perrin vermutete, daß sie nur nahe genug herangelangen wollten, um besser sehen zu können, hatten darauf beharrt. Keiner der Shaido hatte sich bisher umgesehen. Zumindest deutete niemand auf die langsam in ihrem Rücken auf sie zukommende Bedrohung. Niemand wirbelte herum, um sich ihr zu stellen. Alle schienen darauf konzentriert, den Wagenkreis anzugreifen, vor Feuer und Blitzen zurückzuweichen und dann erneut anzugreifen. Nur ein Blick zurück wäre notwendig gewesen, aber das Inferno vor ihnen hielt sie davon ab.

Achthundert Schritte. Siebenhundert. Die Leute von den Zwei Flüssen stiegen ab und nahmen ihre Bogen in die Hand. Sechshundert. Fünfhundert. Vierhundert.

Dobraine zog sein Schwert und hielt es hoch in die Luft. »Der Lord Drache, Taborwin und Sieg!« rief er, und der Ruf wurde von fünfhundert Kehlen aufgenommen, während die Speere bereitgehalten wurden.

Perrin hatte gerade noch genug Zeit, Dobraines Steigbügel zu packen, bevor der Cairhiener vorwärts preschte. Loials lange Beine paßten sich bei jedem Schritt an. Während Perrin sich von dem Pferd in großen Sprüngen voranziehen ließ, sandte er seinen Geist aus. Kommt.

Der mit braunem Gras bedeckte Boden, der unbelebt schien, brachte plötzlich eintausend Wölfe hervor, schlanke braune einfache Wölfe und einige dunklere, schwerere Waldbrüder, die geduckt voranliefen und sich dann mit zuschnappendem Kiefer auf die Rücken der Shaido warfen, unmittelbar bevor die ersten langen Speere vom Himmel regneten. Ein zweiter Schwarm Speere beschrieb bereits einen hohen Bogen. Neuerliche Blitze zuckten mit den Speeren zusammen aus dem Himmel, und neue Feuer sprangen auf. Verschleierte Shaido, die sich umwandten, um die Wölfe zu bekämpfen, hatten nur Augenblicke Zeit zu erkennen, daß sie nicht die einzige Bedrohung bedeuteten, bevor sie ein wuchtiger Speer eines Aiel oder eines cairhienischen Speerträgers traf.

Perrin riß seine Streitaxt frei, streckte einen ihm im Weg stehenden Shaido nieder und sprang über den Mann, als er zu Boden sank. Sie mußten Rand erreichen, alles hing davon ab. Neben ihm hob Loial seine Streitaxt an, ließ sie niedersausen, schwenkte sie erneut und kämpfte so einen Weg frei. Aram schien mit seinem Schwert zu tanzen und lachte, während er alle, die ihm im Weg standen, niedermähte. Es war keine Zeit, an jemand anderen zu denken. Perrin schwang seine Streitaxt mechanisch. Er zerhackte Holz, nicht Leiber. Er versuchte, das umherspritzende Blut zu ignorieren, selbst als ihm Karmesinrot ins Gesicht sprühte. Er mußte Rand erreichen. Er schlug sich einen Weg durch Dornengestrüpp.

Er konzentrierte sich nur jeweils auf den Mann vor ihm — er betrachtete sie als Männer, auch wenn ihre Größe zuweilen darauf schließen ließ, daß es manchmal auch eine Tochter des Speers sein könnte; er war sich nicht sicher, daß er diese rottropfende halbmondförmige Klinge noch schwingen könnte, wenn er den Gedanken zuließ, es könnte eine Frau sein, gegen die er sie hob —, er konzentrierte sich, aber andere Dinge schwebten in sein Sichtfeld, während er sich den Weg frei hieb. Ein silbriger Lichtblitz schleuderte mit dem Cadin'sor bekleidete Gestalten in die Luft, von denen einige das scharlachrote Stirnband trugen und andere nicht. Ein weiterer Blitz riß Dobraine vom Pferd. Der Cairhiener mühte sich wieder hoch und ließ das Schwert einen Moment ruhen. Feuer umschloß ein Gewirr von Cairhienem und Aiel, verwandelte Menschen und Pferde in schreiende Fackeln, zumindest jene, die noch schreien konnten.