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Dabei fielen ihm die zwei lästigen Tage ein, die ihn noch vom Abschluß des Geschäfts trennten. Er bereute, daß er nicht auf einer prompten Entscheidung bestanden hatte; da er aber sein Wort gegeben hatte, blieb ihm nun nichts anderes übrig, als geduldig auszuharren. Er zweifelte nicht im mindesten an einer günstigen Antwort Warren Trents. Für Trent war es praktisch die einzige Chance.

Während des Frühstücks kam ein Anruf von Hank Lemnitzer, Curtis O'Keefes persönlichem Beauftragten an der Westküste. Dodo nahm den Anruf entgegen. Da O'Keefe sich jedoch ungefähr denken konnte, worum es sich handelte, verlegte er das Gespräch in seine eigene Suite, nicht ohne die Verbindungstür vorsorglich hinter sich zu schließen.

Das Thema, auf das er gewartet hatte, kam zur Sprache nach einem Routinebericht über verschiedene außerhalb des Hotelgeschäfts liegende finanzielle Interessen, die Lemnitzer für ihn wahrnahm.

»Dann ist da noch eine Sache, Mr. O'Keefe«, sagte der Kalifornier in seinem nasalen, schleppenden Tonfall, »ich meine die Sache mit Jenny LaMarsh, der Puppe... eh, der jungen Dame, die Ihnen damals im Beverly-Hills-Hotel so angenehm auffiel. Besinnen Sie sich noch auf sie?«

O'Keefe erinnerte sich ihrer sehr wohclass="underline" Jenny LaMarsh war eine eindrucksvolle langbeinige Brünette mit einer prächtigen Figur, einem kühl belustigten Lächeln und einem schlagfertigen, boshaften Witz. Ihm hatten nicht nur ihre offenkundigen weiblichen Qualitäten imponiert, sondern auch ihre Bildung. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte irgend jemand gesagt, daß sie in Vassar studiert hatte. Sie hatte eine Art Vertrag mit einem der kleineren Filmstudios.

»Ja, ich erinnere mich.«

»Ich hab' mich mit ihr unterhalten, Mr. O'Keefe - ein paarmal, und sie würde Sie gern auf einer Reise begleiten. Auch auf zweien.«

Die Frage, ob sich Miss LaMarsh über die Konsequenzen einer gemeinsamen Reise im klaren war, erübrigte sich. Hank Lemnitzer hatte sich bestimmt darum gekümmert. Curtis O'Keefe konnte nicht leugnen, daß die Aussicht ihn reizte. Der Umgang mit Jenny LaMarsh - ihre Gespräche, von anderen Dingen ganz zu schweigen - würde anregend sein. Ihr würde es gewiß nicht schwerfallen, sich bei den Leuten durchzusetzen, die sie zusammen kennenlernten. Und über so einfache Probleme wie die Wahl eines Fruchtsaftes würde sie sich nicht lange den Kopf zerbrechen.

Dennoch - und das überraschte ihn selbst - zögerte er.

»Bevor ich mich entscheide, muß ich die Gewähr haben, daß Miss Lashs Zukunft gesichert ist.«

Hank Lemnitzers Stimme dröhnte zuversichtlich quer durch den Kontinent. »Überlassen Sie das ruhig mir. Ich kümmere mich schon um Dodo genau wie bei den anderen.«

»Darum handelt es sich nicht«, sagte Curtis O'Keefe scharf. Trotz seiner Nützlichkeit mangelte es Lemnitzer gelegentlich an Zartgefühl.

»Worum handelt es sich denn, Mr. O'Keefe?«

»Ich möchte, daß Sie für Miss Lash etwas Besonderes ausfindig machen. Etwas wirklich Gutes. Und ich möchte darüber informiert werden, bevor sie von hier weggeht.«

Lemnitzer erwiderte zweifelnd: »Ich schätze, das ließe sich einrichten. Natürlich ist Dodo nicht gerade die gescheiteste -«

»Es darf nicht nur etwas x-beliebiges sein, verstehen Sie«, beharrte O'Keefe. »Und lassen Sie sich Zeit, wenn's sein muß.«

»Was ist mit Jenny LaMarsh?«

»Sie hat sonst nichts vor...?«

»Nein, ich glaube nicht?«, gab Lemnitzer widerwillig zu. Gleich darauf sagte er im alten forschen Ton: »Okay, Mr. O'Keefe, wird besorgt. Sie hören von mir.«

Als O'Keefe in den Salon der anderen Suite zurückkehrte, stellte Dodo gerade das gebrauchte Frühstücksgeschirr auf dem Servierwagen zusammen. »Laß das sein!« fauchte er gereizt. »Es sind genug Leute da, die für die Arbeit bezahlt werden.« -»Aber ich mach's doch gern, Curtie.« Sie wandte ihm ihre großen ausdrucksvollen Augen zu, und er sah, daß sie bestürzt und verletzt war. Dennoch gehorchte sie.

Er verstand seine schlechte Laune selbst nicht recht. »Ich mache einen Rundgang durchs Hotel«, erklärte er und beschloß, Dodo später - gewissermaßen als Entschädigung - zu einer Besichtigungstour durch die Stadt einzuladen. Soweit er sich erinnerte, konnte man auf einem plumpen alten Heckraddampfer, der »S. S. President«, durch den Hafen fahren. Im allgemeinen war das Schiff vollgepackt mit Touristen, aber gerade solche harmlosen Vergnügungen machten Dodo den meisten Spaß.

Als er bereits an der Tür stand, trieb es ihn, ihr davon zu erzählen Sie warf ihm begeistert die Arme um den Hals. »Es wird einfach himmlisch sein, Curtie! Ich steck' mir das Haar hoch, weil's auf dem Wasser immer so windig ist. Guck mal, so!«

Sie hob einen schlanken Arm von seiner Schulter, strich sich ihr lose herabhängendes aschblondes Haar aus dem Gesicht und raffte es im Nacken zu einem Ponyschweif zusammen. Ihr aufwärts gekehrtes Gesicht, ihre ungekünstelte Freude waren von so atemberaubender schlichter Schönheit, daß er nahe daran war, seine unmittelbaren Pläne zu ändern und zu bleiben. Statt dessen knurrte er nur, er würde bald zurück sein, und machte die Tür der Suite abrupt hinter sich zu.

Er fuhr im Lift bis zum Zwischengeschoß und ging von da aus über die Treppe in die Halle hinunter, wo er sich Dodo resolut aus dem Sinn schlug. Während er scheinbar zerstreut umherschlenderte, entgingen ihm weder die verstohlenen Blicke der Hotelangestellten noch der plötzliche Arbeitseifer, von dem sie bei seinem Auftauchen befallen wurden. Ohne sich von ihnen stören zu lassen, setzte er seine Betrachtungen fort und verglich dabei in Gedanken seine eigenen Schlüsse mit denen von Odgen Bailey. Seine gestern geäußerte Ansicht, daß das St. Gregory einer festen leitenden Hand bedurfte, wurde durch das, was er sah, bestätigt. Er teilte auch Baileys Standpunkt hinsichtlich des Ausbaus neuer Einnahmequellen.

So sagte ihm beispielsweise seine Erfahrung, daß die dicken Säulen in der Halle höchstwahrscheinlich nur Dekorationszwecken dienten. Traf das zu, dann wäre es die einfachste Sache von der Welt, sie teilweise auszuhöhlen und den auf diese Art gewonnenen Raum als Schaukasten an ortsansässige Geschäftsleute zu vermieten.

In der Passage unter der Halle, einem ausgesucht guten Platz, befand sich ein Blumenladen. Das Hotel bezog daraus vermutlich etwa dreihundert Dollar Miete im Monat. Eine moderne, phantasievoll ausgestattete Cocktaildiele - zum Beispiel in Gestalt eines Flußboots - würde an der gleichen Stelle gut an die fünfzehnhundert Dollar monatlich einbringen, und dem Blumenstand konnte man bequem einen anderen Platz zuweisen.

Bei der Rückkehr in die Halle entdeckte er noch mehr ungenutzten Raum. Wenn man die Fläche, die gegenwärtig dem Publikum zur Verfügung stand, energisch beschnitt, konnte man noch ein weiteres halbes Dutzend Verkaufsschalter -Fluggesellschaften, Leihwagen, Stadtrundfahrten, Schmuck, vielleicht auch einen Drugstore - gewinnbringend hineinzwängen. Natürlich würde sich damit auch der Charakter der Hotelhalle verändern; die Atmosphäre ungezwungenen Komforts würde verschwinden zusammen mit den grünen Gewächsen und den dicken weichen Teppichen. Aber heutzutage waren es die hellerleuchteten Hallen mit den Reklameschildern, wohin das Auge blickte, die dazu beitrugen, die Bilanz eines Hotels erfreulicher zu gestalten.

Noch ein Punkt: Ein Großteil der Sessel mußte entfernt werden. Wenn die Leute sich ausruhen wollten, sollten sie sich in eine der Bars oder eines der Restaurants setzen; dabei sprang für das Hotel mehr heraus.

Vor Jahren war ihm eine Lektion über kostenloses Herumsitzen erteilt worden, und er hatte sie sich zu Herzen genommen. Es war in seinem allerersten Hotel gewesen - einer schlecht gebauten, auf Fassade getrimmten, feuergefährlichen Spelunke in einer Kleinstadt des Südwestens. Das Hotel hatte nur einen Vorzug: ein Dutzend Münzklosetts, die von jedem Farmer oder Rancharbeiter hundert Meilen im Umkreis zu den verschiedensten Zeiten benutzt wurden. Zum großen Staunen des jungen O'Keefe flossen ihm aus dieser Quelle beträchtliche Einnahmen zu; sie erhöhten sich jedoch aus einem bestimmten Grunde nicht. Schuld daran war ein staatliches Gesetz, nach dem für die Benutzung von einer der zwölf Toiletten keine Gebühren erhoben werden durften, und die Angewohnheit der sparsamen Farmarbeiter, da Schlange zu stehen, wo es nichts kostete. O'Keefe löste das Problem, indem er den Trunkenbold der Stadt anheuerte. Für zwanzig Cent die Stunde und eine Flasche billigen Wein hielt der Mann Tag für Tag beharrlich die gebührenfreie Toilette besetzt, woraufhin die Einnahmen bei den elf anderen ruckartig in die Höhe schnellten.