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Sie war im Begriff, ihre Stola zu holen, die sie weggelegt hatte, bevor sie sich um Sue Phillips kümmerte, als sie hörte, wie die äußere Tür zugezogen wurde. Stanley Dixon stand davor und hatte die Hände hinter dem Rücken. Das Schloß klickte leise zu.

»He, Marsha«, sagte Lyle Dumaire. »Warum so eilig?«

Marsha kannte Lyle seit ihrer Kindheit, aber nun hatte alles ein ganz anderes Gesicht bekommen. Dies war ein Fremder mit den Allüren eines betrunkenen Rowdys. »Ich gehe nach Hause«, erwiderte sie.

»Ach was...« Er stolzierte großspurig auf sie zu. »Sei kein Spielverderber und trink noch was.«

»Nein, danke.«

Als hätte er nicht gehört, bohrte er weiter. »Du bist doch kein Spielverderber, Kleines, oder?«

»Es bleibt natürlich unter uns«, sagte Stanley Dixon. Er hatte eine dumpfe nasale Stimme mit einem tückischen Unterton. »Ein paar von uns haben schon ihren Spaß gehabt. Und das hat uns Appetit gemacht.« Die zwei anderen, deren Namen sie nicht kannte, grinsten.

»Euer Spaß interessiert mich nicht«, antwortete sie scharf, war sich aber bewußt, daß dicht unter der Oberfläche die Angst lauerte. Sie ging auf die Tür zu, aber Dixon schüttelte den Kopf. »Bitte, bitte, laßt mich gehen.«

»Hör zu, Marsha«, kollerte Lyle, »wir wissen, daß du scharf drauf bist.« Er kicherte dreckig. »Alle Mädchen sind scharf drauf. Wenn sie nein sagen, meinen sie's gar nicht so. In Wirklichkeit wollen sie sagen: »Kommt und holt's euch.<« Er wandte sich an die anderen. »Stimmt's Kumpel?«

Der dritte Junge sang leise vor sich hin: »That's the way it is. You gotta get in there and get it.«

Alle vier kamen auf sie zu.

Sie wirbelte herum. »Ich warne euch: wenn ihr mich anfaßt, schrei' ich.«

»Das wär' ein Jammer«, murmelte Stanley Dixon. »Du könntest den ganzen Spaß verpassen.« Plötzlich, ohne daß er sich zu bewegen schien, war er hinter ihr, preßte ihr eine große verschwitzte Hand auf den Mund und drückte ihr mit der anderen die Arme gegen den Körper. Sein Kopf lag dicht an ihrem, sein Atem roch Übelkeit erregend nach Whisky.

Sie wehrte sich heftig und versuchte ihn in die Hand zu beißen, aber ohne Erfolg.

»Sei vernünftig, Marsha«, sagte Dyle und verzog sein Gesicht zu einem süßlichen Grinsen. »Du kriegst's auf jeden Fall verpaßt, also solltest du ebensogut deinen Spaß dran haben wie wir. Wenn Stan dich losläßt, versprichst du dann, keinen Lärm zu schlagen?«

Sie schüttelte wild den Kopf.

Einer von den Jungen packte ihren Arm. »Los, komm schon, Marsha. Lyle sagte, du bist kein Spielverderber. Warum beweist du's uns dann nicht?«

Nun kämpfte sie verzweifelt, aber es war vergebens. Lyle ergriff ihren anderen Arm, und mit vereinter Kraft zerrten sie das Mädchen auf das Schlafzimmer zu.

»Verdammt!« knurrte Dixon. »Einer von euch muß sie an den Beinen nehmen.« Der vierte Junge griff nach ihren Füßen und hob sie hoch. Sie versuchte nach ihm zu treten, erreichte damit aber nur, daß ihre Pumps zu Boden plumpsten. Mit einem Gefühl von Unwirklichkeit spürte Marsha, wie sie durch die Tür geschleppt wurde.

»Ich frag' dich zum letzten Male«, sagte Lyle drohend. Die Tünche guter Laune war inzwischen abgeblättert. »Machst du freiwillig mit oder nicht?«

Marshas einzige Antwort bestand in einem wütenden Aufbäumen.

»Zieht sie aus«, sagte jemand, und eine andere Stimme - die des Jungen, der sie an den Beinen hielt - murmelte unschlüssig: »Sollten wir's nicht lieber sein lassen?«

»Keine Bange.« Das war Lyle Dumaire. »Uns passiert schon nichts. Ihr alter Herr hurt in Rom herum.«

In dem Raum standen Doppelbetten. Trotz heftiger Gegenwehr wurde Marsha auf das zunächststehende Bett gedrückt. Einen Moment später lag sie quer darauf, und unerbittliche Hände bogen ihren Kopf brutal zurück, bis sie nur noch die Zimmerdecke sehen konnte, deren einstmals weißer Anstrich grau geworden und in der Mitte, über der Lampe, mit einem Stuckornament verziert war. Im Lampenschirm hatte sich Staub angesammelt, und daneben befand sich ein gelber Wasserfleck.

Mit einem Male ging die Deckenbeleuchtung aus, aber der Raum wurde noch immer schwach erhellt vom Schein einer anderen Lampe, die man angelassen hatte. Dixon hatte seinen Griff geändert. Er hockte auf der Bettkante, neben ihrem Kopf, aber die eiserne Klammer um ihren Körper und über ihrem Mund hielt so fest wie zuvor. Sie spürte andere Hände auf ihrem Leib, und Hysterie erfaßte sie. Sie krümmte sich und versuchte zu treten, konnte aber die Beine nicht bewegen. Sie versuchte sich auf den Bauch zu rollen und hörte, wie ihr Balenciagakleid zerriß.

»Ich bin der erste«, sagte Stanley Dixon. Er atmete schwer. »Einer von euch muß rüberkommen und mich hier ablösen.«

Schritte kamen leise auf dem Läufer um das Bett herum. Ihre Beine wurden noch immer fest heruntergedrückt, aber Dixons Hand auf ihrem Gesicht bewegte sich, und eine andere schob sich an ihre Stelle. Das war eine günstige Gelegenheit. Als die neue Hand sich über ihren Mund legte, biß Marsha mit aller Kraft zu. Ihre Zähne gruben sich in Fleisch und stießen auf den Knochen.

Ein Schmerzensschrei gellte, und die Hand verschwand.

Marsha holte tief Luft und kreischte. Sie kreischte dreimal und schloß mit dem verzweifelten Ruf: »Hilfe! Bitte, zu Hilfe!«

Erst beim letzten Wort schlug ihr Stanley mit der Hand so derb auf den Mund, daß ihr fast die Sinne schwanden. »Du Blödian!« hörte sie ihn knurren. »Du verdammter Idiot!«

»Aber sie hat mich gebissen!« Der Junge wimmerte vor Schmerz. »Die Schlampe hat mich in die Hand gebissen!«

Dixon sagte wütend: »Was hast du erwartet? Daß sie dir die Hand küßt? Jetzt kriegen wir das ganze gottverdammte Hotel auf den Hals!«

»Los, hauen wir ab!« drängte Lyle Dumaire.

»Haltet den Rand!« kommandierte Dixon. Die vier Jungen lauschten stumm.

»Es rührt sich nichts«, flüsterte Dixon. »Ich schätze, keiner hat was gehört!«

Nun war alles aus, dachte Marsha trostlos. Tränen trübten ihr die Sicht. Alle ihre Kraft verließ sie. Sie war nicht mehr imstande, weiterzukämpfen.

Jemand klopfte an die äußere Tür. Drei energische kurze Schläge.

»Verdammt!« flüsterte einer von den Jungen. »Man hat uns doch gehört.« Er fügte mit einem Ächzen hinzu: »O Gott -meine Hand!«

»Was machen wir jetzt?« fragte ein anderer nervös.

Das Klopfen wurde wiederholt, diesmal noch energischer.

Nach einer Pause rief eine Stimme von draußen: »Öffnen Sie bitte die Tür. Ich habe jemanden um Hilfe rufen hören.« Der Mann sprach mit einem weichen südlichen Akzent.

Lyle Dumaire wisperte: »Es ist nur einer, und er ist allein. Vielleicht können wir ihn abwimmeln.«

»Gute Idee! Ich gehe«, flüsterte Dixon. Er fügte leise hinzu: »Haltet sie ja fest. Sie darf keinen Mucks von sich geben.«

Eine andere Hand legte sich über Marshas Mund, und ein anderer Arm umklammerte ihren Leib.

Ein Schloß klickte; eine Tür öffnete sich quietschend. »Oh!« sagte Stanley Dixon, als wäre er überrascht.

»Verzeihen Sie, Sir. Ich bin ein Angestellter des Hotels.«

Das war die Stimme, die sie einen Moment früher gehört hatten. »Ich kam zufällig vorbei und hörte jemanden schreien.«

»Kamen zufällig vorbei, eh?« wiederholte Dixon in seltsam feindseligem Ton. Dann, als hielte er es für besser, die Form zu wahren, fügte er freundlicher hinzu: »Na, jedenfalls vielen Dank. Das war bloß meine Frau. Sie hat sich vor mir schlafen gelegt und hat schlecht geträumt. Aber sie ist wieder ganz in Ordnung.«

»Nun...« Der andere schien zu zögern. »Wenn Sie sicher sind, daß es sonst nichts war.«

»Natürlich. Hat gar nichts zu bedeuten. Es ist nur eins von den Dingen, die dann und wann mal passieren.« Er wirkte überzeugend und war Herr der Lage. Marsha wußte, daß sich die Tür gleich wieder schließen würde.