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„Natürlich! Aber wir müssen uns erst überzeugen, ob wir Licht machen dürfen.“

„Es scheint niemand hier zu sein.“

„Wir wissen ja gar nicht, wo wir uns befinden. Es kann ein tief fortreichender Gang, ein Stollen sein. Machen wir hier Licht, so kann es im Hintergrund bemerkt werden. Untersuchen wir also vorher den Raum im Finstern. Ich rechts und du links. Aber leise und auch mit voller Vorsicht, damit wir nicht irgendwie verunglücken.“

Er tastete sich fort, fühlte eine steinerne Wand, kam an eine Ecke, glitt über dieselbe hinweg und traf dann mit Fritz zusammen.

„Du schon hier!“ sagte er. „Wir befinden uns also in einem viereckigen Keller, wie es scheint. Nicht?“

„Ganz sicher. Haben Sie eine Tür bemerkt?“

„Nein.“

„Ich auch nicht.“

„Aber es muß dennoch eine solche da sein. Der Kapitän kann doch nicht durch die Mauer verschwinden. Brennen wir an.“

Er zog die Blendlaterne aus der Tasche und machte Licht. Jetzt sahen sie, daß ihre Vermutungen richtig gewesen waren. Sie befanden sich in einem viereckigen Raum; die Mauern bestanden aus hartem, gut zusammengekittetem Gestein. Eine Tür war nicht zu sehen.

„Wollen wir sie suchen?“ frage Fritz.

„Natürlich!“

„Wo mag sie sich befinden?“

„Das ist nicht schwer zu sagen. In der Decke natürlich nicht.“

„Richtig!“ lachte Fritz. „Also auf dem Fußboden?“

„Schwerlich! Es muß einen Gang hier geben. Dieser führt in der einzig möglichen Richtung, also geradeaus fort. Folglich kann die verborgene Tür sich nur in der Rückwand befinden, dem Loch gegenüber, durch welches wir hereingekommen sind.“

„So werden wir sie wohl auch finden.“

„Hoffentlich! Vorher aber wollen wir den Stein zurückschieben und den Keil ins Loch stecken. Verschließen wir das Loch, so können wir von draußen nicht beobachtet werden.“

Dies wurde getan. Es ließ sich ganz leicht ausführen. Dann untersuchten sie den Fußboden mit den Absätzen ihrer Stiefel und sogar auch mit den Händen.

„Der Boden ist wirklich massiv“, sagte Fritz. „Es gibt keine leere Stelle, und eine Falltür ist also nicht vorhanden. Nun aber die hintere Mauer.“

Er trat hinzu und begann zu klopfen.

„Halt!“ sagte da Müller rasch. „Nicht klopfen. Wir wissen ja gar nicht, was sich hinter dieser Mauer befindet.“

„Aber wie wollen wir entdecken, wo eine hohle Stelle ist, Herr Doktor?“

„Denke nur nach, lieber Fritz. Du hast hier Stein und überall Stein. Eine Türe im gewöhnlichen Sinn kann es also gar nicht geben. Ich vermute vielmehr, daß der Eingang, den wir suchen, geradeso in einem Loch besteht, wie das ist, durch welches wir hereingekrochen sind.“

„Hm! Ein Stein zum Zurückschieben und ein Keil dabei?“

„Vermutlich. Ein Keil mit einer Schnur daran, um sich seiner auch dann noch bemächtigen zu können, wenn er zurückgezogen ist. Suchen wir.“

„Also unten am Boden.“

„Und so ziemlich gewiß in der Mitte der Mauerbreite.“

Er leuchtete in der angedeuteten Richtung bis nahe an die Erde herab, und sofort rief Fritz:

„Sapperlot! Das nenne ich Scharfsinn!“

„Siehst du etwas?“

„Ja. Hier gibt es eine Schnur. Bitte, halten Sie das Licht näher heran.“

Müller tat dies und bemerkte nun allerdings die dünne Schnur, welche da befestigt war.

„Siehst du!“ sagte er erfreut. „Das ist der Keil. Und hier dieser Mauerstein bildet die Tür. Er geht jedenfalls auch auf einer Rolle wie der andere Eingang. Versuchen wir, ob sich beides bewegen läßt.“

Der Versuch gelang. Sie standen jetzt vor einer Öffnung, welche fast genau derjenigen glich, durch welche sie gekommen waren.

„Kriechen wir hindurch?“ fragte Fritz.

„Natürlich! Doch will ich vorher die Laterne verbergen. Man weiß ja nicht, ob es da drüben offene Augen gibt.“

Er verschloß das Laternchen, dessen Licht jedoch fortbrannte und kroch voran. Fritz folgte ihm. Drüben fühlten beide, daß sie sich in einem schmalen Gang befanden.

„Wohin wird er führen?“ flüsterte Fritz.

„Wir müssen es zu erfahren suchen. Dazu brauchen wir die Laterne, müssen aber erst wissen, ob ich das Licht zeigen darf. Horchen wir einmal.“

Erst nachdem sie sich einige Minuten ganz lautlos verhalten und trotzdem nicht Beunruhigendes gehört hatten, zog Müller die Laterne hervor und ließ das Licht derselben vor sich hinfallen.

„Man sieht kein Ende“, sagte Fritz im leisesten Ton.

„Der Gang führt geradeaus. Folgen wir ihm; aber ganz leise. Und vorher machen wir hier dieses Loch zu.“

Der Stein wurde zurückgeschoben und dann schritten sie vorwärts, aber so leise, daß kaum sie selbst das Geräusch vernahmen, welches sie verursachten. Nach einiger Zeit bemerkten sie rechts eine Türe, welche aus starkem, hartem Holz gefertigt war, dann zur linken Hand eine zweite, später eine dritte und vierte. Diese Türen waren mit Eisen beschlagen und mit sehr festen Schlössern versehen.

„Was mag dahinter stecken?“ flüsterte Fritz.

„Das interessiert mich auch. Wir müssen es erfahren, wenn auch nicht sogleich heut. Für jetzt ist mir die Hauptsache, zu sehen, wo dieser Gang mündet.“

Sie setzten ihren Weg fort. Dabei gebrauchte aber Müller die Vorsicht, nur zuweilen einen blitzartigen Lichtstrahl vor sich hin zu werfen. Er mußte ja immer den Fall annehmen, daß sich vor ihnen Menschen befinden könnten.

So waren sie eine ganz beträchtliche Strecke vorwärts gekommen, als Müller plötzlich stehen blieb, und nach rückwärts greifend, Fritz' Hand erfaßte.

„Pst!“ wisperte er. „Was ist das?“

Sie waren abermals an einer Tür angelangt. Diese war nicht verschlossen, sondern geöffnet und angelehnt. Müller steckte schnell die Laterne in die Tasche und zog die Tür ein wenig zurück. Er erblickte nichts; es befand sich tiefes Dunkel vor ihm. Er öffnete die Tür noch etwas weiter und trat ein. Fritz folgte ihm auf dem Fuß.

„Still!“ flüsterte Müller und lauschte.

Wieder verging eine Weile, dann bemerkte Fritz:

„Da hinten links wird gesprochen.“

„Ja. Ich höre es auch.“

„Ob das ein Zimmer ist oder wieder ein Gang?“

„Ein Gang wohl nicht; ich fühle keine Seitenwände. Aber doch. Nein, das ist keine Mauer, das sind Kisten, welche übereinander stehen.“

„Hier rechts bei mir auch.“

„Wagen wir es einmal.“

Er zog die Laterne hervor und ließ einen schnellen Schein vor sich hinfallen.

„Hast du gesehen?“ fragte er.

„Ja. Es muß ein großes Gewölbe sein. Kisten stehen bis zur Decke empor. Der Gang führt gerade zwischen ihnen hindurch.“

„Ja. Und dann scheint er sich nach links zu biegen, nach der Richtung, in welcher gesprochen wird.“

„Wollen wir es wagen, Herr Doktor?“

„Ja. Komm.“

Die aufeinander geschichteten Kisten bildeten einen Gang, den die beiden verfolgten. Dieser Gang bog plötzlich links ab. Und als sie dort anlangten, gewahrten sie, ziemlich weit entfernt von sich, eine erleuchtete Stelle.

„Auch das wird gewagt“, entschied Müller. „Ich muß wissen, was hier getrieben wird.“

Sie schritten leise, leise weiter. Sie näherten sich der hellen Stelle mehr und mehr, und nun drangen auch die Stimmen immer deutlicher an ihr Ohr. Noch konnten sie keinen Menschen sehen, aber Müller raunte doch seinem Gefährten zu:

„Der alte Kapitän und Graf Rallion, der Vater. Ich erkenne sie an ihren Stimmen. Bleib hier stehen.“

„Um Gottes willen! Wollen Sie allein vorwärts?“

„Ja. Es gibt keine Gefahr. Sollte ich aber rufen, so kommst du sofort nach.“

Er setzte den Weg Schritt um Schritt fort, bis er bemerkte, daß sich zwischen dem Kistenlager ein Viereck öffnete. Dort saßen auf einer Truhe die beiden Genannten. Auf einem Brett vor ihnen stand Wein und die brennende Laterne. Sie rauchten Zigarren und unterhielten sich in ziemlich lautem Ton. Sie ahnten ja gar nicht, daß sie sich nicht allein befanden. Sie hätten das gar nicht für möglich gehalten. Müller hörte, daß der Graf sagte: