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»Das wird nur geschehen, wenn Sie selbst darüber reden«, sagte Peter. »Von mir erfährt keiner etwas.«

Andre Lemieux sagte langsam: »Man 'at mir erzählt, daß Sie ein guter Mann sind und intelligent. Nun weiß ich selbst, daß das wahr ist.«

Peter tippte auf den Hefter in seiner Hand. »Ich werde Ihren Bericht lesen und Ihnen sagen, was ich davon halte.«

»Danke, Monsieur. Und ich werde neue Bratkörbe anfordern. Aus rostfreiem Stahl, 'eute abend sind sie 'ier und wenn ich jemandem den Kopf einschlagen muß.«

Peter lächelte.

»Monsieur, da ist noch etwas - nur so ein Gedanke.«

»Ja?«

Der junge Souschef zögerte. »Sie werden mich für - wie nennen Sie das - für anmaßend 'alten. Aber Sie und ich, Monsieur McDermott - wenn wir freie 'and 'ätten -, wir könnten aus dem St. Gregory ein Hotel fabuleux machen.«

Obwohl er laut herauslachte, mußte Peter McDermott auf dem ganzen Weg in sein Büro über Lemieux' Bemerkung nachdenken.

9

Eine Sekunde, nachdem sie an die Tür von Zimmer 1410 geklopft hatte, fragte sich Christine, warum sie hergekommen war. Ihr gestriger Besuch war nach den Ereignissen in der Nacht zuvor und Albert Wells' Kampf mit dem Tode nur natürlich gewesen. Aber nun befand er sich in guter Pflege und war, nach seiner Wiederherstellung, in seine Rolle als normaler Gast unter anderthalbtausend anderen Gästen zurückgeglitten. Daher, so sagte sich Christine, bestand eigentlich kein Anlaß für einen zweiten persönlichen Besuch.

Aber sie fühlte sich irgendwie zu dem kleinen ältlichen Mann hingezogen. War es vielleicht seiner väterlichen Güte wegen, und weil sie an ihm Charakterzüge ihres eigenen Vaters wahrnahm, mit dessen Verlust sie sich nie ganz abgefunden hatte, selbst nach fünf langen Jahren nicht. Aber nein! Die Beziehung zu ihrem Vater war geprägt durch ihr Vertrauen in seinen Schutz. Bei Albert Wells war es umgekehrt; sie empfand ihn als ihren Schützling, so wie sie ihn gestern gegen die Folgen zu verteidigen suchte, die seine Entscheidung für private Pflege haben mußte.

Oder vielleicht, dachte Christine, war sie einfach einsam und wollte ihre Enttäuschung darüber abreagieren, daß sie Peter heute abend nicht sehen würde, wie es ursprünglich geplant war. Und was das anlangte - war es wirklich nur Enttäuschung gewesen oder ein stärkeres Gefühl, als sie entdeckte, daß er statt dessen mit Marsha Preyscott dinieren würde?

Wenn sie sich nichts vormachen wollte, mußte Christine sich eingestehen, daß sie heute morgen sehr erbost gewesen war. Immerhin hoffte sie, ihren Ärger gut verborgen zu haben, obwohl sie sich einige bissige Bemerkungen nicht hatte verkneifen können. Es wäre ein großer Fehler gewesen, ihr Anrecht auf Peter zu zeigen oder die kleine katzenhafte Miss Marsha im Glauben zu bestärken, sie habe einen weiblichen Sieg errungen, auch wenn sie ihn tatsächlich errungen haben sollte.

Auf ihr Klopfen hin hatte sich nichts gerührt. Da sie wußte, daß die Pflegerin eigentlich im Dienst sein müßte, klopfte Christine noch einmal lauter. Diesmal hörte sie, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde und tappende Schritte.

Die Tür öffnete sich. Albert Wells war voll bekleidet, sah gut aus und hatte Farbe im Gesicht. Seine Miene erhellte sich, als er Christine erblickte. »Ich hatte gehofft, daß Sie kommen würden, Miss. Andernfalls hätte ich Sie aufgesucht.«

Sie sagte erstaunt: »Aber ich dachte...«

Der kleine vogelähnliche Mann schmunzelte. »Sie dachten, man würde mich am Bett festnageln; na, sie haben's sich anders überlegt. Ich fühle mich so wohl, daß ich Ihren Hoteldoktor veranlaßt habe, nach dem Spezialisten zu schicken - dem aus Illinois, Dr. Uxbridge. Das ist ein vernünftiger Bursche; er sagte, wenn Leute sich besser fühlen, dann geht es ihnen meistens auch besser. Folglich haben wir die Pflegerin nach Haus gejagt, und ich bin wieder mein eigener Herr.« Er strahlte. »Kommen Sie herein, Miss.«

Christines erste Reaktion war Erleichterung darüber, daß nun die erheblichen Kosten der privaten Pflege wegfielen. Sie vermutete, daß derselbe Gedanke Albert Wells' Entschluß mit beeinflußt hatte.

Als sie ihm ins Zimmer folgte, fragte er: »Haben Sie schon mal geklopft?«

Sie bejahte.

»Dachte mir, ich hätte was gehört. Aber ich war zu sehr in das da vertieft.« Er zeigte auf einen Tisch unweit des Fensters. Auf ihm lag ein großflächiges und kniffliges Zusammensetzspiel, das zu zwei Dritteln vollendet war. »Oder vielleicht glaubte ich auch, es sei Bailey«, fügte er hinzu.

»Wer ist Bailey?« fragte Christine neugierig.

Der alte Mann zwinkerte ihr zu. »Wenn Sie ein Weilchen bleiben, lernen Sie ihn kennen - entweder ihn oder Barnum.«

Verständnislos schüttelte sie den Kopf. Sie ging zum Fenster hinüber und beugte sich über das Puzzlespiel. Aus den bereits eingesetzten Teilchen ließ sich auf dem ersten Blick erkennen, daß es sich um eine Ansicht von New Orleans handelte - die Stadt bei Anbruch der Dunkelheit, aus der Vogelschau gesehen, vom schimmernden Band des Stromes durchflossen. Sie sagte: »Früher, als Kind, hab' ich mich auch damit beschäftigt. Mein Vater half mir dabei.«

»In den Augen mancher Leute ist das vielleicht nicht der passende Zeitvertreib für einen erwachsenen Mann«, meinte Albert Wells. »Ich mache mich meistens daran, wenn ich über irgendwas nachdenken möchte. Manchmal entdecke ich das Schlüsselteilchen und die Antwort auf mein Problem zur gleichen Zeit.«

»Das Schlüsselteilchen? Davon hab' ich noch nie gehört.«

»Es ist bloß so ein Einfall von mir, Miss. Ich schätze, es gibt immer einen Schlüssel - für dieses Spiel hier und für alle möglichen anderen Probleme. Manchmal bildet man sich ein, man hat ihn gefunden, aber das ist ein Irrtum. Wenn man ihn gefunden hat, sieht man plötzlich alles viel klarer, und alle Teile drumherum greifen ineinander.«

Es klopfte kräftig an der äußeren Tür. Albert Wells flüsterte: »Aha, Bailey!«

Als sich die Tür öffnete, nahm Christine überrascht einen uniformierten Hoteldiener wahr. Über seine Schulter hatte er eine Kollektion von Anzügen an Kleiderbügeln; vor sich her trug er einen gebügelten blauen Sergeanzug, der, seinem altmodischen Schnitt nach zu schließen, Albert Wells gehörte. Mit geübter Schnelligkeit hängte der Hausdiener den Anzug in einen Schrank und kehrte zur Tür zurück, wo der kleine Mann auf ihn wartete. Mit der linken Hand hielt der Diener die Anzüge über seiner Schulter fest; die rechte schnellte, mit geöffnetem Handteller, automatisch nach vorn.

»Sie haben Ihr Trinkgeld bereits bekommen«, sagte Albert Wells mit einem stillvergnügten Ausdruck in den Augen. »Als der Anzug heute morgen geholt wurde.«

»Aber nicht von mir, Sir.« Der Hoteldiener schüttelte energisch den Kopf.

»Nein, von Ihrem Freund. Das kommt aufs gleiche raus.«

Der Mann sagte stur: »Davon weiß ich nichts.«

»Meinen Sie damit, daß er Ihnen Ihren Anteil nicht gibt?«

Die ausgestreckte Hand senkte sich. »Ich verstehe nicht.«

»Ach, hören Sie auf damit!« Albert Wells grinste breit. »Sie sind Bailey. Das Trinkgeld hab' ich Barnum gegeben.«

Der Blick des Dieners flackerte unruhig zu Christine hinüber. Als er sie erkannte, glitt ein Anflug von Besorgnis über sein Gesicht. Dann grinste er schafsmäßig. »Ja, Sir.« Er ging hinaus und schloß die Tür hinter sich.

»Was, um alles in der Welt, hatte das zu bedeuten?«

»Kennen Sie den Barnum-und-Bailey-Trick denn nicht?« Christine schüttelte den Kopf.

»Die Sache ist ganz einfach, Miss. Hoteldiener arbeiten paarweise. Einer holt den Anzug ab, der andere bringt ihn zurück. Auf diese Art kassieren sie meistens zweimal. Danach legen sie die Trinkgelder zusammen und verteilen sie gleichmäßig unter sich.«