Выбрать главу

«Ich hab's!», rief ich und machte einen Luftsprung. «Ich habe die Lösung!»

«Raus damit!», fuhr mich meine Großmutter an. «Katzen sind die Lösung!», rief ich. «Lass die Katzen los.» Meine Großmutter starrte mich an. Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln über ihr ganzes Gesicht, und sie rief: «Das ist brillant! Absolut brillant!»

«Wenn man ein halb Dutzend Katzen in dieses Schloss treibt», jubilierte ich, «dann werden sie innerhalb von fünf Minuten jede Maus erwischt haben, ob sie nun schlau sind oder nicht.»

«Du bist ein Zaubermeister!», rief meine Großmutter und fing wieder an, mit ihrem Stock herumzufuchteln.

«Pass auf die Vasen auf, Großmama!»

«Zur Hölle mit den Vasen!», trompetete sie. «Ich bin so aufgeregt, dass es mir schnurzpiepegal ist, wie viele ich zerschlage!»

«Nur noch eins», sagte ich. «Du musst wirklich sicher sein, dass ich selber aus dem Wege bin, bevor du die Katzen reinlässt.»

«Das verspreche ich dir», antwortete sie. «Und was wollen wir machen, wenn die Katzen alle Mäuse gefressen haben?», fragte ich sie.

«Dann bringe ich die Katzen ins Dorf zurück, und dann haben wir, du und ich, das Schloss vollkommen für uns allein.»

«Und dann?», fragte ich.

«Dann holen wir uns die Kartei und haben die Namen und die Anschriften von allen Hexen auf der ganzen weiten Welt!»

«Und dann?», fragte ich, ganz zittrig vor Aufregung.

«Danach, mein Schätzelchen, wird für dich und für mich die allergrößte Aufgabe zu erledigen sein. Wir werden unsere Sachen packen und durch die Welt reisen. In jedem Lande, das wir besuchen, werden wir die Häuser aufsuchen, in denen Hexen leben. Und wir werden jedes Haus finden, eins nach dem anderen, und wenn wir es gefunden haben, dann schlüpfst du hinein und lässt deine kleinen Tropfen vom tödlichen Mäusemacher auf dem Brot oder auf den Cornflakes oder auf dem Reisbrei oder auf irgendwelchen anderen Lebensmitteln zurück, die du herumliegen siehst. Es wird ein Triumphzug werden, mein Schätzelchen! Ein ungeheurer Triumphzug, den niemand aufhalten kann. Und wir werden sie ganz alleine erledigen, nur du und ich. Das wird unsere Aufgabe, unsere Lebensaufgabe.»

Meine Großmutter hob mich vom Tisch auf und küsste mich auf die Nase. «Ach du meine Güte, in den nächsten Wochen und Monaten und Jahren werden wir aber tüchtig was um die Ohren haben!», rief sie.

«Das glaub ich auch», sagte ich. «Aber was wird das für einen Spaß machen, und wie wird das aufregend sein!»

«Das kannst du wohl sagen», rief meine Großmutter und gab mir noch einen Kuss. «Ich kann's gar nicht abwarten, bis wir loslegen!»

Biographie

Roald Dahl wurde am 13. September 1916 in Llandaff bei Cardiff in Wales als Sohn norwegischer Eltern geboren. Weil er neben etlichen Schwestern der einzige Sohn im Hause war, hieß er schlicht «Boy».

«Boy» ist auch der Titel seiner Erinnerungen an Schönes und Schreckliches aus seiner Kinderzeit (rororo Nr. 15.693).

Boy verlor als Kleinkind innerhalb weniger Wochen durch Krankheit eine Schwester und seinen heiß geliebten Vater, der es als Schiffsausrüster zu Wohlstand und Ansehen gebracht hatte.

Nach dem Besuch der noblen, aber ungeliebten Public School Repton absolvierte Dahl eine kaufmännische Lehre bei der Shell Oil Company in London, die ihn 1936 nach Tanganjika schickte.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete er sich freiwillig und flog als Pilot der Royal Air Force Einsätze in Afrika, Griechenland und Nahost.

Nach einer schweren Verwundung wurde er bis zum Kriegsende an die Britische Botschaft in Washington versetzt. In dieser Zeit begann Dahl, gefördert von C. S. Forester, dem berühmten Autor der Hornblower-Romane, zu schreiben, vor allem über seine Erlebnisse als Flieger. Sein erster Band mit Erzählungen erschien 1946 («... steigen aus... maschine brennt...», rororo Nr. 868) und erregte sofort das Interesse namhafter Kritiker.

Dahl blieb auch nach Kriegsende zunächst in den USA, wo er als Drehbuchautor in Hollywood und als Shortstoryautor Erfolg hatte. Berühmt wurden seine Bücher «Küsschen, Küsschen!» (rororo Nr. 10.835), «... und noch ein Küsschen!» (rororo Nr. 10.989) und «Der krumme Hund» (rororo Nr. 10.959): scharf pointierte Erzählungen zwischen Komik und Entsetzen.

Seine makabere Phantasie erinnert an Edgar Allan Poe, seine schockierenden Effekte lassen den Vergleich mit Ambrose Bierce zu.

In der Reihe der rororo-Taschenbücher liegen ferner vor: «Kuschelmuschel» (Nr. 14.200), «Ich sehe was, was du nicht siehst» (Nr. 15.362), «Onkel Oswald und der Sudan-Käfer» (Nr. 15.544), «Roald Dahl's Buch der Schauergeschichten»(Nr. 12.629), «Mein Freund Claud» (Nr. 12.764), «Im Alleingang. Meine Erlebnisse in der Fremde» (Nr. 12.182), «Konfetti. Ungemütliches + Ungezogenes» (Nr. 15.847), «Die Prinzessin und der Wilderer» (Nr. 13.996). Als gebundene RowohltBücher liegen vor: «Georgy Porgy. Gesammelte Erzählungen», «Onkel Oswald und der Sudan-Käfer» u. a.

Roald Dahl starb am 23. November 1990 in Oxford.