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»Mrs. Hogendobber wirft nie etwas weg.« Mrs. Murphy lachte. »Ich nehme an, das ist gut so.«

Mickey aß einen glasierten Doughnut und fuhr mit seiner Ge­schichte fort: »Ich fand die Straße wieder und wußte, wenn ich in die Stadt gelangen könnte, Sie würden früh im Postamt sein. Ach ja, ich muß einen Abschleppdienst anrufen.«

»Ich habe schon Rick Shaw angerufen.«

»Warum das denn?«

»Ich wußte nicht, wo Sie waren oder ob Ihnen was passiert ist - so, wie die Dinge stehen«, sagte Harry geradeheraus. »Darum habe ich ihn angerufen.«

»Na, um mich macht er sich bestimmt keine Sorgen. Er behandelt mich wie den Hauptverdächtigen.«

»Am Telefon klang er aber ziemlich besorgt«, erklärte Harry.

»So - hm.« Mickey sackte einen Moment zusammen, dann straffte er seinen Rücken. »Ich bin wohl selbst ein bißchen besorgt.«

»Alle sind besorgt.« Boom Boom knabberte ein Hafermuffin.

»Ich kenne die Straße wie meine Westentasche. Jemand kam von hinten angeschossen und hat mich von der Straße gedrängt.«

»Die Leute achten einfach nicht auf das Wetter. « Miranda schick­te sich an, eine Schmährede gegen das unmögliche Fahrverhalten der jüngeren Generation - womit sie alle meinte, die jünger waren als sie selbst - vom Stapel zu lassen.

Mickey fiel ihr ins Wort: »Nein, wer immer das war, wollte mich von der Straße abdrängen - oder Schlimmeres.«

»Was?« Boom Boom hielt mitten im Abbeißen inne.

»Sie haben mich von hinten gestoßen und sind dann neben mich gefahren und haben mich von der Straße geschoben. Wären wir zwanzig Meter weiter gewesen, wäre es ein steiler Sturz geworden, das kann ich Ihnen sagen.«

»Konnten Sie sehen, wer es war?« fragte Harry.

»Himmel, nein, bei diesem Regen. Es war eine Protzkarre, kann ich Ihnen sagen. Ich bin mir nicht mal sicher, welche Farbe, obwohl ich glaube, ich habe was Schwarzes oder Dunkelblaues aufblitzen sehen. Vielleicht ein General-Motors-Transporter, aber ich weiß es nicht. Es ging so schnell.«

»Warum fragen sie ihn nicht, was er überhaupt da auf der Straße gemacht hat?« Mrs. Murphy rieb sich an Tucker.

»Zu höflich.« Tucker hatte es gern, wenn die Katze sich an ihr rieb.

»Jetzt ist nicht die Zeit, höflich zu sein. Und außerdem glaub ich ihm nicht.«

»Du glaubst nicht, daß er von der Straße abgedrängt wurde?«

»Das glaube ich.« Die Schnurrhaare der Katze berührten Tuckers Nase und kitzelten sie.»Aber er verbirgt etwas.«

»Vielleicht weiß er, was in Orions Box ist?«

»Tucker, davon weiß ich nichts. Ich glaube nicht, daß wir die Men­schen je dazu kriegen, tief genug zu graben, und Orion kann nicht helfen. Er wurde in eine andere Box verlegt, erinnerst du dich?«

»Ja. Und was ist nun mit Mickey Townsend?«

»Du kannst Angst genauso riechen wie ich.«

23

Harry, Susan, Fair, Big Mim, Little Marilyn und Boom Boom waren untröstlich, weil die lange geplante Fuchsjagd des Keswick- Jagdclubs wegen des Regens buchstäblich ins Wasser gefallen war. Das einzig Gute an dem verregneten Samstag war, daß Harry endlich in den Supermarkt ging. Als sie ihren Einkaufswagen durch den Gang mit Tiernahrung schob, immer ihr erstes Ziel, sah sie Cynthia Cooper Tüten mit Vogelfutter in ihren Wagen laden.

»Coop.«

»He. Da hatten wohl zwei große Geister dieselbe Idee.«

»Mrs. Murphy zertrümmert mir das Haus, wenn ich ihr keinen Thunfisch kaufe. Vorige Woche hat sie die Armlehne vom Sofa he­runtergerissen. Ich hab sie noch nicht wieder festgemacht.«

»Wegen Thunfisch?«

»Nein. Weil ich sie zu Hause gelassen und Tucker mit nach Mont­pelier genommen habe. Da ist sie richtig fies geworden.«

Hätte Cynthia eine solche Geschichte vor fünf Jahren gehört, sie hätte sie für ein Märchen gehalten. Unterdessen hatte sie jedoch Har­rys Katze und Hund und auch andere Tiere in Crozet kennengelernt. Die Geschichten waren wahr. Mrs. Murphy hatte sie sogar einmal bei einem Mordfall in Monticello auf ein Schädelfragment hingewiesen. Es hätte blinder Zufall sein können, aber andererseits.

»Eines Tages schaffe ich mir eine Katze an, aber ich habe unmögli­che Arbeitszeiten. Vielleicht brauche ich vor der Katze einen Ehe­mann. Der kann sich dann um die Katze kümmern, wenn ich im Dienst bin.«

»Hoffentlich hast du mehr Glück als ich.«

»Macht es dich nicht wahnsinnig, daß alle Welt versucht, dich und Fair wieder zusammenzubringen - Fair inklusive?« Cynthia lachte.

Harry stützte die Ellbogen auf den Haltegriff des Einkaufswagens. »Mangelnde Phantasie. Sie glauben nicht, daß sich noch mal ein akzeptabler Mann nach Crozet verirrt.«

»Blair Bainbridge.« Cynthia sprach von dem Model, das vor ein paar Jahren die Farm neben Harrys gekauft hatte.

»Durch seinen Beruf ist er immer so lange unterwegs. Und ich glaube, Marilyn Sanburne die Jüngere hat ihn im Visier.«

»Drolliger Ausdruck.« »Ich bemühe mich, nicht gemein zu sein.« Harry trat unbeabsichtigt gegen den Wagen und fiel fast auf die Nase, als er von ihr wegrollte.

»Wie lange brauchst du noch für deine Einkäufe?« Cynthia deutete auf Harrys umfangreiche Liste.

»Eine Dreiviertelstunde. Warum?«

»Wenn du Nudeln kaufst, koche ich sie.«

»Im Ernst?« fragte Harry bereitwillig. Da sie keine begnadete Kö­chin war, ließ sie sich gern zum Essen einladen oder bekochen.

»Dann können wir uns austauschen.« Cynthia legte den Finger an die Lippen, das>Pst< -Zeichen.

Harry verstand. »Sei in einer Stunde bei mir.«

Als sie flugs in den nächsten Gang einbog, erblickte sie Boom Boom, die ein Ohr gegen Dosen mit gebackenen Bohnen preßte.

»Ich bin jetzt in diesem Gang.« Harry mußte einfach sticheln. »Es sei denn, die Bohnen erzählen dir was.«

»Du mußt etwas gegen deinen Feindseligkeitspegel tun. Ich möchte dich ehrlich und wahrhaftig mit zu>Lifeline< nehmen.«

»Ich tu was gegen meinen Feindseligkeitspegel.« Harry ahmte Boom Booms reifen, verständnisvollen Tonfall nach, den sie für Augenblicke gesellschaftlichen Hochmuts reservierte. Sprach's und schob ihren Wagen weiter.

»Was meinst du damit?« Boom Boom stemmte die Hände in die Hüften. »Harry, komm wieder her.«

Harry bog in den nächsten Gang, ohne zurückzublicken. Boom Boom lief ihr aufgebracht hinterher. »Was meinst du damit?«

»Nichts«, rief Harry über die Schulter, während sie in einem Af­fenzahn Waren in ihren Wagen warf.

Boom Boom, die sich nie einen emotionalen Leckerbissen entge­hen ließ, nahm die Kurve zu eng und rammte einen Ständer mit Toi­lettenpapier, das über den Fußboden, in ihren Wagen und auf ihren Kopf purzelte. Harry blieb stehen und lachte. Sie konnte nicht dage­gen an. Dann wendete sie ihren Wagen, warf ein paar Rollen hinein und sagte zu der wutschnaubenden Boom Boom: »Wisch und weg, Boom.«

»Ach, halt den Mund, Harry.«

»Ha!«

Cynthia johlte, als Harry ihr den Vorfall im Supermarkt schilderte. Sie fischte mit einer Holzgabel ein paar Nudeln aus dem kochenden Wasser. »Noch nicht ganz durch.«

Harry deckte den Tisch. Mrs. Murphy ruhte als Tafelaufsatz in der Mitte. Tucker blickte betrübt auf das karierte Tischtuch.

»Da.« Harry warf der Corgihündin einen grünen Hundeknochen zu.

»Wie kannst du den Fraß essen?« Murphy zog die Vorderpfoten unter die Brust.

»Ich fresse alles, was mich nicht zuerst frißt.«

»Sehr komisch. Der Witz hat soo 'n Bart.« Die Katze zuckte mit dem rechten Ohr.