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»Ich möchte gern wissen, was man uns jetzt antun will«, meinte Mrs. Schuster, die Radley wirklich ernst zu nehmen schien.

»Das würde ich Ihnen gern sagen, gnädige Frau«, gab Radley zur Antwort. »Wir wissen, dass diese Wesen Höhlen im Inneren des Mondes bewohnen, und dorthin werden wir vermutlich gebracht. Als sie bemerkten, dass uns das Rettungsteam fast erreicht hatte, griffen die Wesen wieder ein. Ich fürchte, dass wir jetzt so tief sind, dass uns niemand mehr finden kann.«

Jetzt ist es aber wirklich genug, dachte Pat. Dieser Verrückte bringt es noch fertig, dass meine Passagiere die Nerven verlieren. Aber was soll ich tun, dass er den Mund hält? Er erinnerte sich an den Handkantenschlag, durch den Hans Baldur so schnell ins Reich der Träume befördert worden war. Ohne es eigentlich zu wollen, sah er sich nach Harding um. Zu seiner Bestürzung nickte Harding zustimmend und stand auf. Nein!, sagte Pat — aber nur zu sich selbst. So hab ich's nicht gemeint. Lassen Sie doch den armen Irren in Ruhe — was für ein Mensch sind Sie eigentlich?

Dann seufzte er erleichtert. Harding versuchte nicht, sich Radley zu nähern. Er blieb einfach stehen und sah den Neuseeländer mit undurchdringlichem Gesicht an.

»Es ist an der Zeit, dass ich einen kleinen Beitrag leiste«, sagte er. »Von dem, was unser Freund Ihnen erzählt hat, stimmt wenigstens eine Kleinigkeit. Er ist beschattet worden — aber nicht von Untertassenwesen. Sondern von mir.

Für einen Amateur haben Sie sich großartig gehalten, Wilfried George Radley. Es war eine hübsche Jagd — von Christchurch nach Astrograd nach Clavius nach Tycho nach Ptolemäus nach Plato nach Port Roris — und hierher, bis zum Ende, wahrscheinlich in mehr als einer Hinsicht.«

Radley schien nicht im Geringsten berührt zu sein. Er neigte nur kurz den Kopf.

»Wie Sie erraten haben werden«, fuhr Harding fort, »bin ich Kriminalbeamter. Ich bearbeite vor allem Betrugssachen. Sehr interessante Tätigkeit, wenn ich auch nicht oft davon sprechen kann. Ich bin daher für diese Gelegenheit sehr dankbar.

Ich habe kein Interesse an Mr. Radleys seltsamen Meinungen. Ob sie zutreffen oder nicht, er ist auf jeden Fall ein sehr fähiger Buchhalter, der in Neuseeland gut verdiente. Allerdings war sein Gehalt nicht so groß, dass er damit eine Reise auf den Mond hätte finanzieren können.

Aber das war kein Problem — denn Mr. Radley war erster Buchhalter bei einem Kreditinstitut in Christchurch, müssen Sie wissen. Irgendwie gelang es ihm, sich eine Kreditkarte, Kategorie Qu, auszustellen. Damit ist es möglich, im ganzen Sonnensystem unbegrenzt umherzureisen, in Hotels zu wohnen, in Restaurants zu essen und Schecks bis zu fünfhundert Dollar einzulösen. Es gibt nur sehr wenige von diesen Karten, und sie werden bewacht, als bestünden sie aus Plutonium.

Selbstverständlich ist schon oft versucht worden, so ein Ding zu drehen. Ab und zu gehen Karten verloren, und entsprechende Elemente können sich ein paar schöne Tage gönnen, bevor sie erwischt werden. Aber nur ein paar Tage. Es gibt da schon ein paar Vorsichtsmaßnahmen, und bisher lag der Rekord einer unberechtigten Benutzung bei einer Woche.«

»Bei neun Tagen«, erklärte Radley unerwartet.

»Entschuldigung, Sie müssen es ja wissen. Neun Tage also. Aber Radley war bereits drei Wochen unterwegs, bevor wir ihn fanden. Er nahm seinen Jahresurlaub, flog nach Astrograd und von dort aus zum Mond, wobei er gewissermaßen Geschichte machte, denn er ist der erste — und hoffentlich auch der letzte Mensch, der die Erde auf Kredit verlassen konnte.

Wir möchten gern wissen, wie er das geschafft hat. Hoffentlich erzählen Sie mir alles, Radley, nur um meine Neugierde zu befriedigen. Unter den gegebenen Umständen werden Sie sich dieser Bitte gewiss nicht versagen.

Immerhin, wir wissen, warum Sie es getan haben — warum Sie eine gute Stellung aufgaben, obwohl Sie wussten, dass Sie im Gefängnis landen würden. Wir kamen natürlich sofort auf den Grund, als wir herausfanden, dass Sie sich auf dem Mond aufhielten.«

»Es tut mir außerordentlich leid«, erwiderte Radley nicht ohne Würde. »Die Firma hat mich immer gut behandelt. Aber ich verfolgte ja einen guten Zweck damit, und wenn ich die Beweise gefunden hätte …«

Aber in diesem Augenblick verloren alle außer Inspektor Harding jedes Interesse an Radley und an den Untertassen. Das Geräusch, auf das sie so lange gewartet hatten, ließ sich endlich vernehmen.

Lawrence' Sonde stieß gegen das Dach.

28

Ich habe das Gefühl, als wäre ich eine halbe Ewigkeit hier, dachte Maurice Spenser — aber immer noch steht die Sonne niedrig am westlichen Himmel, und bis zur Mittagszeit dauert es noch drei Tage. Wie lange noch werde ich auf diesem Berg sitzen, Captain Ansons Aufschneidereien anhören und das ferne Floß betrachten?

Auf diese Fragen gab es keine Antwort. Als der Caisson hinabgelassen wurde, schien die Rettungsaktion einem Erfolg sehr nahe zu sein. Aber jetzt war man wieder da, wo man angefangen hatte — und zu all diesem Unglück ließ sich aus der Fernsehübertragung keine Spannung mehr erzielen. Alles, was von jetzt ab geschah, würde tief im Meer verborgen oder hinter der Wand eines Iglus vor sich gehen. Lawrence lehnte es immer noch ab, eine Kamera auf dem Floß installieren zu lassen, und Spenser konnte es ihm nicht übelnehmen. Aber die Auriga konnte sich trotzdem nicht zurückziehen. Wenn alles gut ging, durfte man noch mit einer dramatischen Szene rechnen. Andernfalls gab es ein tragisches Ende. Früher oder später würden die Staubschlitten nach Port Roris zurückkehren — mit den Männern und Frauen der Selene oder ohne sie. Spenser wollte die Abfahrt der Karawane nicht versäumen, ob sie im Sonnenlicht stattfand oder unter den schwächeren Strahlen der Erde.

Sobald er die Selene wieder aufgespürt hatte, ließ Lawrence die Bohrungen von neuem beginnen. Auf dem Kontrollschirm konnte Spenser erkennen, wie das Sauerstoffzuleitungsrohr zum zweiten Mal in den Staub hinabgelassen wurde. Warum gab sich Lawrence damit ab, wenn er nicht einmal genau wusste, ob an Bord der Selene noch jemand am Leben war? Und wie wollte er sich vergewissern, da keine Funkverbindung mehr bestand?

Das war eine Frage, die sich Millionen Menschen stellten, als sie das Rohr in den Staub hinabsinken sahen. Nur an Bord der Selene fand niemand die Antwort — nicht einmal der Commodore.

Als sie das schwere Poltern auf dem Dach hörten, wussten sie sofort, dass es sich hier nicht um die dünne Sonde handelte. Eine Minute später begann sich ein Bohrer durch das Fiberglas zu fressen. Die Menschen an Bord der Selene kamen sich wie Verurteilte vor, denen ein Aufschub gewährt worden war.

Diesmal berührte der Bohrer das Hauptkabel nicht — obwohl das jetzt keine Rolle mehr spielte. Die Passagiere starrten wie hypnotisiert an die Decke, während das Geräusch lauter wurde und Glasstückchen herabzufallen begannen. Der Bohrkopf tauchte plötzlich auf, der Röhrenschaft drang zwanzig Zentimeter in die Kabine, und die Passagiere jubelten.

Und was nun?, fragte sich Pat. Wir können uns mit den Leuten auf dem Floß nicht verständigen. Woher soll ich wissen, wann ich den Bohrkopf abschrauben darf? Ich mache nicht noch einmal denselben Fehler …

Plötzlich vibrierte das Rohr unter dem »Dit-Dit-Dit-Dah«, das niemand auf der Selene Zeit seines Lebens vergessen würde. Pat reagierte sofort und morste das »V«, indem er mit einer Zange gegen das Rohr schlug.

Wieder kam ein Signal, aber diesmal viel langsamer. Nur mit Unwillen hatte man Morsen gelernt — in diesem Zeitalter hielten es die Piloten und Raumfahrttechniker für einen Anachronismus. Im ganzen Leben brauchte man es vielleicht nur einmal.

Aber das war eben der springende Punkt. Dann brauchte man es wirklich.

Dit-Dit-Dah, tönte das Rohr, Dah-Dit … Dit-Dit-Dit … Dah-Dit-Dah-Dit … Dit-Dah-Dit … Dit … Dit-Dah-Dah.

Dann wurde die Botschaft wiederholt — aber sowohl Pat als auch der Commodore hatten sie verstanden.