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»Ich weiß. Ich will damit bloß sagen, daß es überhaupt keine garantiert sichere Methode gibt. Instinkt kann ein ebenso guter Wegweiser sein wie sonst was.« Sie verstummte und fügte nach einer Weile hinzu: »Ich weiß genau, mit der Zeit könnte ich Sie dazu bringen, mich zu lieben.«

Es war grotesk, aber plötzlich überkam ihn ein Gefühl der Erregung. Der Gedanke war natürlich absurd; der überspannte Einfall eines romantischen, phantasievollen Mädchens. Er, der früher selbst das Opfer seiner romantischen Vorstellungen geworden war, mußte es von Rechts wegen wissen. Aber wußte er es denn wirklich? Hatte jede Situation ihren Vorgänger? War Marshas Antrag tatsächlich so phantastisch? Er war plötzlich und gegen jede Vernunft überzeugt davon, daß alles, was sie gesagt hatte, durchaus zutreffen konnte.

Er fragte sich, was der abwesende Mark Preyscott von dem Einfall seiner Tochter halten würde.

»Falls Sie an meinen Vater denken...«

»Woher wissen Sie das?« fragte er entgeistert.

»Weil ich Sie allmählich ganz gut kenne.«

Er atmete tief ein und hatte dabei das Empfinden, daß die Luft sehr dünn war. »Was ist mit Ihrem Vater?«

»Zuerst wird er vermutlich beunruhigt sein und sofort nach Hause fliegen. Das macht aber nichts.« Marsha lächelte. »Vernünftigen Argumenten ist er immer zugänglich, und ich weiß, ich könnte ihn überzeugen. Außerdem würde er Sie mögen. Ich kenne die Sorte Leute, die er am meisten bewundert, und Sie gehören dazu.«

»Na«, Peter schwankte zwischen Belustigung und Ernst, »das ist wenigstens ein Trost.«

»Da ist noch etwas. Mir wäre es egal, aber meinem Vater nicht. Sehen Sie, ich weiß - und mein Vater würde es auch merken -, daß Sie eines Tages ein ganz großer Hotelmann sein werden, vielleicht sogar mit einem eigenen Hotel. Nicht, daß ich so wild darauf bin. Ich möchte Sie, sonst nichts.« Sie hielt atemlos inne.

»Marsha«, sagte Peter sanft, »ich weiß... ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll.«

In der nun folgenden Pause konnte er spüren, wie Marshas Selbstvertrauen nachließ. Es war, als hätte sie ihre Zuversicht aus einer Kraftreserve gespeist, aber nun hatte sich die Reserve erschöft und damit auch ihr Mut. Mit dünner schüchterner Stimme sagte sie: »Sie halten mich für albern. Sagen Sie's lieber gleich, dann haben wir's hinter uns.«

»Ich denke nichts dergleichen«, versicherte er. »Wenn alle Menschen so ernsthaft und aufrichtig wären wie Sie...«

»Soll das heißen, daß Sie mir nicht böse sind?«

»Im Gegenteil, ich bin gerührt und überwältigt.«

»Dann sagen Sie nichts mehr!« Marsha sprang auf und streckte ihm beide Hände hin. Er nahm sie, und sie standen einander mit verschlungenen Fingern gegenüber. Marsha hatte offenbar die Fähigkeit, Zweifel abzuschütteln, auch wenn sie ihrer Sache nicht ganz sicher war. »Gehen Sie einfach weg, und denken Sie darüber nach!« beschwor sie ihn. »Denken Sie mit aller Macht! Besonders an mich.«

»Es wird mir schwerfallen, nicht an Sie zu denken«, erwiderte er, und es war ihm ernst damit.

Sie hob ihm ihr Gesicht zu einem Kuß entgegen, und er beugte sich über sie. Seine Absicht war, nur leicht ihre Wange zu streifen, aber sie preßte ihre Lippen auf seine, und als sie einander berührten, schlang sie beide Arme fest um seinen Hals. In seinem Kopf läutete irgendwo ganz schwach eine Alarmglocke. Ihr Körper schmiegte sich an ihn; der enge Kontakt wirkte elektrisierend; er berauschte ihn und raubte ihm den Atem. Ihr Parfüm stieg ihm in die Nase. Es war unmöglich, Marsha in diesem Moment für etwas anderes als eine Frau zu halten. Er spürte, wie sein Körper erwachte, seine Sinne verschwammen. Die Alarmglocke war verstummt. Aus weiter Ferne hörte er die Worte: Die kleine Miss Preyscott... es würde einem Mann Spaß machen... aufgefressen zu werden.

Energisch machte er sich los und ergriff sacht Marshas Hände. »Ich muß gehen.«

Marsha begleitete ihn bis auf die Terrasse. Er strich ihr zärtlich über das Haar. Sie flüsterte: »Peter, Liebling.«

Er stieg die Stufen zum Garten hinunter, ohne recht zu wissen, daß sie da waren.

14

Um halb elf Uhr nachts benutzte Ogilvie, der Hausdetektiv, einen der fürs Personal bestimmten Kellertunnel, um vom Hauptgebäude des St. Gregory aus in die angrenzende Hotelgarage zu gehen.

Er hatte den Tunnel statt des bequemeren Durchgangs im Erdgeschoß aus demselben Grund gewählt, aus dem er sich gerade für diesen Zeitpunkt entschieden hatte - um so wenig wie möglich aufzufallen. Um halb elf hatten Gäste, die den Abend auswärts verbringen wollten, ihren Wagen bereits abgeholt, und für ihre Rückkehr war es noch zu früh. Außerdem war um diese Stunde nicht mit Neuzugängen zu rechnen, wenigstens nicht mit solchen, die im eigenen Wagen kamen.

Ogilvies ursprünglicher Plan, mit dem Jaguar des Herzogs und der Herzogin von Croydon um ein Uhr - in über drei Stunden also - nach dem Norden aufzubrechen, hatte sich nicht geändert. Vor der Abfahrt jedoch hatte der fette Mann noch etwas Wichtiges zu erledigen, und dabei konnte er keine Zuschauer brauchen.

Die für seine Arbeit notwendigen Materialien trug er in einem Papierbeutel in der Hand. Hier handelte es sich um eine Unterlassungssünde der Herzogin, die sie trotz all ihrer Sorgfalt nicht bedacht hatte. Ogilvie war das Versäumnis von Anfang an aufgefallen; er zog es jedoch vor, seine Meinung für sich zu behalten.

Bei dem doppelten Unglück in der Montagnacht war ein Scheinwerfer des Jaguars in die Brüche gegangen. Durch den Verlust des Blechrings, der sich nun im Besitz der Polizei befand, hatte sich dazu noch das elektrische Kabel gelockert. Sollte der Wagen, wie beabsichtigt, bei Dunkelheit gefahren werden, mußte man den Schweinwerfer und das Kabel wenigstens notdürftig zusammenflicken. Es war jedoch viel zu gefährlich, den Wagen in eine Autowerkstatt zu bringen, und es kam ebensowenig in Betracht, den hoteleigenen Mechaniker mit der Ausbesserung zu betrauen.

Gestern hatte Ogilvie, auch zu einem Zeitpunkt, in dem sich in der Garage nichts tat, den Jaguar auf seinem versteckten Platz hinter dem Pfeiler inspiziert und entschieden, daß er die provisorische Reparatur selbst durchführen konnte, wenn es ihm gelang, sich die passenden Ersatzteile zu verschaffen.

Er erwog den Gedanken, einen neuen Scheinwerfer beim einzigen Jaguarhändler in New Orleans zu kaufen, und verwarf ihn, weil es zu riskant war. Obwohl die Polizei - soweit Ogilvie wußte - noch immer nicht über das Fabrikat des Wagens, den sie suchte, im Bilde war, würde sie in ein oder zwei Tagen, sowie die Glassplitter identifiziert waren, auf dem laufenden sein. Falls er jetzt einen Scheinwerfer für einen Jaguar kaufte und die Polizei Ermittlungen anstellte, würde man sich im Laden höchstwahrscheinlich an ihn erinnern und der Sache nachgehen. Folglich hatte er sich mit einem nordamerikanischen Standardmodell aus einem Selbstbedienungsladen für Autozubehör begnügt. Seinem Aussehen nach konnte es brauchbar sein. Nun wollte er es ausprobieren.

Der Kauf der Lampe war eine zusätzliche Belastung gewesen an einem Tag, der dem Hausdetektiv ohnehin ein Übermaß an Arbeit gebracht hatte und ein Gefühl von Befriedigung und zugleich ein bohrendes Unbehagen in ihm zurückließ. Außerdem war er erschöpft, ein schlechter Beginn für die lange Fahrt nach dem Norden, die ihm bevorstand. Er tröstete sich mit dem Gedanken an die fünfundzwanzigtausend Dollar, wovon er zehntausend, wie verabredet, heute nachmittag bei der Herzogin von Croydon abgeholt hatte. Es war eine verkrampfte, kalte Begegnung gewesen, die Herzogin wortkarg und förmlich, Ogilvie, den das nicht anfocht, hatte die gebündelten Geldscheine gierig in eine Aktentasche gestopft. Neben ihnen der Herzog, betrunken hin- und herschwankend, mit blutunterlaufenen Augen und von dem, was geschah, kaum etwas wahrnehmend.