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»Ich hab' gehört, Sie hätten mich gesucht«, sagte Ogilvie sachlich und unbekümmert.

Peter verspürte wieder etwas von seinem vorigen Ärger. »Allerdings. Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt?«

»Hab' nur meine Pflicht getan, Mr. McDermott.« Für einen so umfangreichen Mann hatte Ogilvie eine überraschend hohe Stimme. »Falls Sie's wissen wollen, ich war drüben im Präsidium, um einen Diebstahl zu melden. Hier wurde heute aus dem Gepäckraum ein Koffer gestohlen.«

»Polizeipräsidium! In welchem Zimmer war die Pokerpartie?«

Die Schweinsäuglein funkelten gehässig. »Wenn Sie's so auffassen, können Sie ja ein paar Erkundigungen einziehen. Oder mit Mr. Trent sprechen.«

Peter nickte resigniert. Er wußte, daß es reine Zeitverschwendung wäre. Das Alibi war zweifellos gut untermauert, und Ogilvies Freunde im Präsidium würden ihn decken. Außerdem würde Warren Trent Ogilvie, der ebenso lange zum St. Gregory gehörte wie der Hotelbesitzer selbst, niemals zur Rechenschaft ziehen. Es gab Leute, die behaupteten, daß Ogilvie ein oder zwei dunkle Geheimnisse kannte und Warren Trent in der Hand hatte. Was auch immer der Grund sein mochte, Ogilvies Position war unangreifbar.

»Nun, Sie haben zufällig ein paar unangenehme Zwischenfälle verpaßt. Aber sie haben sich inzwischen erledigt.« Vielleicht war es am Ende ganz gut, daß Ogilvie nicht erreichbar gewesen war, dachte Peter. Die Affäre Albert Wells hätte er zweifellos nicht so mustergültig gelöst wie Christine, noch hätte er die Affäre Marsha Preyscott mit so viel Takt und Sympathie gehandhabt. Er beschloß, Ogilvie vorläufig zu vergessen, nickte kurz und begab sich zum Empfang.

Der Angestellte, mit dem er vorhin telefoniert hatte, stand hinter dem Empfangstisch. Peter entschied sich für eine versöhnliche Annäherungsmethode. Er sagte freundlich: »Schönen Dank für Ihre Hilfe vorhin. Wir haben Mr. Wells in der 1410 sehr gut untergebracht. Dr. Aarons kümmert sich um ihn und hat auch für eine Pflegerin gesorgt. Der Chefingenieur hat den Sauerstoff geliefert.«

Die gefrorene Miene des Mannes taute auf. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so schlimm um ihn steht.«

»Eine Weile stand's auf Messers Schneide, glaube ich. Deshalb möchte ich unbedingt herausbekommen, warum er umquartiert wurde.«

Der Empfangschef nickte weise. »Unter diesen Umständen werde ich natürlich Nachforschungen anstellen, Sir.«

»In der elften Etage gab's auch Ärger. Würden Sie mir bitte sagen, auf welchen Namen Nummer 1126-7 eingetragen ist?«

Der Angestellte ging seine Kartei durch und zog eine Karte heraus. »Mr. Stanley Dixon.«

»Dixon.« Das war einer von zwei Namen, die Aloysius Royce genannt hatte, nachdem sie Marsha Preyscott in der Nummer

555 untergebracht hatten.

»Er ist der Sohn des Autohändlers. Mr. Dixon senior kommt oft ins Hotel.«

»Danke.« Peter nickte. »Buchen Sie's lieber als Abmeldung und veranlassen Sie den Kassierer, die Rechnung mit der Post zu verschicken.« Ihm kam eine Idee. »Nein, schicken Sie mir die Rechnung morgen herauf, und ich schreibe einen Brief dazu. Die Schadenersatzforderung werden wir nachsenden, sobald die Kosten berechnet sind.«

»Sehr wohl, Mr. McDermott.« Die Veränderung in der Haltung des Angestellten war verblüffend. »Ich werde es dem Kassierer ausrichten. Die Suite ist also wieder frei?«

»Ja.« Peter hielt es für überflüssig, Marshas Anwesenheit in der Nummer 555 auszuposaunen. Vielleicht konnte sie am nächsten Morgen unbemerkt verschwinden. Dabei fiel ihm ein, daß er ihr versprochen hatte, in der Villa Preyscott anzurufen. Nach einem freundlichen »Gute Nacht« ging er quer durch die Halle auf einen Schreibtisch zu, an dem tagsüber einer der stellvertretenden Manager saß. Er entdeckte eine Eintragung mit dem Namen Mark Preyscott und einer Adresse im Parkdistrikt und bat um die Telefonnummer. Am anderen Ende der Leitung läutete es eine Weile, bevor sich eine verschlafene weibliche Stimme meldete. Er nannte seinen Namen und sagte: »Ich habe eine Nachricht von Miss Preyscott für Anna.«

Die Stimme, die unverkennbar tiefster Süden war, erwiderte: »Ich bin Anna. Wie geht's Miss Marsha?«

»Es geht ihr gut, aber ich soll Ihnen ausrichten, daß sie die Nacht über im Hotel bleibt.«

»Wer, sagten Sie, spricht dort?«

Peter erklärte es ihr geduldig und fügte hinzu: »Passen Sie auf, falls Sie sich vergewissern wollen, brauchen Sie bloß zurückzurufen. Es ist das St. Gregory. Und lassen Sie sich mit dem stellvertretenden Manager verbinden.«

Die Frau antwortete spürbar erleichtert: »Ja Sir, das werde ich tun.« Knapp eine Minute später waren sie wieder verbunden. »In Ordnung, Sir«, sagte sie. »Jetzt weiß ich, daß alles seine Richtigkeit hat. Wenn ihr Daddy nicht da ist, sorgen wir uns immer ein bißchen um Miss Marsha.«

Peter ertappte sich dabei, daß er wieder über Marsha Preyscott nachdachte. Er nahm sich vor, gleich morgen früh mit ihr zu sprechen, um herauszufinden, was sich vor dem Vergewaltigungsversuch in der Suite abgespielt hatte. Das wüste Durcheinander in den Räumen, beispielsweise, warf einige noch ungeklärte Fragen auf.

Er bemerkte, daß Herbie Chandler ihn von seinem Stehpult aus verstohlen beobachtete. Er ging hinüber und sagte barsch: »Wenn mich nicht alles täuscht, gab ich Ihnen den Auftrag, der Beschwerde in der elften Etage nachzugehen.«

Chandler machte eine Unschuldsmiene. »Aber ich war ja oben, Mr. Mac. Ich hab' gehorcht und mich umgesehen und nichts Verdächtiges bemerkt.«

Und genauso war es auch gewesen, dachte Herbie. Er hatte sich schließlich sehr unlustig und nervös in die elfte Etage begeben und mit großer Erleichterung festgestellt, daß jeglicher Lärm inzwischen verstummt war. Außerdem erfuhr er, als er in die Halle zurückkehrte, daß die beiden Callgirls das Hotel unentdeckt verlassen hatten.

»Sie können sich nicht sehr gründlich umgesehen haben.«

Herbie Chandler schüttelte eigensinnig den Kopf. »Alles, was ich sagen kann, ist, ich hab' getan, was Sie von mir verlangten, Mr. Mac. Sie haben gesagt, ich soll raufgehen, und ich bin raufgegangen, obwohl das gar nicht zu unserem Job gehört.«

»Na schön.« Obwohl er instinktiv spürte, daß der Chefportier mehr von der Sache wußte, als er zugeben wollte, beschloß Peter, das Thema nicht weiter zu verfolgen. »Ich werde einige Erkundigungen einziehen und mich vielleicht später noch mal mit Ihnen unterhalten.«

Während er die Halle wieder durchquerte und einen Lift betrat, fühlte er im Rücken die beobachtenden Blicke von Herbie Chandler und dem Hausdetektiv Ogilvie. Diesmal fuhr er nur eine Etage höher bis zum Zwischengeschoß.

Christine wartete in seinem Büro. Sie hatte die Schuhe abgestreift und kuschelte mit hochgezogenen Beinen in dem Sessel, auf dem sie schon anderthalb Stunden früher gesessen hatte. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Gedanken irgendwo in weiter Ferne. Sie rief sie zurück und blickte auf, als Peter hereinkam.

»Heiraten Sie bloß keinen Hotelmenschen«, sagte er. »Bei uns reißt die Arbeit nicht ab.«

»Schönen Dank für die Warnung. Sie kommt gerade zur rechten Zeit. Ich hab' nämlich eine Schwäche für den neuen Vize, für den, der wie Rock Hudson aussieht.« Sie streckte die Beine aus und angelte an ihren Schuhen. »Gab's noch mehr Ärger?«

Er fand Christines Anblick und Worte unendlich wohltuend. »Anderer Leute Ärger in der Hauptsache«, antwortete er mit einem Grinsen. »Ich erzähl's Ihnen unterwegs.«

»Und wohin gehen wir?«

»Weg aus dem Hotel - irgendwohin. Für heute haben wir beide genug.«

Christine überlegte. »Wir könnten ins Französische Viertel gehen. Dort sind noch eine Menge Lokale offen. Oder kommen Sie mit zu mir - meine Omeletts sind berühmt.«

Peter half ihr hoch, hielt ihr die Tür offen und knipste das Licht aus. »Ein Omelett ist genau das, worauf ich die ganze Zeit Lust hatte, ich wußte es bloß nicht.«